Millionen Fahrzeuge bewegen sich auf Deutschlands Straßen – ohne dass Daten über Kraftstoffverbrauch, Motorzustand oder den Fahrstil effektiv genutzt werden. Das Startup ekoio bietet eine spezielle Telematik-Lösung, die dem B2B-Markt diese Fahrzeugdaten zugänglich macht – „ein zukünftiger Milliardenmarkt“, wie der ekoio-Mitgründer und CEO Immanuel Rebarczyk im Interview verrät. Mit ihm haben wir vor dem morgigen Fundingstart über das Produkt und die Pläne für die Zukunft gesprochen.
Seedmatch: Hallo Immanuel! ekoio will das Fahrverhalten seiner Kunden verändern – was genau kann man sich unter diesem Vorhaben vorstellen? Und wie seid ihr auf die Idee gekommen?
Immanuel Rebarczyk: Hallo Tobias! Wir freuen uns riesig, unsere Crowdfunding-Kampagne bei Euch starten zu können. ekoio will vor allem den sicheren Umgang mit Fahrzeugdaten anbieten und dabei die Nutzung der Fahrzeuge auf sinnvolle und nachhaltige Weise optimieren.
Zu Beginn unserer Entwicklungen rund um ekoio wollten wir eine App für Privatfahrer an den Start bringen. Dabei haben wir jedoch schnell gemerkt, dass das Thema Telematik wesentlich mehr Potenzial bietet und besonders für den Geschäftskundenmarkt von großem Interesse ist.
Heute macht ekoio smart telematics dem B2B-Markt Fahrzeugdaten zugänglich und bewegt sich dabei in einem zukünftigen Milliardenmarkt. So wird es z. B. in Zukunft möglich sein, Fahrzeugfehler wie eine schwache Batterie direkt an eine Werkstatt zu kommunizieren oder, im Falle von ekoio-Kunden in der Logistikbranche, sekundengenau zu wissen, wann ein Päckchen genau ausgeliefert wird.
Seedmatch: Beim Stichwort „Telematik“ stellt sich dem einen oder anderen sicher ein Fragezeichen. Was verbirgt sich dahinter?
Immanuel Rebarczyk: Beim Thema Fahrzeugtelematik ist erst einmal zu sagen, dass wir mit der ekoio-Technik alle Fahrzeuge ab Baujahr 2001 unterstützen können. Dadurch ergibt sich allein in Deutschland ein potenzieller Markt mit mehr als 34 Millionen Fahrzeugen.
Telematik im Allgemeinen ist das Mittel der Informationsverknüpfung von mindestens zwei Informationssystemen mit Hilfe eines Telekommunikationssystems sowie einer speziellen Datenverarbeitung. Einfach gesagt, greifen wir mit der im Straßenverkehr legal einsetzbaren ekoio-Hardware über die gesetzlich genormte OBD-2-Schnittstelle Fahrzeugdaten ab, versenden diese über ein gesichertes Mobilfunktnetz an die ekoio-Cloud und stellen die Informationen dann übersichtlich und anwenderbezogen auf der ekoio-WebApp dar.
Seedmatch: Erklär doch bitte in zwei oder drei Sätzen das Prinzip und die Funktionsweise des ekoio-Systems.
Immanuel Rebarczyk: Die Nutzung von ekoio ist kinderleicht. Der ekoio-Stick wird an die genormte OBD-2-Schnittstelle im Fahrzeug angeschlossen. Diese befindet sich immer in Reichweite des Fahrers und muss per Gesetz ohne Werkzeug erreichbar sein. Sobald die ekoio-Hardware eingesteckt ist, beginnt sie sich mithilfe von GPS und Fahrgestellnummer automatisch zu kalibrieren und ist sofort einsatzbereit.
Die Kopplung mit der ekoio-WebApp, um die vorhandenen Fahrzeugdaten nutzen zu können, funktioniert über eine gesicherte Cloud-Plattform per Mobilfunknetz (GSM), also wie bei einem Handy per SIM-Karte. Dadurch funktioniert das ekoio-System autark von weiteren mobilen Endgeräten und kann ideal in Flotten und Fuhrparks eingesetzt werden.
Seedmatch: In diesem Zusammenhang ist der Datenschutz ein wichtiges und sensibles Thema. Wie geht ihr hier vor?
Immanuel Rebarczyk: Grundlegend ist zu sagen, dass wir Lösungen für Geschäftskunden bieten und kein Interesse an persönlichen Nutzerdaten haben. Der rechtliche Rahmen ist dabei klar definiert: ekoio ist dank seiner umfangreichen Zertifikaten legal im Straßenverkehr und in jedem Fahrzeug einsetzbar. Weiterhin schließen wir mit jedem unserer Kunden immer eine Vereinbarung zum Datenschutz und zur Datensicherheit in Auftragsverhältnissen gemäß § 11 BDSG. Darin wird genau der Umfang, die Art und der Zweck der Erhebung, Verarbeitung und / oder Nutzung personenbezogener Daten beschrieben.
Wenn also eine Autovermietung ekoio nutzt, dann muss deren Kunde informiert werden und kann diese selbstverständlich ablehnen. Ein Muss gibt es nie. Gleiches gilt für Arbeitgeber, die ekoio für ihre Mitarbeiter anbieten. Kein Arbeitnehmer kann gezwungen werden, ein Fahrzeug und die positiven Effekte durch ekoio in seinem Fahrzeug zu nutzen.
Unsere Erfahrungen aus der Kundenpraxis sehen sehr positiv aus. Hier stößt ekoio mit seiner Lösung auf breite Zustimmung und bietet u. a. Autovermietungen die Möglichkeit, den eigenen Kunden einen besonderen Sicherheitsservice durch die integrierte Unfallerkennung anzubieten. Außerdem freuen sich Kunden, wenn sie nach der Rückgabe und dem nachhaltigen Umgang mit dem Fahrzeug auch entsprechend dafür belohnt werden.
Ähnlich sieht es im Bereich Logistik aus. Hier arbeiten wir eng mit Betriebsräten zusammen, um für den einzelnen Mitarbeiter etwa durch Bonusprogramme echte Mehrwerte zu erzielen. Dabei geht es darum, gemeinsam Unternehmensziele wie z. B. Einsparungen erreichen zu können und Teil eines großen Ganzen werden zu können. Diese und viele weitere Dinge kann ekoio anbieten und leisten. Dabei steht vor allem aus Datenschutzgründen immer der Nutzer im Fokus.
Seedmatch: Wo steht ihr derzeit? Welche Anwendungsbereiche gibt es für ekoio?
Immanuel Rebarczyk: ekoio ist im ersten Schritt auf den deutschen B2B-Markt mit ca. 4,4 Millionen Fahrzeugen in Firmenflotten fokussiert. Diese mit ekoio auszustatten, ist das klar definierte Ziel. Derzeitige und potenzielle Kunden finden sich im Bereich der Logistik, dem Behördenumfeld, bei Autovermietungen und Leasing-Gesellschaften.
Dabei sind die Anwendungsgebiete und damit die möglichen Einsatzgebiete von und für die ekoio-Lösung sehr vielfältig. Nehmen wir mal den Markt der Autovermieter. Dieser wird sich in Zukunft grundlegend verändern. Es geht los mit realen Fahrzeugdaten wie Kilometer-Ständen, Fahrzeugfehler oder Unfallmeldungen die in bestehende Vermietsysteme integriert werden und wird darin gipfeln, dass die Anmietung eines Fahrzeuges völlig automatisiert wird. Dazu gehört das Öffnen und Schließen eines Fahrzeuges, die Annahme und Rückgabe sowie die Belohnung für den Fahrer, wenn man ordentlich mit dem Fahrzeug umgegangen ist. Dazu wird ekoio in Zukunft einen entscheidenden Beitrag leisten.
Seedmatch: Mit eurer Lösung bewegt ihr euch auf einem hart umkämpften Markt. Was habt ihr dem Wettbewerb entgegenzusetzen?
Immanuel Rebarczyk: Ich denke es ist eine Mischung aus Know-how und kundenfokussierter Flexibilität, die wir mit unserem modular aufgebauten System anbieten. Mit dieser Strategie konnte sich ekoio bei sehr großen Geschäftskunden bereits gegen weitaus größere Player aus den Bereichen Telematik und Mobilfunk durchsetzen.
Seedmatch: Wie geht ihr künftig das Thema Vertrieb an und wie generiert ihr Umsätze?
Immanuel Rebarczyk: Mitte des Jahres werden wir mithilfe des eingesammelten Kapitals einen deutschlandweiten Vertrieb aufbauen. Dazu entwickeln wir bereits Konzepte und führen erste Bewerbungsgespräche. Dabei verkaufen wir unsere ekoio-Hardware als Kauf-, Miet- oder Leasing-Modell mit einem monatlichen Abo für die Verarbeitung, Bereitstellung und Nutzung der Fahrzeugdaten über die ekoio-WebApp.
Darüberhinaus entwickeln wir mit Geschäftskunden wie Behörden, Versicherungen, Autovermietern oder Werkstattketten Konzepte für die Nutzung ihrer Fahrzeugdaten. Hier tritt ekoio als Dienstleister auf und stellt seine Hard-und Software entweder direkt oder als White-Label-Lösung zur Verfügung.
