So meistern Startups die Corona-Krise: Drei Gründer erzählen

Die Corona-Pandemie hat die Startup-Welt in Deutschland im vergangenen Jahr auf den Kopf gestellt. Mit einem Mal brachen Umsätze weg, gab es Probleme mit Zulieferern und den Finanzen. Trotzdem haben es viele junge Unternehmen geschafft, diese Herausforderung zu meistern. Drei Beispiele zeigen, wie Startups durch die Krise gekommen sind – und warum Kleinanleger weiterhin bereit sind, ihr Geld in junge, innovative Unternehmen zu stecken. 

Was braucht es, um als junges Unternehmen eine solch große Herausforderung wie die Corona-Pandemie meistern zu können? Nicole Klingen, Gründerin des Düsseldorfer Startups Kluba Medical, nennt drei Begriffe: Zusammenhalt, Solidarität und kreative Ideen. Die Unternehmerin kann sich noch gut an den ersten Lockdown erinnern. Im Frühjahr, als viele Läden schließen mussten, stand sie vor einem großen Problem. 

Kreative Ideen: Mit neuen Masken aus der Krise 

Ihre Produkte rund um die Babygesundheit vertrieb Nicole Klingen damals noch vor allem im Einzelhandel. Von einem auf den anderen Tag war das nicht mehr möglich. Doch davon ließ sich die Unternehmerin nicht unterkriegen. Klingen konzentrierte sich auf das Online-Geschäft. „Den Ausfall im Einzelhandel konnten wir dadurch ein Stück weit auffangen”, sagt sie. Und die Unternehmerin wurde auch kreativ. Der Mund-Nasen-Schutz  war zu diesem Zeitpunkt Mangelware, also entschied sich Klingen, Masken für Kinder und Erwachsene ins Sortiment aufzunehmen. „Wir haben uns mit kleinen Nähereien, die aufgrund der Corona-Krise schließen mussten, zusammengetan”, erklärt sie. 

„Corona verändert unser Business so stark wie nichts zuvor”

Corona war auch für Marcus Fitzgerald im vergangenen Jahr ein großes Thema. Als er die ersten Nachrichten aus China las, dachte er noch, dass das Ganze nicht besonders schlimm werden würde. Doch der CEO von gigmit wurde schnell eines Besseren belehrt. Mit seiner Matchmaking-Plattform für Musiker und Veranstalter vereinfacht gigmit das Künstlerbooking. Ein erfolgreiches Geschäftsmodell, mit dem das junge Berliner Unternehmen vor knapp zwei Jahren bereits mehr als 450 Seedmatch-Investoren von sich überzeugen konnte. „Nach dieser Kampagne lief es richtig gut für uns, aber als dann plötzlich alle Veranstaltungen verboten wurden und ich mich zu Hause auf meiner Couch wiedergefunden habe, war klar: Corona wird unser Business so massiv beeinflussen wie nichts anderes zuvor”, erklärt Marcus Fitzgerald. 

Wie sollte das Unternehmen damit zurechtkommen? Wie diese Krise meistern? Das hat uns Marcus Fitzgerald im OneCrowd Podcast „Startklar“ erzählt. Das gigmit-Team war sich schnell einig: Die Corona-Pandemie wollten sie als Chance wahrnehmen, nicht als Problem. Schon in den ersten Wochen des Lockdowns begannen sie, Kooperationen mit Anbietern digitaler Events zu schmieden. Mit Erfolg: Mit ihrem erweiterten Geschäftsmodell gelang es gigmit, gestärkt aus der Krise hervorzugehen und im Pandemie-Jahr sogar die Nutzerzahlen sowie den Umsatz deutlich zu steigern.

Jetzt die dritte Folge von Startklar – der OneCrowd Podcast – anhören.

Hype in der Pandemie: Nachfrage nach Gesundheitsprodukten steigt 

Doch gut durch die Krise kamen nicht nur Unternehmen, die ihr Geschäftsmodell an die aktuellen Bedingungen anpassten. So manch ein Startup wuchs in den vergangenen Monaten sogar über sich hinaus. Direkt aus dem Homeoffice meldet sich Nicolas Martin, einer der Gründer des Berliner Unternehmens Primal State. Das Jahr 2020 fasst er in einem Satz zusammen: „Wir konnten in den vergangenen Monaten acht neue Mitarbeiter einstellen und fünf neue Produkte entwickeln.” Wachstum in Krisenzeiten? Für Primal State war das aus zwei Gründen möglich. 

Von Anfang an setzte das Startup beim Vertrieb seiner funktionellen Lebensmittel auf den Onlinehandel. Der lief trotz Lockdown kräftig weiter. Weil aber auch immer mehr Menschen auf ihre Gesundheit achteten, waren plötzlich die Produkte des Startups noch stärker gefragt. „Natürlich hat uns die Corona-Pandemie privat extrem beschäftigt. Für unser Unternehmen hatte sie aber auch positive Aspekte”, erklärt Nicolas Martin und verkündet noch eine gute Nachricht: „Wir erreichten 2020 insgesamt 50 Prozent Umsatzwachstum.” 

Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten: Crowd-Investoren zögern nicht 

Für Primal State ging es auch deshalb aufwärts, weil das Startup im März über ein Crowdinvesting auf Seedmatch 600.000 Euro einsammeln konnte. Trotz der vielen Unsicherheiten, die Corona mit sich brachte, waren die Anleger 2020 weiterhin  bereit, in junge Unternehmen zu investieren. Über Monate hinweg hat die OneCrowd die Nutzer ihrer Crowdinvesting-Plattformen Seedmatch, Econeers und Mezzany befragt, um herauszufinden, wie sich die Pandemie auf das Investitionsverhalten auswirkt. Fast 200 Menschen nahmen daran teil. Das Ergebnis: Nur wenige Investoren zögerten. Etwa 86 Prozent antworteten, dass die Krise sie mäßig bis gar nicht beim Investieren beeinflusst. 

 

„Dass die Anleger weiterhin in Startups investieren, ist ein gutes Zeichen für junge Unternehmen, die sich weiterentwickeln wollen und dafür das Kapital der Crowd benötigen”, sagt OneCrowd-Geschäftsführer Johannes Ranscht und zieht eine positive Bilanz: „Es war trotz Corona-Pandemie ein gutes Jahr.” Insgesamt startete die OneCrowd in 2020 mehr als 20 neue Crowdinvesting-Kampagnen. Rund zwölf Millionen Euro kamen zusammen. 

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