Immer mehr Menschen drängen in die deutschen Städte, denn die gute Infrastruktur sowie der Arbeitsmarkt treiben sie in die Ballungszentren und weg vom Land. Das führt neben der sehr attraktiven Wirtschaftslage zu einem Boom im Immobilienbereich und insbesondere in der Wohnungswirtschaft. Doch dieser Wachstumsmarkt krankt an ineffizienten Strukturen und Prozessen. Bei Wohnungsvermietungen kommt es zu Massenbesichtigungen und deutlichen administrativen Mehraufwänden für Hausverwaltungen. Der Vermietungsprozess müsste doch für beide Seiten effizienter zu gestalten sein – damit war der Leitgedanke für moovin geboren. Arne Schubert, Fabian Mellin und der erfahrene Unternehmensberater Dr. Axel von Zimmermann (im Foto v. l. n. r.) entwickelten gemeinsam die Idee einer Plattform, über die sich Wohnungen schnell und einfach vermieten lassen. Drei Jahre und eine Crowdfunding-Kampagne bei Seedmatch später stellen sich die Gründer erneut unseren Investoren. Wir haben vorab im Interview nachgefragt, wie es dem PropTech mittlerweile geht und was sich seitdem beim Hamburger Startup getan hat.
Seedmatch: Herzlich willkommen zurück bei Seedmatch! Etliche Investoren und Leser kennen euch bereits aus eurem ersten Crowdfunding in 2016. Was hat sich seitdem bei euch getan?
Fabian Mellin: Schön, wieder bei euch zu sein – seit der letzten Runde bei Seedmatch haben wir die Umsätze um 477 Prozent gesteigert, sind in 32 Städten deutschlandweit vertreten und wollen in 2019 größter Dienstleister für die Wohnungsvermietung in Deutschland werden!
Nach wie vor digitalisieren wir den Prozess der Immobilienvermittlung – allerdings hat sich die Ausrichtung von moovin seit der letzten Seedmatch-Runde grundlegend geändert. Während wir ursprünglich als Dienstleister für den privaten Vermieter oder Verkäufer gestartet sind, digitalisieren wir jetzt die Wohnungsvermietung für Geschäftskunden. In unserer Entwicklung wurde deutlich, dass wir Immobilienunternehmen und Hausverwaltungen einen deutlich größeren Mehrwert mit unserem Produkt bieten können, als es für den privaten Vermieter der Fall ist.
Arne Schubert: Die zweite große Veränderung spiegelt sich in der Fokussierung auf die Vermietung wider. Wir haben den Immobilienverkauf aus unserem Portfolio gestrichen, da wir unsere Stärken deutlich in der Vermietung sehen und hier Vollgas geben wollen. Unser Produkt ist technisch kontinuierlich gewachsen. Damit gingen zahlreiche Optimierungen in der Software und neue Features einher, die den Prozess weiter automatisieren und somit zur Effizienzsteigerung beitragen.
Dr. Axel von Zimmermann: Natürlich wollen wir euch den wirtschaftlichen Aspekt hinter dieser Entscheidung nicht vorenthalten. Immobilienunternehmen spielen schon aufgrund ihrer riesigen Objektbestände für uns in einer ganz anderen Liga als der private Vermieter. Dementsprechend groß ist hier das Potential für moovin. Deshalb betreuen wir seit zwei Jahren ausschließlich Großkunden mit wiederkehrenden Auftragsvolumina. Hier sind die Umsätze deutlich planbarer und unser Geschäftsmodell viel besser skalierbar.
Seedmatch: Mit der Einführung des Bestellerprinzips – wer einen Makler für die Wohnungsvermittlung bestellt, muss ihn auch bezahlen – in 2015 wurde der große Boom der PropTech-Szene vorausgesagt. Nun sind drei Jahre vergangen. Boomt der Markt oder braucht er noch ein bisschen?
Fabian Mellin: Der Markt boomt extrem, weltweit wurden allein in 2017 über 12,6 Milliarden US-Dollar in PropTechs investiert. Damit ist dieser Startup-Bereich einer der am schnellsten wachsenden. Mit dem Bestellerprinzip sind auch in Deutschland extrem viele Startups entstanden, die verschiedene Ansätze zur Neugestaltung der Immobilienvermittlung hatten. Insofern gab es einen ersten Boom in der PropTech-Szene, aber der große Umbruch steht der Branche noch bevor – Deutschland hängt hier dem internationalen Trend noch 2 – 3 Jahre hinterher. Dennoch, auch bei uns haben schon vor zwei Jahren über 80 % der klassischen immobilienwirtschaftlichen Unternehmen das Thema Digitalisierung als sehr relevant eingestuft. Die Immobilienbranche ist erfahrungsgemäß eher langsam, wenn es um Veränderungen geht. Wir sehen aber vor allem im letzten Jahr einen drastischen Anstieg der Nachfrage nach innovativen Lösungen für die Wohnungsvermietung.
