Trends wie Carsharing, Entwicklungen wie vernetztes oder autonomes Fahren und das wachsende Bedürfnis von Autofahrern und Fuhrpark-Managern, Serviceleistungen unabhängig von Zeit und Ort in Anspruch zu nehmen: Neue Mobilitätskonzepte und die Digitalisierung der Automotive-Branche erfordern auch moderne Herangehensweisen an das Thema Fahrzeugreinigung, -aufbereitung und -pflege. MyCleaner ist der erste und bisher einzige Dienstleister, der dieses Bedürfnis mit einer Online-Buchungsplattform für Fahrzeugreinigung und -aufbereitung als Vor-Ort-Service abdecken kann. Dank der eigenentwickelten cloudbasierten IT-Lösung werden effizientere Prozesse, optimale Kommunikation und bequeme Service-Abwicklung für Privat- und Geschäftskunden – besonders im Bereich Fuhrpark- und Flottenmanagement – ermöglicht. MyCleaner-Mitgründer und CEO Slawa Kister ist sich sicher: “Wir haben für alle eine Win-Win-Situation geschaffen.” Nun startet das junge Wachstumsunternehmen eine zweite Finanzierung auf Seedmatch…
Seedmatch: Hallo Slawa, morgen startet eure zweite Finanzierungsrunde auf Seedmatch. Ist man als sozusagen „alter Crowdfunding-Hase“ überhaupt noch aufgeregt?
Slawa Kister: So eine Crowdfunding-Kampagne hat uns in der Vorbereitung ordentlich Zeit gekostet. Deswegen sind wir alle sehr gespannt, wie die Kampagne am Donnerstag nach 12.00 Uhr startet und ob die Crowd uns weiterhin ihr Vertrauen schenkt.
Seedmatch: Ihr bietet als erster Dienstleister eine Online-Buchungsplattform für Fahrzeugreinigung und -aufbereitung als Vor-Ort-Service. Wie kommt man auf die Idee?
Slawa Kister: Die Geschäftsidee ist bereits 2006 entstanden. Als Unternehmensberater hatte ich einen Firmenwagen und war damals für ein Projekt in Belgien. Dort habe ich zum ersten Mal einen Autoreinigungsservice mit Hol- und Bringservice genutzt. Als großen Vorteil empfand ich die Reinigung während meiner Arbeitszeit. Der Service wurde von einem lokalen Anbieter in dem Industriegebiet ausgeführt, so dachte ich mir damals, dass man so einen Service mit einer starken Marke überregional etablieren könnte. Soviel zur Herkunft der Geschäftsidee. Aus meiner Sicht ist allerdings viel interessanter eine ganz andere Frage! Wie wurde eine eigentlich recht banale Idee zum erfolgreichen Geschäftsmodell? Viele denken fälschlicherweise, dass eine geniale Geschäftsidee für den Erfolg ausschlaggebend ist. Diese Idee hätte ich noch lange mit mir rumtragen können, hätte ich nicht Ende 2010 Abdula bei einer Mitfahrgelegenheit getroffen. Damals haben wir uns bei der Fahrt über viele Themen unterhalten und kamen auch auf das Thema Selbstständigkeit und genau auf den Punkt Geschäftsidee der mobilen Autoreinigung zu sprechen. Ein paar Wochen später saßen wir mit Abdula bereits in einem Café und hatten uns über den Businessplan unterhalten. Das war aus meiner Sicht die eigentliche Geburtsstunde von MyCleaner. Wochen später waren dann Mohamed, der Bruder vom Abdula und meine Frau Natalia mit an Bord und wir waren mitten in der Realisierung des Services. Später kam dann unser CTO Dmitry mit dazu und wir haben mit der Entwicklung der MyCleaner Online-Plattform begonnen, das nun als das Herzstück des MyCleaner-Geschäftsmodells bezeichnet werden kann.
Der Erfolg von MyCleaner ist somit ausschließlich der Umsetzung, an der das gesamte Gründer-Team und nun auch alle unsere Mitarbeitern und Kollegen beteiligt sind, geschuldet. Andernfalls wäre es einfach eine Idee geblieben.
Seedmatch: Scheint mir ein idealer Service für Fuhrparkunternehmen, Carsharing oder Flottenmanager zu sein. Wie entwickelt sich euer B2B-Geschäft?
Slawa Kister: In der Tat ist unser Service die ideale Lösung für Unternehmen mit großen Flotten. Interessant ist ja auch, dass man am Anfang der Realisierung so einer Geschäftsidee gar nicht weiß, wo es einen hinführen kann. Denn zuerst hatten wir die Geschäftsleute als Privatkunden im Fokus. Unser erster wirklicher Kunde war jedoch Quicar, das Carsharing-Pilot von Volkswagen, mit dem wir von Anfang an signifikante Umsätze erzielten, die wir für die Entwicklung unserer Online-Plattform nutzen konnten. In den letzten Jahren haben wir dementsprechend unseren Fokus auf Unternehmen mit großen Flotten und Carsharing-Betreiber gelegt. Heute machen diese beiden Kundengruppen über 85 % unseres Umsatzes im Service-Segment. Mit Flotten-Kunden konnten wir unseren Umsatz im Vergleich zu 2013, sprich kurz vor unserer ersten Seedmatch Runde Anfang 2014, den Umsatz um Faktor 25 steigern. Heute reinigen wir für mehr als 450 Unternehmen deutschlandweit Tausende von Autos im monatlichen Turnus.
