60 kg Fleisch isst der „Durchschnittsdeutsche“ in einem Jahr – doppelt so viel wie empfohlen. Der Zuwachs an Fleischalternativen und die erhöhte Nachfrage nach Bio-Fleisch versprechen allerdings ein Umdenken. An der Fleischtheke und im Wurstregal rücken Qualität und Frische wieder in den Fokus. Unser neues Funding Waldgourmet eröffnet noch eine weitere Option, an die viele gar nicht denken: Wildfleisch aus einheimischen Wäldern. Denn auch wenn Wild offiziell kein Bio-Siegel erhalten darf, so sprechen die Lebensumstände der Tiere für sich: Frischer und natürlicher geht kaum. In unserem Interview erklärt Marian Bohndick, Gründer und Geschäftsführer von Waldgourmet, was ihn dazu inspirierte, Waldgourmet zu gründen, warum Wildfleisch eine nachhaltige und gesunde Alternative zu anderen Fleischsorten ist und warum Kunden als auch Jäger vom Ansatz der Direktvermarktung profitieren.
Econeers: Hallo Marian und herzlich willkommen zum Interview! Ein heiß diskutierter Aspekt unserer Ernährung ist eindeutig das Thema Fleisch. Mit durchschnittlich 60 kg Fleisch pro Jahr essen wir Deutschen mehr als doppelt so viel wie eigentlich von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlen. Auch bei Waldgourmet dreht sich alles um Fleisch – was genau macht ihr?
Marian Bohndick: Wir bieten Fleisch an, mit dem man sich solchen Diskussionen durchaus stellen kann: Wildfleisch aus einheimischen Wäldern. Interessant, dass Du direkt die 60 kg pro Kopf und Jahr ansprichst. Wenn wir uns nur von Fleisch von einheimischen Wildtieren ernähren würden, dürften wir nur noch weniger als 600 g pro Kopf und Jahr zu uns nehmen. So groß ist die Diskrepanz zwischen dem, was uns die Natur zur Verfügung stellen kann und dem, was wir tatsächlich konsumieren.
Econeers: Und welche Vorteile hat Wildfleisch gegenüber anderen Fleischsorten?
Marian Bohndick: Richtig viele: Es ist ökologischer, weil es einen sehr geringen ökologischen Fußabdruck hinterlässt, der sogar geringer ist als der von vielen Fleischersatzprodukten. Es ist tierwohlbewusster, weil Wildtiere frei in ihrer natürlichen Umgebung leben können und niemals nur geboren werden, damit sie irgendwann auf einem Teller landen. Und es ist tatsächlich auch gesundheitsbewusster, weil es fettarm, reich an ungesättigten Fettsäuren und frei von Antibiotika ist.
Econeers: Zwei der größten Kritikpunkte am Fleischkonsum sind die oft schlechten Haltungsbedingungen der Tiere und generell das Prinzip der “Aufzucht zum Verzehr”. Bei Wildtieren ist das anders, sie wachsen in der freien Wildbahn auf. Warum müssen diese Tiere trotzdem geschossen werden?
Marian Bohndick: In Deutschland haben wir eine Kulturlandschaft geschaffen, in der Wildtiere keinen unberührten Lebensraum mehr vorfinden. Trotzdem möchten sie ihre Freiheit auch ausleben, was dann hin und wieder zu Konflikten mit uns Menschen führt. Ein paar Beispiele: Landwirte haben Schwierigkeiten mit Wildschäden auf den Feldern, Forstwirte mit verbissenen Bäumen in den Wäldern und Autofahrer mit Unfällen auf den Straßen. Um diesen Wechselwirkungen Rechnung zu tragen, geben von uns demokratisch legitimierte Instanzen, in erster Linie Forstbehörden, Abschusspläne zur Regulierung der Bestände vor, die von Jägern erfüllt werden müssen. Ein Wildtier wird also niemals nur für den Genuss erlegt.
Econeers: Und in eurer Manufaktur verarbeitet ihr die Tiere anschließend. Ihr seid aber nicht die Einzigen, die sich auf die Produktion und den Vertrieb von Wildtierfleisch spezialisiert haben. Was macht ihr anders als eure Wettbewerber? Ich weiß, ihr verwendet eine selbst entwickelte Software …
Marian Bohndick: Wir bieten unser Fleisch ausschließlich frisch an. Woche für Woche stellen wir es portionsgenau entsprechend der eingegangenen Bestellungen her. Bei den meisten anderen Anbietern kann man nur tiefgekühltes Wildfleisch bestellen. Das hat allerdings auch einen einfachen Grund: Gerade weil Wildtiere frei leben, ist deren Verfügbarkeit weder vorhersehbar noch planbar. Das bedeutet, dass man entweder tiefgekühlte Lagerbestände aufbauen muss oder nur verkaufen kann, was da ist. Letzteres ist logistisch aufwendiger, weshalb wir eine eigene Software entwickelt haben, die die Warenbestände im Webshop automatisch anpassen kann, in Abhängigkeit von der Verfügbarkeit an aktuellen Wildtieren.
