Lampuga produziert elektrisch betriebene Surfboards, mit denen das Warten auf Wind oder Wellen künftig nicht mehr nötig sein soll. Das Hamburger Startup hat bereits drei Modelle zur Marktreife entwickelt und sieht sich nun vor der Herausforderung, der Nachfrage nach den Boards gerecht zu werden. Mithilfe der Crowd möchte das Startup die Serienproduktion ausbauen und skalierbar machen. Wir sprachen mit Gründer Benjamin Köhnsen über Lampuga, seine Vision vom neuen Trendsport und wie genau er die Gelder der Crowd einsetzen möchte.
Seedmatch: Hallo Benjamin, der Sommer hat ja in diesem Jahr einige wirklich heiße Tage im Gepäck. Bist Du derzeit eher im Wasser oder an Land unterwegs?
Benjamin Köhnsen: Diesen Sommer bin ich sehr viel mit unseren Lampuga-Boards gefahren. Wir hatten aber auch einige Testfahrten mit Kunden, bei denen ich neidisch am Ufer stand und zugeschaut habe, wie der Kunde eins unserer Elektroboards ausprobiert hat.
Seedmatch: Am Donnerstag startet euer Funding bei Seedmatch. Erklär’ uns doch bitte kurz: Was ist Lampuga und wie seid ihr auf die Idee gekommen?
Benjamin Köhnsen: Die gemeine Goldmakrele kann bei der Jagd eine Geschwindigkeit von 60 km/h erreichen. Damit zählt das bläulich-grün und goldfarben schimmernde Tier, das auf Italienisch Lampuga heißt, zu den schnellsten unter den Fischen. Wir wollen den Lebensraum des Lampuga nicht zerstören, aber trotzdem motorisierten Wassersport anbieten. Daher können wir mit Elektromotor surfen aber emissionsarm und umweltfreundlich – und trotzdem sehr schnell. So sind wir auch auf den Namen gekommen. Der Lampuga ist ein Fisch, der an der Wasseroberfläche lebt, bis 60 km/h schnell werden kann. Das schaffen wir noch nicht ganz. Unser Lampuga ist „nur“ 54km/h schnell. Die Natur ist uns also noch ein paar Stundenkilometer voraus.
Seedmatch: Wie sieht die Entwicklung aus? Wie lange war der Weg, bis ihr bei der Serienreife angekommen seid?
Benjamin Köhnsen: Demut vor der Komplexität der Technik. Das ist das Erste, was mir dazu einfällt. Die Entwicklung von neuen Dingen birgt unheimlich viele Überraschungen, positive wie negative. Schließlich hatte noch niemand vor uns auf der Welt dieses Fahrzeug mit elektrischen Jetantrieb gebaut. Wir waren auf völligem Neuland. Der Sinn für das technische Detail und die konsequente Umsetzung des Vorhabens darauf kommt es an. 2008 hatte ich die Idee, 2011 haben wir die Firma gegründet. Aber: Die Länge des Weges ist egal. Wir haben ein klares Ziel vor Augen und wollen es erreichen.
Seedmatch: 2011 habt Ihr also die Firma gegründet. Wie habt Ihr Euch finanziert, wer hat Euch bisher unterstützt?
Benjamin Köhnsen: Zur Gründung im Jahr 2011 konnte ich mit der EASTLAKE Beteiligungsgesellschaft mbH & Co. KG und der TruVenturo GmbH zwei Investoren gewinnen, die unsere Geschäftsidee von Anfang an gut fanden. Allerdings muss man fairerweise sagen, dass wir alle nicht gedacht haben, dass die Entwicklung so komplex und vor allem so kostenintensiv wird. So konnten wir im weiteren Verlauf unseren Vermieter als Investor gewinnen. Der Vermieter hat uns eigentlich besucht, weil er nach der Zahlung seiner Miete fragen wollte. Dann fand er letztlich das Produkt so cool, dass er auf seine Miete verzichtet und stattdessen in das Unternehmen in Form eines Wandeldarlehens investiert hat. Mittlerweile wurde das Darlehen gewandelt und der Vermieter ist Gesellschafter.
Außerdem haben mich noch Freunde und Verwandte unterstützt. Weitere Mittel konnten wir durch das Inno-Ramp-Up-Programm bekommen. Eine staatliche Förderung aus Hamburg in Höhe von 150.000 Euro. Danach hat uns noch die BTG Beteiligungsgesellschaft Hamburg mbH mit 50.000 Euro unter die Arme gegriffen. Da wir unseren Produktionssitz in Norderstedt/Schleswig-Holstein haben, konnten wir ergänzend die MBG Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Schleswig-Holstein mbH gewinnen. Mittlerweile hat die MBG stille Beteiligungen im Volumen von 300.000 Euro investiert. Die letzten 100.000 Euro sind gerade zum 10. August geflossen.
