Die Viechtacher Gesellschaftsbrauerei hat eine lange Tradition. Seit 1553 werden dort, mitten im Bayerischen Wald, besondere Biere gebraut. Doch seit zwei Jahren weht ein frischer Wind durch die Hallen. Markus Grüsser (rechts im Bild), langjähriger Geschäftsführer eines großen Getränkehandelsunternehmen in Bayern, erwarb 2018 die Brauerei. Und er veränderte sie: Alle Anlagen wurden instand gesetzt, ein neuer Fuhrpark angeschafft und auch an dem Design der Viechtacher Biere arbeitete Grüsser – mit Erfolg. Im vergangenen Jahr konnte das Unternehmen im Handel um über 18 % wachsen und einen Online-Shop aufbauen. Im Interview mit Seedmatch erzählt Grüsser, wie er mit dem Bier aus Viechtach ganz Deutschland erobern will und wie stark sich seine Kunden schon jetzt mit der Marke identifizieren. Sein Braumeister Tobias Frank (links im Bild) erklärt zudem, wie sich das Viechtacher Bier von der großen Konkurrenz abhebt.
Seedmatch: Herr Grüsser, das letzte Jahr war für die Brauereien sicherlich kein leichtes. Restaurants und Bars waren lange Zeit geschlossen und sind es auch heute noch. Wie hat es die Viechtacher Gesellschaftsbrauerei dennoch geschafft, gestärkt aus dem Pandemie-Jahr hervorzugehen?
Markus Grüsser: Zum einen haben wir die Zeit intensiv genutzt, um nach dem erfolgreichen Relaunch in 2019 unser Netzwerk im Handel zu aktivieren und um weitere neue Kunden zu gewinnen. Mehr als 100 Neukunden – wie zum Beispiel die Getränke Hoffmann Märkte in Berlin – haben dazu geführt, dass wir im Handel um über 18 % wachsen konnten. Zusätzlich haben wir unseren Online-Shop aufgebaut, über den wir bereits im Jahr 2020 mehr als 600 Genusspakete verkaufen konnten – sogar nach Frankreich und Österreich worauf wir wirklich stolz sein können.
Seedmatch: Sie haben 2018 die Gesellschaftsbrauerei in Viechtach gekauft. Was haben Sie vorher gemacht und wie sind Sie zu dieser Brauerei gekommen?
Markus Grüsser: Bereits 1991 habe ich als Leiter Vertrieb und Marketing maßgeblich an der Neuausrichtung einer kleinen, handwerklichen Brauerei im Spreewald erste Erfahrungen gesammelt. Nach weiteren 13 Jahren als Geschäftsführer einer der größten Getränke-Groß- und Einzelhandelsunternehmen in Bayern habe ich mich 2010 selbstständig gemacht und als externer Praxisbegleiter verschiedene Brauereien saniert und beraten. Der Wunsch eine eigene Brauerei zu haben, ist mir bereits von den Eltern, die einen Getränke-Großhandel in Nordrhein-Westfalen hatten, in die Wiege gelegt worden. Klar war für mich immer, wenn ich diesen Schritt gehe, dann muss die Brauerei in Bayern liegen und eine offene Gärung haben. 2016 rief mich ein Kollege aus Frankfurt an und hat mir von der Gesellschaftsbrauerei Viechtach erzählt. Nach zwei Jahren intensiven Verhandlungen haben wir Ende 2018 den Zuschlag bekommen.
Seedmatch: Mit dem Kauf der Brauerei allein war es aber noch nicht getan. Sie haben in 2019 eine Dreiviertel-Million Euro investiert. Was genau haben Sie unternommen, um die Brauerei fit für die Zukunft zu machen?
Markus Grüsser: Wir haben vor allem in zwei Bereiche investiert. Zum einen mussten alle Anlagen instand gesetzt und gewartet werden. Leitungen, Rohre und Dichtungen wurden erneuert und eine neue Sudhaus-Steuerung installiert. Aber auch ein neues ERP-System, eine neue EDV und ein neuer Fuhrpark mussten angeschafft werden. Dann haben wir uns intensiv mit der Marke auseinandergesetzt. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Marken und Medien und den Menschen vor Ort haben wir große Mengen an Daten gesammelt und analysiert – mit dem Ziel zu erfahren, was die Menschen neben dem besonderen Viechtacher Geschmackserlebnis von uns erwarten. Ergebnis war ein Relaunch unter dem Motto „Back to the Roots“. Wir haben uns daraufhin die Etiketten und die Kisten aus den 60er und 70er Jahren zum Vorbild genommen und alles neu gestaltet. Unter anderem haben wir die ersten 25.000 neue Kisten im neuen (alten) Design angeschafft.
Seedmatch: Die Konkurrenz ist groß: In Deutschland gibt es Hunderte Brauereien, in Bayern ganz besonders viele. Ganz kurz gesagt, was macht Ihr Bier so einzigartig?