Econeers: Und was passiert mit den Stücken, die niemand kaufen möchte?
Marian Bohndick: Die kommen direkt in unsere Veredelung. Wir sind eine vollwertige Fleischerei und haben alle Maschinen und Geräte, die notwendig sind, um diverse Spezialitäten wie z. B. Salami oder Schinken herzustellen. Damit erweitern wir nicht nur unser Sortiment, sondern erhöhen auch die Haltbarkeit, ohne dass wir tiefkühlen oder auf Natürlichkeit verzichten müssen. Künstliche Zutaten verwenden wir dabei nämlich nicht. Weil wir direkt auf kurzem Wege vermarkten, können wir auf Konservierungsstoffe gänzlich verzichten.
Econeers: Wildfleisch ist ja typischerweise ein Saisonprodukt. Was macht ihr während des restlichen Jahres, wenn keine Jagdsaison ist?
Marian Bohndick: Urlaub. Spaß beiseite. Das restliche Jahr ist eigentlich gar nicht so lang, denn Schonzeiten, in denen außer Wildschweinen gar keine Wildtiere bejagt werden dürfen, sind bei uns nur von Anfang Februar bis Mitte April. Man nimmt zwar immer an, dass es nur im Herbst und im Winter Wild gibt, aber vor allem aus Gewohnheit. Auch im Frühjahr und im Sommer bringen Jäger Wild in unsere Manufaktur, unsere Grillbox erfreut sich zum Beispiel wachsender Beliebtheit. Trotzdem mussten wir uns zu den saisonalen Schwankungen tatsächlich ernsthaft Gedanken machen. Deshalb haben wir beim Bau unserer Manufaktur bereits berücksichtigt, dass wir zukünftig zum Ausgleich dieser Schwankungen auch Produkte von Rindern, die zum Erhalt von schützenswerten Kulturlandschaften, in unserem Fall z. B. im Biosphärenreservat Drömling, ganzjährig auf Weiden gehalten werden, herstellen können. Diese Entscheidung ist uns überhaupt nicht leicht gefallen, ein Betrieb für schlecht bezahlte Saisonarbeitskräfte wollten wir aber auch nicht sein. Wir betrachten es deshalb als notwendige Ergänzung zur Herstellung unserer Wildprodukte, die immer unser Kerngeschäft bleiben werden.
Econeers: Euer Unternehmen kann auf über 20 Jahre Branchenerfahrung zurückgreifen, denn du und deine Familie seid selbst leidenschaftliche Jäger. Wie wurde Waldgourmet dadurch geprägt?
Marian Bohndick: Vor allem haben wir aufgrund unserer eigenen Erfahrungen von Anfang an das Ziel formuliert, ein Modell zu entwickeln, das auch den Jägern wieder etwas zurückgibt. Momentan sind die Ankaufspreise für Wildtiere unverschämt gering, sie stehen in keinem Verhältnis zum Wert der Produkte, die man aus ihnen machen kann. Das ist einfach dadurch begründet, dass der Jäger als vermeintlich schwächstes Glied in der Wertschöpfungskette immer hinten ansteht, im wahrsten Sinne des Wortes. Wir waren selbst jahrelang Teil dieses Systems. “Wertschätzung für Wild aus heimischen Wäldern” steht in unseren E-Mail-Signaturen und auf unseren Broschüren – und das ist keine Floskel für uns. Wir wissen was es bedeutet, stunden- oder gar tagelang im Wald zu sitzen, ohne überhaupt ein Wildtier zu Gesicht zu bekommen.
Econeers: Das ganze Wild, welches ihr in eurer Manufaktur verarbeitet, erlegt ihr doch bestimmt nicht alles selbst. Woher stammen die Tiere, die zu euch kommen?
Marian Bohndick: Die Wildtiere stammen ausschließlich aus den Privat-, Landes- und Bundesforsten unserer Region. Viele Jäger bringen sie selbst zu uns in die Manufaktur, bei anderen holen wir sie auch aus deren Kühlräumen ab. Und doch leisten auch wir ab und zu mal einen kleinen Beitrag.
Econeers: Es ist nicht mehr lange bis Weihnachten – ich vermute eure umsatzstärkste Zeit. Wo können Interessenten eure Wildprodukte für das Weihnachtsmahl kaufen?
Marian Bohndick: Da, wo es am einfachsten, gemütlichsten und bequemsten ist. Direkt bei sich zu Hause von der Couch aus. Es darf auch ruhig noch im Schlafanzug sein, sie müssen dazu nämlich nur auf unsere Website gehen.
