ONOMOTION: „Mit unseren E-Cargobikes bieten wir eine emissionsfreie Mobilitätsalternative”

Online einzukaufen wird immer beliebter – damit steigt auch die Anzahl der Pakete, die tagtäglich ausgeliefert werden müssen. Gerade in der Vorweihnachtszeit stauten sich kürzlich wieder die Transporter der Lieferdienste in den Städten, parkten enge Straßen und Radwege zu – Verkehrschaos vorprogrammiert. Eine platzsparende und nachhaltige Alternative für den Lieferverkehr bietet unser neues Funding ONOMOTION mit seinem E-Cargobike ONO. Das elektrische Lastenfahrrad kann Pakete und andere Güter in einem wechselbaren Container transportieren, braucht weniger Platz, stößt keine Emissionen aus und bietet gleichzeitig mehr Schutz und Komfort für die Fahrer. Paketdienstleister wie UPS, Hermes und DPD setzen bereits in über 15 deutschen Städten auf das innovative Fahrzeug. Im Interview mit den ONOMOTION-Gründern Beres Seelbach und Philipp Kahle (v. l. n. r.) sprachen wir über die Besonderheiten der ONO, die zwei zentralen Geschäftsmodelle des Unternehmens sowie die positiven Auswirkungen auf den Verkehr in den Städten.

Econeers: Hallo Beres, hallo Philipp, herzlich willkommen zum Interview. Wir haben vor etwas mehr als vier Jahren schon einmal miteinander gesprochen – zum Start eures Fundings auf unserer Schwesterplattform Seedmatch Ende 2018. Damals habt ihr über ein Nachrangdarlehen mehr als 350.000 Euro von der Crowd eingesammelt. Einige unserer Nutzer werden sich also noch an euch erinnern. Bitte fasst aber für alle, die euch noch nicht kennen, einmal kurz zusammen, was euer Unternehmen macht.

Beres Seelbach: Wir sind ein E-Cargobike-Hersteller mit eigener Produktion in Berlin. Unser Ziel ist es, Transporter in den Städten durch eine emissionsfreie Mobilitätsalternative zu ersetzen und so den Verkehr zu entlasten. Damit wollen wir den Klimawandel abmildern und die Städte lebenswerter machen.

Das Besondere an unserem Fahrzeug, der ONO, ist das wechselbare Container-Modul. Momentan ist die ONO vorwiegend für KEP-Dienstleister (Kurier-, Express- und Paketdienste) wie UPS, Hermes und DPD in über 15 Städten in Deutschland auf der letzten Meile unterwegs, also dem letzten Streckenabschnitt der Lieferung bis zur Haustür.

Econeers: Zeitgleich mit dem Start eures Fundings habt ihr seinerzeit den Prototypen der ONO vorgestellt. Seitdem hat sich euer Unternehmen rasant entwickelt. Was sind die wichtigsten Meilensteine, die ihr in den vergangenen vier Jahren erreichen konntet?

Beres Seelbach: In den vergangenen Jahren sind wir stark gewachsen, inzwischen sind über 90 Mitarbeiter*innen für ONOMOTION und unsere Vision der City-Logistik im Einsatz. An unserem neuen Standort – wir sind Anfang 2022 nach Berlin-Mitte in eine ehemalige Druckerei gezogen – haben wir nun alle Abteilungen unter einem Dach: Produktentwicklung, technischer Service, Sales, Marketing, Finanzen und People & Culture. Die Wege sind kurz und alle arbeiten abteilungsübergreifend daran, unsere Mission von lebenswerteren Städten voranzutreiben.

Wir haben die Serviceinfrastruktur in weiteren Städten ausgebaut und 2021 mit Logistics-as-a-Service (LaaS) eine eigene Logistikdienstleistung für weitere Kund*innen und so eine weitere Möglichkeit, die ONOs einzusetzen, erschaffen.

Philipp Kahle: Mit dem Umzug konnten wir auch den bisher wichtigsten Meilenstein in der Geschichte von ONOMOTION verwirklichen: eine eigene E-Cargobike-Produktion am Standort. Ende September haben wir die Produktionshalle offiziell mit Gästen aus Politik und Wirtschaft eröffnet.

Econeers: Die ONO zeichnet sich dadurch aus, dass sie verkehrsrechtlich als Fahrrad gilt, d. h. das Radwegenetz benutzen darf – sie bietet gleichzeitig aber Komfort und Funktionalitäten, die man sonst bei Zweirädern vergeblich sucht. Könnt ihr euer Fahrzeug bitte etwas genauer vorstellen?

Philipp Kahle: Ein großer Vorteil ist, dass die Fahrenden keinen Führerschein brauchen und schneller und direkter am Ziel sind als im Transporter. Dank der Motorunterstützung ist das Fahren auch mit maximaler Beladung ohne größere Anstrengung möglich. Die stabile Kabine schützt ganzjährig vor Sonne, Wind und Regen.

Das Container-Modul bietet mit 200 kg Zuladung und 2m3 reichlich Lagerfläche und kann im Handumdrehen gewechselt werden. Ein Akku reicht für ca. 30 km und kann schnell getauscht oder für mehr Reichweite ergänzt werden. ONO und Container werden mit einem RFID-Chip bedient.

Econeers: Im damaligen Interview habt ihr eingeschätzt, dass 100.000 Paketfahrzeuge in Europa durch E-Cargo-Bikes ersetzt werden könnten. Ist diese Zahl nach wie vor aktuell?

Beres Seelbach: Ja, davon sind wir immer noch überzeugt – auch weil die ONO auch über die KEP-Branche hinaus für viele weitere Branchen interessant ist, zum Beispiel für Handwerker, E-Grocery, Retail und Facility Management. Zudem erproben wir gerade in Paris die erste ONO im europäischen Ausland.

