Durch Corona: Kapitalbeschaffung wird für Startups zum großen Problem

Das Ergebnis ist alarmierend: Laut dem aktuellen Startup Monitor 2020 sagt fast jeder zweite Gründer in Deutschland, die Kapitalbeschaffung sei die größte Herausforderung. Zwei Unternehmer, die gerade auf Seedmatch eine Crowdinvesting-Kampagne gestartet haben, erklären, wie gründerfeindlich Deutschland tatsächlich ist, wie Corona die Situation verschärft – und warum neue Finanzierungsformen, wie das Crowdinvesting, jetzt immer wichtiger werden.

Jaromir Ufer und Jan Gerlach haben vieles gemeinsam. Die Männer sind Gründer eines Startups, beide leiten ein junges Unternehmen – und beide haben kürzlich eine Kampagne auf Seedmatch gestartet. Dank der Schwarmfinanzierung beteiligten sich bereits Hunderte Geldgeber mit kleinen Beträgen an ihren Unternehmen. Die Crowd hat bereits 254.000 Euro in den Münchner Brillenhersteller Kerl Eyewear, das Unternehmen von Jaromir Ufer, investiert. Für Jan Gerlach und seine Cottbuser Firma thingk.systems (toolbot) kamen schon 267.000 Euro zusammen. Mit dem Geld wollen die Männer ihre jeweiligen Produkte weiterentwickeln. Sie wollen ins Team investieren, ihre Bekanntheit erhöhen – und vor allem wachsen. Die Rechnung ist einfach: Ohne externes Kapital kein schnell wachsendes Startup, denn kaum ein junges Unternehmen kann sich auf Dauer aus eigener Kraft heraus finanzieren. 

Nicht individuell genug: Kritik an öffentlichen Förderprogrammen

Doch so simpel diese Rechnung ist, so kompliziert ist das Thema Finanzierung. Das zeigt auch der gerade veröffentlichte Startup Monitor 2020 (DSM), eine Befragung des Bundesverbandes Deutscher Startups, an der mehr als 1.900 Startups teilgenommen haben. Dabei gaben 43 Prozent der befragten Gründerinnen und Gründer an, dass sie die Kapitalbeschaffung für eines der größten Probleme in der deutschen Startup-Szene halten. „Das Ergebnis überrascht mich überhaupt nicht. Ich habe Deutschland bisher als eher gründerfeindlich wahrgenommen”, sagt Jaromir Ufer, Gründer von Kerl Eyewear. 2014 startete er das Unternehmen neben seinem Job. Damals sah er sich nach Förderprogrammen um. „Doch aufgrund der nebenberuflichen Gründung rutschten wir durch das Raster”, erklärt er. Als er 2019 seinen Job kündigte, um sich voll und ganz Kerl Eyewear zu widmen, gab es wieder kein Geld. Die Firma war schlicht zu alt für eine Startup-Förderung. „Um die Gründerszene in Deutschland zu stärken, sollte der Auswahlprozess bedarfsgerechter gestaltet sein”, so Ufer. 

In der Krise: Große Unternehmen sind weniger risikofreudig

Auch Jan Gerlach von toolbot äußert Kritik an den Förderprogrammen. Zwar kam sein Unternehmen in den Genuss von Fördermitteln, „aber der Antragsprozess hat viel zu lange gedauert und nach über einem Jahr warten wir immer noch auf unser Geld”, sagt er. Jan Gerlach glaubt auch: „Die Corona-Krise hat die Kapitalbeschaffung für Startups noch schwieriger gemacht.” Vor der Pandemie stand toolbot mit zwei großen Unternehmen in Kontakt, die als strategische Investoren einsteigen wollten, doch daraus wurde nichts. „Die großen Unternehmen priorisieren Risikominimierung, weil sie wegen Corona auf kurze Sicht fahren”, begründet Jan Gerlach den geplatzten Deal. Und er hat auch eine klare Forderung: Will die Bundesrepublik ihren Status als “Land der Innovationen” erhalten, dann sollten künftig Förderprogramme den Startups leichter zugänglich gemacht werden. 

Startups wünschen sich bessere Finanzierungsangebote 

Jan Gerlach von toolbot und Jaromir Ufer von Kerl Eyewear haben eine Lösung für ihr Finanzierungsproblem gefunden. Das Crowdinvesting bei Seedmatch kommt für beide genau zur richtigen Zeit. Der Startup Monitor zeigt: Genau wie toolbot und Kerl Eyewear nehmen viele Startups externes Kapital auf, um sich weiterentwickeln zu können – egal ob über Crowdinvesting, Bankdarlehen, Förderprogramme oder VC-Geber. 

