Nachhaltiges Investieren: Worauf Anleger unbedingt achten sollten

Nachhaltigkeit – das ist gerade das Trendwort schlechthin. Der eine verzichtet auf Fleisch, weil er nachhaltiger leben will, der andere auf sein Auto. Manch einer kauft seine Lebensmittel nur noch im Bioladen oder seine Kleidung auf dem Flohmarkt. Es gibt kaum noch einen Bereich im Alltag, der nicht vom nachhaltigen Denken geprägt ist. Das gilt auch für private Geldanlagen. Immer mehr Menschen lehnen schon aus Prinzip ein Investment in fossile Energieträger oder in die Rüstungsindustrie ab.  Ein neues Bewusstsein hat sich unter den Anlegern entwickelt. 

Die Rendite ist nicht alles: Nachhaltigkeit wird immer wichtiger für die Investmententscheidung

Belege für dieses neue Bewusstsein gibt es viele. So zeigt eine Umfrage unter unseren Econeers: Der Aspekt der Nachhaltigkeit ist neben der Rendite der wichtigste Faktor bei der Entscheidung für ein Investment. 70 Prozent der Befragten gaben an, dass Nachhaltigkeit absolut ausschlaggebend für ihr Investment ist. Unsere Anleger stehen mit dieser Meinung nicht allein da. Wie gefragt nachhaltige Geldanlagen tatsächlich sind, zeigt eine Studie, die der Verband “Forum Nachhaltige Geldanlagen” (FNG) erst im Juni veröffentlicht hat. 

Das Ergebnis lässt sich schnell zusammenfassen: Das Kapital, das private Anleger in nachhaltige Finanzprodukte in Deutschland investieren, hat sich innerhalb von nur zwölf Monaten fast verdoppelt – von 9,4 Milliarden Euro auf 18,3 Milliarden Euro. Noch erstaunlicher sehen die Zahlen aus, schaut man sich die institutionellen Investoren an. 2017 investierte diese Gruppe zusammen schon beachtliche 82 Milliarden Euro in nachhaltige Finanzprodukte, 2019 waren es sogar 154 Milliarden Euro. 

Wer nachhaltig investiert, steht gleich vor zwei Problemen 

Passend zur steigenden Nachfrage gibt es mittlerweile für Anleger mit Interesse an Nachhaltigkeit ein umfangreiches Angebot. Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) bestehen etwa ein bis zwei Prozent des globalen Kapitalmarktes aus Produkten, die nachhaltig ausgerichtet sind. Europa macht dabei etwa die Hälfte des grünen Finanzmarktes aus. Die Auswahl ist also groß. Doch damit einher gehen auch zwei Probleme. Problem Nr. 1: Bei der Flut an Produkten fällt es Anlegern oft schwer, den Überblick zu behalten. Problem Nr. 2: Es gibt keine einheitlichen Standards für nachhaltige Investitionen. 

Grün ist nicht gleich grün: Was nachhaltiges Investieren bedeutet 

Zunächst zur Frage nach dem Begriff: An eine Definition für grüne Geldanlagen hat sich das Forum Nachhaltige Geldanlagen gewagt. So heißt es dort: „Nachhaltige Geldanlagen ergänzen die klassischen Kriterien der Rentabilität, Liquidität und Sicherheit um ökologische, soziale und ethische Bewertungspunkte.” Wem das noch nicht konkret genug ist, der kann sich auch an den ESG-Kriterien orientieren. E steht dabei für Environmental (Umwelt), S für Social (sozial) und G für Governance (gute Unternehmensführung). Beim Umweltaspekt geht es zum Beispiel um den Ausbau erneuerbarer Energien und um geringere Emissionen in der Luft. Verbot von Kinderarbeit und eine angemessene Bezahlung sind Beispiele für den Bereich Soziales und die Prävention von Korruption und Bestechung gehört unter anderem zum Punkt Unternehmensführung.