Braumeister Tobias Frank: Sehr wichtig ist die traditionelle offene Gärung und eine lange kalte Lagerung unserer Biere, die aus natürlichen Rohstoffen gebraut werden. Der Genuss und die Bekömmlichkeit stehen bei jedem Produktionsschritt im Vordergrund. „Es ist Okay“, gibt es bei uns nicht. Der Kunde misst uns stets an der besten Qualität – und diese zu erfüllen ist unser täglicher Ansporn.
Seedmatch: Statistiken zeigen: Regionales Bier wird immer beliebter und auch Sie haben erzählt, dass Sie erstaunt darüber sind, wie sehr sich die Menschen mit dem Bier aus der Heimat identifizieren. Können Sie Beispiele dafür nennen?
Markus Grüsser: Ja, das ist so und ich bin auch nach zwei Jahre immer wieder begeistert, wie sehr die Menschen vor Ort hinter ihrer Brauerei stehen – so etwas habe ich in 30 Jahren noch nie erlebt. Zum Beispiel haben mindestens 20 junge Menschen sich unser Logo tätowiert. Wir bekommen so viele Fotos aus dem Urlaub von Viechtachern, die unsere Flaschen mitnehmen und uns davon Bilder schicken. Und es gibt sehr kreative Fans, die einen Kistenhalter aus Alu entwickeln, bei dem unser Logo eingefräst ist. Ich könnte jetzt viele weitere Beispiele nennen …
Seedmatch: Das klingt spannend, aber unsere Investoren interessiert natürlich auch noch etwas anderes: Wo kann man ihr Bier bereits kaufen?
Markus Grüsser: Natürlich gibt es unser Bier in einem Radius von gut 40 km um Viechtach in jedem Markt zu kaufen. Aber auch Märkte in Passau und Regensburg verkaufen inzwischen erfolgreich Viechtacher Bier. Überregional konnten wir in 2020 viele neue Kunden gewinnen, die in ihrer Region die Marktführer sind. 200 Hol’Ab-Märkte in Norddeutschland, 100 Getränke Hoffmann Märkte in Berlin, Getränkequelle in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt sowie bilgro Getränke in Sachsen und Bayern. Weitere Neukunden, wie die Flaschenpost, sind für 2021 geplant.
Seedmatch: Das ist allerhand. Aber wie wollen Sie dafür sorgen, dass das Bier aus Viechtach schon bald ganz Deutschland erobert?
Markus Grüsser: Für die nationale Eroberung sind viele Maßnahmen geplant, bei dem der Absatz auf bestehender Fläche ausgebaut werden soll und weitere neue Kunden akquiriert werden können. Ein neuer Außendienstmitarbeiter, eine überregionale „Road-Show“ am Point of Sale mit unserem Bayerwald Bierschutzgebiet, die deutliche Ausweitung unserer Social-Media-Aktivitäten, ein nationaler Kundenclub von Viechtacher Bierbotschaftern und eine aktive Zusammenarbeit mit Bloggern und Influencern.
Seedmatch: Über Seedmatch möchten Sie 500.000 Euro über die Crowd einsammeln. Welche weiteren Schritte wollen Sie mit dem Kapital realisieren?
Markus Grüsser: Das Segment der bayerischen Hellen in Deutschland wächst überdurchschnittlich. Von diesem Wachstum werden wir partizipieren. Einige Maßnahmen, wie der neuen Außendienstmitarbeiter oder die POS-Kampagne habe ich bereits genannt. Darüber hinaus wollen wir entwickeln, um weitere Neukunden zu akquirieren. Aber auch technische Investitionen, wie zum Beispiel eine neue Kältemaschine, sind geplant. Damit werden wir den Energieverbrauch deutlich senken und den CO2-Ausstoß reduzieren.
Seedmatch: Können Sie bitte noch einmal kurz zusammenfassen, warum sich unsere Leser ein Investment in die Viechtacher Brauerei nicht entgehen lassen sollten?
Markus Grüsser: Ich könnte es jetzt kurz machen – weil wir eines der besten Biere Deutschlands brauen!
Seedmatch: Und die lange Version?
Markus Grüsser: Weil wir uns mit unseren Viechtacher Hellen im national stärksten Wachstumssegment des gesamten Biermarktes bewegen. Dass wir von diesem Wachstum partizipieren, haben wir 2020 bereits bewiesen: Mit über 100 Neukunden, wie z. B. den regionalen Marktführer Getränke Hoffmann und einem Wachstum der Viechtacher Biere im Handel um 18,8 % konnten wir überdurchschnittlich performen. Unsere Biere bedienen aber auch noch einen zweiten Megatrend: Regionalität. Wir verbinden Tradition seit 1553 mit dem Spirit eines Startups. Und einen letzten wichtigen Punkt möchte ich noch nennen – wir haben ein Team mit großer Expertise.
Seedmatch: Eine letzte Frage: Mit welchem Bier stoßen Sie auf den Start der Crowdinvesting-Kampagne an?
Braumeister Tobias Frank: Erst einmal mit unserem Vollbier Hell, nach Feierabend aber sicher mit dem neuen Pfahlbock 2021!
Seedmatch: Wir wünschen einen flüssigen Fundingstart!
Warnhinweis: Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen.