Bereits seit 2013 forscht und testet das Team der TopFarmers GmbH ihr aktuelles Aquaponiksystem. Zu Beginn des Jahres 2017 war es dann endlich soweit, die erste große Aquaterraponikanlage wurden im Herzen von Berlin, im Landschaftspark Herzberge, inmitten einer grünen Oase erbaut. Seit Frühjahr werden dort nun Fische und Pflanzen in einem Ökosystem zusammen gehalten und gezüchtet. Die ersten Tomaten, Gurken, Maracujas, Salate und viele andere leckere Gemüse- bzw. Obstsorten wurden bereits geerntet. Die letzten Fische aus dem Labor werden an ausgewählte Kunden aus der Gastronomie vermarktet, bis im Januar die erste große Schlachtung ansteht.
Um zeitnah weitere Anlagen an neuen Standorten errichten zu können, hat sich TopFarmers nun für eine Crowdfunding-Kampagne auf Econeers entschieden. Damit bietet TopFarmers Investoren die Möglichkeit schon ab 250 Euro in das Unternehmen zu investieren, von seinem Wachstum zu profitieren sowie eine nachhaltige und regionale Nahrungsmittelerzeugung zu unterstützen. Aber wie kamen die Gründer auf die Idee und welche Hürden musste sie nehmen? Wir haben bei Anne-Kathrin Kuhlemann nachgefragt.
Econeers: Was verbirgt sich genau hinter dem Begriff “Aquaponik”?
Anne-Kathrin Kuhlemann: Bei Aquaponik werden die Themen Fischzucht – also Aquakultur – und Pflanzenzucht kombiniert, indem das Abwasser aus der Fischzucht zur Bewässerung der Pflanzen verwendet wird. Im Grunde ist das genauso, wie wenn der Landwirt Gülle auf dem Feld ausbringt, nur das bei uns die Nährstoffe aus den Ausscheidungen in Wasser gelöst sind.
Econeers: Wie kamen Sie auf die Idee, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen und eine solche Aquaponikanlage zu erforschen und schlussendlich zu erbauen?
Anne-Kathrin Kuhlemann: Meine Partner und ich beschäftigen uns schon seit vielen Jahren mit allen möglichen Themen rund um die Nachhaltigkeit, insbesondere im Bereich der Lebensgrundlagen. Unsere Ernährung ist beides – ein echtes Grundbedürfnis und gleichzeitig massiver Klimakiller, insbesondere unser Konsum tierischer Proteine. Dabei müssen wir das Rad gar nicht neu erfinden, umweltfreundliche Anbausysteme, die eine Symbiose aus Tier und Pflanze nutzen, gab es schon vor tausenden von Jahren – man denke nur an die Chinampas bzw. Schwimmenden Gärten in Mexiko, oder an die Reisfelder in China, in denen Fische geschwommen sind. Heute geht das aufgrund der hohen Pestizidbelastung nicht mehr. Wir haben uns angeschaut, wie das früher gemacht wurde, und es auf die modernen Bedingungen einer Großstadt angepasst.
Econeers: Seit Beginn Ihrer Testphase in 2013 bis zu der nun funktionierenden Anlage in Berlin ist einige Zeit vergangen. Welche Rückschläge erfuhren Sie während der Testphase und wie sind Sie damit umgegangen?
Anne-Kathrin Kuhlemann: Wir haben vor allem Anfängerfehler gemacht, weil wir ohne Wissen im Gemüsebau gestartet sind. Daher standen im ersten Jahr die Gurken direkt neben den Tomaten und hatten Mehltau ohne Ende – da hätte ich nur meine Großmutter fragen müssen, um zu wissen, dass man auf die richtige Vergemeinschaftung achten muss. Ansonsten haben wir uns schlicht die Zeit genommen, die es brauchte, um alles auszutesten und das System so robust und nachhaltig wie möglich zu gestalten. Wir sind da natürlich immer noch nicht am Ende der Optimierung, aber das jetzige System kann sich durchaus sehen lassen.
Econeers: Ihr System unterscheidet sich etwas von einer klassischen Aquaponikanlage – Sie betreiben “Aquaterraponik”! Was ist anders und was ist gleich?
Anne-Kathrin Kuhlemann: Wir nutzen Erdsubstrate, statt die Pflanzen nur in Wasser wachsen zu lassen. Und wir führen das Wasser wirklich vollständig im Kreis, verzichten daher auf zusätzliche Düngemittel, Hormone oder Pestizide – denn die würden letztlich wieder bei den Fischen landen. Es gibt darüber hinaus viele kleine Details, die wir anders machen als eine normale Aquaponik-Anlage, die in der Regel das Wasser linear führt – also von den Fischen abzweigt, durch einen Düngemittelcomputer führt, der bestimmt, was noch zugesetzt wird, und dann zu den Pflanzen; alles überschüssige Wasser landet dort in der Kanalisation.
Econeers: Welche Vorteile sehen Sie in dieser wesentlichen Unterscheidung?
Anne-Kathrin Kuhlemann: Zum einen sind unsere Pflanzen sehr gesund, weil sie letztlich ganz normal in mineralisierter Erde stehen und sich aus dem Wasser nur das ziehen, was sie benötigen. Indem wir drei Klimazonen haben und das Wasser von den schnellwachsenden Tropengewächsen (Bananen, Maracuja, Ceylonspinat u. v. m.) zu den subtropischen Gemüsepflanzen (z. B. Tomaten, Paprika, Gurken) und dann zu den Kräutern und Salaten in der gemäßigten Zone kaskadieren, wird es am Ende mehr als ausreichend gereinigt, um schließlich wieder bei unseren Fischen zu landen. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir Regenwürmer im System halten können, die alle organischen Abfälle verwerten und mit Enzymen aus ihren Därmen das ganze Ökosystem gesund halten. Und nicht zuletzt ist die Produktqualität eine andere, wenn nicht gespritzt wird und das Gemüse wirklich am Strauch reifen darf.
Econeers: In Ihrer Anlage wird der afrikanische Wels gezüchtet. Aus welchen Gründen haben Sie sich für diesen Fisch entschieden?
Anne-Kathrin Kuhlemann: Aus unserer Sicht ist der Clarias Gariepinus einer der ganz wenigen, wenn nicht der einzige Fisch, den man guten Gewissens in Aquakultur halten kann. Zum einen aus Sicht des Tierwohls: In seiner afrikanischen Heimat schrumpfen die Gewässer zur Trockenzeit regelmäßig zu Tümpeln, die Fische hocken also eng aufeinander ohne sich daran zu stören. Clarias ist nämlich ein Lungenfisch, kann also auch Luft atmen und sogar an Land überleben, solange seine Haut feucht bleibt. Das heißt, wir können sehr viele Tiere in den Becken halten, ohne dass sie Stress empfinden – das ist auch wissenschaftlich nachgewiesen.
Aus Sicht der Umwelt ist Clarias optimal, weil er Futter sehr sehr gut verwertet. Jedes Kilogramm Futter setzen unsere Fische in ein Kilogramm Zuwachs um – im Vergleich dazu sind Tunfisch (mit 20:1) oder Rinder (7:1) echte Klimasünder, aber sogar Hähnchen oder Insekten benötigen mehr als 2 Kilo für 1 Kilo Massezuwachs. Außerdem kann Clarias pflanzliche Proteine ähnlich gut verwerten wie tierische, so dass wir in unserem künftigen Futter gänzlich auf Fischmehl und sogar Soja (also importierten Regenwald) verzichten können. Beides ist ziemlich einmalig in der Tierwelt.
Aus wirtschaftlicher Sicht schließlich ist der African Catfish ebenfalls attraktiv, weil die Fische nach nur 5-6 Monaten in unserer Anlage schon ihr Schlachtgewicht von 1,2 bis 1,5 kg erreicht haben.
Wir halten zwar die Augen offen, aber bislang ist uns kein zweiter Fisch untergekommen, der all diese Kriterien erfüllen würde. Nicht zuletzt deswegen haben ja sowohl Greenpeace als auch der WWF in ihren Fischratgebern den Afrikanischen Wels auf „grün“, sofern er aus Kreislaufanlagen stammt – fast alles andere ist ja mittlerweile gelb oder rot bei den Fischampeln.
Econeers: Da die meisten von uns noch nie afrikanischen Wels gegessen haben, fragen wir uns natürlich, wie schmeckt dieser Fisch und wird er von den Restaurants gut aufgenommen?
Anne-Kathrin Kuhlemann: Aber klar! Clara hat ein rötliches, bissfestes Filet, bei richtiger Schlachtung komplett grätenfrei, wirklich lecker und saftig. Das Filet kann extrem vielseitig zubereitet werden, deswegen schätzen Köche den Fisch wirklich sehr. Wir kennen sogar viele Menschen, die eigentlich Fisch nicht so gerne mögen, aber für den Catfish eine Ausnahme machen. Vom klassischen Filet, über Wels im Salzmantel, Gulasch, Grillspieße bis hin zur Bratwurst ist alles möglich, da hat auch unser Koch wirklich Spaß beim Experimentieren.
Econeers: Ihr Team besteht aus den verschiedensten Experten mit unterschiedlichen Nationalitäten. Beispielsweise kontrolliert Ihr mexikanischer Biologe die konstante Wasserqualität in den Becken und die Gesundheit der Fische. Wie war es Ihnen möglich, ein so buntes Team zusammenzustellen und welche Vorteile bietet diese Zusammenarbeit?