Insgesamt gaben bei der Befragung 912 DSM-Startups an, externes Kapital von zusammengenommen über 3,8 Mrd. Euro eingesammelt zu haben. Diese Zahlen verdeutlichen eine positive Entwicklung auf dem Kapitalmarkt, sowohl was die Anzahl der Finanzierungsrunden als auch das Gesamtvolumen betrifft. Um sich aber ein umfangreicheres Bild von der Finanzierungssituation der Startups zu machen, wurde bei der Studie auch untersucht, welche Kapitalquellen die DSM-Startups bisher genutzt haben – und welche sie bevorzugen würden. 

 

Quelle: Startup Monitor 2020

Die deutlichen Abweichungen (siehe Grafik) zeigen, dass es bei der Kapitalaufnahme doch nicht ganz so rosig aussieht. Trotz all der positiven Entwicklungen muss man auch weiterhin von einer Unterversorgung des Startup-Ökosystems durch den Kapitalmarkt ausgehen. 

Weitere wichtige Ergebnisse des Startup Monitors 2020

(1) Startups sind ein Jobmotor: Die Bedeutung der Startups als Arbeitgeber nimmt weiter zu. Vor allem in Berlin und München entstehen durch die jungen Unternehmen zahlreiche Arbeitsplätze. Daran ändert auch die Corona-Krise wenig. Bei der Befragung gaben 90 Prozent der Startups an, dass sie trotz Corona in den kommenden zwölf Monaten Neueinstellungen vornehmen werden.

(2) Männliche Gründer dominieren: Die Frauenquote ist im Startup-Bereich noch immer sehr niedrig. Der Anteil weiblicher Gründerinnen beträgt gerade einmal 15,9 Prozent. Die Studie kommt zu dem Schluss: Damit mehr Frauen ein Startup gründen, braucht es mehr weibliche Vorbilder und spezielle Förderprogramme.

(3) Migration spielt wichtige Rolle: Die Internationalisierung schreitet voran. Laut dem Startup Monitor stammt ein Viertel der in Startups Beschäftigten nicht aus Deutschland. Vor allem der Fachkräftemangel im IT-Bereich sorgt dafür, dass sich Startups im Ausland nach Mitarbeitern umsehen. Dementsprechend ändert sich auch die Sprache. In fast jedem dritten Startup wird hauptsächlich Englisch gesprochen.

(4) Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung: Immer mehr junge Unternehmen wollen einen Beitrag zum Schutz der Umwelt leisten. Vor zwei Jahren gaben noch 32 Prozent der befragten Startups an, dass Nachhaltigkeit für sie von besonderer Bedeutung sei, nun sind es sogar 43 Prozent. 

(5) Viele Startups wollen den Exit: Knapp sechs von zehn Gründerinnen und Gründern streben einen Exit an. Das heißt, sie wollen ihr Unternehmen verkaufen oder sie bereiten sich auf einen Börsengang vor. Exit bedeutet im Übrigen nicht zwangsläufig, dass die Gründer gar nichts mehr mit dem Unternehmen zu tun haben wollen. Viele bleiben trotzdem in der Firma und reden bei wichtigen Entscheidungen mit.

(6) Startups wählen grün: Ihr Kreuz bei einer Wahl setzen Startups am häufigsten bei den Grünen. 37 Prozent der Befragten gaben an, sie würden sich für diese Partei entscheiden. Die CDU ist mit 28 Prozent ebenfalls beliebt bei Startups. Anders sieht es bei der ehemaligen Gründerpartei, der FDP, aus.  Sie verliert weiterhin an Zustimmung und sinkt mit 20 Prozent auf den niedrigsten Wert seit Erhebung der DSM-Daten.

(7) KI ist die Trend-Technologie: Künstliche Intelligenz, das ist das Trendwort bei den Startups. Kaum einer anderen Technologie wird derzeit mehr Aufmerksamkeit gewidmet. Und KI ist schon lange kein Thema aus der Zukunft mehr. Schon jetzt bescheinigen 43 Prozent der Startups, dass künstliche Intelligenz einen klaren Einfluss auf ihr Geschäftsmodell hat. 

 

1 Comment

  1. Matthias
    22. Oktober 2020

    Vielen Dank für diesen Beitrag.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Scroll to top