Auch wenn es passende Förderprogramme gibt, kommt es letztlich immer darauf an, dass man bei dem Investor auf jemanden trifft, der an das Projekt glaubt. Es sind immer Entscheidungen von einzelnen Menschen, und wir hatten das Glück bei den Investoren auf Begeisterung zu stoßen.
Seedmatch: Welche Zielgruppen sprecht ihr mit den unterschiedlichen Boards an?
Benjamin Köhnsen: Wir sprechen alle Wassersportler an. Mit ein und derselben Lampuga-Powerbox können wir Rümpfe in allen erdenklichen Größen bauen lassen. Ein ultrakurzes Bodyboard, ein ganz langes Board für mehrere Personen, ein Raceboard, ein Rettungsboard, Boards, die besonders gut für die Vermietung geeignet sind. Beispielsweise funktioniert unser 2,8 m langes Rescueboard auch sehr gut als Stand-Up-Paddling-Board. Vermieter können also Touren an der Küste anbieten. Zuerst kommt mit dem Paddel die Arbeit und auf dem Rückweg mit der Power unseres Jets das Vergnügen.
Seedmatch: Wie sieht der Markt dafür aus? Was glaubt ihr, welches Potenzial für euch darin steckt?
Benjamin Köhnsen: Das Lampuga-Board ist kleiner und leichter als Jetskis, und man kann es auf dem Beifahrersitz transportieren. Außerdem braucht man dafür keinen Führerschein. Unsere Händler versichern uns daher, dass der Markt für elektrische Surfboards größer wird als der Jetskimarkt. In den achtziger Jahren lag der Jetski-Markt bei sieben Milliarden Dollar. Heute werden jedes Jahr 100.000 Jetskis verkauft mit einem Volumen von über einer Millarde Dollar.
Seedmatch: Ein sehr großer Markt, wenn ihr es schafft, euch darin zu platzieren. Wie hat sich denn die Nachfrage bei euch konkret entwickelt?
Benjamin Köhnsen: Der eigentliche Startschuss war die Bootmesse in diesem Jahr. Da haben wir unser Lampuga Boost zum ersten Mal der großen Öffentlichkeit präsentiert. Schon am zweiten Tag hatten wir unser Messeziel von vier verkauften Boards erreicht, was in den restlichen 8 Tagen passiert ist, hat unsere Erwartungen mehr als nur übertroffen. Direkt vor Ort konnten wir Vertriebspartner aus Australien, den USA und aus mehreren europäischen Ländern für uns gewinnen. Schon zu diesem Zeitpunkt, Ende Januar, war klar, dass unsere Kapazitäten in 2015 bei weitem nicht ausreichen werden. Dennoch haben wir uns bewusst dazu entschieden, keine relevanten Teile der Produktion outzusourcen um schneller zu wachsen.
Viel mehr war in der ersten Saison das oberste Unternehmensziel die bestmögliche Qualität anzubieten, was uns nur möglich ist, wenn wir die Produktion selbst kontrollieren und aufbauen. Hierdurch konnten wir zwar bei weitem nicht alle Anfragen bedienen, haben es aber geschafft unsere Lampuga-Power-Box zur Serienreife zu entwickeln und mit dieser drei Produkte anzubieten. In der kommenden Saison möchten wir keine Anfragen mehr ablehnen müssen. Gemeinsam mit der Crowd möchten wir das durch Investitionen in unsere Produktionskapazitäten ermöglichen.
Seedmatch: Die Crowd möchte natürlich auch gerne die Gründer kennenlernen: Wer steckt hinter Lampuga? Woher kommt die Leidenschaft für das Thema und wie seid ihr als Team aufgestellt, um Lampuga im Markt zu etablieren?
Benjamin Köhnsen: Die Leidenschaft für das Produkt hat schon vor der Grünung des Unternehmens 2011 begonnen. Im vierten Stock meiner damaligen WG-Wohnung in Hamburg-Eimsbüttel habe ich 2010/2011 an einem Bord gebaut, das in der Mitte teilbar ist, damit man es gut verstauen kann. Das jetzige System mit dem aufblasbaren Rumpf ist aber noch viel besser. Aber die Idee, dass das Board nicht nur gut fährt, sondern auch handlich zu verstauen ist, war schon damals präsent.
Wie sind wir im Team aufgestellt? Wir sind sehr gut aufgestellt. Jeder bei uns im Team sieht, welche große Chance wir gerade haben. Wir alle zusammen arbeiten konzentriert und zielstrebig an der Entwicklung von Lampuga. Das Know-how ist bei uns vorhanden. Einige unserer Mitarbeiter sind Experten für die Entwicklung und Fertigung von Carbonteilen, und im Bereich der Fertigung der Antriebsstränge haben wir ebenfalls großes Know-how. Mitgründer Dr. Olaf Jacobsen ist für die Fertigung der elektronischen Komponenten und die Leistungselektronik zuständig. Marc Hammerla verantwortet die Optimierung der internen Prozesse und den Vertrieb.