Seedmatch: In eurer ersten Crowdfunding-Kampagne 2014 auf Seedmatch ward ihr noch stark auf Privatkunden fokussiert. War das ein Trugschluss oder habt ihr schlichtweg eine weitere Zielgruppe für euch erfolgreich erobert?
Slawa Kister: Auch heute haben wir noch sehr viele Privatkunden, allerdings haben wir festgestellt, dass für den Anfang die Geschäftskunden einen stabilen Umsatz garantieren und der Vertrieb mit einem kleinen Team in unserem Fall effektiver funktioniert als z. B. Online-Werbung, das sehr hohe Werbebudgets erfordert und immer noch zu großen Streuverlust hat. Wir sehen allerdings nach wie vor bei den Privatkunden ein enormes Potential und werden diese Zielgruppe weiterhin ausbauen. Denn hinter jedem Privatkunden steht meistens sein Arbeitgeber und somit ein potentieller Flottenkunde.
Seedmatch: Laut eurem letzten Quartalsreporting entwickelt sich MyCleaner sehr gut, der Break-even scheint unmittelbar bevor zu stehen. Welche Weichen waren für diese Entwicklung ausschlaggebend?
Slawa Kister: Im 2. Quartal dieses Jahres hatten wir ein deutlich positives Ergebnis erzielen können. Im dritten Quartal hatten wir ein minimal negatives Betriebsergebnis, was zum einen mit stark urlaubsbehafteten Monaten Juli und August und zum anderen einigen Investitionen in weiteres Wachstum geschuldet war. Im November sind wir dabei, erneut ein deutlich positives Ergebnis zu erzielen. Somit haben wir auf monats- und quartalsbasis die Gewinnschwelle erreicht. Im Wesentlichen ist es natürlich dem starken Vertrieb im Service-Segment mit B2B-Kunden zu verdanken. Hier konnten wir im letzten und in diesem Jahr deutliche Umsatzsteigerungen erzielen. Vergleichen wir z. B. die letzten Monate mit den Vorjahresmonaten, so verzeichnen wir Umsatzsteigerungen zwischen 50 % und 80 %. In einigen Monaten hatten wir mit B2B-Kunden den Umsatz über 150 % steigern können. Damit konnten wir die Auslastung unserer Cleaner enorm steigern und somit die Profitabilität der Cleaner stark verbessern.
Seedmatch: Trotzdem startet ihr nun eine neue Finanzierungsrunde auf Seedmatch. Welche Maßnahmen wollt ihr mit dem frischen Kapital realisieren?
Slawa Kister: In erster Linie wollen wir mit dieser Finanzierungsrunde unseren bisherigen Kurs in Richtung langfristiger Profitabilität stabilisieren und gleichzeitig ein gesundes Wachstum beibehalten, indem wir unser Vertriebsteam verstärken und weitere Cleaner einstellen. Dies erfordert liquide Mittel. Im letzten halben Jahr hatten wir deutlich mehr Umsatzpotenzial als unsere Cleaner schaffen konnten, so dass wir eigentlich noch viel mehr Umsatz hätten erzielen können. Jedoch fehlte es uns an Liquidität, um die sprungfixen Kosten, die bei der Einstellung neuer Cleaner entstehen, vorfinanzieren zu können. Außerdem wollen wir endlich mal eine Kunden-App entwickeln, um den Bestellprozess noch bequemer zu gestalten und noch weitere Vorteile bei der Kundenbindung ausschöpfen.
Mit der Entwicklung der eigenen Kunden-App werden wir gleichzeitig Standardschnittstellen zu unserem MyCleaner-Online-System bauen, die andere App-Anbieter, wie z. B. Anbieter von Parkplatz-Apps und auch Autohersteller mit ihren eigenen Apps, nutzen können, um die Bestellung der MyCleaner-Autoreinigung in eigenen Apps zu integrieren. Hier sehen wir langfristig enorme Multiplikatoren, die uns weiteres Wachstum im Privatkundensegment ohne große Werbebudgets ermöglichen können.
Seedmatch: Laut einer Untersuchung einer der größten Unternehmensberatungen, Bain & Company, bleiben viele Unternehmen weit hinter ihren Wachstumspotenzialen, weil sie sich nicht auf ihre Kernkompetenz fokussieren. Das ändert sich gerade. Immer mehr Aufträge werden an hochspezialisierte Dienstleister vergeben. Unter euren Kunden finde ich bereits die Telekom, die Allianz, dm, Deloitte und viele mehr. Könnt ihr also die Trendwende bestätigen oder fängt das Umdenken jetzt erst richtig an?
