Prävention, Digitalisierung und Personalisierung heißen die großen Trends in der Medizin. Vor allem in der Ausweitung digitaler Angebote liegt viel Potenzial: Rund 93 % der medizinischen Daten werden noch weitgehend analog ausgetauscht und Bildgebungsverfahren wie bspw. Röntgen oder Ultraschall aufgrund mangelnder Infrastruktur mehrfach durchgeführt. Unser neues Funding Denton System möchte dies zukünftig ändern und hat eine patentierte Technologie im Bereich der Zahnmedizin entwickelt, welche digitale Befunde sowie deren sichere Speicherung ermöglicht, um Daten ortsunabhängig verfügbar zu machen, einen ganzheitlichen – präventiven – Ansatz zu verfolgen und natürliche Ressourcen zu sparen. In unserem Interview sprachen wir mit CEO Marius Liefold und CTO Dennis Wagner über den Einfluss der Zähne auf die Gesamtgesundheit und die Herausforderungen bei der Implementierung neuer Methoden im medizinischen Bereich.
Seedmatch: Hallo Marius, hallo Dennis, herzlich willkommen zum Interview. Mit Denton Systems habt ihr ein patentiertes Verfahren entwickelt, mit dem ihr die defektorientierte Zahnmedizin weiterentwickeln und ein Umdenken in der medizinischen Versorgung erreichen möchtet. Wo setzt eure Technologie an und wie funktioniert sie?
Marius Liefold: Ein wichtiger Punkt als Unternehmen im Gesundheitssektor ist es, die Einstiegshürden für Anwender und Kunden so gering wie möglich zu halten. Deshalb haben wir unsere patentierte Technologie so entwickelt, dass sie sich ideal in den täglichen Arbeitsablauf eines Zahnarztes bzw. den Besuch des Patienten beim Zahnarzt integriert. Es ist für den Zahnarzt nicht notwendig, neue Hard- oder Software zu kaufen, stattdessen integrieren wir unsere Methode nahtlos, sodass die Abläufe dieselben bleiben. Für unser Verfahren benötigen wir lediglich Gebissabdrücke, diese können analog sein – das ist diese mittelmäßig angenehme Situation, wo man beim Zahnarzt auf eine bunte Masse beißen muss – oder digital mittels Intraoralscanner.
Wenn diese vorliegen, geht unsere Arbeit los. Wir nehmen die Gebissdaten, verarbeiten und referenzieren diese mit unserer patentierten Methode und stellen die Daten dem Patienten über unsere sichere Cloud-Umgebung zur Verfügung. Unser patentiertes Verfahren basiert auf jeweils möglichst langzeitstabilen Punkten im Ober- bzw. Unterkiefer. Hierbei verwenden wir neben den Zähnen vor allem Referenzpunkte, welche unabhängig derer sind, um so bei dem unweigerlichen Verlust von Zahnsubstanz oder dem gänzlichen Verlust des Zahnes weiterhin Information über die Lagebeziehung der Kiefer zu haben. Mit dieser Vorgehensweise sind wir die Einzigen weltweit.
Es wird leider noch viel zu selten ausgelebt, dass die beim Arzt erhobenen Daten vor allem auch dem Patienten gehören und auf eine für den Patienten annehmbare Art und Weise ausgehändigt werden. Wir wollen mit gutem Beispiel vorangehen und geben daher unseren Kunden die komplette Datenhoheit. Sie entscheiden, wer, wann, wo und wie lange Zugriff auf die einzelnen Daten erhält.
Seedmatch: Oft werden bei Behandlungen nur die Defekte bzw. Symptome behoben – jedoch nicht die Ursache. Ihr betont die Bedeutung eines ganzheitlichen Ansatzes – welche Rolle spielen dabei das Gebiss bzw. die Zähne?