Anne-Kathrin Kuhlemann: Das hat sich im Lauf der Zeit letztlich so ergeben. Bei uns sind fast alle echte Überzeugungstäter, viele haben im Leben schon ganz andere Dinge gemacht, ob in der Entwicklungshilfe, in der Forschung oder in klassischen Konzernen. Bei TopFarmers sind sie gelandet, weil uns die Vision eint, die Lebensmittelbranche zu verändern, indem wir natürliche, frische, leckere und gesunde Erzeugnisse in den Markt bringen – so profitabel, dass auch die Großen sich irgendwann bewegen. Diese Kombi ist letztlich unsere Stärke: Jeder kann vor seinem Erfahrungshintergrund eine unterschiedliche Perspektive einbringen, und alle tun dies unter der Prämisse, auf dasselbe Ziel einzuzahlen.
Econeers: Sie fokussieren sich bei der Vermarktung Ihrer Produkte zunächst auf den engeren Umkreis Ihrer derzeitigen Anlage in Lichtenberg (Berlin). Nun planen Sie mit der Unterstützung der Econeers-Investoren den Bau weiterer Anlagen. Wo genau sollen diese dann entstehen?
Anne-Kathrin Kuhlemann: Wir führen Gespräche in sehr unterschiedlichen Richtungen und Gebieten. Es gibt einerseits in Berlin Flächen z. B. im Westen oder Süden der Stadt, wo Gewächshäuser leer stehen und die logistische Anbindung ideal wäre, um dort das jeweilige Umfeld zu versorgen. Das können und wollen wir in Eigenregie stemmen, und wir freuen uns schon auf die nächsten Standorte in anderen Bezirken.
Gleichzeitig gibt es Anfragen aus anderen Städten, wo wir mit lokalen Partnern eine Umsetzung realisieren würden. Uns ist wichtig, die ersten Anlagen selber zu betreiben, da wir uns als Lebensmittelproduzent und nicht als Technologieverkäufer verstehen. Aber das kann gerne in Kooperation mit einem Investor, Abnehmern z. B. aus dem Einzelhandel oder noch ganz anderen Konstellationen erfolgen, da sind wir für Vorschläge offen.
Econeers: Seit dem Start Ihrer Crowdfunding-Kampagne auf Econeers ist knapp eine Woche vergangen. Was sagen Sie zum Verlauf Ihrer Kampagne in den letzten Tagen? Entspricht die bisherige Entwicklung Ihren Erwartungen?
Anne-Kathrin Kuhlemann: Uns war klar, dass wir mit unserer nachhaltigen Produktion von naturbelassenen Lebensmitteln einen Megatrend in der Gesellschaft ansprechen, doch die enorme Geschwindigkeit der Kampagne hat uns selber positiv überrascht. Wir setzen jetzt alles daran, die Botschaft so weit wie möglich zu verbreiten, damit zahlreiche Menschen von unserem Vorhaben erfahren und uns beim Wachstum unterstützen können.
Econeers: Wie können die Econeers Sie neben den Investitionen noch unterstützen?
Anne-Kathrin Kuhlemann: Ganz klar indem sie an erster Stelle von uns und der Kampagne erzählen – im Freundeskreis, in den sozialen Medien oder auch in beruflichen Netzwerken. Sehr gerne können sich auch alle melden, die spezielle Kontakte oder Erfahrungen haben, die sie einbringen möchten. Ob im Bereich Immobilien und Grünflächen für neue Standorte, im Bereich Gastronomie- und Einzelhandel für lokale Abnehmer oder mit Kontakten zur Industrie bei Verpackungen und ähnlichem. Wir entwickeln uns ja ständig weiter und können sicher auch in unseren Prozessen noch das eine oder andere optimieren.
Econeers: Zu guter Letzt noch eine Frage: Wie sieht Ihr Investmentangebot an die Crowd ganz konkret aus?
Anne-Kathrin Kuhlemann: Wir bieten 6 % Verzinsung über eine feste Laufzeit von 4 Jahren. Zusätzlich profitieren Investoren, welche in den ersten zwei Wochen der Kampagne investieren von einem Early-Bird-Bonus und damit einer 7-prozentigen Verzinsung auf ihr Investment. Außerdem sind alle Investoren aus der Early-Bird-Phase zu unserem Herbstfest am 11.11. eingeladen, sofern sie es nach Berlin schaffen können – da gibt es unsere Produkte auch als Buffet zu verkosten!
Auf alle Fälle wird es immer wieder kleine Specials geben, wie Sonderangebote oder spezielle Events, zu denen wir unsere Crowd einladen, als kleiner Dank für die Unterstützung. Wir freuen uns, möglichst viele dadurch auch persönlich kennen zu lernen.
Econeers: Vielen Dank Frau Kuhlemann, dass Sie sich Zeit für unsere Fragen genommen haben. Wir wünschen Ihnen für TopFarmers und natürlich auch für den weiteren Verlauf der Crowdfundingkampagne viel Erfolg und immer eine gute Ernte. 😉
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Warnhinweis: Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Der in Aussicht gestellte Ertrag ist nicht gewährleistet und kann auch niedriger ausfallen.