Neue Regeln: EU-Mitgliedstaaten einigen sich auf gemeinsame Kriterien 

Auch in der Politik wird schon lange über eine einheitliche Definition diskutiert. Einen ersten Ansatz gibt es inzwischen auf EU-Ebene. Im Dezember 2019 einigten sich die Mitgliedstaaten auf die sogenannte EU-Taxonomie. Demnach ist eine Geldanlage dann nachhaltig, wenn die Wirtschaftsaktivität darauf abzielt, weniger Treibhausgas-Emissionen zu erzeugen, wenn im Vergleich zur Branche weniger Treibhausgas freigesetzt wird oder wenn es das Geschäftsmodell ermöglicht, dass andere Marktteilnehmer ihre Emissionen senken können. 

Bleibt noch das Problem, dass es bei der Flut an Produkten schwer fällt, den Überblick zu behalten. Das Handelsblatt hat dazu mit Anke Behn, der Finanzexpertin der Verbraucherzentrale Bremen, gesprochen. „Verbraucher sollten die nachhaltige Geldanlage genau wie jede andere Geldanlage betrachten“, erklärt sie. Das heißt also, wer sich fürs nachhaltige Investieren interessiert, sollte sich die grundlegenden Fragen stellen: Wie viel Geld kann ich beiseite legen? Wie lange kann ich auf dieses Geld verzichten? Kann ich auch bei einem hohen Risiko ruhig schlafen? Erst wenn diese Fragen geklärt sind, geht es an die Produktauswahl. 

Ökobank, Aktien oder ETFs: Die perfekte Geldanlage gibt es nicht

Ein einfacher Weg zu mehr Nachhaltigkeit ist ein Konto bei einer Nachhaltigkeitsbank. In Deutschland gibt es eine Reihe von Geldinstituten, die dafür in Frage kommen, zum Beispiel die Triodos Bank. Doch das passende Konto ist nur die Basis für eine ökologische Geldanlage.  Wer sein Geld auf nachhaltige Art für sich arbeiten lassen will, kann auf ETFs setzen, also börsengehandelte Indexfonds, die die Wertentwicklung eines bestimmten Index abbilden – zum Beispiel die des Dax. Nachhaltige ETFs bestehen aus Aktien von verschiedenen Firmen, die Wert auf Umwelt und Soziales legen. Erst im Juni hat die Stiftung Warentest über 70 ökologische Fonds und ETFs unter die Lupe genommen. Drei von ihnen erhielten sogar die Bestnote. Es gibt aber auch einen Nachteil: Als Anleger kommt man nicht drumherum, sich die Zusammensetzung der ETFs selbst anzusehen. Nur so kann man genau nachvollziehen, auf welche Unternehmen und auf welche Nachhaltigkeitsaspekte die ETFs Wert legen. 

Natürlich ist es auch möglich, gezielt in einzelne Aktien zu investieren und sich dabei Unternehmen auszusuchen, die nachhaltig agieren. Allerdings muss der Anleger auch hier aufwendig recherchieren. Zudem ist bei dieser Form der Geldanlage die Streuung des Anlagekapitals geringer, das Risiko der Kursschwankungen demnach höher. 

Crowdinvesting bietet besonders viel Transparenz 

Wer sich nicht mit Kursschwankungen beschäftigen will, für den könnte sich das Crowdinvesting anbieten. Der Vorteil: Auf nachhaltigen Crowdinvesting-Plattformen wie Econeers können sich Anleger ausführlich über das Unternehmen informieren – und sogar mit den Geschäftsführern direkt in Kontakt treten. So erfährt der Anleger schnell, ob ein Unternehmen nur von Nachhaltigkeit spricht, oder ob es auch tatsächlich nachhaltig handelt. Außerdem können die Anleger, anders als bei Aktien und Fonds, direkt sehen, wofür das eingesammelte Kapital verwendet werden soll. 

