Elektrowerkzeuge wie die Bohrmaschine oder der Akkuschrauber werden selten genutzt. Die meisten Zeit liegen sie im Schrank, nehmen wertvollen Platz weg. Außerdem sind die Geräte teuer. Vor allem junge Menschen verzichten deshalb oft ganz darauf, sich Werkzeug selbst anzuschaffen. Doch wenn dann ein Loch in die Wand gebohrt werden muss, stehen sie vor einem Problem. Mit diesem Thema hat sich Jan Gerlach intensiv beschäftigt. Gemeinsam mit Freunden entwickelte er ein Sharing-Konzept für Profi-Werkzeuge und gründete die Firma thingk.systems, das Unternehmen hinter toolbot. Im Interview verrät der junge Mann aus Cottbus, wie die Verleihstation funktioniert, warum sich große Unternehmen wie der Werkzeughersteller Hilti an der Testphase in Berlin beteiligen – und wie die Idee bei den Kunden ankommt.
Seedmatch: Jan, viele kennen das Problem: Man möchte schnell ein neues Regal aufstellen oder ein Bild aufhängen, aber es fehlt einfach das passende Werkzeug. Dir ging es ähnlich, oder?
Jan Gerlach: Ja, ich stand 2013 für lange Zeit in einer Warteschlange eines Werkzeugverleihs in einem Baumarkt und ärgerte mich über den Aufwand und die hohen Preise. Später analysierte ich das Problem und fand heraus, dass die manuelle Arbeit dabei der größte Kostentreiber ist. Ich überlegte also, wie man digital gestützte Konzepte, die es für Autos und Fahrräder schon lange gibt, auf andere Produkte wie Werkzeuge übertragen kann.
Seedmatch: Du hast dann ein Sharing-Konzept entwickelt. Die Idee: Viele Menschen teilen sich professionelles Werkzeug, statt es selbst zu besitzen. Das klingt logisch, aber es ist nicht einfach, aus dieser Überlegung heraus ein Unternehmen zu gründen. Wie lief das bei toolbot ab?
Jan Gerlach: Zu Beginn war das alles eine rein akademische Übung im Eco-Design – mein Spezialgebiet als Industriedesigner. Wo ich nicht weiterwusste, fragte ich meine Freunde, die Experten in technischen und finanziellen Fragen waren und die sich mir zunächst lose anschlossen, weil sie von der Idee begeistert waren. Sie involvierten sich zunehmend, als sie erkannten, welches Potenzial darin steckt. Irgendwann war klar, dass wir nicht mehr weiterkommen, wenn wir das Projekt nur nebenher und nur aus Spaß betreiben. Es steckte schon viel Arbeit und Herzblut darin und wir wussten, dass wir selbst in der Lage sein würden, alles weitere umzusetzen.
Seedmatch: Im Namen toolbot versteckt sich natürlich tool, das englische Wort für Werkzeug, aber euer Firmenname klingt auch ein bisschen nach Roboter. Wie funktioniert das Ganze eigentlich?
Jan Gerlach: Der Roboter steht für die Automatisierung der Prozesse, die den Verleih günstiger und weniger aufwendig macht. Bei uns muss der Nutzer nicht anstehen und keine Zettel ausfüllen. Stattdessen meldet man sich auf unserer Seite toolbot.de an, reserviert das Werkzeug, das man haben will und holt es einfach an der nächstgelegenen Station ab, indem man sich vor Ort durch die Eingabe einer PIN verifiziert. Zur Rückgabe schiebt man einfach den Koffer in ein passendes Fach und der Leihbetrag wird automatisch von der Kreditkarte abgebucht oder per Paypal bezahlt. Wichtig ist uns auch, dass keine Kaution hinterlegt und nicht angegeben werden muss, wann man glaubt fertig zu sein. Das Geld ist bei Umzügen meist knapp und handwerken dauert oft länger, als man glaubt. Außerdem sind alle Werkzeuge gegen Beschädigung versichert. In Zukunft wollen wir auch Verschleißteile wie Sägeblätter und Schleifpapier über unsere App verkaufen, die bei der Abholung aus einem integrierten Automaten gezogen werden können.
Seedmatch: In den Boxen liegt aber kein kleiner Hammer, sondern hochwertiges Elektrowerkzeug. Kannst du ein paar Beispiele für Werkzeuge nennen, die man bei euch leihen kann?
