WeGrow: „Wir können den stark steigenden Holzbedarf nicht mehr alleine durch Holz aus unseren natürlichen Wäldern decken, ohne diese abzuholzen oder nachhaltig zu schädigen.“

Holz ist der wohl bedeutendste nachwachsende Rohstoff in Deutschland. Deshalb kommt ihm eine Schlüsselrolle zu, wenn es darum geht, natürlichen Ressourcen verantwortungsvoll zu nutzen. Die nachhaltige Holzproduktion ist ein Ansatz, der sicherstellen soll, dass Holzernte und Waldbewirtschaftung im Einklang mit ökologischen und sozialen Zielen stehen. Zudem sollen die heimischen Wälder bewahrt und die langfristige Verfügbarkeit von Holzressourcen gesichert werden. Ein Unternehmen, welches sich dem Thema angenommen hat, ist die WeGrow AG. Die Gründer Allin Gasparin und Peter Dissenbacher haben bereits während ihres Studiums den Kiri-Klimabaum entdeckt. Mittlerweile steht der Kiribaum im Zentrum der Geschäftstätigkeiten der WeGrow-Gruppe und wird mit seinen besonderen Eigenschaften genutzt, um dem weltweiten Waldschwund und dem Klimawandel entgegenzuwirken. Wie genau das aussieht, haben wir die beiden Gründer im Interview gefragt.

Econeers: Hallo und herzlich willkommen zum Interview. Eure Unternehmensgruppe WeGrow beschäftigt sich mit nachhaltiger Holzproduktion – oder genauer gesagt mit dem Wachstumswunder „Kiri-Baum“. Könnt ihr für unsere Leserinnen und Leser kurz erzählen, wie ihr vor 13 Jahren auf den Kiribaum aufmerksam geworden seid und was ihn so besonders macht?

Peter Dissenbacher: Unsere Entdeckung des Kiribaumes liegt sogar noch ein paar Jahre länger in der Vergangenheit. Ich hatte gerade mein Studium der Agrarwissenschaften an der Universität Bonn abgeschlossen und war als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. Ein Gärtner aus dem Botanischen Garten der Universität kam eines Tages zu meinem Professor und mir ins Büro und brachte eine Holzscheibe eines Kiribaumes mit. Wir konnten unseren Augen kaum glauben, da wir bei dieser Scheibe mit 40 Zentimetern Durchmesser nur 12 Jahresringe zählten. Zum Vergleich, eine Eiche mit selbem Durchmesser hätte ein Alter von mindestens 100 bis 120 Jahren. Was macht also den Kiribaum besonders? Es ist sein schneller Wuchs, der 6 Meter in einem Jahr erreichen kann, was ihn zu dem schnellwüchsigsten Baum auf unserer Erde macht!

Econeers: Auf eurer Website betont ihr, dass ihr über eines der weltweit fortschrittlichsten In-Vitro-Labore für die Produktion von Kiri-Jungpflanzen verfügt. Was kann man sich genau unter einem In-Vitro-Labor für die Produktion von Kiri-Jungpflanzen vorstellen?

Peter Dissenbacher: Wer schon einmal von seinen Erdbeerpflanzen Ausläufer geschnitten hat, kennt das Prinzip der vegetativen Pflanzenvermehrung bereits. Der Pflanze wird ein Steckling entnommen und aus diesem entsteht wieder eine neue Pflanze. Der Vorteil ist, dass die Eigenschaften der Tochterpflanzen denen der Mutterpflanzen entsprechen. Dies ist auch bei der Vermehrung von Kiribäumen sehr wichtig. So können wir Bäume produzieren mit bereits langjährig erprobten und gewünschten Eigenschaften wie schneller Zuwachs, homogener Stammwuchs oder die optimale Anpassung an spezielle Klimabedingungen.

Unser In-Vitro-Labor bietet für diese Art der Vermehrung optimale Bedingungen. Durch das vertical Farming, bei dem die Pflanzen über bis zu 10 Etagen übereinander wachsen, minimieren wir den Flächen- und Energiebedarf. Die Produktion kann anders als im Gewächshaus über das gesamte Jahr erfolgen. Dies ist für uns entscheidend, da wir mittlerweile Kunden in 39 Ländern auf 5 Kontinenten mit unseren Kiri-Jungpflanzen beliefern, und die Pflanzsaisonen unterschiedlich sind.

Econeers: In eurem Video stellt ihr heraus, dass sich die WeGrow AG nicht nur auf die Züchtung des Kiribaumes fokussiert, sondern auch auf den Vertrieb sowie die Holzverarbeitung. Könnt ihr die verschiedenen Geschäftsbereiche eurer Unternehmensgruppe kurz näher erläutern?

Allin Gasparin: Das stimmt! Wir operieren als Unternehmensgruppe in drei Geschäftsbereichen. Dazu zählen die Pflanzenproduktion und der weltweite Pflanzenverkauf, die nachhaltige Holzproduktion auf dem Feld sowie die anschließende Verarbeitung und der Vertrieb des Kiriholzes. Somit sind wir sehr unabhängig und bilden eine sehr tiefe Wertschöpfungskette ab.