Econeers: Die Direktvermarktung ist also euer Steckenpferd. Warum verzichtet ihr bewusst auf Zwischenhändler?
Marian Bohndick: Das hat insbesondere zwei Gründe, zum einen die Frische und Natürlichkeit. Bei der Einbeziehung von Zwischenhändlern müssen die Produkte auf eine längere Haltbarkeit vorbereitet werden, was entsprechende Maßnahmen erfordert, wie z. B. eine Tiefkühlung oder ein hohes Erhitzen. Diese Maßnahmen beeinflussen das Produkt erheblich. Zum anderen möchten wir auch etwas vermitteln. Aus unserer Sicht läuft sehr vieles falsch in der konventionellen Fleischindustrie. Darüber möchten wir aufklären und Alternativen aufzeigen. Am besten geht das natürlich im direkten Austausch mit den Menschen.
Econeers: Wofür möchtet ihr das über Econeers eingesammelte Kapital verwenden?
Marian Bohndick: Für Investitionen, mit denen wir heute schon an morgen denken möchten. Mit einem zusätzlichen Kochbereich können wir die Wildtiere noch einfacher und besser restlos verwerten und gleichzeitig unser Sortiment erweitern. Mit kleinen Präsenzen in größeren Städten möchten wir unsere Produkte verfügbar für diejenigen machen, die ihr Fleisch noch nicht online bestellen. Vor allem möchten wir aber weiter in die Digitalisierung unserer Manufaktur investieren. Direktvermarktung hört sich erst einmal schön an, aber sie erhöht den operativen Aufwand im Betrieb deutlich. Dieser Herausforderung möchten wir uns mit der intelligenten Einbindung digitaler Helfer stellen und wo nötig, diese auch selbst entwickeln.
Econeers: Abgesehen von einer festen Verzinsung von 6 % und einem Zinsaufschlag von 1 % für alle, die innerhalb des Early-Bird-Zeitraums investieren, welche Gründe gibt es außerdem für unsere Investoren, in euch zu investieren?
Marian Bohndick: Vielleicht reicht es dazu noch für eine kleine Anekdote für die Kinder, Nichten, Enkel, Neffen, Patenkinder oder Urenkel. Denn mit einem Investment würden Investoren uns ganz aktiv dabei unterstützen, einen kleinen Baustein zu einer lebenswerteren Zukunft beizutragen. Wir möchten nämlich nicht nur eine zukunftsorientierte Manufaktur für natürliche Produkte von frei lebenden Wildtieren entwickeln. Wir möchten vor allem die Wahrnehmung von Lebensmitteln und den Umgang mit diesen wieder zum Positiven verändern. Denn Ernährung ist der einfachste und günstigste Weg, sich selbst und seiner Umwelt etwas Gutes zu tun. Beim Fleischkonsum haben wir den größten Hebel. Und damit man den Unterschied auch selbst schmecken kann, gibt es obendrauf noch etwas ganz Besonderes, das insbesondere unsere treuesten Kunden mittlerweile sehr zu schätzen wissen: unsere Produkte. Oder uns. Oder sogar beides zusammen. Ein Blick in die Goodie-Übersicht kann sich also lohnen.
Econeers: Ich fasse noch einmal zusammen: Ein nachhaltiger Umgang mit Fleisch ist also nicht nur möglich, wenn man vollständig auf dessen Verzehr verzichtet – der gelegentliche Kauf von hochwertigem Wildfleisch bietet eine gute Alternative.
Hast du noch einen Tipp für unsere Econeers, wie der bewusste Fleischkonsum im Alltag gelingt?
Marian Bohndick: Weniger Fleisch und dafür gutes essen, wäre hier die offensichtliche Antwort, “Zurück zum Sonntagsbraten” ein schönes Motto dazu. Weniger offensichtlich, aber genauso wichtig ist dann aber die Frage, was man sonst essen soll. Ich selbst ernähre mich größtenteils vegetarisch, mittlerweile an vielen Tagen sogar vegan. Mir war früher gar nicht bewusst, wie abwechslungsreich und lecker man sich fleischlos ernähren kann und ich habe den Eindruck, dass es vielen so geht. Ich empfehle auf jeden Fall einen Versuch, im Internet gibt es ganz tolle Rezepte.
Econeers: Vielen Dank, dass du dir Zeit für das Interview genommen hast. Wir wünschen euch ein erfolgreiches Funding und hoffen, dass viele Econeers diesen nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen unterstützen.
Marian Bohndick: Dankeschön auch für Deine Zeit. Wir freuen uns sehr darüber, dass wir dank Euch die Gelegenheit bekommen haben, uns und unsere Idee einer Vielzahl interessierter und engagierter Menschen vorstellen zu dürfen.
Warnhinweis: Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Der in Aussicht gestellte Ertrag ist nicht gewährleistet und kann auch niedriger ausfallen.