Knapp einen Monat ist es her: In weiten Teilen von Mainz und Wiesbaden ging nichts mehr – totaler Stromausfall. Inmitten der Rushhour gegen 7:20 Uhr verursachte ein Kurzschluss in einem zentralen Umspannwerk das Chaos. Heizungen fielen aus, Verkehrsampeln wurden blind, die Fahrstühle blieben stecken, in den Büros und Wohnungen wurde es dunkel und die Bänder in den Fabriken standen still. Blackout. Naja, nicht wirklich, denn nach 20 Minuten war wieder „Saft in der Dose“. Doch die Experten sind sich sicher, die Gefahr eines Blackouts steigt stetig. Aber warum? Und viel wichtiger, wie können wir dieser Gefahr etwas entgegensetzen?
Er riecht nicht, er ist farblos, wir müssen keinen Nachschub im Supermarkt einkaufen – er ist wie selbstverständlich und unbemerkt in unserem Leben. Bis er plötzlich weg ist. Unser Strom. Bricht die Versorgung mit Elektrizität ungeplant zusammen, werden unsere Abhängigkeiten offenbart. Kaum etwas funktioniert noch ohne Strom. Die Gefahr von einem Blackout – dem großflächigen und andauernden Stromausfall – steigt nach Expertenmeinungen stetig. Dafür gibt es viele Gründe: extreme Wetterphänomene, die Gefahr von terroristischen Cyberattacken und immer größere Schwankungen zwischen Stromeinspeisung und -verbrauch. Auch die größere Entfernung zwischen Produzent und Verbraucher ist ein Problem. Offshore-Windparks vor den deutschen Stränden produzieren zwar sehr viel Strom, allerdings nicht dort, wo er am dringendsten benötigt wird z. B. in Bayern und Baden-Württemberg. Unser Stromnetz ist für diese Belastungsschwankungen und Distanzen nicht ausgelegt – immer häufiger müssen Netzbetreiber eingreifen, um das Stromnetz stabil zu halten und so Ausfälle zu vermeiden.
Wer nervenstark genug ist und den Blick in die Glaskugel wagen will, welche weitreichenden Konsequenzen ein Blackout nach sich ziehen kann, der findet in Marc Elsbergs Roman „Blackout“ alle düsteren Vorhersagungen.
Microgrids schaffen Netzstabilität
Es gibt verschiedene Ansätze, sich entweder auf einen Blackout vorzubereiten oder gar Prophylaxe zu betreiben. Ein vielversprechender Ansatz, der beiden Bedürfnissen gerecht werden kann, sind sogenannte Microgrids – kleine Strominseln, die selbstständig betrieben werden können. Hier werden lokale oder regionale Stromerzeuger und -Verbraucher zu kleinen logistischen Einheiten zusammengefasst und in Krisensituationen vom zentralen Netz abgekoppelt. Die Auswirkungen eines drohenden Blackouts könnten so spezifisch und lokal begrenzt werden. Alle anderen Strominseln versorgen sich autark weiter, indem bspw. die Stromüberproduktion einer PV-Anlage auf einem Industriedach an umliegende Einfamilienhäuser verteilt wird, die sonst bei einer Abkopplung vom zentralen Versorgungsnetz ohne Elektrizität blieben. Ein weiterer Vorteil von Microgrids: Stromüberschüsse könnten direkt vor Ort verbraucht werden und belasten nicht das gesamte Stromnetz. Denn bisher werden Ertragsspitzen einfach ins zentrale Netz eingespeist – erhöhen also die Gesamtlast der Netze. Völlig ungefragt, ob der Nachbar oder das Krankenhaus nebenan nicht gerade diesen Strom dringend benötigen könnte. All die Einspeise- und Verbrauchsschwankungen müssen bisher weitgehend zentral und ganzheitlich ausgeglichen und korrigiert werden. Ein Microgrid würde dagegen Nachfrage und Angebot lokal begrenzen und autark verwalten.
Ein Microgrid setzt voraus, dass wir dazu übergehen, direkt vor Ort in vielen kleinen Kraftwerken Strom zu erzeugen. Statt bspw. eines großen Atomkraftwerkes würden viele kleinere PV-, Wind-, Pumpspeicher-, Biogasanlagen u. v. m. errichtet. Entgegen aller Kritik, die Erneuerbaren würden die Stromnetze unter Dauerstress setzen und könnten niemals Versorgungssicherheit garantieren, wurde bereits 2011 in Wildpoldsried, im Allgäu, das erste autarke Microgrid erfolgreich in Betrieb genommen. Es funktioniert ausschließlich mit Erneuerbaren Energien. Ein extra für Testzwecke initiierter Blackout bestand das System mit 50 Hertz. Also mit Bravour.
Der Wechsel hin zu einer dezentralen Energieinfrastruktur kann sich also in vielerlei Hinsicht lohnen – sie ist grüner, regionaler, intelligenter und birgt weniger Risiken für einen Blackout. Und ganz nebenbei leisten Microgrids einen wichtigen Beitrag zur Energiewende – auch ohne riesige Stromtrassen quer durch die Republik.
7. Februar 2018
Ja, bei einem Blackout hätten die meisten ein echtes Problem. Keine Heizung, kein Wasser, Kein Licht usw. Die meisten von uns haben ja nichtmal mehr Kerzen zu Hause.
Ich würde auch beim eigenen Haus darauf achten, im Notfall autark zu sein. Entsprechende Anlagen gibt es ja inzwischen.