Das Marktforschungsinstitut Forsa liefert jedes Jahr eine Umfrage hinsichtlich der Ernährungstrends und Essgewohnheiten der Deutschen. Erstaunlich ist, dass sich die Zahl der Vegetarier innerhalb eines Jahres verdoppelt hat. Waren es 2020 noch fünf Prozent der Menschen, die grundsätzlich auf Fleisch verzichteten, liegt die Zahl 2021 schon bei zehn Prozent. Auch der Anteil der Veganer stieg von ein auf zwei Prozent. Der Grund dafür könnte das zunehmende Angebot von Ersatzprodukten sein, denn Gemüse allein wird bestimmt schnell langweilig, oder? Die Gründer von SpiceNerds, ein junges Startup aus Berlin, sind vom Gegenteil überzeugt. Sie entwickeln innovative Saucen, um dem Gemüse mehr Pep zu verleihen. Ihre Kreationen zeichnen sich durch exotische Geschmacksrichtungen, Verarbeitung von Bio-Produkten und ihre liebevolle Gestaltung aus. Daniel Kähler, Mitgründer von SpiceNerds, erzählt uns heute, wie er zum Gründer wurde, wie es seinem Unternehmen während der Pandemie ergeht und welche namhafte Unterstützung ihn auf seinem Weg begleitet.
Econeers: Hallo Herr Kähler, Sie haben sieben Jahre für die umsatzstärkste Schnellrestaurantkette der Welt gearbeitet. Wie kam es dazu, dass Sie anschließend ein Startup gegründet haben, das sich durch die Verwendung von Bioprodukten, vegane Zutaten und den Verzicht auf Zusatzstoffe auszeichnet?
Daniel Kähler: Ich wollte mich nach vielen Jahren im Corporate Business mehr meiner persönlichen DNA nähern, nämlich Menschen zum Selberkochen zu inspirieren und Gastgeber zu sein. Daher habe ich mich zunächst als Franchisenehmer des Kochhaus Konzeptes selbstständig gemacht. Im Anschluss daran fand ich die Idee, Dressings zu revolutionieren und eine conveniente Lösung für vegetarische Gerichte zu entwickeln, eine logische Konsequenz und sehr spannend.
Econeers: Wenn man sich im Supermarkt umschaut, gibt es bereits ein sehr großes Angebot an Saucen – welche Lücke haben Sie gesehen und adressiert?
Daniel Kähler: Wir alle bei SpiceNerds stehen auf gutes Essen und natürliche Zutaten und sind immer auf der Suche nach neuen Geschmackserlebnissen. Das herkömmliche Dressing- und Saucensortiment gibt wenig Vielfalt her und speziell für Gemüse gab es keine Sauce – vom klassischen Salatdressing einmal abgesehen. Das Gemüse ist als Beilage degradiert und das ändern wir mit unserer neuen Produktkategorie. Denn mit der richtigen Sauce obendrauf wird jedes Gemüse im Handumdrehen zu einem Highlight auf dem Teller.
Econeers: Sie haben es sich also zur Aufgabe gemacht, das Saucensortiment zu revolutionieren. Was können wir uns darunter konkret vorstellen?
Daniel Kähler: Jeder kennt das klassische Convenient-Angebot an Salatdressings mit stereotypen Geschmacksmustern. Was fehlte, waren kulinarische Innovationen und eine Antwort auf die steigenden Ansprüche der Verbraucherinnen und Verbraucher sowie die Nachfrage nach veganer, ausgewogener Ernährung. Unsere Antwort: Kreative, zeitgemäße Saucen für Gemüse mit Bio-Zutaten und einzigartigen Geschmackskombinationen. Zudem verzichten wir in unseren Produkten auf künstliche Zusatzstoffe, Geschmacksverstärker, Konservierungsstoffe sowie Zuckerzusatz und sind damit deutlich kalorienärmer als durchschnittliche Fertigdressings.
Die Idee ist, dass aus jedem Gemüse (oder auch anderen Zutaten wie Reis, Tofu, Fleisch oder Fisch) mit Zugabe der warmen oder kalten Sauce direkt ein Gericht wird, das schnell und einfach zubereitet ist. Ideal geeignet für die Mittagspause oder wenn einmal wenig Zeit ist, aber dennoch geschmacksintensiv und lecker.
