nucao: „Die Kakaoindustrie hat sehr bittere Seiten und wir brauchen dringend Veränderung, um unsere Regenwälder zu schützen und die Ausbeutung von Menschen zu stoppen.“

Bekannte Gesichter melden sich zurück: nucao aus Leipzig startet seine zweite Crowdinvesting-Kampagne auf der OneCrowd-Plattform-Econeers. Seit inzwischen acht Jahren verschreibt sich das sinngetriebene Unternehmen dem nachhaltigen Schokoladengenuss und verfolgt dabei einen 360-Grad-Ansatz: von der Zutatenliste über die Verpackung bis hin zu den fairen Arbeitsbedingungen für die Kakaobauern vor Ort. Damit möchte nucao nicht nur Vorreiter für mehr Nachhaltigkeit im Süßwarenregal sein, sondern auch die großen Hersteller zum Handeln auffordern. Im Econeers-Interview sprechen die Gründer Christian Fenner (links) und Mathias Tholey (rechts) über die Hürden der Vergangenheit und ihren Weg zurück zum Fokus – sowie den Erfolg ihrer neuen Sorten.


Econeers:
Hallo Christian, hallo Mathias, willkommen zurück auf Econeers. Es ist schon ein paar Jahre her, aber einige Investierende werden euch sicher noch kennen – 2019 sammeltet ihr binnen weniger Tage eine halbe Million Euro über Econeers ein. Beschreibt bitte kurz für alle neu hinzugekommenen, wer nucao ist und was ihr macht. 

Christian: Wir freuen uns wieder zurück zu sein! Bei nucao probieren wir seit 2016 die Schokoladenindustrie umzukrempeln und unser Geschäftsmodell zu nutzen, um unseren Planeten zu schützen. Das klingt vielleicht etwas ohne Zusammenhang, aber tatsächlich sind Kakao und Schokoladenkonsum mit großen Problemen verbunden: Kakao ist durch die gewaltige Regenwaldabholzung in den Anbaugebieten leider ein echter Klimasünder – und außerdem sind die Lieferketten undurchsichtig, sodass Kakaobauernfamilien nach wie vor stark ausgebeutet werden und Millionen von Kindersklaven auf den Plantagen arbeiten müssen. Wir bieten daher Schokoladenprodukte an, die diese Probleme 360 Grad angreifen. Alle unsere Produkte sind bio, vegan, mit fairem Kakao und in Papier verpackt.

Mathias: Was wir aber gelernt haben, ist, dass der Geschmack natürlich für unsere Kunden das Wichtigste bleibt. Seit nun 8 Jahren arbeiten wir daran, die cremigste und leckerste vegane Schokolade zu entwickeln, die man von einer Milchschokolade kaum mehr unterscheiden kann. Wir bieten Schokoriegel, Tafeln und schokolierte Früchte an und vertreiben diese vor allem im deutschsprachigen Raum im stationären Handel.

Econeers: Wofür habt ihr das eingesammelte Kapital aus der ersten Runde eingesetzt? 

Christian: Das Kapital damals haben wir für unseren ersten großen Wachstumsschub verwendet. Wir hatten gerade unsere eigene Produktion aufgelöst, um bei Partnerproduzenten deutlich größere Mengen herzustellen. Außerdem waren große neue Handelspartner wie dm, Rossmann und viele weitere interessiert.

Mathias: Wir brauchten also Working Capital, um die Lagerbestände entsprechend hochzufahren, und Budget, um unser Vertriebsnetzwerk aufzubauen.  

Econeers: Eure erste Kampagne lief damals unter “the nu company”. Dieses Mal unter eurer Marke “nucao”. Das Unternehmen dahinter ist dasselbe, aber warum der Switch im Auftreten? 

Mathias: Unsere erste Marke und das Hauptprodukt war schon immer nucao. The nu company ist immer noch unser GmbH Name und wurde damals als Dachmarke verwendet. Wir hatten noch weitere Marken namens nuseed und numove aufgebaut, die für andere Snacking Kategorien standen. Wir haben aber 2021 gelernt, dass wir uns mit verschiedenen Kategorien keinen Gefallen tun, da die Marke verwässert wird und wir als Unternehmen den Fokus verlieren. Deshalb haben wir die Entscheidung getroffen, die beiden anderen Marken einzustampfen und zurück zu unserem Ursprung zu gehen.