Fakt ist also: Ökologische und soziale Kriterien werden Anlegern immer wichtiger. Weil es aber so viele Produkte und unterschiedliche Definitionen von Nachhaltigkeit gibt, ist es nicht leicht, den Überblick zu behalten. Egal für was man sich am Ende entscheidet, eine einfache Regel kann jeder beachten. Genau wie bei jeder anderen Geldanlage gilt auch bei grünen Investments: Wer sich vorher gut informiert und sein Kapital streut, also in mehrere Unternehmen und unterschiedliche Branchen investiert, für den stehen die Chancen gut, am Ende eine attraktive Rendite zu erzielen.

5 Comments

  1. Sabine Jaritz
    26. Mai 2021

    Spannender Artikel! Die Entwicklung hin zur Nachhaltigkeit – selbst bei Banken und im Finanzsektor – ist für mich noch etwas ungewohnt. Ich hätte diese beiden Dinge bis vor kurzem nie in Verbindung gebracht. Seit ich einen Artikel dazu gelesen hatte (hier zu finden für die Interessierten https://intouch-consult.de/nachhaltige-investitionen-chance-oder-risiko/), beschäftige ich mich immer mehr mit dem Thema und finde es total spannend! Denkt ihr, nachhaltige Investitionsmöglichkeiten werden den Markt langfristig dominieren? Ich bin mir unsicher, ob das nicht nur ein Trend bzw. „Greenwashing“ ist, das irgendwann aufgedeckt und von den Investierenden abgelehnt wird.

    Antworten
    1. Marleen Hollenbach
      26. Mai 2021

      Guten Tag Frau Jaritz,

      vielen Dank für Ihren Kommentar. Tatsächlich sind wir überzeugt davon, dass nachhaltige Geldanlagen in den kommenden Jahren eine immer größere Rolle spielen werden. Wir selbst führen regelmäßig Umfragen bei unseren Investoren durch und bemerken dabei, dass der Aspekt der Nachhaltigkeit immer häufiger genannt wird, wenn es um Kriterien geht, nach denen ein Investment ausgewählt wurde. Nicht nur bei uns, sondern auf dem Finanzmarkt generell kann man bereits beobachten, dass immer mehr Gelder in nachhaltige Finanzprodukte fließen und zugleich mehr Angebote in diesem Sektor auf den Markt kommen.

      Das von Ihnen angesprochene Greenwashing ist sicherlich ein Problem. Allerdings wird auch hier schon reagiert. So hat zum Beispiel die EU im März den ersten Teil ihrer Verordnung über die Offenlegung nachhaltiger Finanzprodukte in Kraft gesetzt. Die EU gibt darin unter anderem Fondsgesellschaften bestimmte Regeln für ihr Agieren im ESG-Bereich vor.

      Auch wir bei Econeers machen uns derzeit Gedanken darüber, wie wir noch deutlicher und transparenter zeigen können, wie nachhaltig wir und die Unternehmen, die bei uns eine Crowdinvesting-Kampagne starten, wirken. Dazu wird es Kürze mehr Infos geben.

      Viele Grüße,
      Marleen Hollenbach

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  2. Niklas Fiedler
    1. Dezember 2021

    Ein wirklich interessanter Beitrag, mit einem deutlichen Mehrwert für mich persönlich.
    Die Frage ob „nachhaltige Investitionsmöglichkeiten den Markt langfristig dominieren“ ist natürlich zum jetzigen Zeitpunkt schwer zu beantworten, aber wenn man den Klimawandel sich anschaut und die Tatsache sich vor die Augen hält, dass die fossilen Brennstoffe langsam aber sicher zur Neige gehen, dann erübrigt sich die Frage eigentlich von selbst.

    Antworten
  3. Tobias Lehmann
    5. Dezember 2022

    Höchstinteressant!

    Antworten
    1. Kirsten Petzold
      6. Dezember 2022

      Hallo Herr Lehmann,

      vielen Dank – wir freuen uns sehr, dass die Informationen hilfreich für Sie waren!

      Viele Grüße,
      Ihr Econeers-Team

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