Econeers: Der Online-Handel boomt seit Jahren, nicht zuletzt durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Damit einhergehend steigt das Paketvolumen stetig an. Habt ihr aktuelle Zahlen zu den Auswirkungen auf den Verkehr in den Städten und auf unsere Umwelt?

Beres Seelbach: Durch den vermehrten Einsatz von Vans zu Spitzen wie der Weihnachtszeit steigen die Emissionen und die Staus nehmen noch weiter zu. Die ONO ist eine wichtige Alternative: Sie umfährt den Stau und ist so gegenüber einem Van um 20 % effektiver. Zudem punktet sie mit einem 75 % geringeren Ressourcen- und Energieverbrauch. Durch die schmale Form benötigt sie 75 % weniger Fläche und behindert seltener andere Verkehrsteilnehmende.

Econeers: Wie viele ONOs sind derzeit schon auf den Straßen unterwegs und mit wie vielen Kunden arbeitet ihr bereits zusammen?

Philipp Kahle: Derzeit sind mehrere hundert ONOs im klimafreundlichen Einsatz. Mit UPS, DPD, Hermes und GLS Paketdienst sind die ONOs bei vier der größten KEP-Anbieter fester Bestandteil der Flotten. Auch die PIN AG oder die Pakete Rakete in Magdeburg liefern mit ONOs. Wir wachsen städteweise, um so vor Ort auch unseren Service bereitstellen zu können.

Econeers: 2018 habt ihr die Paketzustellbranche als euren Hauptmarkt angesehen, den ihr zuerst adressieren wolltet. Darüber hinaus konntet ihr euch jedoch auch weitere Märkte vorstellen, z. B. die direkte Zusammenarbeit mit Online-Shops und Lebensmittellieferdiensten, aber auch mit Baumärkten und anderen Unternehmen, die Fahrzeuge an ihre Kunden verleihen. Wie sieht eure Kundenstruktur aktuell aus?

Beres Seelbach: Der Großteil der E-Cargobikes ist weiterhin für die Paketzusteller im emissionsfreien Einsatz. Zudem konnten wir Lebensmittel-Lieferdienste wie die Märkische Kiste und Ship-from-Store-Services wie Pickshare von den Vorteilen der ONO für ihre Lieferungen überzeugen. Auch Handwerker und der IT-Dienstleister Bechtle nutzen die ONOs. Zudem fahren wir in Hamburg und Berlin für den Textilservice MEWA Touren im Rahmen unserer Logistikdienstleistung.

Econeers: Ihr bietet mittlerweile zwei Geschäftsmodelle an: Vehicle-as-a-Service und Logistics-as-a-Service. Könnt ihr bitte kurz erläutern, was sich dahinter verbirgt und wie sich eure Umsätze auf die beiden Modelle verteilen?

Beres Seelbach: Vehicle-as-a-Service (VaaS) ist eine Full-Service-Miete. Neben dem Fahrzeug und Container gehören regelmäßige Serviceintervalle, umfassende Versicherungen und auf Heavy oder Light User abgestimmte Wartungspakete während der gesamten Leasingzeit des Fahrzeugs zum Service. Beim Logistics-as-a-Service (LaaS) übernehmen wir für die Kund*innen die Planung und Zustellung mit der ONO und eigenen Fahrer*innen. Aktuell erwirtschaften wir mit VaaS 85 % unserer Umsätze und mit LaaS 15 %.

Econeers: Bei eurem neuen Econeers-Funding handelt es sich um die Emission einer Anleihe. Welche Konditionen bietet ihr den Zeichnern?

Beres Seelbach: Die Zeichner*innen investieren in eine vorrangige Anleihe mit fixer Verzinsung von 5,5 % p. a. Die Stückzinsen werden tagesgenau mit der act/act-Methode berechnet. Die Laufzeit beträgt 7 Jahre. Sie ist zu 1.000 Euro gestückelt, die Mindestanlage beträgt 1 Stück.

Econeers: Insgesamt möchtet ihr bis zu 15 Mio. Euro Kapital aufnehmen, wovon sich Econeers ein Zeichnungskontingent in Höhe von 1 Mio. Euro gesichert hat. Welche Ziele möchtet ihr mit dem akquirierten Kapital erreichen?

Philipp Kahle: Wir wollen eine eigene, skalierbare Produktion von Lastenrädern und eine entsprechende Vertriebsorganisation aufbauen. So können wir die Lieferzeiten für unsere Kund*innen kurz halten und mittelfristig auch die Produktions- und Produktkosten senken. Gleichzeitig ist die Produktion in Berlin eine Blaupause für weitere Produktionsstandorte. Wichtig ist uns das lokale Sourcing vor Ort, um auch bereits beim Transport der Teile C02-Emissionen zu senken. Natürlich wollen wir auch die ONO selbst weiterentwickeln und weitere Module erproben. Neue Märkte erschließen, weitere Städte in Deutschland und Europa mit ONOs ausstatten und weitere Branchen für unser Fahrzeug begeistern. Unser großes Ziel ist es, die City-Logistik zu revolutionieren und Unternehmen eine ökonomische sowie ökologische Alternative zu bieten, die auch für die Fahrenden die Zustellung vereinfacht.

Econeers: Lieber Beres, lieber Philipp, vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für das Interview genommen habt. Ich wünsche euch eine erfolgreiche Emission!

Beres Seelbach: Vielen Dank. Wir freuen uns, mit ONOMOTION hier vertreten zu sein.

 

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