Die inhabergeführte reconcept Gruppe realisiert in ihrer Doppelfunktion als Projektentwickler und Emissionshaus Grüner Geldanlagen Solar- und Windparks in Deutschland, Finnland und Kanada. Über Green Bonds bietet das Unternehmen Privatanlegenden die Möglichkeit, in seine Projekte zu investieren und setzte bereits in der Vergangenheit mehrfach auf die Crowd. In zwei erfolgreichen Kampagnen in den Jahren 2020 und 2021 investierten knapp 500 Investierende rund 1,5 Millionen Euro über Econeers in die Unternehmensanleihen Green Bond I und II. Zuletzt platzierte reconcept 2023 den Solar Bond II. Nun ist das Hamburger Unternehmen zurück und bietet seine neue Unternehmensanleihe – den Green Bond III mit 6,75 % p. a. Festzins – auf Econeers zur Zeichnung an. Wir haben mit Geschäftsführer Karsten Reetz über die neue Anleihe und die aktuellen Entwicklungen der reconcept-Gruppe gesprochen.
Econeers: Hallo Herr Reetz, wir freuen uns, dass wir Sie erneut bei Econeers begrüßen können. Erneut bietet reconcept eine Anleihe – genauer gesagt den reconcept Green Bond III – zur Zeichnung an. Können Sie unseren Leserinnen und Lesern bitte etwas mehr zur neuen Anleihe erzählen: Wie unterscheidet sie sich vom Solar Bond Deutschland II und warum haben Sie sich entschieden, einen weiteren Bond anzubieten?
Karsten Reetz: Unsere zuvor emittierten Solar Bonds haben sich – wie der Name schon sagt – auf die Entwicklung von Solarparks konzentriert. Unser neuer reconcept Green Bond III sieht eine erweiterte Mittelverwendung vor: Die Unternehmensanleihe dient dem Ausbau unserer internationalen Geschäftstätigkeit in unseren drei bestehenden Kernmärkten mit Schwerpunkt auf der Erweiterung unserer Projekt-Pipeline.
Konkret planen wir PV-Freiflächenanlagen und Windenergieprojekte in Deutschland, erweitern unsere Projektakquise in Kanada auf Photovoltaik und Windenergie und führen schließlich in Finnland weitere Windpark-Projekte zielsicher in Richtung Baureife. Unsere Geschäftsstrategie besteht ja darin, Erneuerbare-Energien-Projekte bis zur Baureife (Ready-to-build) zu entwickeln und diese in diesem Status gewinnbringend an Investoren zu verkaufen. Grundsätzlich besteht darüber hinaus die Möglichkeit, Solar- und Windparks im eigenen Bestand zu behalten.
Econeers: Das akquirierte Kapital von bis zu 20 Millionen Euro (600.000 Euro davon über Econeers) soll u. a. in Weiterentwicklung und den Ausbau der Kernmärkte Deutschland, Kanada und Finnland fließen. Warum hat sich reconcept ausgerechnet für diese Märkte entschieden? Was zeichnet sie aus und welche Schwerpunkte werden gesetzt?
Karsten Reetz: Unsere drei Kernmärkte zeichnen sich alle dadurch aus, dass sie zu den internationalen Wachstumsmärkten für Erneuerbare Energien gehören mit guten Rahmenbedingungen für den Ausbau von Solar- und Windparks und gleichzeitig eine hohe Rechts- und Investitionssicherheit bieten.
In Deutschland soll bis 2030 die Stromversorgung zu 80 Prozent auf Erneuerbaren basieren. Gleichzeitig ist klar: Unser Stromverbrauch wird ansteigen. Digitalisierung, E-Mobilität und der geplante mittelfristige Verzicht von Gas und Öl für Gebäudeheizungen und in der Industrie werden den Strombedarf deutlich erhöhen. Die Bundesregierung hat daher ihre Strombedarfsprognose für 2030 von ursprünglich 520 Terawattstunden (TWh) auf 700 bis 750 TWh nach oben korrigiert.
Auch in Finnland ist das Ausbau-Potenzial für Erneuerbare groß. Finnland will die erste Industrienation werden, die frei von fossilen Energien ist. 2035 soll das Land klimaneutral sein. Zudem will sich Finnland unabhängig von Stromimporten, vor allem aus Russland, machen.