Jan Gerlach: Bei uns kann man gängige Geräte wie Handkreissäge, Stichsäge, Bohrhammer oder Akkuschrauber ausleihen. Das sind alles Werkzeuge in Profiqualität von Hilti. Wir verwenden Profigeräte nicht nur, weil sie robuster sind und länger halten, sondern auch, weil wir einen echten Mehrwert im Vergleich zu Kaufwerkzeugen bieten wollen. Im übrigen lassen sich Profigeräte auch von Nicht-Profis einfacher und sicherer handhaben als einfache Werkzeuge. Wir haben aber auch ein paar Spezialgeräte wie eine Wärmebildkamera im Angebot, mit denen wir die Nachfrage evaluieren. Es kann ja sein, dass gerade diese Dinge nachgefragt sind, weil sie sich kaum jemand kauft.
Seedmatch: Den vollautomatisierten toolbot wird es erst in Zukunft geben, aber ihr betreibt momentan eine Beta-Variante von toolbot in drei Berliner Spätis. Welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht und welches Feedback von Kunden hat ihr bisher bekommen?
Jan Gerlach: Die Betaphase läuft richtig gut – sogar besser als gedacht. Wir haben trotz vieler fehlenden Features und Funktionen eine Auslastungsquote erreicht, die in Zukunft zum gewinnbringenden Betrieb reichen würde. Wir sind vor allem sehr positiv überrascht, welche Begeisterung viele Kunden für das Thema mitbringen. Das gibt uns das Gefühl, auf der richtigen Fährte zu sein. Wir hätten auch nicht gedacht, dass die meisten Leute so gut mit den Werkzeugen umgehen und sehr tolerant sind, wenn es mal vorkommt, dass eine Säge noch etwas staubig ist.
Seedmatch: Kommen wir zu den Preisen: Eine Bohrmaschine kann man bereits für 1,50 Euro pro Stunde leihen. Lohnt sich das für euch überhaupt?
Jan Gerlach: Wir arbeiten mit “toolbot beta” immerhin schon fast kostendeckend, obwohl das gar nicht unser Ziel war. Mit dem kleinen Angebot von Werkzeugen, der relativ hohen Flächenmiete in den Spätis und der noch notwendigen manuellen Arbeit ist es auch kaum möglich, damit einen großen Gewinn zu erzielen. Mit den künftigen Stationen, die in öffentlichen Räumen oder sogar im Freien stehen, die eine größere Auswahl an Werkzeugen bieten und uns viel manuelle Arbeit sparen, sieht das ganz anders aus. Außerdem werden wir die Preise zukünftig differenzieren. Ob wir die Preise erhöhen müssen, wird sich noch zeigen – vielleicht zu Nachfragespitzen oder für sehr spezielle Geräte.
Seedmatch: Carsharing, Bikesharing, Kleidersharing – ausleihen statt kaufen ist momentan ein riesengroßer Trend. Ein weiterer Mega-Trend, den ihr bedient, ist die Do-It-Yourself-Bewegung. Wie schätzt ihr selbst das Marktpotenzial von toolbot ein?
Jan Gerlach: Heute nutzen viele Menschen ganz selbstverständlich Musik-Streaming, Film-Streaming und Wikipedia. Viele haben schon fast vergessen, dass sie vor einigen Jahren noch ein Vermögen investieren, um damit ihre Regale zu füllen. In Zukunft wird sich dieser Trend noch verstärken. Werkzeug, Mediaprodukte, Spielzeug, Reinigungsgeräte und Sportgeräte werden künftig noch seltener gekauft und dafür öfter geliehen. Wir verstehen toolbot auch als Knotenpunkt für weitere Angebote. Um auf deine Frage zurückzukommen: Das Marktpotenzial ist riesengroß.
Seedmatch: Dass man eine neue Idee zuerst in Berlin erprobt, leuchtet ein. Doch toolbot soll nicht nur den Berliner vorbehalten sein. Wo wollt ihr noch hin?
Jan Gerlach: Wir wollen zuerst in die Großstädte Deutschlands. Danach schauen wir, ob die Nachfrage auch Stationen in kleineren Städten zulässt und expandieren anschließend weltweit. Unsere Partner Hilti und Bosch haben internationale Vertriebsstrukturen, die uns dabei helfen können.
Seedmatch: Ihr habt mit dem Werkzeughersteller Hilti schon einen starken Partner genannt. Welche bekannten Firmen habt ihr noch mit ins Boot geholt und was ist mit diesen Partnerschaften möglich?
