Der Trend zu klimafreundlicher und pflanzlicher Ernährung löst ein Umdenken in der Lebensmittelindustrie aus. Denn immer mehr Menschen verzichten auf Produkte tierischen Ursprungs und greifen zu pflanzlichen Angeboten, um den Klimawandel zu bremsen, Ressourcen zu sparen, Unverträglichkeiten zu vermeiden oder einfach, um sich bewusster zu ernähren. So auch bei der Milch: Während der Milchkonsum rückläufig ist, steigt die Nachfrage nach Pflanzendrinks. Eine Entwicklung, die Jennifer Schäfer von UNMILK besonders freut. Als Gründerin des Startups für plant-based Drinks verfolgt sie mit ihrem Team die Vision, Kuh-Milch zur Alternative zu machen. Im Interview sprachen wir mit ihr über die Vorteile von Erbsenprotein, die Strukturen und Herausforderungen des Handels und das Bewusstsein für pflanzliche Ernährung.
Econeers: Hallo Jennifer und herzlich willkommen zum Interview. UNMILK stellt die Milchwelt auf den Kopf. Wie genau sieht das aus?
Jennifer Schäfer: Wir machen die “Alternative” zum neuen Standard: Mit pflanzlichen Produkten, die so gut sind, dass selbst der größte Milch-Fan lieber zur UNMILK greift.
Econeers: Der Ursprung von UNMILK liegt in der Frage: „Warum geht das nicht besser?“. Ihr wolltet keine Kompromisse eingehen und habt einen Haferdrink entwickelt, den es so bisher nicht gab. Was genau hat gefehlt und was unterscheidet eure Produkte von anderen?
Jennifer Schäfer: Als Konsument:in muss man sich oftmals entscheiden zwischen nachhaltig, gesund oder so richtig lecker – aber damit ist seit UNMILK Schluss. Schauen wir uns den beliebtesten Pflanzendrink an – den Haferdrink – dann können wir schon zwei von drei Punkten abhaken. Denn Hafer schmeckt den meisten Konsument:innen sehr gut und ist auch sehr nachhaltig im Anbau und der Produktion. Beim Thema Gesundheit verliert der Haferdrink aber: Denn herkömmliche Haferdrinks enthalten normalerweise sehr viel Zucker. Wir haben den ersten gesunden Haferdrink entwickelt, indem wir den glutenfreien Hafer mit pflanzlichen Proteinen anreichern. So erreichen wir ein ausgewogenes Nährwertprofil mit 3x mehr Protein und 4x weniger Zucker als jeder andere Haferdrink.
Econeers: Ihr setzt bei euren Produkten neben dem Hafer auf die Erbse – was sind die Vorteile von Erbsenprotein und woher bezieht ihr eure Inhaltsstoffe?
Jennifer Schäfer: Wir beziehen unsere Rohstoffe hauptsächlich aus Deutschland und direkten europäischen Nachbarländern. Der große Vorteil von Erbsenprotein ist, dass es 21-mal weniger CO2, 10-mal weniger Wasser und 8-mal weniger Anbaufläche benötigt als Kuhmilchprotein. Außerdem ist Erbsenprotein nicht nur nachhaltig, sondern auch sehr gesund: Erbsenprotein enthält alle essenziellen Aminosäuren, ist reich an BCAAs (essenziellen Aminosäuren) und dadurch bestens geeignet, um den täglichen Proteinbedarf pflanzlich zu decken.
Econeers: UNMILK bedient aktuelle Megatrends wie pflanzliche, gesunde und glutenfreie Ernährung. Welches Marktpotenzial ergibt sich daraus?
Jennifer Schäfer: Generell wächst der Markt für pflanzliche Lebensmittel in Deutschland kontinuierlich, wie zum Beispiel im Jahr 2020 um +56 %. Dabei sind insbesondere Milchalternativen sehr beliebt. Allein in den letzten beiden Jahren ist der Umsatz um 97 % gewachsen. Expert:innen zufolge soll der globale Markt für Milchalternativen bis 2029 jährlich um knapp 12 % wachsen – aufgrund des steigenden Bewusstseins für gesunde und nachhaltige Ernährung sowie der Zunahme von Laktoseintoleranz. Aber auch in den Märkten für proteinreiche und glutenfreie Ernährung gibt es ein enormes Wachstumspotential. Der globale Markt für pflanzliche Proteine soll jährlich um 10 % wachsen und der Markt für glutenfreie Getränk wächst um ca. 8 % jährlich.
Econeers: Laut Statistiken verzichten immer mehr Menschen auf klassische Kuhmilch und trinken pflanzliche Ersatzprodukte. Wie sehen eure Zielgruppen aus – eher Nische oder schon die breite Masse?
Jennifer Schäfer: Sowohl als auch. Ready-to-drink Protein Shakes gehörten vor einigen Jahren noch zur absoluten Nische der Sportler:innen und waren hauptsächlich für den Muskelaufbau beliebt. Seit einiger Zeit ist aber das Bewusstsein für Proteine auch im Mainstream angekommen. Eine gesunde Ernährung und höheres Bewusstsein beim Konsum von Lebensmitteln sind längst keine Nische mehr – was die Marktzahlen belegen.
Econeers: Was braucht es eurer Meinung nach, damit Kuhmilch irgendwann einmal für alle uninteressant wird?