Auch Kanada will sein Potenzial für die Wind- und Solarenergie sowie die Gezeitenkraft zukünftig verstärkt nutzen. Das riesige Land ist für eine nachhaltige Stromerzeugung ideal aufgestellt. Im Strommix kann das Land bereits heute dank der Wasserkraft mit einem hohen Anteil von rund 68 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen punkten. Soweit das Land ist, so unterschiedlich sind jedoch die vorherrschenden Energiequellen. Während die Provinzen Quebec, Monitoba und British Columbia zu mehr als 90 Prozent auf Wasserkraft setzen, verstromen Ontario und New Brunswick Atomstrom und die Provinzen Alberta, Saskatchewan, New Brunswick und Nova Scotia weiterhin auch Kohle. In nördlichen Kommunen wird Strom zu einem großen Teil mit Dieselgeneratoren produziert. Angesichts von nur sechs Prozent Wind und Solar am Strommix hat Kanada hier ein enormes Ausbaupotenzial.
Econeers: Was ist seit der letzten Finanzierungsrunde geschehen? Welche Entwicklungen gibt es und wie sieht die Projekt-Pipeline aus?
Karsten Reetz: 2023 war für reconcept ein sehr gutes Jahr. Wir haben in beiden Geschäftsbereichen – in der Projektentwicklung wie auch im Investment und Asset Management – gute Ergebnisse erzielt. Der Jahresüberschuss der reconcept GmbH lag 2023 bei 4,3 Mio. Euro.
Aktuell arbeiten unsere Projektentwicklungsteams an der Entwicklung von Solar- und Windparks mit in Summe rund 4 Gigawatt. Einer unserer Schwerpunkte liegt dabei in Finnland. Unser Team Helsinki konzentriert sich vor allem auf Windparks, wird das Angebot aber sukzessiv auf Photovoltaik in der Freifläche erweitern. Unsere finnische Pipeline umfasst in Summe mehr als 3.000 Megawatt. In Deutschland liegt unser Fokus seit mehreren Jahren auf Photovoltaik, hier arbeiten wir aktuell an rund 50 Solarprojekten mit etwa 870 Megawatt-Peak.
Econeers: Die Geschäftsfelder von reconcept erstrecken sich über die Projektentwicklung im Bereich der Erneuerbaren Energien hinaus. So tritt reconcept auch als Asset Manager für Grüne Geldanlagen auf und vertreibt klimapositive Anlageprodukte. Wie genau sieht Impact Investing mit reconcept aus?
Karsten Reetz: Dem Ausbau Erneuerbarer Energien kommt eine Schlüsselrolle beim globalen Klimaschutz zu. Unsere Investments verfolgen somit das übergeordnete Ziel einer nachhaltigen Entwicklung somit per se. Denn unsere Green Bonds finanzieren die Entwicklung und den Bau von konkreten Wind-, Solar- und Gezeitenkraftwerken. Unsere Investmentkriterien lassen dabei keinen Spielraum für Branchen mit negativem Einfluss auf ESG, wie beispielsweise Investments in oder mit Verbindung zur Rüstungs- oder Tabakindustrie, Atomkraft oder zu ausbeutender Kinderarbeit.
Econeers: Auch bei der eigenen Projektentwicklung versucht reconcept über geeignete (Zusatz-)Maßnahmen einen positiven Einfluss in puncto Nachhaltigkeit zu leisten. Können Sie beispielhaft ein paar Maßnahmen nennen, die in der Vergangenheit bereits umgesetzt wurden?
Karsten Reetz: Durch den Aufbau unserer eigenen Projektentwicklung können wir einen positiven Einfluss auf die komplette Konzipierung und den Bau von EE-Anlagen nehmen. Hier gibt es keinen vorgefertigten Maßnahmenkatalog in puncto Nachhaltigkeit. Vielmehr muss für jedes Projekt in enger Absprache mit der Gemeinde und den zuständigen Natur- und Umweltbehörden geplant werden, welche Maßnahmen für den Standort einen wirklichen Mehrwert bieten. So sind auf großen Solarparkflächen ausreichend dimensionierte „Grünfenster“ zum Vogelschutz einzuplanen. Grundsätzlich gehören jeweils Begehungen zur Vogelkartierung und anderen besonders geschützten oder gefährdeten Arten dazu. Auch Fledermausjagdreviere bzw. -quartiere sind geschützt.
