intelligent fluids: „Unsere nachhaltigen Reiniger sind durch zahlreiche Patente geschützt”

Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt in der heutigen Zeit stetig an Bedeutung. Immer mehr Firmen reagieren auf den Klimawandel. In der Lebensmittelindustrie wächst das Angebot pflanzlicher Alternativen, große Logistikunternehmen setzen vermehrt Elektrofahrzeuge in ihrem Lieferbetrieb ein und allerorts sprießen Geschäftsmodelle aus dem Boden, die sich mit der Vermeidung von Plastik befassen. Bisher noch wenig beachtet wird hingegen der Schaden, den aggressive Reinigungsmittel verursachen. Während es für den privaten Haushalt schon sanfte Reiniger gibt, muss die Industrie noch auf ätzende Chemikalien zurückgreifen. Ein Leipziger Unternehmen will das ändern. Die Firma intelligent fluids entwickelt für große Produktionsfirmen Reinigungsprodukte, die nicht nur jeden Schmutz schnell entfernen. Die wasserbasierten Fluide schonen auch die Umwelt, weil sie aus harmlosen Inhaltsstoffen bestehen und biologisch abbaubar sind. Im Interview mit Seedmatch erzählt CEO Christian Römlein, wie mit Graffiti alles anfing, warum seine Fluide so einzigartig sind und was das alles mit weißen Turnschuhen zu tun hat. 

Seedmatch: Herr Römlein, jeder kennt es von zu Hause: Wer Schmutz entfernen will, greift zu Reinigungsmitteln. Doch oft enthalten diese Mittel bedenkliche Chemikalien. In Privathaushalten ist der Einsatz noch überschaubar, in der Industrie hingegen werden Tonnen von schädlichen Lösungsmitteln verwendet. Was sind die Folgen?

Christian Römlein: Es gibt viele negative Folgen. Insbesondere sollte man hier die schwerwiegenden Schäden für die Umwelt nennen, also Bodenbelastungen und Abwasserbelastungen. Werden die schädlichen Chemikalien in Gewässer abgeleitet, dann bedroht das auch die Tierwelt. Kommen Mitarbeiter in industriellen Produktionen mit den schädlichen Reinigungschemikalien in Berührung, gefährdet das ihre Gesundheit. Auch die Maschinen werden von ätzender Chemie angegriffen. Das beeinträchtigt ihre Lebensdauer. Und es hat auch Folgen für die gereinigten Materialien und Oberflächen, die durch die hohen Prozesstemperaturen geschädigt werden können.

Seedmatch: Sie haben eine Lösung für dieses Problem entwickelt: ein Reinigungsmittel für die Industrie, das ohne giftige Lösungsmittel auskommt und gleichzeitig effektiv ist. Das klingt einfach und logisch. Warum ist vor ihnen noch niemand auf diese Idee gekommen?

Christian Römlein: Weil sich die Aufgabenstellung vielleicht einfach anhört, aber doch äußerst schwierig praktisch zu lösen ist. Grüne Reiniger gibt es mittlerweile zuhauf im Einzelhandel. Deren Problem ist, dass sie nur im Haushalt einigermaßen gut angewendet werden können. Die Performance dieser Produkte ist jedoch bei weitem zu schwach, um auch im viel größeren industriellen Reinigungsmarkt eingesetzt zu werden.

Seedmatch: Sie sagen, ihre Fluide lösen den Schmutz nicht chemisch auf, sondern heben ihn physikalisch ab. Können Sie das Prinzip so erklären, dass es auch jemand versteht, der Chemie und Physik in der Schule abgewählt hat?

Christian Römlein: (lacht) Wissenschaftlich gesehen kombinieren wir zwei Naturgesetze gegeneinander. Enthropie (größtmögliche Verteilung) gegen Ostwald-Reifung (schnellstmögliche Agglomeration). Diese gegensätzlichen Prinzipien halten wir thermodynamisch stabil in Balance und erzielen dadurch bis zu 8.000 Bewegungen pro Sekunde, was final zu einem hoch effizienten und nachhaltigen physikalischen Abheben statt zu chemischem Auflösen von Schmutz, von Farbe, Lack, Klebstoff, Öl und Fett führt.

Seedmatch: Und nun bitte noch einmal für den Schüler, der Chemie und Physik nicht mag.

Christian Römlein: Die Naturgesetze können wir mit einem Kinderzimmer vergleichen: Immer wenn die Eltern nicht da sind, herrscht größtmögliches Chaos (=Enthropie). Kommen, die Eltern, muss aufgeräumt werden (=Ostwald-Reifung). Dieser Prozess wiederholt sich Tausende Mal, bis die Kinder ausziehen (dynamisch stabil). Oder, anders gesagt, durch die hohe Dynamik innerhalb der Fluide, die wie Wasser aussehen, können intelligent fluids mit einer Art Presslufthammer-Effekt in Schichten eindringen. Sie erzeugen ein „Mikroerdbeben“, wodurch sich Schichten nicht mehr am Untergrund halten können und damit physikalisch abgehoben werden. 

Seedmatch: Eine tolle Erfindung läuft natürlich immer auch Gefahr, von anderen kopiert zu werden. Haben Sie ihre intelligenten Fluide mit Patenten geschützt?

Christian Römlein: Ja, wir haben bereits sowohl Dachpatente in relevanten internationalen Märkten als auch sogenannte Anwendungspatente (insgesamt ca. 26) plus weitere in Anmeldung. Dies sorgt für einen guten Basisschutz. Unser einzigartiges Know-how und die Komplexität der Formulierung von „intelligent fluids“ sorgt jedoch fast für den noch besseren Kopierschutz. Wir kombinieren Ölphase, Wasserphase, Tensidphase und Aktivatoren zu einzigartigen anwendungsbezogenen Rezepturen. Dabei gibt es über 60 Milliarden Kombinationsmöglichkeiten. Da ist unsere mehrjährige Erfahrung, wie man daraus stabile Fluide designt, ein unschätzbarer Vorteil. 

Seedmatch: Mittlerweile haben Sie Reinigungsprodukte für nahezu jede Art von Schmutz entwickelt. Dabei hatten Sie sich anfangs komplett auf die Entfernung von Graffiti konzentriert. Wie kam es zu dieser Entwicklung?

Christian Römlein: Graffitientferner waren aus zwei Gründen ein guter Start für uns: Aufgrund der hohen technischen Herausforderung (Lack von Farbe entfernen) und aufgrund des Low-Hanging-Fruit-Marktes, da bereits Hausmeister eine Zielgruppe sind. Wir konnten dort schnell und nachhaltig zeigen, dass wir aus einer einzigartigen Technologie auch hervorragende Produkte machen können, die vom Markt nachgefragt werden. Wir haben dabei aber auch erkannt, dass die Technologie viel mehr kann. Neben Lack-, Farb- und Tintenentfernung eben auch Öl- und Fettentfernung, Klebstoff-Entfernung sowie Schmutzreinigung. Und dies vor allem im wesentlich größeren industriellen Umfeld. Demzufolge haben wir uns entschlossen, groß zu wachsen und nehmen uns nun Schritt für Schritt über Druckindustrie und instandhaltungsintensive Branchen bis hin zu Mikroelektronik und Öl&Gas-Industrie hochvolumige industrielle Reinigungsmärkte vor.

Seedmatch: Mit ihren Produkten wollen Sie vor allem die Industrie ansprechen. Wer kauft denn jetzt schon bei ihnen ein?

Christian Römlein: Wir haben namhafte Kunden und Vertriebspartner an Bord. Dazu zählen beispielsweise Heidelberger Druck, TKM, Philipps, Qualcomm, L-Foundry, Kerona (Würth-Gruppe), Stockmeier, Pro-Ferrum, Duratec, Epcos, AUO, Innolux, Europart, Tianma und BOE.

Seedmatch: Ihr Unternehmen konnte bereits erfolgreich Seed- und Early-Stage Finanzierungen durchführen. Warum ist Crowdinvesting nun für Sie der nächste wichtige Schritt?

Christian Römlein: Wir werden ab 2020 auch in der Schuhbranche erfolgreich Produkte für den privaten Endverbraucher anbieten und möchten über Crowdfunding im privaten Sektor einen gewissen Bekanntheitsgrad erreichen. Darüber hinaus wissen wir, dass viele Menschen gerne in nachhaltige Innovationen investieren möchten, die die Welt ein bisschen besser machen. Wir möchten unsere disruptive Technologie der breiten Öffentlichkeit vorstellen und dabei auch interessante Investitionsmöglichkeiten in eine wissenschaftliche Ingenieurs-Innovation made in Germany bieten.

Seedmatch: Welche Ziele möchten Sie mit dem Kapital der Seedmatch-Crowd erreichen?

Christian Römlein: Wir müssen uns im Labor und an unserem Produktionsstandort mit entsprechendem Equipment und Anlagen auf hochvolumige Produktionen einrichten. Gleichzeitig möchten wir den internationalen Markteintritt und die Produkt- und Geschäftsentwicklung für die lukrativen Märkte Mikroelektronik und Öl&Gas marketing- und vertriebstechnisch befeuern. 

Seedmatch: Können Sie bitte für unsere Leser noch einmal kurz zusammenfassen, warum sie sich ein Investment in intelligent fluids keinesfalls entgehen lassen sollten?

Christian Römlein: Es ist eine einmalige Möglichkeit, in einem frühen Stadium in ein Unternehmen zu investieren, das global ausgerichtet ist und mit seiner einzigartigen Innovation einen Weltmarkt in Angriff nimmt. Wir bringen allerbeste Voraussetzungen für kontinuierliches Wachstum und Schaffung von Arbeitsplätzen mit. Wir haben bereits bestehende, namhafte Kunden, weltweite Vertriebsnetze, einen relevanten Basisumsatz aus Märkten wie Facility-Cleaning und Druckindustrie. Wir sind ISO-zertifiziert und bestens organisiert und vernetzt. Gleichzeitig erhöht der Nachhaltigkeitstrend massiv den Druck auf Industrieunternehmen, deren Umweltstandards zu verbessern und auf schädigende Materialien zu verzichten. Mit intelligent fluids haben Investoren nun nicht nur eine finanziell lukrative Investment-Option mit toller Exit-Perspektive, sondern sie können dadurch auch einen wesentlichen ökologischen Beitrag für eine etwas bessere Welt leisten.

Seedmatch: Und noch eine Frage zum Schluss: Sie haben auch einen Sneaker-Cleaner im Angebot. Wir finden das ja richtig hilfreich. Tragen Sie denn selbst oft weiße Turnschuhe, oder wie kamen Sie ausgerechnet auf diesen Anwendungsbereich?

Christian Römlein: Sie bringen mich erneut zum Schmunzeln. Ja, selbst in meinem Alter trage ich wahnsinnig gerne weiße Sneaker und Turnschuhe. Aber ich muss zugeben, dass die Idee nicht von mir, sondern von meinen viel jüngeren Kollegen gekommen ist, die das einfach mal ausprobiert haben. Weiße Schuhe sehen halt nur dann richtig cool aus, wenn sie auch richtig weiß sind. 

Seedmatch: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für das Interview genommen haben. Wir wünschen einen sauberen Fundigstart!

Christian Römlein: Dankeschön!

 

Warnhinweis: Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Der in Aussicht gestellte Ertrag ist nicht gewährleistet und kann auch niedriger ausfallen.

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