Dass es wichtig ist, den eigenen Fleischkonsum zu reduzieren, haben viele Menschen inzwischen verstanden. Das freut nicht nur unsere Gesundheit, auch unsere Umwelt und damit die nachfolgenden Generation profitieren vom Wandel unserer Ernährungsweise. Pflanzliche Alternativen stehen dabei hoch im Kurs. Milch, Käse, Joghurt, Ei oder Fleisch: Für die meisten Nahrungsmittel des täglichen Bedarfs gibt es inzwischen ein pflanzliches Pendant. Doch einige Produkte sind noch schwer zu finden, darunter Alternativen zu Fisch und Meeresfrüchten. Damit das nicht so bleiben muss, hat das Startup Happy Ocean Foods seine veganen Shrymps entwickelt. Im Interview mit den beiden Gründern Julian Haller (links) und Robin Drummond (rechts) sprachen wir über die Probleme der Fischindustrie, das Potenzial pflanzlicher Fischalternativen sowie starke Partnerschaften, die das junge Unternehmen beim Wachstum helfen.
Econeers: Hallo Julian, hallo Robin, herzlich willkommen zum Interview. Vegane Fleischalternativen sind schon längst “in aller Munde” – pflanzenbasierte Fisch- und Meeresfrüchte-Alternativen hingegen sieht man bisher seltener in den Supermarktregalen. Das wollt ihr ändern. Was genau habt ihr vor?
Julian Hallet: Wir wollen mit unserem Startup einen Unterschied machen und mit leckeren und innovativen Produkten einen Beitrag zu einem nachhaltigeren Konsum von Fisch und Meeresfrüchten leisten. Wie du richtig sagst, gibst es hier noch sehr wenige Alternativen. Dabei sind die Probleme und Auswirkungen höchst relevant und die Zeit drängt.
Econeers: Auch viele Menschen, die sich weitestgehend vegetarisch ernähren, essen trotzdem weiterhin noch Fisch – die sogenannten Pesco-Vegetarier. Der Gedanke dahinter ist vermutlich, dass Fisch zu essen einen geringeren ökologischen Impact hat als der Fleischkonsum und sich dabei die abschreckenden Bilder von der klassischen Massentierhaltung nicht so stark aufdrängen. Aber stimmt das so?
Robin Drummond: Die Folgen des hohen Fleischkonsums sind sicherlich präsenter, aber auch in der Fischindustrie gibt es zahlreiche Probleme. Es gelten bereits über 33 % aller Fischbestände als bis an die biologische Grenze befischt, weitere 60 % sind bereits völlig erschöpft. Werden die Fischbestände nicht geschont, wird laut Unep bis zum Jahr 2050 kein kommerzieller Fischfang mehr möglich sein. Darüber hinaus sind Fische zum Teil mit giftigen Substanzen wie Dioxin, Methyl-Quecksilber und organischen Chlorverbindungen belastet, da immer mehr Umweltgifte ins Meer gelangen. Die alternative Deckung der Nachfrage durch Aquakulturen hat schwerwiegende Umweltschäden wie z. B. die Verunreinigung der Meere oder Abholzung von Mangrovenwäldern zur Folge. Auch die Treibausgasemissionen, die bei der Produktion von Garnelen in Aquakulturen entstehen, belaufen sich auf durchschnittlich 12 kg CO2-Ausstoß pro 1 kg gezüchtete Garnelen – und belegen somit den siebten Platz, der am schlechtesten Lebensmittel in Bezug auf CO2-Fußabdruck-Werte.
Econeers: Euer erstes Produkt sind die Happy Ocean Shrymps, eine pflanzliche Alternative zu Garnelen. Woraus bestehen eure Shrymps und was unterscheidet sie von Wettbewerbsprodukten?
Julian Hallet: Die Hauptbestandteile unsere Shrymps sind Wasser, Algenextrake und Sojaprotein. Hinzu kommen Agavendicksaft, Meersalz, pflanzliche Öle und Gewürze. Der Geschmack, die Textur und das Aussehen entstehen durch die fein ausgeklügelte Rezeptur und insbesondere durch den innovativen Herstellungsprozess. Bei unseren Produkten ist es uns besonders wichtig, ein vergleichbares Nährstoffprofil wie das vom tierischen Original anbieten zu können. Unsere Shrymps sind eine Proteinquelle und enthalten wichtige Omega-3-Fettsäuren. Wir verzichten auf die Zugabe von etwa raffiniertem Zucker und weisen, im Vergleich zu anderen Alternativprodukten, eine sehr kurze und rein pflanzliche Zutatenliste auf. Die größte Herausforderung für uns war es den einzigartigen Geschmack unserer Shrymps in Kombination mit einem ausgewogenen Nährstoffprofil zu kreieren. Die Kombination aus Geschmack und Inhaltsstoffen, gepaart mit der lokalen Produktion in der DACH-Region sind die drei wesentlichen Produkteigenschaften und der USP unserer Shrmyps.