Econeers: Ihre Produkte sind sehr ausgefallen, sowohl in Hinblick auf die Namen und das Design als auch in Bezug auf die Geschmacksrichtungen – woher nimmt Ihr Team die kreativen Ideen?
Daniel Kähler: Unser Name kommt nicht von irgendwoher, denn uns verbindet unsere Leidenschaft für Genuss und gutes Essen. Wir sind durch und durch Food-Nerds.
Econeers: Jetzt haben Sie uns hungrig und neugierig gemacht. Gibt es Ihre Produkte derzeit schon in Geschäften oder nur im Online-Handel zu kaufen?
Daniel Kähler: Wir sind derzeit in vielen EDEKA, REWE und Budni-Filialen in ganz Deutschland sowie in einigen Bio-Märkten vertreten. Das Netzwerk wird nach und nach ausgebaut.
Econeers: Viele andere junge Unternehmen wurden von der Corona-Pandemie hart getroffen. Welchen Einfluss hatte die Pandemie auf Ihr Startup?
Daniel Kähler: Die Pandemie hat sich natürlich auch bei uns bemerkbar gemacht. Der Umsatz im Einzelhandel ist leicht zurückgegangen und Neulistungen wurden mühsamer, dafür hat der Onlineshop etwas profitiert. Wir haben die Zeit jedoch auch genutzt, um ein paar Dinge anzupassen und haben zum Beispiel all unsere Rezepturen nochmals überarbeitet und die Verpackungsgrößen attraktiver gemacht.
Econeers: Sie haben bereits einen namhaften Partner an Ihrer Seite – die “Brigitte”, Deutschlands erfolgreichste Frauenzeitschrift. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Daniel Kähler: Das Medienunternehmen Gruner + Jahr verfügt über ausgewählte Lizenzprodukte, darüber kamen wir mit dem Verlag im Jahr 2019 ins Gespräch, woraus die Idee entstand, die Expertise der Food-Experten der Brigitte mit unserer zu bündeln und gemeinsam Saucen für Gemüse zu entwickeln. So haben wir zusammen herumexperimentiert und spannende, neue Sorten kreiert. Da die Partnerschaft im ersten Jahr auf viel Anklang stieß, haben wir auch in 2021 kooperiert und gemeinsame Rezepte zu den Produkten zusammengestellt.
Econeers: Ihr Unternehmen wurde 2018 gegründet. Bereits ein Jahr später erhielten Sie tatkräftige finanzielle Unterstützung durch ein großes deutsches Medienunternehmen. Was waren weitere wichtige Meilensteine, auf die Sie nun zurückblicken?
Daniel Kähler: Der erste große Meilenstein war der Gewinn des Innovationspreises beim Food Innovation Camp in Hamburg. Danach kam die Aufnahme in das Pro7-Sat1-Accelerator-Programm sowie die Kooperation mit der Brigitte. Weitere Meilensteine waren ein Crowdfunding in 2019 sowie eine Alnatura-Aktionslistung Anfang dieses Jahres.
Econeers: In Vorbereitung auf unser Interview haben wir uns natürlich schon einmal auf Ihrer Website schlau gemacht. Was steckt hinter der auf den ersten Blick unsystematischen Nummerierung ihrer Mitarbeiter im Über-uns-Bereich? Haben Sie eine Form von internem Ranking?
Daniel Kähler: Ein internes Ranking haben wir nicht, ganz im Gegenteil, denn jede und jeder ist ein wichtiger Teil unseres Teams. Wir sind zwar mit der eins gestartet, jeder und jede Weitere konnte sich jedoch eine Lieblingsnummer wählen. So vielfältig wie wir selbst sind, sind dementsprechend auch unsere Nummern.
Econeers: Ich bedanke mich für das tolle Interview. Es war sehr interessant, mehr über Sie und Ihre kreativen Saucen zu erfahren. Hoffentlich stehen diese auch bald in unseren Supermarktregalen!