Jan Gerlach: Da können wir auch noch Bosch Powertools, Festool und andere nennen. Wir haben uns mit dem Thema Werkzeug-Sharing so intensiv beschäftigt und Lösungen für Probleme entwickelt, die bisher noch keiner kommen sah, dass diese Firmen gern mehr von uns wissen wollten. Natürlich sind die etablierten Unternehmen auch vorsichtig und werfen jahrzehntelang gewachsene Produktions- und Vertriebsstrukturen nicht einfach so über Bord. Aber gleichzeitig können sich diese Firmen auch nicht vor neuen Entwicklungen verschließen. Wir haben darüber hinaus gute Kontakte zur Deutschen Bahn, der Post und den Berliner Verkehrsbetrieben. Mit denen sprechen wir über Modellprojekte für die zukünftige Stadtentwicklung.
Seedmatch: Euer nächstes großes Projekt ist nun also die Crowdinvesting-Kampagne auf Seedmatch. Warum habt ihr euch für diese Finanzierungsform entschieden und was wollt ihr mit dem Kapital der Seedmatch-Crowd vorantreiben?
Jan Gerlach: Crowdinvesting interessiert uns schon lange, weil es gut zum Konzept von toolbot passt, das ja auch nur durch eine große Menge von Menschen funktioniert. Ursprünglich wollten wir die marktreife Entwicklung von toolbot mit einem strategischen Investment von Toom und Bosch realisieren, doch beide verfolgen seit der Corona-Krise vor allem die Strategie der Risikominimierung. Dass wir unser Produkt nun mithilfe der Crowd entwickeln, ist ein starkes Zeichen dafür, dass viele Menschen hinter der Idee stehen. Und es wird am Ende ein besseres Produkt daraus, wenn wir uns nicht nach den strategischen Zielen unserer Partner, sondern nach den Bedürfnissen und Interessen unserer Nutzer richten. Mit dem Kapital werden wir die Entwicklungen aus dem Labor auf die Straße bringen. Zum Beispiel Platinen in Serie herstellen lassen, damit sie robust und günstig genug sind, um in jedem Verleih-Koffer eingesetzt zu werden. Außerdem wollen wir unser Angebot erweitern und die Verleihstation so weiterentwickeln, dass sie nicht mehr nur in Spätis, sondern auch in halböffentlichen oder öffentlichen Bereichen stehen können.
Seedmatch: Kannst du bitte für unsere Leser noch einmal kurz zusammenfassen, warum sie sich ein Investment in toolbot nicht entgehen lassen sollten?
Jan Gerlach: Wir sind ein noch kleines Startup mit riesigem Potenzial. Man kann jetzt mit vergleichsweise überschaubaren Beträgen in toolbot investieren und durch Erfolgsbeteiligungen von einer positiven Unternehmensentwicklung sehr stark profitieren. Schon wenn wir unsere Prototypen marktreif entwickeln, wird sich der Wert des Unternehmens steigern, weil wir zum Technologieführer dieser Sparte der Sharing-Economy aufsteigen. Die Sharing-Branche wächst beständig um 20 bis 30% pro Jahr. Wir liefern die Technologie, die das Verleihen von Dingen überhaupt erst wirtschaftlich auf der Anbieterseite und bequem und schnell auf der Nutzerseite macht. Überhaupt halten wir toolbot für eine gute Lösung – für bessere und günstigere Produkte und vor allem für weniger Müll und CO2.
Seedmatch: Jan, vielen Dank für das nette Gespräch. Wir wünschen euch einen erfolgreichen Fundingstart!
Warnhinweis: Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Der in Aussicht gestellte Ertrag ist nicht gewährleistet und kann auch niedriger ausfallen.
3. September 2020
Welche Möglichkeit habe ich als Investor mal mit den Gründern zu sprechen?
4. September 2020
Hallo Herr Gerwig,
vielen Dank für Ihren Kommentar und Ihr Interesse an unserem Funding toolbot. Auf der Fundingseite von toolbot (https://www.seedmatch.de/investmentchancen/toolbot) haben Sie als registrierter Nutzer im Tab „Dialog“ die Möglichkeit, Ihre Fragen direkt an das Unternehmen zu richten. Sollte Ihnen an einem persönlichen/telefonischen Gespräch gelegen sein, so können Sie das Unternehmen unter den im Tab „Story“ ganz unten (Unternehmens- und Kontaktdaten) angegebenen Daten kontaktieren und einen Termin für einen Austausch vereinbaren.
Viele Grüße,
Kirsten Petzold