Die Vorteile von künstlicher Intelligenz und Big Data für den Einzelhandel liegen auf der Hand: Smartes Erfassen und Auswerten von Kunden- und Verkaufsdaten ermöglichen bessere Entscheidungsgrundlagen, optimieren Geschäftsprozesse und eröffnen neue Wachstumsfelder. Bislang haben die meisten Einzelhändler jedoch nur wenig von den Chancen künstlicher Intelligenz (KI) profitieren können. Häufig fehlt es ihnen an erforderlichem Know-how oder der notwendigen Infrastruktur, um KI-Systeme bei sich zu implementieren und mit den darüber generierten Daten umzugehen. Immer mehr Startups entwickeln deshalb KI-Lösungen, die auch von kleinen und mittelständischen Einzelhändlern eingesetzt werden können, und sorgen so dafür, dass der Handel fit für die Zukunft wird und konkurrenzfähig bleibt. Eines davon ist unser neues Funding Panther Solutions. Seit 2018 ist das Unternehmen mit seiner Software Panther Pricing erfolgreich am Markt vertreten und generiert automatisierte Preisempfehlungen. Im Interview hat Gründer und Geschäftsführer Nils Streitbürger erklärt, wie die Software genau funktioniert, was Händler heute tun müssen, um zukunftsfähig zu werden, und inwieweit KI den stationären Einzelhandel verändern wird.
Seedmatch: Hallo Nils und herzlich willkommen zum Interview! Panther Solutions ist nicht das erste Unternehmen, das du führst: Seit sieben Jahren bist du Geschäftsführer einer Unternehmensberatung. Auf welche Branchen und Beratungsfelder hast du dich dabei spezialisiert?
Nils Streitbürger: Der Branchenfokus meiner Beratungsgesellschaft liegt im Allgemeinen auf dem Einzelhandel. Aber natürlich entwickelten sich auch hier wieder Branchenschwerpunkte, wobei ganz klar der Textil- und der Sportartikeleinzelhandel als die beiden dominanten Branchen unserer Beratungstätigkeit hervorzuheben sind. Als mittelständisches Beratungsunternehmen sind wir grundsätzlich sehr breit aufgestellt. Als Kernberatungsfelder haben sich hierbei in den letzten Jahren immer mehr die Themen Einkauf- und Sortimentsplanung, Kalkulationsoptimierung und Digitalisierung herausentwickelt. Die Erfahrungen aus meiner Beratungstätigkeit haben mich an die Probleme herangeführt, die wir nun mittels künstlicher Intelligenz erstmals für den Einzelhandel lösen können. Von daher hätte es ohne diese Erfahrungen Panther Solutions und die Entwicklung von Panther Pricing wohl niemals gegeben.
Zudem haben wir im Rahmen unserer Beratungstätigkeit immer schon diverse kleinere Softwaretools entwickelt, aber diesmal ist es etwas komplett anderes: Das Wertpotential, das wir für die Einzelhändler durch die Ansätze von Panther Solutions mittels Einsatz von KI heben können, ist einfach so unglaublich groß, dass es für mich aktuell nur zu 100 Prozent Panther Solutions geben kann. Ich muss hinzufügen, dass ein Unternehmen wie Panther Solutions komplett neu aufzubauen ein absoluter Traum ist und zugleich natürlich eine spannende Herausforderung darstellt. Meine über viele Jahre aufgebaute Handelskompetenz quasi über Panther Solutions zu digitalisieren und durch die SaaS Lösung einer nahezu unbegrenzten Menge an Händlern dabei helfen zu können von den Möglichkeiten durch künstliche Intelligenz zu profitieren, fühlt sich einfach gut an.
Seedmatch: Du hast eben von Problemen des Einzelhandels gesprochen, auf die du im Rahmen der Beratung aufmerksam wurdest. Wie kamst du an den Punkt, an dem du beschlossen hast, ein KI-Unternehmen zu gründen und diese Probleme zu lösen?
Nils Streitbürger: Das war ein längerer Entwicklungsprozess. Man wacht nicht eines Tages auf und denkt sich: Hey, morgen entwickle ich ein Dynamic-Pricing-System unter Anwendung künstlicher Intelligenz! Nein, das Thema hat sich tatsächlich aus meiner operativen Beratungstätigkeit heraus entwickelt. Ich habe dort einfach täglich gesehen, wie die Einzelhändler sich mit unglaublich viel Aufwand abmühen, diverse Herausforderungen zu lösen, ihnen dies aber aufgrund fehlender Informationsbasis faktisch nicht optimal gelingen kann. Dies ist nicht nur für den Einzelhändler, sondern war natürlich auch für mich als Berater ziemlich frustrierend, da auch ich hier keinen erfolgversprechenden Ansatz aus der Beratung heraus anbieten konnte außer den Verweis, sich auf die Fehlervermeidung beim Einkauf zu konzentrieren.