Jennifer Schäfer: Dafür benötigen wir neben guten Alternativprodukten vor allem auch strukturelle Veränderungen in Deutschland. Zum einen werden in Deutschland Menschen, die sich pflanzlich ernähren wollen, “bestraft”: Alternativprodukte werden noch immer mit 19 % Mehrwertsteuer besteuert, wohingegen bei Kuhmilchprodukten der Steuersatz von 7 % greift. Außerdem erhalten Kuhmilchproduzenten Subventionen vom Staat. Deshalb können Kuhmilchprodukte zu einem deutlich geringeren Preis angeboten werden. Pflanzliche Produkte werden dadurch augenscheinlich kostenintensiv für Konsument:innen und können auf preislicher Ebene oft nicht mit Kuhmilchprodukten konkurrieren. Außerdem muss das Bewusstsein der Allgemeinheit für pflanzliche Ernährung gefördert werden. Hierfür engagieren wir uns zum Beispiel gemeinsam mit Organisationen wie PETA, mit denen wir zum Weltschulmilchtag eine Aktion gestartet haben, um ein Umdenken für bewusste Ernährung in der öffentlichen Bildung anzustoßen.
Econeers: Ihr habt bereits eine deutschlandweite Listung bei Rossmann und seid auch in den Regalen bei Budni, Globus, Müller, Edeka und Rewe zu finden. Wie ist es euch gelungen, in Rekordzeit dieses Retailgeschäft aufzubauen?
Jennifer Schäfer: Als Quereinsteigerin waren mir zu Beginn die Strukturen und Herausforderungen des Handels gar nicht im vollen Ausmaß bewusst. Deshalb habe ich von Anfang an Einkäufer:innen regelmäßig nach Feedback und Vorschlägen zum Produkt und zu Listungsmöglichkeiten befragt, sodass wir dann schließlich das optimale Produkt und die Platzierung gemeinsam erarbeitet haben. Nach wie vor tausche ich mich regelmäßig mit den Einkäufer:innen über die Entwicklung unserer Produkte und des Marktes aus. Dieser Austausch ist für beide Seiten sehr wertvoll.
Econeers: Zu den Investoren von UNMILK gehört neben Katjes Greenfoods u. a. auch der Manager von Fettes Brot. Wie kam es zu dem Deal?
Jennifer Schäfer: Der Manager von Fettes Brot, Jens Herrendorf, ist zufällig auf uns aufmerksam geworden. Als Hamburger hat er einen Artikel im Hamburger Abendblatt über UNMILK entdeckt. Er war direkt begeistert von uns und nachdem er uns kennengelernt hat, war er sich sicher, dass er die Vision von UNMILK unterstützen möchte.
Econeers: Eure Vision ist es, ‚Plant-Based‘ zum neuen Standard und Kuhmilch zur Alternative zu machen. Dafür wollt ihr auf Econeers 400.000 Euro einsammeln. Was genau ist der Plan für die kommenden Jahre und warum sollte sich unsere Crowd ein Investment nicht entgehen lassen?
Jennifer Schäfer: Wir haben für die nächsten Jahre bereits viele Produkte und spannende Projekte geplant, für die wir in Vorfinanzierungen gehen müssen und wofür wir die Unterstützung benötigen. Zum Beispiel starten wir im kommenden Januar einige Aktionen zum Veganuary, wofür wir sowohl Marketingmaßnahmen als auch Produktionskosten finanzieren müssen. Außerdem planen wir Anfang nächsten Jahres eine Kochcreme mit einem bekannten deutschen Unternehmen zu launchen sowie das bestehende Sortiment zu erweitern.
Ein Investment in UNMILK bedeutet, in die Ernährung von heute und morgen zu investieren und von einem enormen Marktpotential zu profitieren. Denn wie ich zuvor schon erklärt habe, bedient UNMILK drei Mega-Trends: pflanzlich, proteinreich und glutenfrei, welche auch in den nächsten Jahren von enormer Bedeutung sein werden. Außerdem kann die Crowd mit ihrem Investment in UNMILK nicht nur finanziell profitieren, sondern gemeinsam mit uns die Welt Schluck für Schluck verbessern.
Econeers: Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Du hast bereits ein Tech-Startup gegründet und 2018 erfolgreich verkauft – welche Learnings konntest du für UNMILK mitnehmen?
Jennifer Schäfer: Ich habe extrem viel über das Gründen an sich gelernt und darüber, wie man Konzepte, Hypothesen und Ideen abtestet. Was im Tech-Bereich schon längst gelebt wird – Build, Measure, Learn – habe ich auch auf UNMILK anwenden können. So haben wir beispielsweise theoretische Rezepturen, Packaging Design und selbst die Marke von oben bis unten abgetestet, bevor wir gelauncht haben. Und das spiegelt sich in allen Maßnahmen in unserem kleinen Startup wieder. Wir bauen im kleinen Rahmen Experimente, lernen, verbessern die Konzepte – und wenn es gut genug ist, wird groß gedacht!
Econeers: Vielen Dank für deine Zeit! Wir wünschen euch eine erfolgreiche Kampagne.
Warnhinweis: Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Der in Aussicht gestellte Ertrag ist nicht gewährleistet und kann auch niedriger ausfallen.