Christian: Genau, es ging uns schon in der Gründungszeit darum, Schokolade nachhaltiger und fairer zu machen. Seit wir diesen Fokus wiedergewonnen haben, können wir die Lieferkette des Kakaos deutlich besser verstehen und optimieren und auch nach außen die Marke viel klarer positionieren. nucao ist leckere, nachhaltige Schokolade. Punkt.  

Econeers: Was hat sich neben der neuen Markenpositionierung noch bei euch in den vergangenen 5 Jahren verändert? Wo liegt heute euer Fokus? 

Christian: Fokus ist eigentlich schon das Zauberwort. Wir sind, getrieben durch unser starkes Wachstum, direkt in weitere europäische Märkte expandiert und haben neue Kategorien geöffnet. Rückwirkend können wir ehrlich sagen, dass wir hier teilweise zu viel Komplexität ins Unternehmen gebracht haben – sowohl ,was die Außenansicht im Markt angeht, als auch, was interne Prozesse betrifft.

Mathias: Heute sind wir fokussierter und leaner denn je. Wir wissen genau, was wir aufbauen wollen, nämlich die nachhaltige Schokoladenmarke von Morgen. Das war in den vergangenen Jahren nicht immer so, da wir getrieben durch unsere nachhaltige Mission noch verschiedene Wege ausgelotet haben – zum Beispiel, die einer Plattform für nachhaltige Lebensmittelprodukte.  

Econeers: Ihr fallt regelmäßig mit ausgefallenen Marketingaktionen auf, zuletzt habt ihr unter anderem die Bremer Stadtmusikanten in Papier verpackt. Was hatte es damit auf sich? 

Christian: Wir sind eine Marke, die den großen Schokokonzernen zwei Dinge voraushat: Wir können authentisch Haltung zeigen und polarisieren. Mit unserem begrenzten Marketingbudget sind wir also darauf angewiesen, viel organische Reichweite zu generieren. Die Leute müssen unsere Kampagnen sehen und sich denken: „Wow, das ist mal eine kreative Aktion”. Mit unserer Papier-Kampagne wollten wir auf eine humorvolle Art und Weise darauf aufmerksam machen, dass wir die erste Schokoladenmarke sind, die ihr gesamtes Sortiment in Papier verpackt. Der Slogan „Bescheuert bei Stadtmusikanten. Genial bei Schokolade” und die dazugehörigen Videos und Fotos gingen durch die Decke und wir konnten auf Linkedin, TikTok, Instagram und durch viele Pressenennungen Millionen von Menschen erreichen.

Mathias: Guerilla Marketing ist Christians Spezialität. Und darauf baut unsere Marketingstrategie auf. Das Gute ist, dass dadurch zwei Dinge passieren: nucao wird bekannter und die Themen, die uns wichtig sind, werden zu Hause bei unseren Kunden, aber auch in den Meetingräumen unserer Konkurrenten besprochen.  

Econeers: Stichwort „Konkurrenten“ – Der Schokoladen-Markt ist natürlich hart umkämpft. Wie wollt ihr im Markt bestehen, wenn Produkte von „No-Name-Anbietern“ bzw. die Eigenmarken vieler Supermarkt-Ketten zum Teil 30-40 % günstiger angeboten werden? Warum bewegen sich eure Produkte im hochpreisigen Segment? 

Mathias: Man kann diese Frage aus ökologischer und aus wirtschaftlicher Sicht beantworten. Ökologisch gesehen ist klar: Schokolade muss ihren Preis haben und die billigen Preise, die wir für Schokolade sehen, sind ohne die Ausbeutung unseres Planeten und von Kakaobauern de facto nicht möglich. Wenn wir Kakao im Regenwald nachhaltig anbauen wollen ohne Pestizide und mit Artenvielfalt, die Bauern fair bezahlen möchten, keine Unmengen an Zucker und Milchpulver dazu mischen möchten und am Ende kein Einwegplastik erzeugen wollen – dann entsteht ein höherer Preis. Am Ende sollte es dazu führen, dass Schokolade bewusster konsumiert wird und nicht im Multipack als Alltagsprodukt gesehen wird.

Christian: Wirtschaftlich macht natürlich auch die Premium-Positionierung Sinn. In jeder Kategorie gibt es Billigmarken und Premium-Marken, die co-existieren können. Durch unser hochwertiges Design, Packaging und Produkterlebnis können wir unseren höheren Preis ebenfalls rechtfertigen.  

Econeers: Vor wenigen Monaten hattet ihr bereits eine größere Finanzierungsrunde erfolgreich über die Plattform Companisto abgeschlossen.  Was habt ihr mit diesem Kapital konkret gemacht? 

Christian: Dieses Kapital ging vor allem in die Finanzierung unserer Neuprodukte der Tafeln und weißen schokolierten Früchte. Die nucao Tafel ist ein umfangreiches Projekt, das wir gemeinsam mit REWE, Naturland und Pro7 gestemmt haben. Ziel war es, eine neue Bio-Marke im Regal von REWE aufzubauen, neben der REWE-Eigenmarke, und den Launch mit einer TV-Kampagne zu begleiten. Dieses Mammut-Projekt mit neuem Produzenten benötigte ein Anfangsinvestment sowie Working Capital, um die enormen Mengen vorzuproduzieren.

Mathias: Die White Fruits waren ein weiteres Neuprodukt, was genau wie die Tafeln schon wirklich eingeschlagen ist. Hier wussten wir bereits von unseren bisherigen Bestsellern, den dunklen schokolierten Früchten, dass hier eine große Nachfrage besteht.  

Econeers: In der neuen Fundingrunde möchtet ihr 990.000 Euro einsammeln. Wie soll das frische Kapital eingesetzt werden?  

Mathias: Erfreulicherweise sind die beiden Neuprodukte deutlich besser gestartet als geforecastet. Auch dm hat sofort die beiden Tafeln national gelistet und die Rotationen sind doppelt so hoch wie angenommen. Dieses Momentum ist für uns natürlich großartig, bringt allerdings auch weiteren Kapitalbedarf mit sich. Mit dem Budget wollen wir gesunde Lagerbestände aufbauen und das Potential im Handel durch mehr Vertriebspower ausschöpfen. Hier arbeiten wir mit einer Außendienstagentur zusammen, deren Kapazitäten wir hochfahren können.

Christian: Außerdem wollen wir gezielt Marketing betreiben und das Momentum so mitnehmen. Hier investieren wir vor allem in bewährte Kanäle wie Social Media und In-Store Marketing. Last but not least verwenden wir auch einen Teil des Budgets, um unser restliches Sortiment auf Naturland umzustellen, was noch bis 2025 andauern kann.

Econeers: Könnt ihr bitte kurz zusammenfassen, wieso man sich ein (erneutes) Investment in nucao nicht entgehen lassen sollte?  

Christian: Aus meiner Sicht gibt es drei klare Gründe: die Markttrends, die Erfahrung des Teams der letzten 8 Jahre und die aktuelle Traktion. Der Markt für vegane Schokolade wächst weiterhin bis 2030 10-15 % pro Jahr. Generell würde der Markt ohne nachhaltige Schokoladen stagnieren und wächst so in den nächsten zwei Jahren 11 %. Wir sind mit unseren Produkten also absolut am Zahn der Zeit und Wachstumstreiber in der Kategorie. Gleichzeitig haben wir in den letzten Jahren gelernt, was Fokus und Kostendisziplin bedeutet und haben die Profitabilität im Blick, was sich wiederum auch in unserer aktuellen Performance widerspiegelt.  

Mathias: Da kann ich nichts hinzufügen. Außer vielleicht, dass es die Welt braucht. Die Kakaoindustrie hat sehr bittere Seiten und wir brauchen dringend Veränderung, um unsere Regenwälder zu schützen und die Ausbeutung von Menschen zu stoppen. Dafür stehen wir morgens auf.  

Econeers: Eine letzte Frage: Wenn ihr euch für die Zukunft von nucao etwas wünschen dürftet, was wäre das? 

Christian: Wir wollen das Patagonia der Schokolade werden. Vorbild und Inspiration für alle, die Schokolade lieben oder in welcher Branche auch immer sie selbst etwas bewegen wollen.

Mathias: Und, dass wir eines Tages unseren Kakao aus eigenen Plantagen beziehen können, das Leuchtturmprojekt für die Schokoladenindustrie werden.

Econeers: Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen euch eine erfolgreiche zweite Runde! 

 

 

Die OneCrowd Securities GmbH tritt als vertraglich gebundener Vermittler für Rechnung und unter Haftung gemäß § 3 (2) WpIG der Effecta GmbH, Florstadt, auf. 

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