Gerade beim Thema Reduzierungen und Preisabschriften hat mich da die Herausforderung gepackt, eine Lösung zu entwickeln, mit der ich zunächst mal meinen Mandanten bei der Lösung eines ihrer größten Ertragsprobleme mittels optimaler Reduzierungen weiterhelfen kann. Zunächst ging es also mal um die Frage: Stecken die benötigten Informationen wie z. B. Preiselastizitäten in den Daten der Händler überhaupt drin und wie bekommen wir sie heraus? Relativ schnell bin ich dann zur Erkenntnis gelangt, dass es nur über die Verarbeitung großer Datenmengen gehen kann, bis wir die vielen Einflussfaktoren und deren Wirkungen greifbar bekommen – bis dahin war alles noch recht einfache Statistik. Als wir dann einen Ansatz stehen und quasi die Informationen zutage befördert hatten, gab es drei wesentliche Erkenntnisse: Es gibt einen Ansatz, das Ertragsoptimierungspotential für den Einzelhandel ist riesig groß und KI ist genau dafür prädestiniert, diese Ergebnisse noch besser herauszuholen. Das KI-Thema kam erst ins Spiel, als wir nach den idealen Instrumenten suchten, um unsere Lösung softwareseitig aufzusetzen. Im Vordergrund der Konzeptentwicklung stand immer das eigentliche Kundenproblem.
Aber klar, einmal von KI angefixt, lässt es einen nicht mehr los und es fallen einem immer mehr Bereiche ein, in denen dem Einzelhändler geholfen werden kann, mittels KI erfolgreicher zu agieren. Die Möglichkeiten des wertstiftenden Einsatzes von KI im Einzelhandel sind unglaublich vielseitig und genau das macht es so wahnsinnig spannend, diese Ansätze nun innerhalb Panther Solutions zu entwickeln.
Seedmatch: Künstliche Intelligenz und Big Data gelten als die nächsten Megatrends des Handels. Kannst du uns eine Prognose geben: Inwieweit wird KI den Einzelhandel verändern?
Nils Streitbürger: Wenn ich in den letzten Jahren seit Gründung von Panther Solutions etwas gelernt habe, dann ist es, dass KI definitiv jede Branche revolutionieren wird. Dies liegt darin begründet, dass einfach bessere Mustererkennungen von Zusammenhängen durch KI ermöglicht werden, als es die kognitiven Fähigkeiten des Menschen erlauben. Das heißt ganz konkret, dass hierdurch im Hinblick auf jede x-beliebige Zielfunktion passendere und somit bessere Entscheidungen getroffen werden und häufig auf dieser Basis Prozesse gar vollständig automatisiert werden können. Dies bedeutet in jedem Fall einen maßgeblichen Wettbewerbsvorteil gegenüber all jenen, die KI nicht einsetzen. Wenn ich es also mal plakativ formulieren möchte, lautet meine These ganz klar: AI or die – künstliche Intelligenz oder stirb! Unternehmen, die sich heute nicht intensiv mit den Einsatzmöglichkeiten von KI beschäftigen und die – fast noch wichtiger – heute nicht anfangen, die Datengrundlage am besten direkt in der Cloud zu schaffen, um KI-Anwendungen zukünftig flexibel applizieren zu können, die werden sich perspektivisch aufgrund mangelnder Wettbewerbsfähigkeit aus dem Markt verabschieden.
Seedmatch: Was sind denn bislang die größten Fallstricke beim Einsatz von KI im Einzelhandel gewesen?
Nils Streitbürger: Wir haben uns mit dem Fokus auf die Fashion- und Sportartikelbranche aufgrund der kurzen Saisonzyklen und der resultierend geringen Produktlebenszyklen eigentlich die größte Herausforderung selbst aufgebürdet. Denn je länger Produkte am Markt wie z. B. im Lebensmitteleinzelhandel verfügbar sind, umso einfacher ist es, die KI-Modelle auf gute Ergebnisse zu trimmen. Das war schon eine enorme Herausforderung. Das Gute daran ist natürlich, dass wir nun bestens gewappnet sind, um in die anderen vertikalen Einzelhandelsbranchen zu expandieren. Ein weiterer Punkt ist, dass man sich die volle Skalierbarkeit des Systems recht mühsam erarbeiten muss. Dies hat uns zuletzt viel Entwicklungsleistung gekostet, die ich gerne schon in neue Module investiert hätte.
Seedmatch: Ihr bietet Einzelhändlern mit eurer Cloud-Software Panther Pricing Zugang zu KI zur automatisieren Preisberechnung. Kannst du erklären, wie das genau funktioniert?