Dennis Wagner: Die Zähne bzw. die Zahngesundheit hat einen hohen Einfluss auf die allgemeine Gesundheit. So können Entzündungen an den Zähnen durch den Blutkreislauf zum Herzen gelangen und schwere Erkrankungen auslösen. Das ist jedoch längst nicht alles, denn die Zähne sind darüber hinaus eng mit dem Körper über Muskeln verbunden. Verliert man nun seine gesunde und funktionale Zahnsubstanz – sei es durch Zähneknirschen, weil man Stress hat, bei einem Unfall oder durch falschen oder viel Zahnersatz wie Kronen – dann führt es dazu, dass wir Problem in anderen Körperregionen bekommen und diese nicht mit den Zähnen in Zusammenhang bringen. Der menschliche Körper ist sehr widerstandsfähig, so kann er eine ganze Zeit lang solche Defekte ausgleichen, bis er schließlich erschöpft ist und wir bspw. Kopf- und Rückenschmerzen, Hüftschiefstellungen, Tinnitus bis hin zu Erkrankungen wie CMD bekommen. Die Ursachen werden so oft an anderer Stelle gesucht, jedoch sind häufig die Zähne der Übeltäter, auch wenn die Ursprünge Monate bis zu Jahre zurückliegen.
Seedmatch: Welche Vorteile bringt euer Verfahren für Patienten, aber auch ihre behandelnden Ärzte?
Marius Liefold: Mit unserem Verfahren konservieren wir im Grunde einen Teil der Gesundheit, welcher weit über die Zahngesundheit hinausgeht. So bekommt der Patient bei einem Unfall bzw. bei Defekten des Gebisssystems seine individuelle, gesunde Ausgangssituation zurück. So muss Zahnersatz nicht mehr freihändig gefertigt werden, sondern es können die eigenen und nicht mehr vorhandenen Zähne, mit all den kleinen bis großen Individualitäten, reproduziert werden. Weiterhin können aufgrund der präventiven Referenzierung des Gebisses bis zu 87 % Kosten gespart werden – das gilt insbesondere für CMD-Patienten. Die vorhandenen Gebissinformationen, wie die Kieferrelation, machen es zudem möglich, Zahnarztbesuche einzusparen, da hier Prozessschritte in der Zahnarztpraxis bzw. im Labor abgekürzt werden können. Das freut jeden Angstpatienten, aber auch chronisch Kranke oder auf dem Land lebende Menschen sowie Behandler und Kostenträger.
Der Zahnarzt profitiert vor allem vom Verkürzen bzw. Entfallen von Prozessschritten, dadurch kann er Zeit bei der Behandlung sparen und so seinen abrechnungsfähigen Patientendurchlauf erhöhen sowie die Arzt-Patienten-Beziehung vertiefen. Zudem erhöht sich die allgemeine Behandlungsqualität und Therapiesicherheit nicht nur über die von Denton produzierten und bereitgestellten Daten, sondern auch durch den erleichterten Zugang zu interdisziplinären Gesundheitsdaten unserer Kunden (sofern vom Kunden freigegeben). Aber auch finanziell profitiert eine Praxis durch Mehreinnahmen ohne Anschaffungskosten sowie durch Angebote von Kooperationspartnern von Denton Systems.
Seedmatch: Bei neuen Technologien ist die Implementierung in bestehende Infrastrukturen oft eine große Herausforderung. Gibt es wirklich gar keine Maßnahmen die für die Zahnarztpraxen notwendig sind, um die Denton-Methode zu implementieren?
Dennis Wagner: Wir kennen die Hürden zur Akzeptanz für neue Technologien, speziell im Gesundheitssektor. Daher haben wir unsere Technologie von Anfang an so entwickelt, dass sie sich ohne Aufwand und Kosten in die vorhandene Infrastruktur integrieren lässt. Der Zahnarzt muss zur Anwendung unserer Methode keine aufwendige oder teure Umstrukturierung in Kauf nehmen, redundante Datenhaltung tolerieren oder sonstige Systemintegrationen auf Soft- oder Hardwareseite implementieren – er macht das, was er schon immer macht.
Seedmatch: Könnt ihr bitte kurz darauf eingehen, wie die Leistung finanziert wird und welche Kosten für den Patienten entstehen?
