Gegessen wird immer. Getrunken sowieso – eine Tasse Kaffee am Nachmittag, eine Kanne Tee, wenn es draußen besonders kalt ist, ein Glas Wein beim (virtuellen) Treff mit den Freunden am Abend. Trinken ist aber nicht nur ein Grundbedürfnis des Menschen, dahinter steckt auch ein großer Industriezweig. Mit einem Umsatzanteil von rund acht Prozent ist der Getränkemarkt die drittgrößte Branche der Nahrungs- und Genussmittelindustrie. Deutschlandweit gibt es inzwischen mehr als 800 Betriebe der Brauwirtschaft und mehr als 300 im Bereich der Herstellung alkoholfreier Getränke und Wasser.
Wein, Wasser, Bier – die Deutschen lieben ihre Getränke und geben dafür richtig viel Geld aus. Laut aktuellen Statistiken kommen so jährlich rund 21 Milliarden Euro für alkoholfreie Erfrischungen und 25 Milliarden Euro für Alkoholika zusammen. Doch was trinken die Deutschen am liebsten und welchen Einfluss hat Corona auf die Getränkeindustrie? Wir haben vier spannende Fakten zusammengestellt:
Fakt 1: Ein Gläschen Wein geht immer
Die deutsche Weinbranche boomt. Das ist eine kleine Überraschung, schließlich sind die Restaurants aufgrund der Corona-Krise geschlossen. Doch davon scheinen sich die Verbraucher nicht beeindrucken zu lassen. Statt bei Kerzenschein in der Lieblingskneipe wird nun am Abendbrottisch gebechert. Ein Blick auf die Zahlen bestätigt das: Trotz Corona-Krise wurden 2020 im zweiten Quartal 12,5 Prozent mehr Flaschen Wein verkauft als im Vorjahreszeitraum. Auch in der zweiten Jahreshälfte 2020 kauften die Deutschen mehr Wein als noch 2019. Mit diesem Ergebnis steht Deutschland an vierter Stelle der weltgrößten Verbrauchermärkte für Wein. Am meisten Wein wird nach Angaben der Internationalen Organisation für Rebe und Wein (OIV) in den USA getrunken. Es folgen Frankreich und Italien.
Fakt 2: Regionales Bier auf dem Vormarsch
Regionale Biere und Bierspezialitäten waren schon lange gefragt – doch in der Corona-Krise sind sie in der Gunst der Verbraucher noch mehr gestiegen. So nahm zum Beispiel in den ersten zehn Monaten des vergangenen Jahres der Absatz der aus Bayern stammenden Biersorte Hell in den Supermärkten und im Getränkehandel um 19,2 Prozent zu. Der Absatz der Sorte Weizenbier stieg um 5,3 Prozent. Genau wie beim Wein gilt auch hier: Die Deutschen haben sich ihr Gastronomie-Erlebnis einfach nach Hause geholt. Zahlen des Marktforschungsunternehmens Nielsen belegen das. Im ersten Halbjahr 2020 kauften die Deutschen pro Kopf rund acht 0,33-Liter-Flaschen mehr Bier im Handel als im Vorjahreszeitraum. Insgesamt erwarben die Verbraucher hierzulande Anfang 2020 rund 30 Millionen Hektoliter und damit gut 4,6 Prozent mehr Bier und Biermixgetränke als im Jahr zuvor. Und es gibt noch eine gute Nachricht für Bierliebhaber: Die Brauereien bereiten sich schon langsam auf den Sommer vor – wenn die Normalität wieder Einzug hält und die Biergärten endlich wieder öffnen dürfen.
Fakt 3: Mineralwasser bleibt Verkaufsschlager
Ohne Mineralwasser geht es nicht: Die Deutschen lieben den sprudelnden Erfrischer. Pro Kopf wurden hierzulande im vergangenen Jahr etwa 133 Liter Mineral- und Heilwasser konsumiert. Zwar verzeichnet der Verband Deutscher Mineralbrunnen ein Minus von 4,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr, doch trotzdem bleibt das Mineralwasser unangefochten an der Spitze der beliebtesten Getränke. Die gefragtesten Mineralwässer sind im Übrigen mit einem Marktanteil von zusammen fast 80 Prozent nach wie vor der klassische Sprudel und das Mineralwasser mit geringem Kohlensäure-Gehalt. Allerdings werden auch Mineralwässer ohne Kohlensäure immer beliebter und haben inzwischen einen Anteil von 17,8 Prozent am Mineral- und Heilwasser-Markt erreicht.
Fakt 4: Ready-to-drinks im Aufwärtstrend
Marktforscher sagen: Die Corona-Pandemie hat unser Trinkverhalten nachhaltig beeinflusst. Weil Bars und Restaurants geschlossen sind, greifen vor allem jüngere Konsumenten zu sogenannten Convenience-Getränken wie Wein aus der Dose oder Ready-to-drinks. Gemeint sind fertig gemischte Cocktails, die man trinkbereit kaufen kann. Zwei Entwicklungen begünstigen diesen Trend. Die fertigen Mixgetränke werden beliebter, weil ihre Qualität steigt. Das zeigt unter anderem der „Cocktail Trends Report 2020“, für den das Unternehmen Bacardi verschiedene Barkeeper und Markenbotschafter befragt hat. Um die Nachfrage nach „kultivierten To-go-Angeboten“ zu befriedigen, bevorzugten die Hersteller immer öfter hochwertige, vorzugsweise natürliche Zutaten, heißt es in dem Report. Die zweite Entwicklung, die sich positiv auf den Trend auswirkt, hat etwas mit der Verpackung zu tun. Die Dose ist zurück. Jahrelang hatte sie ein schlechtes Image und als 2003 das Dosenpfand eingeführt wurde, verschwand sie fast vollständig vom Markt. Doch weil sie eine hohe Recycling-Quote von 99 Prozent aufweist, unkompliziert zu transportieren und in Supermärkten leicht zu stapeln ist, feiert die Dose gerade ihr Comeback.
Fazit: Die Deutschen lieben es klassisch. Mineralwasser und Wein stehen demnach ganz oben auf der Liste. Daran ändert auch die Corona-Pandemie wenig. Dennoch sind die Lockdown-Regeln nicht spurlos an der Getränkeindustrie vorbeigegangen. Wer erfolgreich sein will, der muss sich auf neue Trends einlassen. Regionalität ist ein Schlüsselbegriff, der zum Erfolg führen kann. Umfragen zeigen, dass die Verbraucher während der Corona-Krise vermehrt zu regionalen Produkten greifen – das gilt auch für Getränke. Eine Entwicklung, die auch nach dem Lockdown weiter Bestand haben wird. Aber auch der Fokus auf hochwertige To-go-Getränke kann ein Erfolgsrezept sein, weil immer mehr Menschen ihre Lieblings-Mixgetränke nicht nur im Restaurant, sondern auch zu Hause genießen wollen.
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