Nils Streitbürger: Einfach gesprochen ermitteln wir für jeden unserer Kunden den maximalen Preis, mit dem er genau seine Abverkaufsziele erreichen wird. Hierzu arbeiten wir mit den Daten unserer Kunden und ergänzen diese durch weitere Daten wie z. B. Wetterdaten, die einen gewichtigen Einflussfaktor im Einzelhandel repräsentieren. Unsere Algorithmen stellen nun auf die gesamte Verkaufshistorie jedes einzelnen Artikels an jedem individuellen Standorts unserer Kunden ab. Durch den Einsatz von KI können wir dann belastbare Prognosen zukünftiger Artikelverkäufe ermitteln. Dies können unsere Algorithmen sogar in Abhängigkeit unterschiedlicher Reduzierungen ermitteln. Hierdurch haben wir die Basis geschaffen, um nun die strategischen Abverkaufsziele unserer Kunden, die wir über unsere Webapp erfassen, optimal durch unsere Preisempfehlung zu erreichen. Am Ende ist natürlich das primäre Ziel, den Ertrag und den Gewinn zu maximieren – genau dabei helfen wir dem Händler.
Durch unseren Pooling-Ansatz haben wir uns befähigt, unsere Lösung jedem Einzelhändler anbieten zu können, auch wenn er alleine nicht die benötigte kritische Datenmenge aufbringen kann, was im Übrigen für die allermeisten Einzelhändler der Fall ist. Ganz wichtig ist hierbei, dass wir für jeden unserer Kunden den individuell optimalen Preis generieren. Dies geschieht in Bezug auf der individuellen Performance jedes Artikels je Standort, der aktuellen Bestandssituation sowie der Zielfunktion des Händlers und natürlich auch in Abhängigkeit der kundenindividuellen Wirkungen von Reduzierungen. Somit helfen wir den Einzelhändlern, die höchstmögliche Kalkulation aus dem Abverkauf ihrer Ware am Markt zu erreichen und ihren Gewinn somit deutlich zu steigern.
Seedmatch: Den wesentliche Vorteil eures Services für Händler haben wir bereits genannt: Sie können sich mithilfe eurer KI-basierten Software optimierte Preise empfehlen lassen und so ihre Umsätze und Gewinne steigern. Wie hoch genau ist denn das Wertpotential, das Kunden durch Preisempfehlungen durch eure Software generieren können?
Nils Streitbürger: Zunächst einmal ist hierbei immer die Frage nach der Preisänderungsumsetzung am Point of Sale zu klären: Setzt der Händler bereits auf digitale Preisauszeichnungssysteme oder muss der die Preisanpassung manuell durchführen? Die Preisanpassung unserer Kunden gemäß der Preisvorschläge, die wir mit Panther Pricing generieren, ist ein steter und permanenter Prozess. Je häufiger unsere Kunden durch entsprechende Prozesse oder durch den Einsatz digitaler Preisschilder (ESL) befähigt sind, diese umzusetzen, desto größer der Nutzen für den Einzelhändler. Ich gebe ein Beispiel: Wenn ein Fashion-Einzelhändler heute ca. 20 Prozent Preisabschriften verzeichnet, was dem durchschnittlichen Umsatzverlust durch Reduzierungen im Textileinzelhandel entspricht, dann kann er mit Panther Pricing im Durchschnitt ca. drei Prozentpunkte mehr Gewinn erzielen, wenn er die Häufigkeit seiner Reduzierungen beibehält. Wenn er dazu noch ESL einsetzt und wir mit Panther Pricing den optimalen Preis an jedem Tag elektronisch auf Etikett einspielen können, verdoppelt er gar sein Ertragspotential. Hier haben wir einige Kunden, die nun in der konsequenten Anwendung von Panther Pricing stehen und genaue diese Ertragssteigerung für sich generieren.
Seedmatch: Ergeben sich durch eure Software noch weitere Vorteile für Händler?
Nils Streitbürger: Der Händler profitiert auf verschiedene Art und Weise maßgeblich durch den Einsatz von Panther Pricing: Erstens trifft der Händler bessere Preisentscheidungen und erhöht somit Umsatz und Gewinn. Zweitens reduziert er durch eine bessere Endlagerzielerreichung seinen durchschnittlichen Warenlagerbestand und setzt somit gebundenes Kapital frei. Drittens profitiert er von einer deutlichen Prozessvereinfachung des Preisfindungsprozesses und spart hierbei massiv an Aufwand. Viertens verschafft er sich Vorteile durch eine optimale Kenntnis über notwendige Reduzierungen bei seinen Marken in der laufenden Saison, von deutlich verbesserter Planbarkeit seiner Umsätze und – noch viel wichtiger – von besseren möglichen Einkaufsentscheidungen für die nächste Saison.