Econeers: Könnt ihr unseren Leserinnen und Leser mal ein paar Beispiele geben, wo das Holz der Kiribäume eingesetzt wird?

Allin Gasparin: Kiri besitzt im Vergleich zu allen anderen in Europa wachsenden Baumarten den höchsten Dämmwert. Diese Eigenschaft gepaart mit der extrem hohen Dauerhaftigkeit im Außenbereich macht Kiri zu einer immer stärker nachgefragten Holzart im Bereich des nachhaltigen Baus von Holzgebäuden. Dies ist ein für uns wichtiger und weltweit starker Wachstumsmarkt. Aufgrund des leichten Gewichts wird Kiri zudem für den Ausbau von Wohnmobilen, Caravans, Booten und Schiffen eingesetzt. Im Bereich Mobility zählt jedes Kilo, welches beim Bau eines Fahrzeuges gespart werden kann. In dieser Hinsicht ist Kiri in Europa konkurrenzlos.

Econeers: Insgesamt bietet ihr vier Kiri-Hybridsorten an, welche alle einem Sortenschutzrecht unterliegen. Was genau bedeutet das Sortenschutzrecht und was unterscheidet eure Sorten?

Allin Gasparin: Der Sortenschutz schützt das geistige Eigentum von Pflanzenzüchtern. Die Züchtung von Pflanzen, insbesondere neuer Baumsorten, ist ein langjähriger und sehr kostenintensiver Prozess. Gelingt es dem Züchter, eine neue und zu allen bisherigen Sorten unterscheidbare Sorte sortenschutzrechtlich zu schützen, ist es anderen Unternehmen untersagt, Pflanzen dieser Sorte zu vermehren und kommerziell in Umlauf zu bringen. Die von uns europaweit und auch mittlerweile in zahlreichen Ländern außerhalb Europas geschützten vier Kiri-Sorten bieten uns somit einen großen und nur schwer aufzuholenden Wettbewerbsvorsprung.

Econeers: Neben den Sortenschutzrechten könnt ihr ebenfalls auch ein Patentrecht für euer Produktions- und Transportsystem “WeGrow PlugTray” nachweisen. Was kann man sich darunter vorstellen und was zeichnet dieses besonders aus?

Peter Dissenbacher: Das WeGrow PlugTrays® war für uns eine bahnbrechende Erfindung, um unsere Pflanzen kostengünstig und ressourcenschonen weltweit auszuliefern. Es ermöglicht uns auf einer Palette bis zu 15.000 Jungbäume zu transportieren. Auch Lieferungen mit Einzelkartons mit je 1.000 Pflanzen sind uns damit möglich, da der Karton während des Transportes auch auf den Kopf gestellt werden kann, Stöße verträgt und unsere Kunden somit Ihre Kiri-Jungpflanzen stets in Top-Qualität erhalten, egal wo auf der Erde sie sie beliefert werden.

Econeers: Der Kiri-Baum kommt ursprünglich aus dem asiatischen Raum und gilt damit als invasive Art. Gibt es besondere Anforderungen, die deshalb beim Anbau / bei der Zucht beachtet werden müssen? Können Kiri-Bäume überall bedenkenlos angebaut werden?

Peter Dissenbacher: Grundsätzlich ist in diesem Bereich zwischen der Wildform des Kiribaumes (Blauglockenbau) und den von uns angebauten Hybridsorten zu unterscheiden. Erstere kann insbesondere in Stadtgebieten ein invasives Potenzial aufweisen. Unsere Hybridsorten verbreiten sich nicht in der Natur, so dass sie im Rahmen der Agrarholzproduktion in ganz Europa angebaut werden können. Wir sind jedoch kein Befürworter, den Kiribaum in unserem heimischen Wald anzubauen. Dieser sollte aus unserer Sicht unseren heimischen Baumarten vorenthalten sein. Wichtig zu wissen, wir pflanzen Kiribäume ausschließlich als landwirtschaftliche Kultur an, außerhalb des Waldes. Vergleichbar mit einer Obstplantage oder Baumschule.

Econeers: Wie sieht euer aktueller Kundenstamm aus? Wer sind Abnehmer von Jungpflanzen und wen beliefert ihr mit Kiri-Holz?

Peter Dissenbacher: Unsere Jungpflanzen-Kunden finden sich mittlerweile in 39 Ländern weltweit. Fast alle sind der Land- bzw. Forstwirtschaft zuzuordnen. Sie haben erkannt, dass wir den stark steigenden Holzbedarf nicht mehr alleine durch Holz aus unseren natürlichen Wäldern decken können, ohne diese abzuholzen oder nachhaltig zu schädigen. Das Holz der Kiribäume kann je nach Anbaubedingungen bereits nach 5-6 Jahren erstmals geerntet werden. Dies bedeutet schnelle finanzielle Erträge für den Anbauer. Im Vergleich, klassische Forstgehölze wie Eiche, Buche, Fichte etc. benötigen mindesten 70-90 Jahre, um erntereife Durchmesser zu erzielen. Mittlerweile haben wir jedoch auch in vielen Ländern sogenannte Lizenzpartner anbinden können, die große Bestellungen bei uns platzieren und Teilmengen an ihren regionalen Kundenstamm weiterverkaufen.