Econeers: Bei einem Produkt soll es jedoch nicht bleiben – wenn ich richtig informiert bin, habt ihr schon einiges mehr in der Entwicklungs-Pipeline. Könnt ihr unseren Leserinnen und Lesern einen kleinen Einblick geben?
Robin Drummond: Die Produkt-Pipeline ist auf jeden Fall prall gefüllt, auch wenn wir hier natürlich noch nicht zu viel verraten dürfen. Wir können aber schonmal bestätigen, dass schon sehr bald eine panierte Variante unserer Shrymps gelaunched wird, da diese Version sehr stark nachgefragt ist. Außerdem werden wir schon in absehbarer Zukunft Calamari-Ringe auf den Markt bringen. Die nächsten Tentpole-Produkte mit Pioniercharakter werden mittelfristig unter anderem Fisch-Filets in unterschiedlichen Varianten sein: von Weißfisch bis Lachs.
Econeers: Bei der Markteinführung eurer Shrymps habt ihr mit der bekannten Restaurantkette L’Osteria zusammengearbeitet. Wie genau sah die Zusammenarbeit aus und wie erfolgreich war sie?
Julian Hallet: Ja, es war wirklich ein beachtliches Highlight für uns, dass wir für den Markteintritt und Auftakt direkt eine so große Restaurantkette wie die L’Osteria von Happy Ocean Foods und unseren Shrymps überzeugen konnten. Wir wurden in insgesamt 180 Filialen in der DACH-Region angeboten. Wir hatten eigens-kreierte Happy Ocean Shrymps Gerichte und die Kund:innen hatten ebenso die Möglichkeit, unsere Shrymps als Topping zu jedem Gericht zu bestellen. Unser Name und unsere Shrymps wurden neben Logointegrationen in der Speisekarte auch mehrmals wöchentlich in allen Channels der L´Osteria, sowie in unseren Channels gefeatured. Dies ermöglichte uns auf der einen Seite Wiedererkennungswert und eine starke Reichweite und erlaubte der L´Osteria auf der anderen Seite ein innovatives und zukunftsweisendes Konzept für ihre Gäste. Alleine durch unsere Marketingaktivierung konnten wir über 2,52 Millionen Kontakte in der Zielgruppe schaffen. Die Verkaufszahlen waren stark und die Kampagne ein voller Erfolg für beide Seiten. Unsere Shrymps gelangten innerhalb kürzester Zeit zu den sechs meistverkauften Gerichten über alle L´Osteria Restaurants hinweg und wir konnten mehr als 100.000 tierische Garnelen mit unseren pflanzlichen Shrymps ersetzen.
Econeers: L’Osteria ist nicht der einzige prominente Name aus eurem Unterstützerkreis. Im Mai dieses Jahres habt ihr euch in die “Höhle der Löwen”, die beliebte Gründer-Show bei Vox, gewagt und konntet gleich zwei der hochkarätigen Experten überzeugen … Erzählt doch mal mehr!
Robin Drummond: Der Auftritt bei Höhle der Löwen lief wirklich unfassbar gut. Wir haben von vier der fünf Löwen ein Angebot erhalten und hatten am Ende die Qual der Wahl. Auch das Live-Feedback auf unsere Shrymps bei der Verkostung in der Show war ausgezeichnet. Mit Nico Rosberg haben wir einen Investor gewonnen, der unheimlich gut zur Marke passt und der rund um die Ausstrahlung durch seine Kommunikation große Wellen geschlagen hat. Er hat auf Instagram und LinkedIn eine sagenhafte und relevante Reichweite. Auf Instagram sind es 1 Million Follower. Mit Dagmar Wöhrl haben wir eine erfahrene Investorin im Bereich Gastronomie- und Hotellerie, die uns vor allem durch ihr starkes Netzwerk im Hotel-Restaurant-Catering-Sektor unterstützen kann.
Econeers: Wo vertreibt ihr eurer Produkte – und richtet ihr euch dabei eher an B2B- oder B2C-Kunden?