Arne Schubert: Unser Produkt wird für immer mehr Großkunden interessant und die gesamte Branche hat den Digitalisierungs-Kurs auf ihre Agenda gesetzt. Auf nahezu jeder Veranstaltung wird die Zukunft der Immobilienbranche diskutiert und alle Zeichen stehen auf Effizienzsteigerung durch Prozessautomatisierung und neuartige Konzepte. Der DDIV hat z. B. als größter deutscher Verband für Immobilienverwalter Arbeitsgruppen zum Thema Digitalisierung eingeführt, der BFW veranstaltet regelmäßige Digitalisierungs-Foren zum Austausch zwischen etablierten Immobilienunternehmen und PropTechs und auf Messen wie der Expo Real werden mit dem “Real Estate Innovation Forum” ganze Hallen dem Thema Digitalisierung gewidmet. Was sich vor drei Jahren angebahnt hat, ist heute unbestreitbar in der Branche angekommen und wird schon bald grundlegende Veränderungen mit sich bringen.
Seedmatch: Viele Startups sind damals angetreten, den angestaubten Immobilienmarkt zu digitalisieren. Doch nicht jeder hatte mit seinem Geschäftskonzept Erfolg. Was unterscheidet euch von diesen und inwiefern könnt ihr von euren Erfahrungen als Unternehmensberater oder Wiederholungstäter im Aufbau eines Startups profitieren?
Fabian Mellin: Viele Startups, die mit einem ähnlichen Konzept gestartet sind wie wir, haben nicht überlebt. Wahrscheinlich wäre es uns auch so ergangen, hätten wir nicht frühzeitig erkannt, dass die Immobilienbranche langsamer arbeitet und man einen langen Atem braucht, um sich auf dem PropTech-Markt behaupten zu können. Das ist uns – unter anderem Dank der ersten Seedmatch-Finanzierung – innerhalb der letzten drei Jahre gelungen. Heute sind wir der einzige Dienstleister, der den kompletten Vermietungsprozess digital abbildet und gleichzeitig Vor-Ort-Leistungen deutschlandweit anbietet.
Dr. Axel von Zimmermann: Als Startup muss man voll und ganz hinter seiner Idee stehen und auf ein konkretes Ziel hinarbeiten, darf aber gleichzeitig nicht die Realität aus den Augen verlieren. Nicht jede gute Idee ist praktikabel und nicht jedes Hindernis aus reiner Willenskraft überwindbar. An dieser Stelle hilft moovin die Erfahrung und Expertise aus der Branche in Kombination mit unserem Gründer-Spirit. Die Digitalisierung der Immobilienbranche lässt sich nicht über Nacht gestalten. Dieses Learning haben wir gemacht und Lösungen für Immobilienunternehmen entwickelt, die den Einstieg in die digitale Welt ermöglichen, ohne dass ihnen Initialkosten oder immense Aufwände entstehen. Durch das Senken dieser Barriere und damit letztendlich des Risikos für den Kunden, haben wir nun einen wesentlich besseren Zugang zu unserer Zielgruppe.
Seedmatch: Im Spätsommer 2016 konntet ihr bereits 300 vermarktete Objekte und 133 Prozent Wachstum seit der Gründung 2015 vorweisen. Für 2017 war eine Verzehnfachung der Objekte anvisiert. Welches Wachstum habt ihr tatsächlich geschafft?
Fabian Mellin: Seit der letzten Crowdfunding-Kampagne über Seedmatch haben wir unseren Umsatz um fast 500 % steigern können. Der Umsatz wurde dabei jährlich mehr als verdoppelt. Bis heute konnten wir über 1.200 Geschäftskunden von moovin überzeugen, die Anzahl der vermieteten Objekte ist deutlich höher. Das war vor allem durch die Gewinnung von Großkunden möglich, welche Objektbestände von mehreren tausend Einheiten verwalten und moovin regelmäßig für die Neuvermietung beauftragen.
Seedmatch: Das klingt alles sehr gut. Dennoch wollt ihr mehr. Warum startet ihr jetzt wieder eine Crowdfunding-Kampagne? Und warum nochmal bei Seedmatch?
Dr. Axel von Zimmermann: Mit der Fokussierung auf B2B-Kunden haben sich, wie gesagt, ganz neue Entwicklungspotenziale ergeben. Die technische Weiterentwicklung der bestehenden Produkte ist enorm wichtig, um für steigende Auftragsvolumina gerüstet zu sein. Darüber hinaus positioniert sich moovin als Vorreiter für die Digitalisierung der Wohnungsvermietung. Die nächsten innovativen Features befinden sich bereits in der Entwicklung, wofür es jedoch zusätzlicher finanzieller Ressourcen bedarf. Der Digitalisierungsdruck steigt vor allem für die großen Immobilienunternehmen. Wir wollen, so gut es geht, vorbereitet sein, denn der große Ansturm wird kommen.