Unser Kiriholz vertreiben wir zum einen über ein Händlernetzwerk in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Immer mehr beliefern wir aber auch Industriekunden direkt, da wir so noch besser auf die spezifischen Kundenanforderungen eingehen können.

Econeers: Über die letzten 13 Jahren habt ihr ein Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern aufgebaut, euch europaweit zum marktführenden Kiriholz-Produzenten entwickelt und beliefert Kunden in 39 Ländern auf fünf Kontinenten. Welche Entwicklungen strebt ihr für die nächsten Jahre an?

Allin Gasparin: Im Geschäftsbereich Kiri-Jungpflanzenproduktion werden wir von unseren Kunden bereits jetzt als Weltmarktführer wahrgenommen. Das gigantische Absatzpotenzial, insbesondere auch aus dem Bereich „Kiri-Intercropping / Agroforstwirschaft“ haben wir jedoch erst in ersten Zügen begonnen zu erschließen. Wir streben also an, diesen Bereich weiterhin deutlich auszubauen und unsere Marktstellen weiter zu festigen. Mittel- bis langfristig wollen wir uns auch als führender Anbieter von Kiriholz mit einem noch breiteren Sortiment positionieren.

Econeers: Ihr bietet nun erstmalig im öffentlichen Angebot Aktien für Privatinvestoren an. Über Econeers wollt ihr bis zu 1.5 Millionen Euro Kapital aufnehmen. Wieso habt ihr euch dazu entschieden, euch dem Kapitalmarkt zu öffnen und wie plant ihr das akquirierte Kapital strategisch einzusetzen?

Allin Gasparin: Wir sind ein Wachstumsunternehmen, und investieren das verfügbare Kapital hauptsächlich in wachstumsfördernde Maßnahmen, um die jeweiligen Geschäftsbereich weiter auszubauen, unsere Marktstellung zu stärken und mit dem Absatz unserer Produkten weiter zu wachsen. Diese Art der Mittelverwendung ist auch bei der aktuellen Kapitalerhöhung geplant. Dazu zählen Investitionen in die Ausweitung der internationalen Patent- und Sortenschutzrechte, in den Ausbau der land- und forstwirtschaftlichen Produktion sowie in Zertifizierungen. Im Geschäftsbereich „Holzverarbeitung und Holzhandel“ sind es insbesondere Investitionen in die Entwicklung von Holzwerkstoffen und Holzprodukten, in Holverarbeitungstechnologien sowie in Zertifizierungen, Materialprüfungen, Zulassungen und Patente. Weiterhin planen wir auch in die Ausweitung der Marketing- und Vertriebsmaßnahmen und die Organisationsinfrastruktur zur Förderung der internationalen Expansion der WeGrow-Gruppe zu investieren.

Econeers: Eine persönliche Frage zum Schluss: Welche Veränderungen oder Innovationen erwartet bzw. erhofft ihr euch in den kommenden Jahren, um die Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft weiter voranzutreiben?

Allin Gasparin: Die Möglichkeiten sind in diesem Bereich in der Tat sehr spannend. Unsere Plantagen in Mecklenburg-Vorpommern haben wir zum Beispiel in diesem Jahr vollständig auf ökologische Bewirtschaftung umgestellt und als biologische Anbauflächen bereits zertifiziert. Wir sind damit deutschlandweit der erste Anbieter von Bio-Holz! Seit Anfang dieses Jahres ermöglicht der deutsche Gesetzgeber den förderfähigen Anbau von Baumreihen in Kombination mit Ackerfrüchten wie Getreide oder Gemüse auf landwirtschaftlichen Flächen. Diese sogenannte Agroforstwirtschaft oder auch Intercropping genannt, bietet für die Landwirtschaft und die Umwelt einen zukunftsweisenden Lösungsansatz. Denn besonders der Kiribaum bietet in diesem Anbausystem durch schnelles Wachstum, sein tieferliegendes Wurzelsystem und sein lichtdurchlässiges Laubdach erhebliche Vorteile gegenüber anderen Baumarten. Mit Kiri Intercropping kann auf den Flächen die gleiche Menge an Nahrungsmittel wachsen, zusätzlich Holz produziert und CO2 gebunden werden. Wie Sie sehen, alle Voraussetzungen sind geschaffen, um den Wald- und Klimaschutz mit einer wirksamen Lösung zu unterstützen und dabei ökonomisch zu handeln. Bleibt also nur noch zu handeln!

Econeers: Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für das Interview genommen habt. Wir wünschen euch einen erfolgreichen Fundingstart!

Allin Gasparin & Peter Dissenbacher: Auch wir bedanken uns ganz herzlich!

Warnhinweis: Der Erwerb dieses Wertpapiers ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Der in Aussicht gestellte Ertrag ist nicht gewährleistet und kann auch niedriger ausfallen.

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