Rückblick auf das Finanzjahr 2024: Entwicklungen und Herausforderungen

Das Finanzjahr 2024 war eine Zeit des Wandels, geprägt von wirtschaftlichen Umbrüchen und politischen Maßnahmen, die Verbraucherinnen und Verbrauchern, Unternehmen und Investierenden neue Möglichkeiten brachte, aber gleichzeitig auch neue Herausforderungen verdeutlichte. Ein Blick auf dieses Jahr zeigt, wie externe Faktoren wie Inflation, technologische Entwicklungen und Gesetzesänderungen die Finanzwelt nachhaltig beeinflussten.

Nachhaltigkeit im Alltag: von Tethered Caps bis hin zum Gebäudeenergiegesetz – das war neu im Jahr 2024 

Im Finanzjahr 2024 wurden zahlreiche Maßnahmen eingeführt, die sowohl private Haushalte als auch Unternehmen direkt betrafen. Besonders hervorzuheben ist die Anhebung des Grundfreibetrags (Erhöhung von 10.908 Euro auf 11.784  Euro für Alleinstehende; für Verheiratete gelten jeweils die doppelten Beträge), die vielen Steuerpflichtigen eine finanzielle Erleichterung verschaffte. Gleichzeitig wurden die Förderbeträge in der betrieblichen Altersvorsorge erhöht, was Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zusätzlich unterstützte. Diese Maßnahmen stärkten nicht nur den finanziellen Spielraum, sondern trugen auch dazu bei, langfristig nachhaltige Altersabsicherungsmodelle zu fördern und die private Vorsorge zu stärken. 

Zudem rückte das Thema Nachhaltigkeit stärker in den Fokus: Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) verpflichtet seit Januar 2024, dass Heizungen in Neubauten zu mindestens 65 % mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Mit tiefgreifenden Auswirkungen auf die Baubranche, die Immobilienwirtschaft sowie auf Verbraucherinnen und Verbraucher löste die Regelung eine kontroverse Diskussion aus. Einmal mehr zeigte dies den Balanceakt zwischen dem Drang, Klimaziele zu erreichen, und den praktischen Herausforderungen diese Ziele in der Praxis umzusetzen. Die Maßnahmen bleiben daher vorerst umstritten. Während einige den Übergang zur grünen Energieversorgung als zu strikt oder zu schnell ansehen, sehen Befürwortende im GEG den notwendigen Schritt hin zur Erreichung der Klimaziele. 

Auch im Alltag tragen seit Beginn des Jahres neue Änderungen zu mehr Nachhaltigkeit bei. Die Aufnahme von Milchprodukten in das Pfandsystem hat die Kreislaufwirtschaft gefördert, während Einzelhändler wie Lidl und Aldi zusätzlich höhere Standards in der Tierhaltung bei ihren Eigenmarken einführten.  Seit Juli begegneten uns im Alltag die Deckel-Dran-Maßnahme. Die EU-Pflicht zur Einführung der sogenannten “Tethered Caps” ist seither Teil des Kampfes gegen Plastikmüll. Denn immer noch zählen lose Verschlüsse zu den am häufigsten gefunden Einwegkunststoffartikeln an Stränden oder in den Meeren. Durch diese neue Methode bleiben sie nun fest mit dem Flaschenhals verbunden und reduzieren somit die Umweltverschmutzung durch lose Verschlüsse.  

Makroökonomische Trends und Entwicklungen: Stabilisierung trotz Unsicherheiten 

Die makroökonomische Landschaft zeichnete sich durch interessante Dynamiken aus: Die Inflationsrate wurde durch sinkende Energiepreise gedämpft. Trotz der Aufhebung der Energiepreisbremsen und einer CO₂-Preiserhöhung für das Tanken und Heizen mit fossilen Brennstoffen im Januar 2024 lagen die Energiepreise im März um 2,7 % niedriger als im Vorjahr. Erstmals seit 2015 fielen auch die Nahrungsmittelpreise, was die Gesamtinflation weiter entlastete. Diese Entwicklung bewegte die Europäische Zentralbank (EZB) dazu, im Frühjahr keine weiteren Zinserhöhungen vorzunehmen. Experten spekulierten sogar über mögliche Zinssenkungen, die Investierenden und Unternehmen Rückenwind gegeben hätten. Diese kam nur wenige Monate später: Am 06. Juni beschloss der EZB-Rat den Leitzins erstmals wieder zu senken, um das Wirtschaftswachstum zu stimulieren.

Im August blickte die globale Finanzwelt dann nach Japan, denn der japanische Leitindex fiel um mehr als 12 Prozent und löste weltweit Besorgnis über die Stabilität der Finanzmärkte aus. Der Ursprung lag offenbar im internationalen Währungsmarkt. Hinzu kam eine überraschende Zinserhöhung der Bank of Japan, die die Märkte weiter verunsicherte und zu einer Neubewertung von Vermögenswerten führte. Mit der Zinsanhebung gewann der Yen an Wert, was wiederum vielschichtige Herausforderungen für exportierende Unternehmen mit sich bringt. Mittlerweile erreichte der Nikkei 225-Index, der japanische Leitindex und der bedeutendste Aktienindex Asiens, ein neues Jahreshoch und der japanische Aktienmarkt erlebte seither eine bemerkenswerte Erholung. Eine Sache wurde jedoch deutlich: die globale Vernetzung und Abhängigkeiten der Finanzmärkte.  