Vergangenes Jahr beispielsweise ergab eine einjährige Biotopkartierung auf der Planfläche für ein PV-Parkprojekt in Brandenburg, dass dort auch zahlreiche Zauneidechsen lebten. Um das Habitat dieser bedrohten Amphibie nachhaltig zu schützen, haben wir unsere Planung angepasst und auf einen nicht unerheblichen Teil der Planfläche verzichtet.
Econeers: reconcept hat eine klare Wachstumsstrategie, welche einen nachhaltigen Ausbau der Marktposition vorsieht. Dafür sollen u. a. die Wertschöpfungskette erweitert und innovative Lösungen wie Hybrid-Parks realisiert werden. Können Sie bitte etwas genauer auf die Vorhaben eingehen.
Karsten Reetz: Für eine sichere Stromversorgung – über Erneuerbare Energien – braucht es verstärkt intelligente Zwischenspeicherungen, zum Beispiel über grünen Wasserstoff. Hybridparks, die an einem Ort gleichzeitig fossilfreien Strom erzeugen und speichern, werden zukünftig verstärkt für eine stabilere Netzauslastung sorgen. Bestehende Windparks können entweder durch zusätzliche Technologien wie Solar, Batterie oder Elektrolyseur zur Wasserstoffgewinnung nachträglich erweitert werden oder Hybridparks werden von Anfang an als eine Einheit geplant und gebaut. In Finnland haben wir eine neue Tochtergesellschaft gegründet, die genau an diesen Themen arbeiten wird.
Econeers: Welche Konditionen bieten Sie den Zeichnern der Unternehmensanleihe reconcept Green Bond III an?
Karsten Reetz: Wir verzinsen das Anlegerkapital mit 6,75 Prozent p.a., der Zins wird halbjährlich ausgezahlt. Der reconcept Green Bond III hat eine Laufzeit von 6 Jahren, und wird plangemäß ab 3. März 2025 in den Freiverkehr der Frankfurter Börse aufgenommen.
Econeers: Warum sollten sich unsere Investorinnen und Investoren auch diesmal die Möglichkeit, sich an Ihrem Green Bond III zu beteiligen, auf keinen Fall entgehen lassen?
Karsten Reetz: Anleger haben über unseren Green Bond III doppelten Gewinn: Eine feste, attraktive Verzinsung von jährlich 6,75 Prozent und zusätzlich die Gewissheit, dass ihre Geldanlage als Investment über den Ausbau Erneuerbarer Energien klimapositiv wirkt. Frühzeichner profitieren zudem von einer Ermäßigung – aktuell von 3,3 Prozent. Schnell-Entscheider haben somit einen weiteren Vorteil.
Econeers: Eine persönliche Frage zum Schluss: reconcept ist seit 1998 im Markt der Erneuerbaren Energien tätig und Sie führen die Geschäfte bereits seit 2006. Was macht das Unternehmen für Sie besonders und auf welche Entwicklungen sind Sie besonders stolz?
Karsten Reetz: Wir haben letztes Jahr unser 25-jähriges Firmenjubiläum begangen. 1998 betraten wir mit einem Beteiligungsangebot an einem Windparkprojekt in Schleswig-Holstein noch absolutes Neuland, damals noch als Tochtergesellschaft eines Windparkentwicklers. Heute agieren wir als international aufgestellte Unternehmensgruppe in der Doppelfunktion als Emissionshaus Grüner Geldanlagen und Projektentwickler von Wind- und Solarparks, und dies sehr erfolgreich. Diese Entwicklung ist unübertrieben bemerkenswert. Ein starker Faktor für diesen Erfolg sind meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Leidenschaft und Leistung, darauf legen wir gemeinsam Wert. Und darauf bin ich tatsächlich stolz.
Econeers: Lieber Herr Reetz, vielen Dank, dass Sie sich erneut die Zeit für ein Interview genommen haben. Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Emission!
Karsten Reetz: Ich habe zu danken, für das Gespräch und Ihr Interesse.
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