Seedmatch: Ihr wollt gemeinsam mit der Crowd wachsen. Warum habt ihr euch für ein Crowdfunding entschieden?
Benjamin Köhnsen: Es gibt keine VC Industrie für Elektromobilität, wie sie für Internet- oder Mobilthemen vorhanden ist, und es gibt auch keine Privatinvestoren, die mit der Elektromobilität einen großen Exit hingelegt haben und auf der Suche nach Beteiligungen sind. Das ist ein Problem. Aber es ist auch eine Chance, weil man sieht, dass dieser Markt erst noch im Entstehen ist. Und ich denke, er wird größer und erfolgreicher als man sich das heute vorstellen kann.
Ich denke, dass Crowdfunding zur Weiterentwicklung unserer Boards der richtige Weg ist. Jeder kann sich im Video ein Bild davon machen, wie viel Spaß die Lampugas machen. Wen das begeistert, kann investieren oder Ideen einbringen, wie unsere Boards noch besser werden.
Seedmatch: Was soll mit dem eingesammelten Kaptal passieren?
Benjamin Köhnsen: Der Proof-of-Product und der Proof-of-Concept sind erwiesen. Der Markt ist da, und wir können das Produkt produzieren. Es geht nun darum, dass wir die Produktion weiter skalieren und weiter wachsen. Wir benötigen Kapital, um die Produktionsprozesse effektiver zu gestalten. In der Entwicklung des Produktes war es von großem Vorteil, dass wir das Board und viele Komponenten aus Carbon selbst bauen können. Dadurch konnten wir notwendige Änderungen mit überschaubarem Aufwand durchführen. Bestimmte Bauteile wollen wir aber jetzt maschinell fertigen lassen und nicht mehr in mühseliger Handarbeit selbst zusammenbauen.
Seedmatch: Kannst Du kurz zusammenfassen, was Lampuga zu einem tollen Investmentcase macht?
Benjamin Köhnsen: Ein Investment in Lampuga ist eine große Chance bei begrenztem Risiko. Eine große Chance, weil wir kurz davor stehen, die Umsätze zu vervielfachen. Wir agieren in einem Markt, der gerade entsteht, und das ohne dass wir in absehbarer Zeit ernsthaften Wettbewerb befürchten. Das Risiko ist begrenzt, weil wir mit jedem Board eine hohe Marge erzielen und uns aus dem Cashflow finanzieren können. Ein Druck auf die Verkaufspreise ist auch noch nicht absehbar. Wir befinden uns auf einem Markt, in dem die Zahlungsbereitschaft der Kunden hoch ist: Im Luxusyacht-Markt. Auch wenn es paradox klingt, aber der Preis für ein Lampuga Boost wird eher noch steigen als fallen. Senken wollen wir aber den Preis für das Lampuga Air. Wir wollen in absehbarer Zeit motorisierten umweltfreundlichen Wassersport für jedermann anbieten. Und genau dafür brauchen wir die Unterstützung der Crowd.
Seedmatch: Abschließend noch eine Frage: Was möchtest du in fünf Jahren über Lampuga in den Medien lesen?
Benjamin Köhnsen: Hamburg, das Tor zur Welt, hat das Lampuga erfunden und das motorisierte Surfen in die Welt gebracht. Ich empfinde eine tiefe Verbundenheit mit dieser Stadt. Auch gerade weil die verschiedenen Institute dieses Projekt so toll unterstützt haben. Wahrscheinlich werden mit dem Lampuga Rescue viele Badeunfälle verhindert. Das muss ich aber gar nicht in der Zeitung lesen. Der DLRG und andere Wasserrettungsorganisationen halten uns ohnehin auf dem Laufenden, wie das Rescue Board verwendet wird.
Seedmatch: Danke für deine Zeit Benjamin. Wir wünschen euch ein erfolgreiches Funding und natürlich eine große Crowd, die euch tatkräftig unterstützt.
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Warnhinweis: Der Erwerb dieser Vermögensanlagen ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen.
5. September 2015
Wie genial ist das denn! Jetantrieb hört sich echt genial an aber 54 km/h sind schon echt extrem, oder? Wenn ich dran denk, dass ein Cablelift ca. 30km/h fährt!?
Falls ihr Werbung machen wollt, ich würde das Ding gern mal testen –> http://www.power-blog.at
Alles Gute und viel Erfolg!
8. April 2017
Lampuga war im letzten Jahr noch bei der Wahl zum Startup des Jahres dabei und soll nun einen Insolvenzantrag gestellt haben. Wer weiss mehr dazu?
11. April 2017
Hallo Kommodore. Danke für die Info. Etwas beitragen kann (leider) ich nicht. Spannend finde ich, dass Lampuga in 2016 über einen Investor nochmal 3.5 Mio erhalten hat. Wenige Monate später ist alles verbrannt. Zum Glück war ich nicht investiert. Beste Grüsse