Ausgeblichene Wiesen, meterlange Schlangen am Eisstand, sich bis in die Unendlichkeit drehende Ventilatoren – im Sommer des Jahres 2018 wurde die längste Trocken- und Wärmeperiode seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gemessen. Bereits im April verzeichneten die Meteorologen regelmäßig Temperaturen über 25 Grad Celsius – ab Überschreitung dieses Werts zählt ein Tag als Sommertag. Und auch in diesem Jahr war die Hitze schon zu spüren. Nicht nur solche Wetterextreme werden immer häufiger, auch das gesamte Klima ist im Wandel. Wie wichtig und drängend dieses Thema ist, kommt mittlerweile auch in vielen Rathäusern an. Nach zahlreichen Metropolen weltweit, rufen nun auch viele deutsche Städte wie Konstanz, Bochum oder Kiel den Klimanotstand aus und setzen sich für eine konsequentere Klimapolitik ein – denn die Konsequenzen der hohen Temperaturen bekommen Stadtbewohner tagtäglich zu spüren.
Städtische Hitzeinseln
In Städten herrscht ein eigenes Klima, durch welches große Hitze und anhaltende Dürre besonders zur Belastung werden. Dächer, Hauswände und Straßen absorbieren die Sonnenstrahlung und heizen die Gebäude auf. Im Gegensatz zu Grünflächen sickert durch die verdichteten Böden kein Regenwasser, welches beim Verdunsten die Luft wieder abkühlt. Sowohl der mangelnde Luftaustausch, als auch die Wärme, die von den Gebäuden wieder abstrahlt, sorgen dafür, dass sich Städte nachts nicht mehr richtig abkühlen. Man spricht dabei von sogenannten städtischen Hitzeinseln. Verstärkt werden diese Probleme dadurch, dass es immer mehr Menschen in die Städte zieht. Über die Hälfte der Weltbevölkerung (55 %) lebt aktuell bereits in Städten und ist von Hitzewellen sowie Trockenheit daher besonders betroffen. Prognosen zufolge soll diese Zahl bis zum Jahr 2030 auf 60 % ansteigen. Dadurch werden Städte mehr und mehr bebaut, Schrebergärten werden zu Wohnblöcken und Grünflächen verschwinden. Schattenspendende Plätze und kühlende Winde werden so zu einem seltenen Phänomen in Städten, was sowohl für Menschen, als auch für Tiere ernsthafte Folgen haben kann.
Folgen für Mensch und Tier
Vor allem langanhaltende Hitzeperioden können bei Menschen zu gesundheitlichen Problemen führen. Herz-Kreislauf-Krankheiten, welche in extremen Fällen sogar zum Tod führen können, nehmen zu. Und auch diejenigen unter uns, die nicht unter starken gesundheitlichen Beeinträchtigungen leiden, bekommen die Hitze körperlich zu spüren: Einer Studie im Fachblatt PLOS Medicine zufolge schränken hohe Temperaturen unsere kognitive Leistungsfähigkeit ein. Das heißt, dass beispielsweise unsere Lernfähigkeit und das Abstraktionsvermögen mit steigender Hitze abnehmen. Oft fühlen wir uns aber auch einfach antriebslos, haben wenig Elan und es fällt uns schwer, einzuschlafen, wenn selbst spät abends die Temperaturen über 20 Grad Celsius liegen.
Das geht jedoch nicht nur uns so, denn auch Haus- und Wildtieren setzt die anhaltende Hitze zu. Natürliche Wasserquellen sind kaum noch vorhanden oder verdunsten schnell. Ähnlich wie wir sind die Tiere schlapp, wollen sich kaum bewegen, essen weniger und suchen den Schatten. Zudem können die meisten Tiere bedingt durch fehlende Schweißdrüsen im Gegensatz zum Menschen nicht schwitzen und müssen sich daher z. B. über Hecheln und die dabei entstehende Verdunstung abkühlen.
Wie sich Städte anpassen
Den Folgen der Hitze und damit des Klimawandels sind Städte jedoch nicht schonungslos ausgeliefert. Um die Folgen einzudämmen, muss dem städtischen Hitzeinseleffekt entgegengewirkt werden. Konkret muss also die Wärmeabstrahlung von Straßen, Dächern und sonstiger städtischer Bebauung minimiert und die Luftzirkulation angeregt werden. Grünflächen helfen dabei, die Luft abzukühlen. Dafür können Städte gezielt bepflanzte Flächen schaffen oder auch Fassaden und Dächer begrünen. Verdichtete Böden können aufgelockert werden, sodass sie Regenwasser besser aufnehmen und leichter verdunsten lassen, z.B. wenn Gehwege mit Kopfsteinpflaster anstatt mit Asphalt oder Teer gedeckt werden. Dunkle Oberflächen können weiß gestrichen werden, damit sie weniger Sonnenstrahlung absorbieren, sondern mehr reflektieren. Abhilfe schaffen zudem künstliche Wasserstellen wie Brunnen, Wasserspeicher, aber auch Seen und Flussläufe, welche nicht nur die Umgebung kühlen, sondern auch Trinkwasserstellen für Menschen oder Tiere schaffen.
Und auch jeder Einzelne von uns kann etwas tun, um weniger unter der Hitze zu leiden. In erster Linie sollten wir auf unsere Gesundheit achten und die Temperaturen nicht unterschätzen – um 12 Uhr mittags bei 37 Grad im Schatten joggen zu gehen, ist beispielsweise keine gute Idee. Wir sollten auch auf unsere Mitmenschen achten, vor allem auf Ältere. Unsere Haustiere freuen sich über ausreichend Trinkwasser und schattige Plätzchen und eine Gassi-Runde am späten Nachmittag oder Abend statt in der Mittagshitze.Gerade in Städten kann es zudem nicht schaden, den Efeu ein bisschen höher ranken zu lassen, den Rasen im Vorgarten etwas länger nicht zu mähen, damit das Gras nicht verbrennt oder auch den Bäumen vor dem Haus mal einen Eimer Wasser zu spenden. Letztlich sitzen wir schließlich alle im selben Boot und sollten auf unsere Umgebung achten.
Es ist uns und unseren Lebensräumen, den Städten, zwar bedingt möglich, sich an die Hitze anzupassen, das löst allerdings nicht das eigentliche Problem: den Klimawandel. Und der ist leider zum größten Teil menschengemacht. Doch wir sind nicht nur Verursacher, sondern auch in der Lage, Lösungen zu finden und umzudenken. Welche Innovationen dem Klimawandel in Städten den Kampf ansagen, erfahren Sie im zweiten Teil dieser Artikel-Reihe.