Nach dem Fundingstart des Pharma-Startups Riboxx und der Vorstellung des Gründers, Dr. Jacques Rohayem, stellen wir heute im Doppelinterview zwei weitere Personen aus der Management-Riege des Unternehmens vor: Dr. Kai Naumann, Leiter der Abteilung Entwicklung und Analytik und Dr. Hing Kin Chan, Leiter des Business Developments bei Riboxx. Thematisiert wird dabei sowohl das Innovationspotential der Riboxx und des Wirkstoffes zur Krebstherapie, RIBOXXIM, als auch das generelle Potential des Biotech-Startups auf dem Pharma-Markt.
Seedmatch: Dr. Naumann, was ist so innovativ an der Technologie von Riboxx?
Dr. Naumann: Unsere Technologie bietet die Möglichkeit, Moleküle herzustellen, welche über biotechnologische Standardprozesse nicht zugänglich sind.
Dieser Fakt wäre an sich noch nicht so spannend, aber diese Moleküle sind zudem in einer Form biologisch aktiv, welche sie als Wirkstoff für die Anwendung im medizinischen Bereich äußerst interessant machen. Die Technologie bietet außerdem weiteres Potential, welches wir in unserer täglichen Arbeit erforschen.
Seedmatch: Wie schätzen Sie das Marktpotential von RIBOXXIM ein, Dr. Chan?
Dr. Chan: RIBOXXIM, als ein Wirkstoff gegen Krebs, adressiert den Markt der Krebsimmuntherapie. Dieser Markt weist mit rund 15 % Wachstum pro Jahr einen sehr starken Anstieg auf.
Alle großen Pharmaunternehmen, die Krebsmedikamente entwickeln, sind dort zurzeit aktiv. Dieser Markt wird für 2018 auf rund 60 Milliarden US-Dollar geschätzt. Durch die einzigartige Technologie hat RIBOXXIM ein sehr großes Marktpotential.
Seedmatch: Worin besteht diese Einzigartigkeit des Präparats genau?
Dr. Naumann: Mir ist aktuell keine andere Technologie bekannt, welche es ermöglicht, diese spezielle Art von Molekülen herzustellen. Oder anders ausgedrückt: Ich stünde vor einer echten, wenn nicht sogar unlösbaren Herausforderung, wenn ich einen alternativen Weg finden müsste, der es mir erlauben würde, den Wirkstoff in der nur annähernd gleichen Qualität herzustellen.
Seedmatch: RIBOXXIM ist nun in der vorklinischen Phase. Was sind die nächsten Schritte, die der Wirkstoff durchlaufen muss?
Dr. Chan: Von der Business Development-Seite erlangt ein Wirkstoff wie RIBOXXIM den „Ritterschlag“, wenn er die erwartete Verträglichkeit und später die Wirksamkeit im Patienten zeigt. Zurzeit sind wir mit RIBOXXIM in der Vorklinik und wollen in Richtung klinische Testung gehen. Um dies zu erreichen, werden die klinischen Tests direkt beim Patienten stattfinden, d. h. dass wir voraussichtlich eine klinische Phase I/IIa durchführen werden – aber dies verlangt im Vorhinein eine Absprache mit dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).
Seedmatch: Warum ist die klinische Testung so wichtig?
Dr. Chan: In der Medikamentenentwicklung gibt es zwei bzw. drei Phasen: die vorklinische und die klinische Phase, an die sich die Phase nach der Zulassung anschließt. Die Testergebnisse bezüglich Wirksamkeit und Verträglichkeit der Wirkstoffe ist in der vorklinischen Phase in der Regel sehr gut. Der Grund dafür ist, dass die Wirkstoffe in dieser Phase nicht in einem komplexen Organismus, wie dem des Menschen, validiert werden, sondern in Zellen oder in Organismen von Kleintieren, die den Menschen nicht allzu sehr ähneln. Diese vorklinische Phase ist aber die Voraussetzung für die spätere Testung der Wirkstoffe im Menschen. Sie reicht jedoch nicht aus, um die Wirksamkeit des Präparats gegen eine Erkrankung valide zu belegen. Erst in der klinischen Phase können Informationen über die Wirksamkeit und Verträglichkeit im Menschen gewonnen werden. Daher ist die klinische Testung so wichtig.
Seedmatch: Die Entwicklung von neuen Medikamenten ist generell sehr aufwendig und hängt stark von der Innovationskraft der beteiligten Unternehmen ab. RIBOXXIM soll vorerst ohne den Einfluss von großen Pharmaunternehmen getestet werden – welche Rolle spielt diese Unabhängigkeit?
Dr. Naumann: Große Pharmaunternehmen sind in Ihrer strategischen Ausrichtung häufig eher konservativ aufgestellt, d. h. wirkliche Innovationen kommen zunehmend aus kleinen Firmen, die äußerst kreativ neue Wirkstoffe oder Therapieansätze entwickeln. Hierfür ist die Riboxx bzw. die Entwicklung von RIBOXXIM ein sehr gutes Beispiel. Unabhängigkeit ist der entscheidende Faktor, wenn es gilt, diese Innovation an den Markt zu bringen und damit eine größere Vielfalt an Wirkstoffen zur Krebstherapie zu erreichen.
Seedmatch: Ein kleines Unternehmen wie die Riboxx hat also die Möglichkeit, einen tatsächlich wichtigen Beitrag zur Medikamenten-Entwicklung zu leisten?
Dr. Naumann: Absolut. Natürlich kann niemand vorhersagen, in welche Dimension diese Innovation vorstößt; aber selbst wenn die Riboxx in Zukunft nur eine Nische in der Krebstherapie einnimmt, sehe ich es persönlich als großen Erfolg an.
Seedmatch: Abschließend die Frage nach dem Wettbewerb: Welchen Risiken sieht die Riboxx sich hier ausgesetzt?
Dr. Chan: In der Tat ist es immer so, dass, wenn eine gute Idee entsteht, sowohl Nachahmer als auch Konkurrenten versuchen, sich dieser Idee zu bemächtigen. RIBOXXIM ist da keine Ausnahme. Wir haben aber ein Alleinstellungsmerkmal von RIBOXXIM mittels des innovativen Herstellungsverfahrens TENPORA® , welches uns einen klaren Wettbewerbsvorteil gibt. Denn die Herstellung von RIBOXXIM ist nur mit diesem Verfahren möglich. Wir haben das Verfahren in der EU, den USA und Japan patentiert. Wir entwickeln unsere Technologien und Wirkstoffe stets weiter und schauen uns weitere Verwertungsmöglichkeiten für RIBOXXIM an.
Seedmatch: Dr. Naumann, Dr. Chan, wir danken Ihnen für dieses Interview.
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