Fabian Mellin: Wir haben uns für eine weitere Crowdfunding-Kampagne entschieden, um die Entwicklung von moovin schneller voranzutreiben. Wir wollen größter Dienstleister für die Wohnungsvermietung werden und um dieses Ziel in Reichweite zu bringen, müssen wir einen großen Schritt nach vorne machen. Bei Seedmatch können wir zum einen auf unsere bestehende Crowd bauen, zum anderen neuen Investoren die Möglichkeit geben, die Immobilienbranche in puncto Digitalisierung deutlich voranzutreiben. Ein weiterer klarer Vorteil der Kampagne ist die mediale Aufmerksamkeit. moovin ist mittlerweile zwar gut vernetzt, aber über Seedmatch wird die Reichweite natürlich drastisch erhöht.
Seedmatch: Laut eurem Businessplan plant ihr nun die Expansion nach Österreich. Was macht den Markt für euch besonders attraktiv, sieht man mal von der deutschen Sprache ab?
Arne Schubert: Aufgrund der Vergleichbarkeit hinsichtlich ökonomischer und sozio-kultureller Einflussfaktoren, ist der österreichische Markt für eine Expansion spannend. Der Markt in Österreich weist beispielsweise hinsichtlich Leerstandsquoten, Maklerdichte und Provionsmodellen ein extremes Potential auf. Die Marktrestriktionen sind aufgrund vorherrschender Richtlinien für ansässige Makler zwar strenger, jedoch im Vergleich zu anderen Märkten überwindbar. Der Digitalisierungsgrad der Unternehmen ist auf einem höheren Niveau, was eine Marktdurchdringung erleichtert. Aufgrund der geringen Wettbewerbsstruktur sehen wir einem positiven Markteintritt entgegen.
Seedmatch: Bereits damals hattet ihr auf den boomenden US-Markt geschielt, der den PropTechs unglaubliche Chancen bot. Die Investoren buhlten um die begehrten Jungunternehmer und eine Menge Geld wurde investiert. Erwartet ihr ähnliche Entwicklungen auch für den DACH-Raum und welche Signale stützen eure Perspektiven?
Fabian Mellin: Der US-Markt ist und bleibt Vorreiter in Sachen PropTech. Seit 2011 sind über sechs Milliarden US-Dollar Venture Capital in PropTechs investiert worden, der Großteil davon in den letzten zwei Jahren. Das Finanzierungsvolumen steigt dabei jährlich um mehr als 30 %. Doch auch in Deutschland zeigen Studien, dass die Zahlen der Spätphasenfinanzierungen deutlich zunehmen. Ein klares Zeichen dafür, dass sich die stärksten Startups von 2015 inzwischen erfolgreich etabliert haben. Nun geht es um den Ausbau und die Expansion der Unternehmen. Wie bereits erwähnt, kommt immer mehr Bewegung in die Branche und die Unternehmen sind digitalen Lösungen gegenüber deutlich aufgeschlossener als noch vor zwei Jahren.
Seedmatch: Welche Argumente könnt ihr darüber hinaus unseren Lesern noch mit an die Hand geben, warum sich ein Investment in moovin besonders lohnt?
Fabian Mellin: moovin bietet Crowdinvestoren die Möglichkeit, in ein markterprobtes Geschäftsmodell mit einem technisch ausgereiften Produkt zu investieren. 18 Mitarbeiter treiben in unserer Zentrale täglich die Digitalisierung einer Milliarden-Branche voran. Durch die Expansion in die DACH-Region und die Erschließung des Mieters als Zielgruppe werden weitere Wachstumspotenziale geschaffen. Immobilienunternehmen haben die Notwendigkeit für das Umdenken in Richtung Digitalisierung erkannt und moovin bietet die einzige ganzheitliche Lösung, um diese Veränderung professionell anzugehen. Mit der Crowd bringen wir die Wohnungsvermietung ins digitale Zeitalter.
Seedmatch: Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für das Interview genommen habt. Wir wünschen euch für eure Kampagne natürlich eine gute Vermittlungsquote.
19. Oktober 2018
Glückwunsch zu den eindrucksvollen Zahlen!
Bitte erläutern Sie mir wie sich der Wert der Anteile von seedmatch investoren der letzten Runde aktuell darstellt und inwieweit nun eine Verwässerung stattfindet.
22. Oktober 2018
Hallo Jens!
Bei einer erneuten Finanzierungsrunde, bei der die Bewertung höher liegt als bei dem ersten Crowdfunding, verwässern die Investments der Altinvestoren wie vertraglich festgelegt. Wie in unserem Update kommuniziert, wollen wir uns bei den Investoren aus “moovin 1” für die bestehende Unterstützung bedanken und durch einen Gutschein auf ein erneutes Investment einer Verwässerung entgegenwirken. Wie hoch die Verwässerung ausfallen wird, können wir erst nach der Kampagne abschließend sagen. Im Investmentvertrag (§ 14) finden Sie weitere Informationen zum Thema Verwässerung und zur Berechnung dieser.
Ruf uns gerne unter 040-226163060 an, wenn du noch fragen hast.
Gruß, Fabian