PROSERVATION: „Unsere Vision ist eine Welt, in der jede Verpackung ökologisch verträglich ist“

Beim Kauf größerer Haushaltsgeräte wie Kühlschränken oder Waschmaschinen (weiße Ware), aber auch anderer elektronischer Geräte oder zerbrechlichen Gütern fällt Endkonsumentinnen und Endkonsumenten vor allem eines in die Hände: Styropor. Jede Minute wird unter hohem Energieeinsatz in Europa eine LKW-Ladung des Kunststoff-basierten Polstermaterials hergestellt. Mit dem Ziel, eine nachhaltigere Verpackungslösung zu schaffen, hat sich 2022 unser neues Econeers-Funding PROSERVATION gegründet. Co-Gründer und Geschäftsführer Henning Tschunt verrät in unserem Interview mehr über das patentierte Material RECOU, die überzeugenden Eigenschaften von Getreidespelzen und die Motivation, die das junge Team jeden Tag antreibt.

Econeers: Hallo liebes PROSERVATION-Team, wir freuen uns, euch als erstes Econeers-Funding 2024 zu unserem Bloginterview begrüßen zu können. Darum gleich zu Beginn die obligatorische Frage: Mit welchem Neujahrsvorsatz seid ihr in dieses Jahr gestartet?

Henning Tschunt: Ein Vorsatz, den wir im Gründungsteam für dieses Jahr gefasst haben, ist der Versuch, noch präsenter und im Moment zu sein, um noch mehr authentische Flow- und Resonanzerlebnisse mit unseren Mitmenschen und unserer Umwelt zu schaffen. Wir möchten uns außerdem mehr Zeit nehmen, um unsere erreichten Meilensteine zu reflektieren und daraus zu lernen.

In einer Gegenwartsgesellschaft, die von Konflikten und Meinungsverschiedenheiten geprägt ist, möchten wir als Team aktiv dazu beitragen, die Werte einer offenen Gesellschaft zu bewahren und zu stärken. Unser Fokus liegt darauf, unsere eigenen Möglichkeiten zu nutzen, um Brücken zu bauen, Verständnis zu fördern und positive Veränderungen herbeizuführen.

Econeers:  Nun wollen wir etwas tiefere Einblicke in euer Unternehmen und die Crowdinvesting-Kampagne erhalten. Erzählt doch mal bitte, was genau macht PROSERVATION?

Henning Tschunt: PROSERVATION ist unser Ende 2022 gegründetes Bioökonomie-Startup aus Stuttgart, das sich auf die Entwicklung, Produktion und den Vertrieb von natürlichen, reststoffbasierten und individuell formbaren Verpackungslösungen spezialisiert hat. Vor dem Hintergrund der immer dringlicher werdenden Nachhaltigkeitsdebatte in Wirtschaft und Gesellschaft verlangen Verbraucher*innen, Unternehmen und Politik nach ökologisch verträglichen Alternativen zum Bestehenden. Unser aus Spelzen – ein in der Getreideverarbeitung anfallender und weitgehend ungenutzter Reststoff – bestehendes, neuartiges Produkt RECOU weist aufgrund seiner natürlichen Hohlräume gute isolierende und stoßdämpfende Eigenschaften auf und hat das Potenzial, herkömmliche Kunststoffpolster (z. B. Styropor) in vielen Anwendungsbereichen sinnvoll zu ersetzen. Mithilfe unseres eigens entwickelten organischen Bindemittels ist unser Material beliebig formbar und bleibt dabei zu Hause und industriell kompostierbar.

Econeers: Woher stammen die Getreidespelzen und was würde mit ihnen passieren, wenn ihr sie nicht verarbeiten würdet?

Henning Tschunt: Spelzen fallen beim Schälprozess der Spelzgetreide in regionalen (Schäl-)Mühlen an. Aktuell verarbeiten wir hauptsächlich Dinkelspelzen, da uns diese in Baden-Württemberg, einem der größten Dinkel-Anbaugebiete, regelrecht „in die Haustüre“ wachsen. Im Unterschied zu Weizen sind die Körner beim Dinkel fest mit der Spelzhülle, die sie vor Umwelteinflüssen schützt – verwachsen. Diese muss vor dem Mahlen zu Mehl in entsprechenden Entspelz- oder Schälanlagen entfernt werden. (Schäl-) Mühlen haben für die nährstofflosen Spelzen weiter keine wirtschaftliche Verwendung. Da Spelzen eine geringe Dichte, und somit ein hohes Volumen aufweisen, werden sie in großen Mühlbetrieben pelletiert und / oder als Einstreu verwendet. Insgesamt fallen in Deutschland etwa 125.000 Tonnen Dinkelspelzen pro Jahr an. Ein ganz kleiner Teil wird als Kissenfüllung genutzt, wofür die Spelzen zuvor gereinigt werden müssen. Die derzeit häufigste Verwertung geschieht über eine Einspeisung in Biogas- oder Verbrennungsanlagen. Allerdings können wir auch die Spelzen anderer Getreidesorten wie Reis, Hirse, Hafer oder Buchweizen zur Herstellung unseres Materials nutzen. Es gibt aktuell keine Verwendung für Spelzen, die sich nicht auch noch nach Verwendung als Verpackungsmaterial (=Prolongierung der Nutzungskaskade) ergibt. Aktuell kooperieren wir mit kleinen Mühlen in der Region, in denen täglich bereits bis zu einer Tonne Dinkel-Spelzen anfallen. Wir nutzen die natürlich gewachsenen Hohlräume der Spelzen für die Polsterwirkung unseres Materials und wandeln somit ungenutzte Reststoffe in hochwertige und ökologisch sinnvolle Verpackungslösungen um.

Econeers:  Nun gibt es am Markt bereits einige andere Unternehmen, die ebenfalls eine nachhaltigere Lösung zu Styropor oder ähnlichen Kunststoff-basierten Polstermaterialien entwickelt haben. Wodurch zeichnet sich PROSERVATION gegenüber diesem Wettbewerb aus?

Henning Tschunt: Unser Alleinstellungsmerkmal liegt einmal in den performanten Eigenschaften, die eine hohe Polsterwirkung bei geringem Gewicht und individueller Formbarkeit ermöglichen. Dadurch ist es im Vergleich zu anderen Materialien prädestiniert für die Anwendung als Schutzverpackung für schwere und fragile Güter. Zudem hat RECOU eine einmalige und überaus ansprechende Natur-Optik, weswegen Endkonsument*innen es direkt als Naturmaterial erkennen und intuitiv den richtigen Entsorgungsweg über die Biotonne erkennen. Individuelle Beschichtungen und Veredelungen sind möglich. Des Weiteren ist die Verwendung von Getreidespelzen als unbehandelter Hauptrohstoff für unsere Polsterverpackungen innovativ und mittlerweile auch durch ein europäisches Patent geschützt. Unser Material ist vollständig kompostierbar und steht nicht in Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion. Außerdem ist unser Herstellungsprozess im Vergleich zu anderen biogenen Lösungen deutlich leichter skalierbar.

Econeers: Ihr bietet sowohl Serienprodukte, wie die PROSERVATION-Schutzecken, als auch Individuallösungen für Kunden an. Wie können sich unsere Leser den Prozess für individuell angefertigte Lösungen vorstellen?

Henning Tschunt: Individuell angefertigte Lösungen beginnen mit einer engen Zusammenarbeit mit dem Kunden. Wir analysieren die spezifischen Anforderungen und Bedürfnisse, um in iterativen Abstimmungsschleifen maßgeschneiderte Verpackungslösungen zu entwickeln. Dies kann Anpassungen an Form, Größe und Material beinhalten, um den individuellen Anforderungen des Packguts und Verpackungsprozesses gerecht zu werden. Wir konstruieren und drucken die für die Produktion benötigten Negativformen selbst, weshalb wir schnelles und günstiges Prototyping durchführen und unsere Verpackungslösungen für Kleinserien schon jetzt wettbewerbsfähig anbieten können.

Econeers: Einer eurer ersten Partner, mit dem ihr eine kundenspezifische Lösung entwickelt, ist das Unternehmen Kärcher. Wie seid ihr aufeinander aufmerksam geworden und wie helfen euch die Erfahrungen mit Kärcher bei zukünftigen Projekten weiter?

Henning Tschunt: Die Zusammenarbeit mit Kärcher entstand durch die regionale Nähe und unsere guten Verbindungen über die Hochschule der Medien in Stuttgart, an der unsere Innovation entstand und an der auch Teile des KÄRCHER-Verpackungsteams ausgebildet wurden. Kärcher war von Anfang an sehr interessiert an unserer Lösung und hat uns über das letzte Jahr bei der Weiterentwicklung eng begleitet. Die zielgerichtete Zusammenarbeit ermöglicht uns wertvolle Einblicke in die Bedürfnisse und Abläufe großer Unternehmen und stärkt unser Bewusstsein für die richtigen Anpassungen bei der Materialentwicklung.

Econeers: Lässt sich euer Material mehrfach verwenden und wie läuft letztendlich die Entsorgung ab?

Henning Tschunt: Unser Material RECOU kann grundsätzlich mehrfach verwendet werden, was seine Nachhaltigkeit weiter unterstreicht. Wenn entsprechende Rückführungssysteme etabliert sind, was unser mittelfristiges Ziel ist, können wir das Material unbegrenzt mit demselben Prozess immer wieder neu herstellen. Die finale Entsorgung, wenn das Material bei Endkonsument*innen landet, erfolgt möglichst ressourcenschonend (ggf. etwas zerbröselt) über die Biotonne, da es kompostierbar ist. Wir haben die Kompostierung in gängigen Kompostierungsanlagen erfolgreich getestet und bestätigen können. Hiervon war allerdings ohnehin auszugehen, denn alle Inhaltsstoffe sind in der Bioabfallverordnung (BioAbfV) zugelassen. Dadurch schließen wir den natürlichen Kreislauf und minimieren den ökologischen Fußabdruck.

Econeers: Derzeit fokussiert ihr euch mit eurem Material RECOU auf Anbieter sogenannter weißer und brauner Ware. Was versteht man darunter genau und gibt es perspektivisch noch weitere Anwendungsbereiche, dir ihr euch vorstellen könnt?

Henning Tschunt: Mit „weißer und brauner Ware“ werden Elektrogeräte (braun) und Haushaltsgroßgeräte wie Kühlschränke, Dunstabzugshauben oder Waschmaschinen (weiß) bezeichnet. Um die hierfür benötigten Mengen zuverlässig liefern zu können, wollen wir unsere Produktionskapazitäten deutlich ausweiten. Kurzfristig fokussieren wir uns auf die individuelle Entwicklung von Verpackungslösungen für fragile, hochwertige Güter mit eigenem Nachhaltigkeitsanspruch, die in Kleinserien versendet werden. Perspektivisch sehen wir jedoch auch Potenzial in weiteren Anwendungsbereichen wie der Automobilindustrie, der Intralogistik und anderen Branchen, die auf nachhaltige Verpackungslösungen umsteigen möchten oder müssen.

Econeers: Ein wichtiges Thema eurer Wachstumsstrategie ist die dezentrale Skalierung durch den Einsatz anderer regionaler Reststoffe. Wie soll das konkret funktionieren?

Henning Tschunt: Als Ausgangsstoff für unser Verpackungsmaterial eignen sich nicht nur die heimischen Dinkelspelzen, sondern z. B. auch jene von Reis, Hirse, Buchweizen oder Hafer. Unsere langfristige Vision ist daher, dass überall dort, wo geeignete Reststoffe anfallen und fragile Güter für den Transport geschützt werden müssen, Produktionsstandorte für unser Material entstehen. Hierfür möchten wir mit der bestehenden, verhältnismäßig dezentralen und im Polypol organisierten Verpackungs- und Agrarwirtschaft zusammenarbeiten, um synergetische Produktions- und Lizenzpartnerschaften aufzubauen. Dadurch minimieren wir Transportwege und unterstützen regionale Wirtschaftsentwicklung.

Econeers: Über Econeers möchtet ihr 500.000 Euro einsammeln. Wofür soll das Kapital eingesetzt werden?

Henning Tschunt: Mit den eingeworbenen Mitteln möchten wir den nächsten großen Schritt unserer Skalierung finanzieren. Konkret sollen die Vergrößerung und Automatisierung unserer Produktionsanlage, die Erweiterung des PROSERVATION-Teams und den Ausbau unserer Marketing- und Vertriebsaktivitäten finanziert werden. Durch die Inbetriebnahme unserer bereits konzipierten Demo-Industrieanlage können künftig viele unnötige und ressourcenintensive Verpackungen mit unserem reststoffbasierten Naturmaterial ersetzt werden. Damit legen wir den Grundstein für eine dezentrale Skalierung, um überall dort, wo geeignete Reststoffe anfallen und fragile Güter verpackt werden müssen, Produktionsstandorte für unser nachhaltiges Material zu etablieren.

Econeers: Bitte erzählt unseren Lesern zum Abschluss noch einmal, welche Mission ihr mit PROSERVATION verfolgt und warum man sich ein Investment in euch nicht entgehen lassen sollte.

Henning Tschunt: Unsere Vision ist eine Welt, in der jede Verpackung ökologisch verträglich ist. PROSERVATION verfolgt daher die Mission, ökologisch wie ökonomisch vernünftige Verpackungslösungen zu etablieren. Wir möchten Möglichkeiten zur Veränderung aufzeigen und den Schutz von Packgütern mit dem Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen verbinden. Ein Investment in PROSERVATION bedeutet:

…sich selbst attraktive Investment-Konditionen für eine vielversprechende Weltneuheit aus Baden-Württemberg zu sichern.

…ein leidenschaftliches und vordenkerisches Team mit einem zukunftsweisenden und patentierten Produkt zum richtigen Zeitpunkt bei der Skalierung ihres einzigartigen Herstellungsprozesses zu unterstützen.

…vielen Herstellern und Händlern von fragilen Produkten zu ermöglichen, dass große Mengen unsinniger Kunststoffverpackungen durch eine reststoffbasierte, natürliche und kompostierfähige Lösung ersetzt werden.

…für frischen Wind in der eingestaubten Verpackungsindustrie zu sorgen und den regulatorischen Verschärfungen im Verpackungsbereich mit einer biologischen Lösung zuvorzukommen.

…unzähligen Endverbraucher*innen einen echten WOW-Moment beim Unboxing-Erlebnis zu bereiten.

Econeers: Vielen Dank, dass ihr euch Zeit für unser Interview genommen habt. Ich wünsche euch ein erfolgreiches Funding!

Henning Tschunt: Der Dank liegt ganz auf unserer Seite. Wir freuen uns sehr über die gemeinsame Kampagne und blicken vorfreudig auf alles, was noch kommt!

Die OneCrowd Securities GmbH tritt als vertraglich gebundener Vermittler für Rechnung und unter Haftung gemäß § 3 (2) WpIG der Effecta GmbH, Florstadt, auf. 

Gesetzlicher Hinweis: Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Der in Aussicht gestellte Ertrag ist nicht gewährleistet und kann auch niedriger ausfallen.

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