Julian Hallet: Wir vertreiben unserer Produkte über sämtliche Kanäle, haben aber aktuell einen klaren B2B-Fokus. Gemäß Statistik werden die meisten Garnelen in Deutschland außer Haus in Restaurants verzehrt. Zudem wollten wir mit diesem innovativen Produkt zuerst in der Gastronomie Fuß fassen, um es in Gerichten zu präsentieren und das Produkt und die Marke sehr kontrolliert und mit einem qualitativen Ansatz bekannt zu machen. Unsere Kunden im B2B-Sektor sind unter anderem die zwei größten Foodservice-Unternehmen Deutschlands (Transgourmet und Chefs Culinar), zwei sehr bekannte Cash & Carry Märkte (Metro und Hamberger), die Restaurant-Kette L’Osteria und die Hotelkette Hilton. Im B2C-Sektor haben wir aufgrund unserer strategischen Ausrichtung den Markteintritt erst später forciert und nutzen auch weniger Ressourcen unserer Vertriebskapazitäten dafür. Hier sind unsere größten Kunden jeweils eine Edeka- und Rewe-Region sowie der Online-Retailer knuspr.de. Ebenso zählen zu unseren Vertriebspartnern das KadeWe in Berlin und die Feinkost Käfer Märkte in München. Um eine flächendeckende Verfügbarkeit unserer Shrymps zu garantieren, betreiben wir ebenso einen eigenen Onlineshop. Unsere Mittel- bis langfristige Strategie ist jedoch eine klare Steigerung des Umsatzes im B2C-Bereich, vor allem in Hinblick auf unser zukünftiges Produktportfolio. Wir werden somit kontinuierlich einen Schwerpunkt unserer Distribution gezielt auf den B2C-Markt lenken.
Econeers: Welche Umsätze konntet ihr bereits erwirtschaften und wie schätzt ihr die allgemeine Entwicklung des Markts “pflanzliche Fisch- und Seafood-Alternativen“ sowie eure zukünftige Umsatzentwicklung ein?
Robin Drummond: Wir konnten bis heute einen Umsatz von über 300.000 Euro erzielen. Das Potenzial, dass der Markt bis 2030 global auf 8 Milliarden Euro anwächst, ist sehr realistisch. Somit würde der Markt für Fisch und Seafood Alternativen ein Drittel so groß sein wie der Markt für Fleischalternativen, für den in 2030 global ein Volumen von 25 Milliarden Euro prognostiziert wird. Wir gehen von diesen 30 % aus, weil dies das Verhältnis vom tierischen Fischmarkt zum tierischen Fleischmarkt darstellt. In unseren Augen sind alternative Proteine kein Trend und auch keine Nischenprodukte. Sie sprechen schon heute eine Zielgruppe von über 30 Millionen Menschen in Deutschland an. Für unseren Umsatz in 2023 wollen wir ein Wachstum von über 250% erreichen und 1,6 Millionen Euro erwirtschaften.
Econeers: Über Econeers möchtet ihr 600.000 Euro Kapital einsammeln. Wofür möchtet ihr das Geld verwenden?
Julian Hallet: Wir werden das Kapital insbesondere für zwei Dinge verwenden: Zum einen möchten wir unser Produktportfolio erweitern, um den Markt weiter ausbauen zu können und weitere Zielgruppen in die Kategorie zu holen. Zum anderen werden wir die Vertriebs- und Marketingmaßnahmen ausbauen, um die Bestellvolumina und -zyklen der bestehenden Kunden im B2B-Sektor zu erhöhen, aber auch um neue Regionen im Lebensmitteleinzelhandel zu erschließen und betreuen zu können.
Econeers: Könnt ihr für unsere Leserinnen und Leser bitte noch einmal zusammenfassen, warum sie sich ein Investment in Happy Ocean Foods nicht entgehen lassen sollten?
Robin Drummond: Happy Ocean Foods ist derzeit eines der führenden Foodtech-Startups in Europa, das sich auf pflanzliche Alternativen für Fisch und Meeresfrüchte spezialisiert hat. Wir wissen, dass wir alternative und pflanzliche Proteine brauchen, um die wachsende Bevölkerung nachhaltig ernähren zu können. Es ist ein Investment in eine nachhaltigere Zukunft und die Ernährung von morgen. Mit unserem klaren Fokus auf pflanzliche Alternativen zu Fisch und Meeresfrüchten genießen wir First Mover Advantage auf dem deutschen und europäischen Markt und können aktiv diese Kategorie auf- und ausbauen. Wir haben bereits den Proof of Concept geschafft, solide Traction gezeigt, in kürzester Zeit die großen Namen der Branche als Kunden gewonnen und haben seit Markteintritt signifikante und wiederkehrende Umsätze erzielt. Durch diesen Vorsprung, eine rasant wachsende Marktnachfrage und unserem dynamischen Markenaufbau über alle Channels werden wir weiterhin unseren Erfolg ausbauen und die Ernährung von morgen schon heute schaffen
Econeers: Und zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Welches Gericht bereitet ihr mit den Happy Ocean Shrymps am liebsten zu?
Julian Hallet: Unsere Shrymps integrieren sich ganz natürlich in jegliche kulinarische Richtung und ich nutze sie gerne für Bowls, Salate, Sandwiches und in der Pasta. Mein persönlicher Favorit ist aber auf jeden Fall Sommerrollen mit unseren Shrymps und meiner veganen hausgemachten Hoisin Soße.
Econeers: Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für das Interview genommen habt. Ich wünsche euch einen erfolgreichen Fundingstart und hoffe, dass viele Investoren “auf den Geschmack kommen”!
Warnhinweis: Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Der in Aussicht gestellte Ertrag ist nicht gewährleistet und kann auch niedriger ausfallen.