Marius Liefold: Die Leistung ist von Tag eins als sogenannte individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) aufgebaut. Das heißt, der Kunde trägt selbst die Kosten, ähnlich wie bei hochwertigerem Zahnmaterialien, Bleaching, Zahnkorrekturen durch Aligner-Technologien oder auch manchen Prophylaxen. Die initiale Konzeption als individuelle Gesundheitsleistung liegt u. a. an dem durchaus langen Weg in die Erstattung – also die Kooperation mit Krankenkassen. Unabhängig von dieser unternehmerischen Notwendigkeit streben wir die Finanzierung über Krankenkassen für unsere Kunden an. 2019 nahm die BKK VBU Kontakt mit uns auf. Dieser Umstand zeigte schnell die geteilte Vision für unser Gesundheitssystem sowie das gemeinsame Potenzial. Seit Januar 2022 werden die Kosten von der Krankenkasse für ihre Versicherten bezuschusst. Unsere Leistung kostet 199 € – für eine einmalige Referenzierung. Die erste Referenzierung ist mit Abstand die wichtigste, allerdings entfaltet sich das größte Potenzial sowie weitere Vorteile für alle Beteiligten, wenn die Referenzierung in regelmäßigen Abständen erneuert wird. Wir empfehlen alle 3 – 5 Jahre, so können frühzeitig selbst kleinste Veränderungen erkannt, Prognosen über die weitere Gebissentwicklung erstellt und Folgeprobleme verhindert werden. Im Vergleich: Eine professionelle Zahnreinigung schlägt alle drei Jahre mit 240 – 360 € zu Buche, wobei hier nur mit einer Zahnreinigung pro Jahr gerechnet wird, viele gehen sogar zweimal.
Seedmatch: Zuletzt konnte man in Medienberichten lesen, dass die erste Krankenversicherung eine elektronische Patientenakte zur Verfügung stellt. Auch euer Angebot beinhaltet mit der Denton Cloud eine digitale Dokumentenmappe. Wie funktioniert dieser Service in der Praxis?
Dennis Wagner: Bei uns erhält der Patient seinen eigenen Datenraum mit seinen Gebissdaten. Hier kann er, wie man es von Dropbox etc. gewohnt ist, seine Daten anderen zur Verfügung stellen. Zugriff auf diese Daten haben nur die Patienten und auch nur sie regeln die Freigaben. Wir fördern damit den interdisziplinären Austausch von Daten, so können bspw. doppelte Bildgebungen vermieden werden und relevante Daten bzw. Informationen für die Diagnostik und Behandlung ausgetauscht werden.
Seedmatch: Dem Datenschutz wird im Gesundheitswesen eine besonders hohe Aufmerksamkeit geschenkt: Wie sichert ihr den Umgang mit den sensiblen Gesundheitsdaten?
Dennis Wagner: Bei uns kommt eine Ende-zu-Ende verschlüsselte Cloud-Infrastruktur zum Einsatz, d. h. die Daten werden vor dem Versand verschlüsselt und dann verschlüsselt in die Cloud übertragen. Würde nun jemand diese Daten abfangen, dann hätte er nur Daten-Hülsen, da diese verschlüsselt sind, und könnte nichts damit anfangen. Zudem speichern wir keine Daten mit Klarnamen. Alle Daten bekommen eine ID, welche nicht mit dem Kunden assoziiert ist. So kann kein Rückschluss über die ID zum Kunden gezogen werden. Die Speicherung der Zuordnung von ID und Kunde erfolgt dann in einer unabhängigen Umgebung, so stellen wir eine physische Trennung dieser Daten sicher.
Seedmatch: Denton System wurde 2017 gegründet – welche Meilensteine, u. a. im Bereich Umsatz, Wachstum, Kundenanzahl, hat das Unternehmen seither erreicht?