Seedmatch: Haben die durch KI berechneten Preise auch Vorteile für Endverbraucherinnen und -verbraucher?
Nils Streitbürger: Oh, ja! Wir sorgen maßgeblich dafür, dass die Wettbewerbsfähigkeit für viele Einzelhändler bestehen bleibt, und tragen somit ganz gravierend zur Aufrechterhaltung der Diversität im Einzelhandel bei. Davon profitiert jeder Endverbraucher, selbst wenn er Hardcore-Online-Shopper ist, sich aber freut, wenn er in einer lebendigen Innenstadt am Samstag seinen Kaffee am Marktplatz trinken kann.
Seedmatch: Seht ihr bei Panther Solutions noch weitere Anwendungsmöglichkeiten von KI im Einzelhandel neben der Preisberechnung und -gestaltung?
Nils Streitbürger: Neben Panther Pricing arbeiten wir bereits an dem gesamtheitlichen Impulse-Management-System TIM (Total Impulse Management). Und genau hierbei kommen wieder die Stärken der KI zum Tragen. Dies genauer auszuführen, würde dauern, also versuche ich es ganz kurz zu fassen: TIM steht für alle Handlungsmöglichkeiten, die der Händler hat, um Verkaufsimpulse auf die einzelnen Artikel zu geben. Im Detail sind dies Umlagerung, Marketingaktionen, Positionierung und der Preis. Mit TIM werden wir alle diese Handlungsalternativen für den Kunden gemeinsam auswerten, in Zusammenhang bringen und jedem Händler für jeden Artikel ideale Handlungsvorschläge unterbreiten. Hier muss sich der Einzelhändler allerdings noch ein wenig gedulden.
Seedmatch: Diese Woche startet euer Crowdinvesting auf Seedmatch. Wofür möchtet ihr das darüber generierte Kapital verwenden?
Nils Streitbürger: Im Wesentlichen benötigen wir das Wachstumskapital, um unseren Vertrieb zu stärken, um aber auch unser Software-Entwicklungsteam auszubauen. Wir haben jetzt die Strukturen für Skalierung geschaffen und können vertriebsseitig auch mit den tollen Partnerschaften, mit denen wir in den Startlöchern stehen, voll durchstarten. Es gibt noch tolle Features im Panther-Pricing-Modul, an denen wir aktuell arbeiten, um den Einsatz für den Kunden noch geschmeidiger an seine Prozesse anzulehnen. Diesen werden wir uns zunächst widmen, bevor wir uns dann voll auf die Modulentwicklungen im Rahmen von TIM stürzen können.
Seedmatch: Kannst du für unsere Leserinnen und Leserinnen kurz und knapp zusammenfassen, warum sich ein Investment in Panther Solutions lohnt?
Nils Streitbürger: Wir arbeiten hier an etwas wirklich Großem mit riesigem Marktpotential: Der Markt für KI-Anwendungen im Einzelhandel beginnt gerade erst, sich zu entwickeln, schreitet aber mit exponentiellem Wachstum voran. Die Chance durch ein Investment in Panther Solutions hier von Beginn an mit dabei sein zu können, ist für jeden Investor sehr spannend. Die Kombination von unserem Software-as-a-Service-Geschäftsmodell mit den Skalierungspotentialen von Cloud-Software eröffnet das Potential, ein großes Unternehmen mit extrem hoher Ertragskraft zu entwickeln.
Des Weiteren ist TIM nur ein kleiner Auszug zusätzlicher Einsatzpotentiale von KI im Handel, die wir bereits für uns identifiziert haben. Der Umschwung der Branche durch die Digitalisierung im Allgemeinen und den Einsatz von künstlicher Intelligenz im Speziellen wird weitere radikale Veränderungen mit sich bringen. Die Händler sind hierbei auf Unternehmen wie uns angewiesen, die die entsprechende Technologiekompetenz, aber auch Branchenexpertise haben, um sie bei dem Veränderungsprozess mit entsprechenden Softwarelösungen zu begleiten. Die Beherrschung von KI-Technologie ist hierbei ein ganz wichtiger Grundbaustein unseres zukünftigen Erfolgs.
Seedmatch: Vielen Dank für das Interview und die Einblicke, die du uns gegeben hast! Wir wünschen euch viel Erfolg für eure Crowdinvesting-Kampagne.
Nils Streitbürger: Ich danke euch und allen Seedmatch-Investoren für die Unterstützung und freue mich auf die spannende Zeit, die vor uns liegt!
Warnhinweis: Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Der in Aussicht gestellte Ertrag ist nicht gewährleistet und kann auch niedriger ausfallen.