Seit dem 25. April ruft Green Alley wieder junge Unternehmen und Startups auf, sich mit ihren innovativen Ideen zum nachhaltigen Wirtschaften für den Green Alley Award zu bewerben. Allein letztes Jahr nahmen 200 Unternehmen aus insgesamt über 50 Ländern daran teil. Ob sich junge Gründerteams dem Thema verschreiben oder etablierte Konzerne sämtliche Prozesse dem Dogma der „Circular Economy“ unterwerfen: Sie profitieren von geringeren Material- und Entsorgungskosten, besseren Verkaufsargumenten gegenüber Mitbewerbern, bekommen bei öffentlichen Ausschreibungen mehr Zuschläge und generieren neue Arbeitsplätze. Durch einen Wechsel hin zur Kreislaufwirtschaft könnten europäische Unternehmen 600 Milliarden Euro sparen – allein durch den effizienteren Einsatz von Materialien und cleverem Recycling. Weltweit bleiben bis 2050 bis zu 22 Billionen Euro für das weltwirtschaftliche Wachstum auf der Strecke. Hier schlummert viel Potenzial und ein immenser Wachstumsmarkt für innovative Unternehmen und Startups.
Von 24 Stunden am Tag, wie oft nutzen Sie Ihr Auto? Wann haben Sie das letzte Mal Ihre Bohrmaschine im Keller hervorgeholt, entstaubt und an die Wand gesetzt? 90 Prozent der Zeit nutzen Sie Ihr Auto eigentlich nicht und statistisch gesehen wird eine Bohrmaschine nur 30 Minuten innerhalb ihres gesamten Lebenszyklus genutzt. Zugegeben, das Gefühl des „Habens“ ist wesentlich angenehmer als das des „Brauchens“ – wirtschaftlich, effizient und umweltschonend ist es allerdings keineswegs. Was in kleinem Maßstab für Private gilt, potenziert sich für Unternehmen und die Wirtschaft um ein Vielfaches. Jedes Jahr rückt der Tag, an dem die Ressourcen der Erde „verbraucht“ wurden, ein Stück im Kalender vor und die Menschheit lebt länger auf pump. Nur vergibt unsere Umwelt eigentlich keine Kredite. Es ist an der Zeit, grundsätzliche Verhaltensmuster zu überdenken und neue Ansätze des nachhaltigen Wirtschaftens zu erproben.
Doch schwingen Sie mal gegenüber einem Vorstandsvorsitzenden eines internationalen Konzerns den mahnenden Zeigefinger mit einem elterlich ausgesprochenen „Na, na, na!“ und verweisen auf die ausblutende Mutter Erde.
Selten so gelacht? Na gut, dann her mit den harten Zahlen.
Die 22-Billionen-Euro-Chance
Laut einem Bericht im Capital verdoppelten sich durch Verschwendung die Preise für Metalle zwischen 2000 und 2015, der Ölpreis stieg in der Zeit um 55 Prozent. Das bedeutet geringere Margen für Unternehmen und höhere Kosten für Kunden. Unser lineares Wirtschaften („Wiege bis zur Bahre“ alias Wegwerfmodell) würde so bis 2030 zu einem Defizit von 8 Milliarden Tonnen an natürlichen Ressourcen führen. Das entspricht 4 Billionen Euro entgangenes Wachstum.
Die Automarke Renault setzt bereits das System der Kreislaufwirtschaft konsequent um – beim Autodesign bis hin zur Fertigung. Das Resultat kann sich sehen lassen: 80 Prozent weniger Energieeinsatz, 88 Prozent an Wasser und 4000 Tonnen Metall konnten so jährlich eingespart werden. Sich am Stahlpreis aus dem März 2017 orientierend sind allein durch den reduzierten Metallverbrauch jährlich über 2,2 Millionen Euro an Kosten eingespart worden. Nicht nur wurde so Kapital für Forschung, Modernisierung oder Marketing frei. Mittlerweile berücksichtigen 80 Prozent aller Konsumenten bei ihrer Kaufentscheidung ökologische und nachhaltige Kriterien. Sie fragen kritisch nach, ob das Produkt nicht nur per se ökologisch und nachhaltig produziert wurde, sondern auch ob der Hersteller sich diesen Standards konsequent verpflichtet hat. In einem hart umkämpften Markt, in welchem die USPs rar gesät sind, lockt hier die Chance, sich von den Wettbewerbern abzusetzen und sein Profil gegenüber der Zielgruppe zu schärfen. Kreislaufwirtschaft ist ein Argument für den Verkauf und die Werbung.
Große Unternehmen wie Renault bilden leider immer noch die Ausnahme. Jungen Gründerteams fällt es oft leichter, starre Strukturen kritisch zu hinterfragen und mit disruptiven Innovationen die Vorteile der Kreislaufwirtschaft für sich zu nutzen. Denken Sie beispielsweise an die erfolgreichen Geschäftsmodelle von Uber oder Airbnb – sie nutzen für sich die 22-Billionen-Euro-Chance. Sie laufen zudem tradierten und linearen Geschäftsmodellen den Rang ab und schärfen zusätzlich den Wettbewerb als auch den Handlungsbedarf für mittelständische Unternehmen und große Konzerne. Um die Öffentlichkeit weiter zu sensibilisieren und jungen Unternehmern eine Plattform sowie weiteren Schub zu ermöglichen, ruft Green Alley seit vier Jahren einen Wettbewerb für nachhaltige und grüne Startups aus.
Seit dem 25. April können junge Gründerteams sich für den Green Alley Award, Europas Gründerpreis für Ideen der Circular Economy, bewerben. Gesucht werden nicht nur Geschäftsmodelle rund um die Themen Ressourcenschonung, Kreislaufwirtschaft und Recycling, sondern auch Innovationen im Umgang mit Chemikalien. Neben Deutschland, UK und Finnland setzt der diesjährige Award zudem einen Fokus auf Irland. Startups können ihre Bewerbung bis zum 25. Juli 2017 online unter www.green-alley-award.com einreichen.
Von allen Bewerbungen werden sechs Startups zum Finale des Green Alley Awards 2017 nach Berlin eingeladen: Sie nehmen an individuellen Workshops mit Experten und erfahrenen Startups aus der Circular Economy teil und erhalten wertvolle Tipps zu ihrem Geschäftsmodell. Am Ende des Pitch-Events entscheidet eine internationale Jury über den Gewinner des Green Alley Awards. Dem Gewinner winkt ein Preispaket im Wert von bis zu 30.000 Euro sowie eine Reise nach Finnland zu dem Startup Event Slush.
Hinter Green Alley steht die Landbell Gruppe. Für über 24.000 Kunden in 17 Ländern realisiert Landbell Konzepte für eine bessere Nutzung der Ressource Abfall.