Marius Liefold: Grundsätzlich muss man sagen, dass Denton Systems 2017 gegründet wurde, jedoch die ersten zwei Jahre von FuE Tätigkeiten im Bereich der Patente geprägt waren. Ab April 2019, als Dennis und ich zu Denton gekommen sind, wurde die Produktentwicklung und Markteinführung forciert. So haben wir gleich zu Beginn ein Förderprogramm für die Entwicklung des Produktes akquiriert und haben dieses innerhalb von sechs Monaten in einer Pilotphase am Markt getestet. Auf Basis der Daten und wirtschaftlichen Gegebenheiten haben wir das Produkt weiterentwickelt, marktfähig gemacht und erreichen bereits jetzt eine Automatisierung des Denton-Prozesses von 60 %. Mit unserem Seed Investment 2021 haben wir schließlich den Vertrieb aufgebaut und forcieren nun das Wachstum. Mit dem Ausbau des Vertriebsteams auf fünf Mitarbeiter haben wir aktuell bundesweit 24 Partnerpraxen akquiriert – leider konnten Pandemie-bedingt (Terminverschiebungen durch Krankheitsausfälle) noch nicht alle Partnerpraxen vollständig geonboardet werden. Hier versuchen wir uns ständig weiterzuentwickeln und vor allem unabhängig von äußeren Einflüssen aufzustellen. Beeindruckt haben uns vor allem die Konvertierungszahlen sowohl auf Seiten der Endkunden in den Praxen (Selbstzahler 60 % / VBU-Kassenpatient 80 %) und der Zusage der Praxen nach dem ersten Vertriebsgespräch mit dem Zahnarzt (80 %). Allein seit Januar 2022 konnten durch das Praxispersonal der einzelnen Zahnarztpraxen Neukunden im dreistelligen Bereich von der Denton-Leistung überzeugt werden. Weiterhin ist seit 2022 mit der BKK VBU die erste gesetzliche Krankenkasse mit an Bord, die unsere Dienstleistung zu einem Großteil für ihre Versicherten übernimmt. Außerdem haben wir strategische Kooperationen u. a. mit Gerl Dental aufgebaut, um die Digitalisierung in der Zahnmedizin voranzutreiben. Das Gleiche gilt für die Validierung und Kooperation durch Wissenschaft und verschiedene Unikliniken.
Seedmatch: Was möchtet ihr mit dem Kapital der Crowd erreichen und warum sollte man sich ein Investment in Denton System auf keinen Fall entgehen lassen?
Dennis Wagner: Mit dem Kapital der Crowd wollen wir unsere Vertriebsaktivitäten intensivieren und vor allem erstmalig in Marketing investieren. Bisher haben wir für all unsere Marketingaktivitäten kein Geld ausgegeben – mit Ausnahme der Produktion von Erklärvideos. Auch Personal- und Produktentwicklung sind wichtige nächste Schritte.
Marius Liefold: Es lohnt sich zu investieren, denn mit dem Kapital und unserem Produkt bringen wir Disruption in die defektorientierte Zahnmedizin bzw. Medizin, stärken die interdisziplinäre Zusammenarbeit sowie die Position des Patienten im Gesundheitswesen und setzen auf Prävention statt Kuration! So werden nicht nur Erkrankungen und Leid verhindert, sondern alle Stakeholder sparen viel Zeit und Geld. Zudem ermöglicht unser Geschäftsmodell die Entwicklung von Vorhersagemodellen und Entscheidungsunterstützung hin zu einer ganzheitlichen Versorgung.
Seedmatch: Zum Abschluss eure persönliche Einschätzung: Wo seht ihr die Zahnmedizin in fünf Jahren in Sachen Innovationen?
Marius Liefold: Die Zahnmedizin wird in den nächsten Jahren einen größeren Fokus auf präventive Verfahren in Kombination mit fortlaufenden KI-gestützten Analysen von Versorgungsdaten legen. Dazu kommen vor allem Virtual und Augmented Reality in Verknüpfung mit bestehenden bildgebenden Verfahren sowie Methoden der Patienteninteraktion. Hier wird auch das Metaverse eine Rolle spielen. Die Zahnmedizin bzw. das Wissen um die Auswirkung der Zähne auf die Gesamtgesundheit wird – durch die noch langsam wachsende interdisziplinäre Zusammenarbeit – sukzessive mehr Aufmerksamkeit bekommen und noch stärker in den Fokus der Kostenträger, Anwender und Patienten rücken.
Letztendlich werden all diese Aspekte sowie – mit Ihrer Hilfe – auch Denton entscheidend beim Wandel unseres Krankensystems zu einem echten Gesundheitssystem beitragen.
Seedmatch: Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für das Interview genommen habt. Für die Kampagne wünschen wir euch viel Erfolg!
Warnhinweis: Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Der in Aussicht gestellte Ertrag ist nicht gewährleistet und kann auch niedriger ausfallen.