Eine zu kleine Zwiebel, eine riesige Zitrone oder eine zweibeinige Karotte – das alles kann der Handel nicht gebrauchen. Allein in Deutschland landen rund 11 Millionen Tonnen Lebensmittel entlang der gesamten Lebensmittelversorgungskette jährlich auf dem Müll. Ein erheblicher Anteil entfällt dabei auf den klassischen Lebensmittelhandel. Die optischen Makel oder abweichenden Größenmerkmale ändern aber nichts daran, dass das Obst und Gemüse Bio-Qualität hat, für den frischen Verzehr produziert und geeignet ist und genauso lecker daherkommt wie handelsübliche Lebensmittel. Keiner weiß das besser als etepetete. Die Mission des Münchner Wachstumsunternehmen – mit Boxen voller krummem Bio-Obst und -Gemüse dieser Verschwendung entgegenzuwirken und die Ernährung der Zukunft grün und nachhaltig zu gestalten. Im Interview waren die beiden etepetete-Gründer Christopher Hallhuber und Georg Lindermair gemeinsam mit Heiko Eckert (CMO & CTO) und Dennis Schilawa (CFO) zu Gast und haben über die Ursprünge von etepetete, absurde Ausschlusskriterien im Handel und das Thema Nachhaltigkeit als Kern der Unternehmensphilosophie gesprochen.
Econeers: Hallo Chris, Georg, Heiko und Dennis und herzlich willkommen zum Interview. Mit etepetete habt ihr es euch zur Aufgabe gemacht, gesunde und für den Verzehr einwandfreie Lebensmittel vor der Verschwendung zu retten – wie genau sieht euer Konzept dahinter aus und wo hat die Idee ihren Ursprung?
Christopher Hallhuber: Vor einigen Jahren wurden Georg und ich damals noch mit einem weiteren Gründer auf das Thema Food Waste aufmerksam und darauf, dass manches Obst und Gemüse teilweise erst gar nicht geerntet wird, nur weil es nicht einem gewissen Erscheinungsbild entspricht. Wir sind zu den umliegenden Landwirt:innen gefahren, um uns selbst ein Bild davon zu machen und so kam die Idee auf. Das Konzept dahinter ist Folgendes: Bio-Obst und -Gemüse, das aufgrund von kleinsten “Makeln” nicht in den regulären Handel gelangen würde, kaufen wir direkt von Landwirt:innen auf und verschicken es in Form unserer etepetete-Boxen an Kund:innen bequem nach Hause. Mittlerweile retten wir nicht nur, sondern fördern z. B. auch die ökologische Landwirtschaft, indem wir unter anderem unseren Partner-Landwirt:innen die Ware abnehmen, die bei der Umstellung von konventioneller auf biologische Anbaumethoden anfällt. Zudem gehen wir Anbauplanungen mit ihnen ein und nehmen die gesamte Ware ab, ohne auszusortieren. So geben wir den Landwirt:innen die Möglichkeit, sich an alten oder unbekannten Sorten zu probieren, geben ihnen einen sicheren Absatzweg und können gleichzeitig unseren Kund:innen die Augen für unbekannte Sorten öffnen – sie lieben das!
Econeers: Um ein besseres Verständnis vom Gesamtprozess zu bekommen: Warum gelangt manches Obst und Gemüse nicht in den Supermarkt, wie kommen die Produkte letztendlich zu euch und wie sieht euer Auswahlprozess dann aus?
Georg Lindermair: Die Gründe, weshalb manches Obst und Gemüse nicht in den regulären Handel kommt, sind oft absurd. Oft wird von den Märkten nur eine bestimmte Größe oder ein bestimmtes Gewicht gewünscht, um diese dann mit einem Stückpreis versehen zu können. Zu kleine oder zu große Exemplare werden dann nicht angenommen. Andere Beispiele sind ungleichmäßige Färbungen. Bei Orangen ist es zum Beispiel so, dass nur Früchte gewünscht sind, die eine komplett orange gefärbte Schale aufweisen, obwohl die Färbung kein Zeichen von Reife oder Qualität ist. Mit den global steigenden Temperaturen herrschen jedoch nicht immer die perfekten Bedingungen, damit sich die Orangen am Baum gleichmäßig orange färben und daher bleiben sie teilweise grün. Somit werden sie vom Handel abgelehnt, obwohl sie reif, lecker und gesund sind. Solche Produkte werden von den Landwirt:innen zu uns gebracht, oder je nach Menge und Entfernung der Ware werden auch Speditionen eingeschaltet. Früher sind wir auf die Landwirt:innen rund um München zugegangen, heute kommen Landwirt:innen auf uns zu. Wir bieten vielen Landwirt:innen einen Absatzweg für ihre Ware, den sie sonst nicht hätten. Einen Auswahlprozess haben wir im Grunde nicht. Wir möchten den Landwirt:innen keine zusätzlichen Regeln auferlegen. Wichtig ist nur die Qualität, also Geschmack und Frische. Ob eine Karotte nun ein- oder zweibeinig ist, ist uns egal.
Econeers: Müsst ihr während eurer Qualitätskontrolle auch Obst und Gemüse aussortieren? Was passiert damit?
Christopher Hallhuber: Auch wir müssen ggf. Ware aussortieren, aber nicht aufgrund des Erscheinungsbildes, sondern aufgrund der Qualität. Äpfel mit Druckstellen oder überreifes Obst sind ab und an mit in den Lieferungen dabei. Diese Ware ist zwar noch für den Verzehr geeignet, jedoch nicht mehr für den Verkauf. Schließlich möchten wir unseren Kund:innen die beste Qualität bieten. Dieses aussortierte Obst und Gemüse wird jedoch nicht verschwendet, sondern kommt den örtlichen Tafeln und anderen gemeinnützigen Organisationen zugute. Manches Obst oder Gemüse ist auch leider nicht mehr für den Versand geeignet. Wir hoffen, in Zukunft genau das umgehen zu können, indem wir unser Obst und Gemüse in den stationären Einzelhandel bringen.
Econeers: Bei euch heißt es, Nachhaltigkeit ist nicht nur Marketing, sondern Kern der Unternehmensphilosophie – wie setzt ihr das im Alltag, über das Retten von Obst und Gemüse hinaus, um?
Georg Lindermair: Neben dem Retten von Lebensmitteln stand von Beginn an fest, eine zukunftsfähige Form der Ernährung zu fördern. Daher kooperieren wir ausschließlich mit Bio-zertifizierten Landwirt:innen oder solchen, die gerade in der Umstellungsphase von konventionell auf ökologisch sind. Zudem wollten wir von Beginn an Plastikverpackungen, die gerade früher bei Bio-Obst und -Gemüse sehr verbreitet waren, verbannen. So packen wir alle Obst- und Gemüse-Boxen plastikfrei und achten auch bei der Lieferkette stark darauf, wenig Plastik bzw. Verpackungsmüll zu verbrauchen. Wir behalten unsere Emissionen und den Plastikverbrauch stets im Blick und kompensieren zudem beides.
Econeers: Ihr wollt noch in diesem Jahr etepetete in der Gastronomie integrieren und in Zukunft neben dem Onlinehandel auch im stationären Handel präsent sein – wie wird die Umsetzung aussehen und wie weit seid ihr mit diesen zwei Vorhaben?
Heiko Eckert: Im Gastronomiegeschäft arbeiten wir bereits mit unserem ersten Partner zusammen, sozusagen ein Prototyp, und die Resonanz ist sehr positiv. Neben der klassischen Belieferung mit frischem Bio-Obst und -Gemüse möchten wir weiterhin auf das Problem Food Waste und die Hintergründe aufmerksam machen. So wird es die Möglichkeit geben, über im Laden platzierte QR-Codes zu erfahren, wie viel Obst und Gemüse dank dieses spezifischen Restaurants vor der Verschwendung bewahrt wurde. Um weiterhin Lebensmittel vor der Verschwendung zu bewahren und auf die Hintergründe von Food Waste aufmerksam zu machen, ist der logische nächste Schritt, das krumme Bio-Obst und -Gemüse dahin zu bringen, wo es sonst nicht landen würde – in den stationären Handel. So werden Kund:innen endlich die Möglichkeit haben, etepetete Produkte von ausgewählten Anbietern zu beziehen und wir haben die Möglichkeit, auch die Ware in den Handel zu bekommen, die für die Boxen bzw. für den Versand nicht mehr geeignet ist. Für den Vertrieb der neuen Produktreihe arbeiten wir mit einem strategischen Partner zusammen, es muss also keine neue Logistik für die Belieferung des Lebensmitteleinzelhandels aufgebaut werden. Vertrieb und Vermarktung der Produkte erfolgt hingegen bei uns. Wir haben vor einem guten Jahr mit einem Prototypen gestartet, beliefern zwei Filialen regelmässig und sind schon länger im Austausch mit weiteren Gastronomen so dass ich sehr zuversichtlich bin, dieses Projekt mit zusätzlichem Budget zum Sommer zu starten – und eventuell sogar zeitgleich den LEH zu beliefern.
Econeers: Nun gibt es durchaus einige Mitbewerber, die sich im Lebensmittelretter-Markt bewegen, z. B. Motatos, sirplus, Unverschwendet oder auch Querfeld. Was hebt euch von diesen ab?
Dennis Schilawa: Abseits des Rettungsaspekts verfolgen wir einen ganzheitlich nachhaltigen Ansatz. Angefangen von einem ausschließlichen Bio-Sortiment und der Unterstützung ökologischer Landwirtschaft über einen plastikarmen Wertschöpfungsprozess bis hin zur Aufklärung über Nachhaltigkeitsthemen auf verschiedenen Plattformen. So entstand um uns herum eine einzigartige Community. Außerdem nehmen wir eine Vorreiterstellung ein, wenn es um den Vertrieb von geretteten frischen Lebensmitteln geht. Andere Unternehmen fokussieren sich vorwiegend auf die Rettung von verarbeiteten Produkten.
Econeers: Bei der Weiterentwicklung eures Produktportfolio steht auch die Individualisierung der Boxen auf dem Plan. Wieso spielt ausgerechnet die Individualisierung so eine große Rolle und was versprecht ihr euch davon?
Heiko Eckert: Mit der Individualisierung der Boxen werden die Kund:innen die Möglichkeit haben, ihnen ungeliebte Sorten abzuwählen oder gar komplett aus ihrer Box rauszunehmen. Aktuell können die Kund:innen ihre Präferenzen jedoch nur durch die unterschiedlichen Boxen auswählen. Davon versprechen wir uns eine noch bessere Kund:innenzufriedenheit und eine höhere Retention Rate.
Econeers: Gebt unseren Leserinnen und Lesern doch mal einen kleinen Einblick, welche Meilensteine ihr seit eurer Gründung im Jahr 2015 in eurer Entwicklung erreicht habt …
Dennis Schilawa: Bisher konnten wir seit unserer Gründung bereits mehr als 15 Mio. kg Bio-Obst und -Gemüse vor der Verschwendung bewahren. Das ist schon eine große Menge. Das kommt nicht zuletzt dadurch, dass wir eine wirklich tolle und engagierte Community haben und mittlerweile mehr als 100 Mitarbeitende beschäftigen. So schafften wir es, in Hochzeiten über 20.000 Boxen pro Woche zu versenden. Seit 2021 senden wir außerdem nach Österreich und seit 2022 auch in die Niederlande. Ebenfalls haben wir im vergangenen Jahr mit einigen befreundeten Unternehmen unseren ersten Pop-up Store in der Hofstatt München auf die Beine gestellt. Das war sozusagen unsere erste Erfahrung im Einzelhandel, woraus wir sehr viel lernen konnten.
Econeers: Auf Econeers möchtet ihr nun „frisches“ Kapital einsammeln. Warum habt ihr euch für Crowdinvesting entschieden und wofür möchtet ihr das Geld verwenden?
Christopher Hallhuber: Wir möchten mit dem Crowdinvesting Menschen die Möglichkeit geben, Teil einer grünen Zukunft zu werden. Indem sie in etepetete investieren, tragen sie einen Teil zur Nachhaltigkeit bei. Die Crowdinvesting-Summe möchten wir für die Individualisierung der Boxen nutzen und dafür, etepetete in der Gastronomie und dem Einzelhandel zu etablieren.
Econeers: Warum sollte es unsere Crowd auf keinen Fall verpassen, eure Anleihe zu zeichnen?
Dennis Schilawa: Ein Investment in etepetete ist ein Investment in ein zukunftsfähiges Unternehmen und eine grünere Zukunft. Wir konnten in den vergangenen Jahren beweisen, dass unser Konzept sowie das Geschäftsmodell skalierbar und tragfähig sind – und das mit geringen finanziellen Mitteln. Neben einer jährlichen Verzinsung von 8 % wartet zudem ein weiteres Benefit: Alle Investor:innen bekommen eine Überraschungsbox mit ausgewählten etepetete Produkten und Extras, um unser Angebot einmal live erleben zu können.
Econeers: Eine Frage zum Schluss: Wie seid ihr zu eurem bzw. auf euren Namen „etepetete“ gekommen?
Georg Lindermair: Wir waren lange auf der Suche nach einem passenden Namen, der spannender ist als nur “Gemüsekiste” oder Ähnliches. Die Idee hatte schließlich meine Partnerin Vivian. Der Name beschreibt eben genau das Gegenteil von dem, was wir und unser Obst und Gemüse sind. Laut Duden ist der Begriff “etepetete” eine Redewendung oder Synonym für zimperlich, übertrieben fein, steif und konventionell. Unsere Produkte haben Ecken und Kanten, Charakter, eine Geschichte und sind deswegen eben nicht “etepetete”.
Econeers: Vielen Dank für eure Zeit! Wir wünschen euch eine erfolgreiche Kampagne.
Christopher Hallhuber: Danke an euch! Wir würden auch noch gern einen großen Dank an unsere Community und Kund:innen ausrichten. Ohne sie wären wir jetzt nicht hier. Ohne sie hätten wir nicht bereits so viel erreichen können! Unser Erfolg wurzelt in der Unterstützung unserer Community! Ihr habt uns gezeigt, dass wir gemeinsam viel erreichen können und dass es um mehr geht, als nur ein bisschen Gemüse zu retten. Es geht um die Wertschätzung von Ressourcen, ein Verständnis zum Thema Nachhaltigkeit aufzubauen und die Bedeutung ökologischer Landwirtschaft hervorzuheben, also – Danke!
Die OneCrowd Securities GmbH tritt als vertraglich gebundener Vermittler für Rechnung und unter Haftung gemäß § 3 (2) WpIG der Effecta GmbH, Florstadt, auf.
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