Slawa Kister: Dies können wir nur bestätigen. Einige unserer Carsharing-Kunden hatten vor uns die Autoreinigung und Checks noch mit eigenem Personal durchgeführt. Diese reinigen bis zu 60 Autos im Monat. Das war allerdings deutlich ineffizienter, da deren Fokus nicht in diesem Aufgabengebiet liegt. Wir konnten jedoch die Prozesse derart optimieren, dass unsere Cleaner 160 bis 180 Reinigungen pro Monat ausführen.
Viele Unternehmen mit riesigen Flotten hatten bisher sogar eigene Waschanlagen auf dem Firmengelände. Jedoch reichten oft die Kapazitäten nicht aus, um die komplette Flotte im besten Zustand zu halten und die Betriebskosten der Waschanlagen sind enorm. Die Vorschriften für Waschanlagen werden gleichzeitig immer strenger, so dass der Betrieb dieser sich oft gar nicht mehr lohnt. Wir können den Service direkt vor Ort auf dem Betriebsgelände durchführen und sind deutlich flexibler, weil wir alles, was für die Reinigung benötigt wird, immer dabei haben.
Solche Unternehmen wie Deloitte, Allianz, KPMG oder Capgemini, die wir heute zu unseren Kunden zählen, haben viele Mitarbeiter, die als Außendienstmitarbeiter einen Firmenwagen fahren und für die Reinigung ein Budget von der Firma erhalten. Zwar mussten diese Autofahrer die Reinigung schon immer nicht selbst zahlen, jedoch war es mit der Fahrt zur Waschanlage nicht wirklich getan. Die Innenreinigung war damit nicht erledigt und selbst die Fahrt zur Waschanlage hatte unnötige Zeit gekostet. Wir erledigen für diese Kunden die Autoreinigung direkt vor Ort während der Arbeit und haben so für alle eine Win-Win-Situation geschaffen. Die Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern mit unserem Service die Möglichkeit, mit dem Thema Autoreinigung in ihrer Freizeit keine Zeit mehr zu verlieren, die Autofahrer fahren nun immer saubere Autos, sowohl außen als auch im Innenraum und wir verdienen damit Geld.
Seedmatch: Knapp 250 Seedmatch-Investoren sind bereits bei MyCleaner beteiligt. Aus welchen Gründen lohnt sich für sie ein erneutes Investment?
Slawa Kister: In unserer ersten Runde Anfang 2014 hatten wir als Investitionsmodell das Seed-Darlehen gewählt, das durch die frühere Investmentphase deutlich risikobehafteter war, allerdings auch mehr Renditepotenzial mit sich bringt.
In dieser Runde habe wir uns für das festverzinste Venture-Debt-Darlehen entschieden, so dass unsere bisherigen Seedmatch-Investoren uns immer noch treu bleiben können, ihr Portfolio jedoch durch diese Investitionsform diversifizieren und von der Festverzinsung profitieren können.
Seedmatch: Welche Argumente könnt ihr denjenigen Kleinanlegern mit an die Hand geben, die bisher, weil sie z. B. neu auf der Plattform angemeldet sind, MyCleaner noch nicht in ihr Portfolio mit aufgenommen haben?
Slawa Kister: Als erstes wichtiges Argument finde ich die Tatsache, dass sowohl das MyCleaner-Geschäftsmodell als auch das gesamte Gründerteam, das nun nach fünf Jahren immer noch vollständig an Bord ist, deutlich ausgereift sind. Wir konnten unsere Dienstleistung erfolgreich am Markt etablieren, sind heute in über 20 Regionen und deren Einzugsgebieten deutschlandweit aktiv, was uns zum idealen Dienstleister für viele regionale und überregionale Flottenkunden macht.
Wir konnten die Gewinnschwelle in diesem Jahr bereits erreichen, so dass wir mit dieser Investitionsrunde keine hohen Burningrates, wie in unseren früheren Wachstumsphasen, abdecken müssen.
Mit unserem Geschäftsmodell und unserer weltweit einmaligen IT-Lösung sind wir in der Lage, die Autoreinigungsbranche genauso zu verändern, wie es Airbnb oder Uber in ihren Industrien geschafft haben. Wir sehen uns in erster Linie als Tech-Startup, das als vertikal integrierte Brand mit der Ausführung der Dienstleistung mit eigenen Mitarbeitern, im Vergleich zu reinen Portalen wie mytaxi oder Lieferheld, die Wertschöpfungskette deutlich weiter ausgebaut hat und dadurch deutlich höhere Profite bei sehr überschaubaren Wachstumsinvestitionen erzielt.
Zu guter Letzt verändern wir mit unserer ökologischen Art der Autoreinigung die klassische Autowäsche, die immer noch sehr viel Wasser und Energie benötigt, im positiven Sinne und leisten einen enormen Beitrag für den Umwelt- und Wasserschutz, so dass unser Geschäftskonzept auch aus dieser Perspektive zukunftsweisend ist.
Seedmatch: Vielen Dank Slawa, wir wünschen euch einen erfolgreichen Start eurer Kampagne und allzeit gute Fahrt!
Slawa Kister: Ich danke euch herzlich für das Interview und die Möglichkeit, etwas mehr über MyCleaner zu erzählen!
Warnhinweis: Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Der in Aussicht gestellte Ertrag ist nicht gewährleistet und kann auch niedriger ausfallen.