Trotz dieser Ereignisse wiesen viele Märkte, insbesondere in den wachsenden Bereichen, eine bemerkenswerte Resilienz auf. Der MSCI World Index, der den weltweiten Aktienmarkt der Industrieländer abbildet und als eines der wichtigsten Börsenbarometer weltweit gilt, erzielte trotz globaler Volatilität eine gute Performance. Kurz vor dem Jahresende folgte dann doch die Neuigkeit, dass die EZB eine weitere Zinssenkung auf drei Prozent beschlossen hat. Ziel der Zinssenkung ist es, Investitionen und Konsum zu erleichtern und so das Wirtschaftswachstum weiterhin anzukurbeln.

Doch, welche Branchen entwickelten sich 2024 nun am besten? 

Eine Branche, welche ein besonders starkes Wachstum verzeichnete, war wenig überraschend der Energiesektor. Positive Nachrichten, wie dass im ersten Halbjahr 2024 in Deutschland so viel erneuerbarer Strom erzeugt wurde wie noch nie zuvor, sorgten für eine positive Stimmung. Zu den Branchen, die durch besonders viele Neugründungen oder ein hohes Finanzierungsvolumen auffielen und ebenfalls positive Entwicklungen verzeichneten, zählten des Weiteren Cybersicherheit, Software, KI und DeepTech. 

Der fortgesetzte Aufschwung der Software-Branche unterstreicht die Bedeutung digitaler Effizienz und den Boom im Bereich generative KI.” – Report-Reihe „Next Generation – Startup-Neugründungen in Deutschland“, Juli 2024

In diesen Bereichen leisten Startups weiterhin einen wichtigen Beitrag – auch wenn sie im Jahr 2024 branchenübergreifend mit einem Rückgang des Finanzierungsvolumens kämpften

Herausforderungen für Startups: Kürzungen im INVEST-Programm und erhöhte Insolvenzen

Der deutsche Startup-Sektor sah sich 2024 mit schwierigen Bedingungen konfrontiert. Vor allem im Bereich der Wachstumsfinanzierung durch VC und strategische Investierenden wurden weiterhin große Finanzierungslücken ersichtlich. Wie das Handelsblatt berichtete, sanken Venture-Capital-Investitionen um 40 %. Zusätzlich erschwerte die Kürzung des Erwerbszuschusses im INVEST-Programm die Kapitalbeschaffung. Eine Maßnahme, die im Widerspruch zur Absicht steht, Deutschland als Gründungsstandort zu stärken. Junge Unternehmen in kapitalintensiven Branchen wie Gaming, Sicherheitstechnologien und Bildung hatten es besonders schwer, während der Energiesektor trotz Rückschlägen weiterhin Investorinnen und Investoren anzog. 

Ein Thema, welches die Startup-Branche in diesem Jahr besonders beschäftigte, war die hohe Insolvenzquote. Leider setzte sich der Trend der Vorjahre fort und die Anzahl der Insolvenzen und Liquidationen von deutschen Startups nahm weiter zu. Hintergründe für diese Entwicklung sind u. a. die schwierige Wirtschaftslage in Deutschland und der Zurückhaltung vieler kapitalgebender Personen. Besonders betroffen waren Verkehr und Logistik, Baugewerbe sowie das Gastgewerbe.

Lichtblicke und Zukunftsperspektiven 

Trotz dieser Herausforderungen zeigten im Jahr 2024 einige Sektoren vielversprechende Entwicklungen:

Europäische FemTechs erreichten 2024 einen neuen Rekord bei Risikokapitalinvestitionen. Durch die steigende Aufmerksamkeit rund um das Thema Frauengesundheit erzielten FemTechs aus Europa in 47 Deals insgesamt 339,4 Millionen Euro. 

Zugleich sollen geplante steuerliche Erleichterungen im Rahmen des Zweiten Zukunftsfinanzierungsgesetzes (ZuFinG II) und der verabschiedeten WIN-Initiative den Zugang zu Venture Capital erleichtern. Durch eine Verbesserung steuerlicher Rahmenbedingungen und die Förderung weiterer Investitionen in Infrastruktur und erneuerbare Energien sollen die Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen in Deutschland verbessert werden. 

Auch die Digitalisierung und die fortschreitende Etablierung nachhaltiger Technologien bieten Chancen. Besonders die Solarindustrie hat gezeigt, wie gezielte Innovationen nicht nur wirtschaftliches Wachstum, sondern auch ökologische Fortschritte vorantreiben können. 

Fazit: Ein Jahr mit kontroversen Diskussionen und gemischten Ergebnissen 

2024 war ein Jahr voller Höhen und Tiefen, das gezeigt hat, dass Herausforderungen auch Chancen bergen können. Während wirtschaftliche Unsicherheiten und politische Anpassungen einige Sektoren belasteten, ebneten Fortschritte in den Bereichen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Technologie den Weg für eine zukunftsorientierte Entwicklung. Mit Blick auf 2025 bleibt die Hoffnung auf einen wirtschaftlichen Aufschwung, getragen von innovativen Ideen, staatlicher Unterstützung und einem verstärkten Fokus auf Klimaneutralität. Einmal mehr wird deutlich, dass Wandel zwar oft mit Schwierigkeiten verbunden ist, jedoch gleichzeitig Raum für Wachstum, Innovation und Verbesserungen bietet. 

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