Seedmatch: Im vergangenen Jahr seid ihr als eines von sechs Startups in das SpinLab Leipzig gezogen. Welche Fortschritte habt ihr während des Accelerator-Programms gemacht, welche Learnings habt ihr mitgenommen?
Immanuel Rebarczyk: Die Aufnahme in die erste Klasse des SpinLab-Accelerators war für uns ein entscheidender Schritt, um an dem Ort, wo wir leben und arbeiten, in das beste Netzwerk integriert zu werden. Jeder Tag im SpinLab war und ist für uns als Team wertvoll. Sei es durch Gespräche mit den anderen Gründern, die vielfältigen Angebote rund um Workshops oder aber durch Netzwerk-Veranstaltungen, bei denen man auf unzählige Investoren trifft.
Rückblickend kann ich sagen, dass sowohl der ProSiebenSat.1-Accelerator wie auch der HHL SpinLab Accelerator maßgeblich dazu beigetragen haben, dass ekoio heute ein fertiges Produkt verkauft, die Außenkommunikation geschärft ist und unser Netzwerk um ein Vielfaches erweitert wurde.
Seedmatch: Mit dem ProSiebenSat.1-Accelerator habt ihr auch einen prominenten Investor an Bord holen können. Gibt es außerdem Kooperationspartner, die euch bei der (Weiter-)Entwicklung von ekoio unterstützen?
Immanuel Rebarczyk: ekoio konnte zu Beginn ein EXIST-Gründerstipendium des Bundesministerium für Wirtschaft und Energie erhalten und auf die wissenschaftliche Unterstützung der Westsächsischen Hochschule Zwickau vertrauen. Außerdem wurden von der Sächsischen Aufbaubank (SAB) drei Technologiegründerstipendien vergeben. Weitere Kooperationspartner und Unterstützer finden sich im Bereich der Telekommunikation, Versicherungsbranche und von Werkstattketten. Da Diskretion und Datenschutz bei ekoio von höchster Bedeutung sind, können wir an dieser Stelle keine konkreten Namen nennen.
Seedmatch: Die Entscheidung, sich in Sachen Finanzierung an die Crowd zu wenden, ist eine sehr bewusste. Warum habt ihr euch für ein Crowdfunding bei Seedmatch entschieden? Welche Effekte erhofft ihr euch von der Kampagne?
Immanuel Rebarczyk: Im ersten Schritt waren wir nicht 100 %-ig davon überzeugt, ein B2B-Produkt im Crowdfunding-Umfeld zu platzieren und wurden dann aber aufgrund der bei Seedmatch bereits erfolgreich durchgeführten Kampagnen von z. B. Smartview360, OakLabs oder edicted. eines Besseren belehrt. Wir haben eine genaue Vorstellung davon, wie wir ekoio im Geschäftskundenbereich platzieren werden und sind uns sicher, dass auch die Crowd-Investoren dieses Modell unterstützen werden. Und wer weiß, vielleicht wählen wir auch bei der Einführung unseres zukünftigen Privatkundenproduktes wieder Crowdfunding, um die nächsten Schritte mit ekoio zu gehen.
Seedmatch: Welche Ziele verfolgt ihr mittel- bis langfristig und wofür plant ihr das frische Kapital der Crowd konkret einzusetzen? Warum sollten Investoren in ekoio investieren?
Immanuel Rebarczyk: Das eingesammelte Kapital werden wir zu 100 % in den Aufbau des Vertriebs sowie in den Ausbau unserer Entwicklung investieren.
Ein Investment in ekoio lohnt sich, weil…
- … mehr als 34 Millionen Fahrzeugen allein in Deutschland Potenzial für ekoio bieten – in einem Markt, der Wachstumsraten von über 20 % verzeichnet und langfristig weltweit auf ein Gesamtvolumen von 115 Milliarden Euro taxiert wird.
- … es eine Zielgruppenvielfalt bestehend aus den unterschiedlichsten B2B-Bereichen gibt: Der Einsatz von ekoio ist für Autovermietungen, Logistiker, Behörden, Versicherungen, Werkstätten, Leasing-Unternehmen sowie Carsharing-Dienstleister interessant. Außerdem unser Netzwerk zu Führungskräften potenzieller Kunden in der letzten Zeit stark gewachsen.
- … die Skalierbarkeit der Hardware-Produktion durch gesicherte Distributionsprozesse ermöglicht wird.
- … wir ein Geschäftsmodell ohne teure Marketing- und Werbekosten entwickelt haben.
- … wir ein hochmotiviertes Team aus Experten haben, das belastbar und durchsetzungsstark ist.
Seedmatch: Vielen Dank für das Gespräch, Immanuel, viel Erfolg für das Funding und allzeit gute Fahrt!
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Warnhinweis: Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen.