Fast täglich liest man in den einschlägigen Startup-Medien von Millionendeals, exorbitanten Unternehmensbewertungen und den Investment-Tipps prominenter Venture Capitalists. Die Informationen über risikobereite Financiers sind weit gestreut – weshalb wir ein wenig Licht ins Dunkel bringen wollen.
„Wer wagt, der gewinnt“, verheißt ein altes Sprichwort. Und so gehen Startup-Gründer oftmals viele Risiken und Wagnisse ein, um ihre (hoffentlich) gewinnträchtigen Idee zu verwirklichen. Allein geht das jedoch nicht immer: Startups müssen finanziert werden und brauchen entsprechende Hilfe. Einige, meist professionelle Investoren können diese Unterstützung leisten und statten besonders verheißungsvolle Startups mit Kapital aus – Wagniskapital.
Die englische Entsprechung „Venture Capital“ hat sich im deutschen Business-Sprech als Synonym für Wagnis- oder Risikokapital schon fest etabliert. Bei derartigen Investments handelt es sich um eine spezielle Form von außerbörslichem Beteiligungskapital.
Die wichtigsten Player der Venture-Capital-Szene
Gründer sollten zunächst genau wissen, was ihr Startup wert ist – denn anhand der Unternehmensbewertung bemisst sich, wie viele Anteile am Unternehmen ein Investor für sein Geld bekommt. Hilfreich ist auch, das Grundvokabular in Sachen VC zu kennen.
Venture Capital wird Startups in unterschiedlicher Art und Weise zugänglich gemacht: Private Business Angels investieren in der Regel in einer frühen Unternehmensphase Beträge zwischen 10.000 und 500.000 Euro, kleinere institutionelle Investoren (z. B. Beteiligungsgesellschaften der Bundesländer oder Family Offices) beteiligen sich meist mit mehreren hunderttausend bis mehreren Millionen Euro an jungen Unternehmen. Die großen institutionellen Investoren (z. B. Venture-Capital-Fonds) dagegen investieren meist direkt zwei- oder gar dreistellige Millionenbeträge.
Auf einen Blick: Die WiWo-Gründer zeigt, welche Investoren Gründer auf dem Schirm haben sollten. Und wer sich einen Überblick über die europäische Venture-Capital-Szene verschaffen will, der findet über das Online-Portal deutsche-startups.de eine Datei mit allen Investoren Europas.
Bis vor wenigen Jahren war es privaten Kleinanlegern in Deutschland nicht möglich, sich am Erfolg und an Gewinnen von jungen Unternehmen zu beteiligen: Business Angels und Venture-Capital-Gesellschaften bestimmten die Szenerie. Seit dem Launch von Seedmatch in 2011 jedoch hat sich eine neue Form der Startup-Finanzierung und -Investments mit Wagniskapital etabliert: Crowdfunding für Startups.
Wenn Venture Capital auch „Smart Capital“ ist
Oft brauchen Gründer nicht nur Kapital, um ihre Ideen voranzubringen: Gerade in frühen Unternehmensphasen können Kontakte und Erfahrungen fast wertvoller sein als Geld.
Die Investoren in der TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“ etwa sind nicht nur aufgrund ihres „dicken Kontos“ begehrt; jeder der Löwen besitzt ein einzigartiges Know-how und Netzwerk in bestimmten Bereichen und Branchen, von denen junge Gründer profitieren können. Ihr Produkt oder Service findet, so hoffen die Startups, leichter Zugang zum Markt.
Gründer sollten dabei genau wissen, was sie können, was sie brauchen und mit wem eine Zusammenarbeit lohnenswert ist. Einige VCs sind wahre Meister im Honig um den Mund schmieren. Also: Bloß keine Lügen auftischen lassen!
Auch Crowdfunding als besondere Form von Wagniskapital ist „Smart Capital“ und bedeutet weit mehr als die Akquise von frischem Kapital: Startups können nicht nur ihre Geschäftsidee den zehntausenden potenziellen Investoren in der Seedmatch-Crowd vorstellen und Feedback erhalten, sondern auch an Bekanntheit gewinnen und neue Kunden für sich begeistern. Crowdfunding kann also ein enormer Hebel für das Marketing und den Vertrieb sein.
Crowdfunding für Startups: (VC-kompatible) Alternative oder Ergänzung?
Beim Equity-based Crowdfunding, auch Crowdinvesting genannt, investiert eine Vielzahl von Menschen Beträge ab 250 Euro in junge Unternehmen, die so bis zu 2,5 Millionen Euro einsammeln können. Im Gegenzug werden die Crowd-Investoren am wirtschaftlichen Erfolg der Startups beteiligt. Somit geben Gründer, anders als bei klassischen VC-Investments, keine echten Unternehmensanteile ab.
Generell gilt: Eine Crowd-Finanzierung sollte nicht (nur) als Alternative, sondern als Ergänzung zu anderen Finanzierungsformen gesehen werden. Und: Crowdfunding für Startups ist VC-kompatibel. Das beweist zum Beispiel Secucloud. Neben drei (!) Finanzierungsrunden mit der Crowd hat das IT-Security-Startup auch Investments von namhaftem VCs und Business Angels bekommen. Bei den thüringischen Startups Rotorvox und oncgnostics hat vor dem Crowdfunding bei Seedmatch bereits die beteiligungsmanagement thüringen GmbH (bm|t) investiert. Das Biotech-Startup oncgnostics gestaltete seine Finanzierungsrunde sogar als Co-Investment von Crowd und bm|t. Auch der High-Tech Gründerfonds (HTGF) hat in Startups – zum Beispiel Rodos Biotarget – investiert, die später ein Crowdfunding gestartet haben.
Aufgrund der vertraglichen Gestaltung lässt ein Crowdfunding dem Startup alle Möglichkeiten einer Anschlussfinanzierung offen – oftmals ermöglicht es diese überhaupt erst, da einige Venture-Capital-Gesellschaften mittlerweile gezielt auf crowdfinanzierte Unternehmen zugehen.
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23. November 2016
Vielen lieben Dank für den informativen Artikel!
Ich bin erst kürzlich auf das Prinzip des Crowdfunding gestoßen und bin der Meinung, dass es eine sehr schöne und sinnvolle Möglichkeit ist, sowohl zu investieren so wie auch regionale (sowie auch überregionale) Projekte zu unterstützen, die man für sinnvoll hält, auf diese Weise gewinnen beide Parteien.
Nichts desto trotz sollte man sich, auch, wenn es simpel erscheint, gut informieren, in welche Projekte und mit welchem Anbieter man investieren möchte. Allerdings gibt es hierfür genügend Websites, die Erfahrungsberichte, Übersichten etc. anbieten.
Es wird gerade im Bereich des Crowdinvesting viel darüber gesprochen, KleinanlegerInnen zu schützen, allerdings finde ich, dass die Einschränkungen zu weit gehen und nicht bedenken, dass besagte KleinanlegerInnen sich dessen bewusst sein müssen, dass zum einen Projekte aus finanziellen Gründen nicht zustande kommen können.
Und dass es eigentlich Gang und Gäbe sein sollte, sich über Rahmenbedingungen der Investition zu informieren, ist zumindest für mich selbstverständlich!