Buchrezension: Wie unmoralisch ist „Mein unmoralisches Angebot an die Kanzlerin“ wirklich?

Der Autor des Buches Matthias Willenbacher und Angela Merkel haben etwas gemeinsam. Überzeugung und Tatendrang für erneuerbare Energien und die Energiewende sind es allerdings nicht. Beide sind Physiker. Und Herrn Willenbacher als Physiker und Unternehmer im Bereich erneuerbare Energien macht es rasend, dass Angela Merkel die Energiewende in Deutschland nicht schneller voranbringt.

In seinem Buch macht Willenbacher der Kanzlerin ein „unmoralisches Angebot“ – nimmt Sie es an, verschenkt er seine Firma mit Milliardenumsatz, die juwi AG an Energie-Genossenschaften. Sein „Masterplan“ markiert die Eckpunkte eines neuen Energiesystems – kann er die Kanzlerin verführen?

Aufschrei an die Politik

Der Titel nimmt es bereits vorweg: Matthias Willensbacher macht Angela Merkel ein unmoralisches Angebot: Wenn die Kanzlerin die Energiewende vollständig umsetzt, spendet er seine Unternehmensanteile an der eigenen Firma an Energiegenossenschaften, also der deutschen Bevölkerung. Vollständig heißt dabei konkret, dass die Bundesregierung beschließt, dass Deutschland 2020 Energie ausschließlich aus sauberen, dezentralen Energiequellen gewinnt.

Damit hat er Position bezogen. In seinem Buch erläutert er, warum die Energiewende wichtig ist und, wie sie gelingen kann.

Eine Karriere mit erneuerbaren Energien

Matthias Willensbacher hat eine Karriere hingelegt. In seinem Buch erfährt man viel von dem Pfälzer, der auf einem Bauernhof aufgewachsen ist und mit Kühen, Schweinen, Hühnern, Katzen und Mäusen schon früh das Anpacken lernte. Vom Aushilfsjob beim Elektriker, über eine angefangene Doktorarbeit, einem Sportunfall und einer Zeitungslektüre, die sein Leben veränderte, bis hin zu erneuerbaren Energien. Heute ist er der Chef von 1.800 Mitarbeitern, die sich von der Planung, zur Finanzierung, über den Bau, bis zur Instandhaltung von Anlagen erneuerbarer Energien, hauptsächlich im Bereich der Windenergie kümmert.

Mal waren die Leute begeistert von seiner Idee und den Windkraftanlagen, andere wollten die Anlage nicht vor ihrem Wohnzimmerfenster haben. Großkonzerne machten Stimmung gegen alternative Energien, es gründeten sich aber auch Energiegenossenschaften, die schließlich zu Kunden der juwi AG wurden. In Entwicklungsländern installierte Willenbacher Solarpaneele. Der Pionier im Bereich erneuerbare Energien begleitete in Rheinland-Pfalz ganze Kommunen in die autarke und regenerative Energieversorgung.

Ein Erfolgsrezept für die Politik?

Was Willenbacher mit juwi geschafft hat, kann auch Deutschland schaffen. In seinem Buch beschreibt er pointiert, wie ihm bei Treffen mit Politkern wie Kurt Beck die Skepsis am Neuen und das Festhalten am Alten entgegenschlug und wie er als Wirtschaftsdelegierter auf Reisen von der Kanzlerin beim Gespräch abgewürgt wurde.

Er schreibt:

„Auf dem Rückflug von Chile nach Deutschland wollte Frau Merkel noch ein Glas Wein mit uns sechs Wirtschaftsvertretern trinken. (…) Wir waren zu dem Zeitpunkt erst zwei Stunden unterwegs und hatten bestimmt noch 13 zu fliegen. Zeit war also genug, und so wollte ich die Chance nutzen, um mit ihr auch über die Energiewende zu sprechen. Sie hatte vor der Chile-Reise ein Plädoyer für Windkraft im Norden gehalten und das wollte ich mit ihr diskutieren. Ich sagte also zu Frau Merkel: “Könnten wir vielleicht noch ein paar Minuten über die Energiewende sprechen, ich habe da einige Fragen und auch ein paar Ideen?“

Sie sah mich an und sagte nur: ‘Schreiben Sie mir einen Brief.‘”

In seinem unmoralischen Angebot erläutert er verständlich und kurzweilig, dass und vor allem wie die Energiewende funktionieren kann. Er argumentiert, wo die Politik sich selbst Steine in den Weg legt und wo sie von der Industrie instrumentalisiert wird.

Willenbacher beschreibt, wie er vor allem in den Anfangsjahren gegen Argumente der Energieversorger zu kämpfen hatte, „die ihre Geschäftsmodelle und ihre Gewinne gegen neue Konkurrenz schützen wollten.“

Dabei beschreibt er den Verlauf der bisherigen Energiewende, zeigt Handlungsspielräume auf und entwickelt einen Masterplan: Er setzt auf viele, verschiedene Anlagen, die sich mit ihren Stärken unterstützen und ihre Schwächen gegenseitig ausgleichen.

Eine Leseempfehlung für Econeers

Wir schließen uns diesem Masterplan an. Denn Econeers spiegelt die Forderung von Herrn Willenbacher wider: Eine Energiewende von unten, für alle! Econeers baut auf individuelle Förderung von Einzelinitiativen in nachhaltige Energie-Anlagen. Bürger können hier die Energiewende selbst in die Hand nehmen – individuell, online, unkompliziert. Werden Sie gleich aktiv und entdecken Sie unsere grünen Projekte bei Econeers.

Es lohnt sich, einen Blick in Herrn Willenbachers Buch zu werfen. „Mein unmoralisches Angebot an die Kanzlerin“ verbindet den bisherigen Verlauf der Energiewende mit kurzweiligen Erläuterungen von Ökonomie, technischen Grundregeln und Willenbachers Meinung. Nur eine Frage ist bei uns beim Lesen offen geblieben: Warum wurden die beteiligten Minister Altmaier und Rösler nicht angesprochen?

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