Nach zwei herausfordernden Pandemie-Jahren hatten wir uns doch alle etwas Erholung und Unbeschwertheit in diesem Jahr erhofft. Doch blickt man auf die weltpolitischen Geschehnisse, schließt sich auch in diesem Jahr ein bedrückendes Gefühl nahtlos an. Aber das ist nur der Blick aufs Ganze. Geht man tief in sich, so fallen fast jedem bestimmt auch zahlreiche positive Momente ein, die dieses Jahr bisher begleiteten. So zum Beispiel war es endlich wieder möglich, ausverkaufte Stadien und Konzerte zu besuchen – und diese gemeinsam mit Freunden und Familie zu genießen. Eine Entwicklung, die Marcus Fitzgerald, Gründer und CEO der Musik-Matching-Plattform gigmit, ebenfalls beobachtet. Bereits zum dritten Mal durften wir Marcus bei uns zum Interview begrüßen und sprachen mit ihm über die Erholung der Eventbranche, Gleichstellung, neue Projekte und Gründe für eine dritte Crowdinvesting-Kampagne.
Seedmatch: Hallo Marcus, aller guten Dinge sind drei, darum herzlich willkommen zurück zu eurer dritten Crowdinvesting-Runde bei Seedmatch. Insgesamt konntet ihr in euren vorherigen Kampagnen bereits über 1 Mio. Euro von knapp 900 Investoren einsammeln. Doch für alle Leser, die euch noch nicht kennen: Erkläre doch bitte kurz, was gigmit macht.
Marcus Fitzgerald: Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, die Welt der Live-Musik zu vereinfachen. Das Live-Musikbusiness in seiner jetzigen Form ist komplex und hat zu viele Einstiegshürden. Deshalb wollen wir Tourneen, Buchungen und die Events zu einem reibungslosen Erlebnis machen. Wir wollen aufräumen: Das Business schnell, einfach, datengesteuert und für alle zugänglich machen.
gigmit ist eine Plattform, die es den derzeit 220.000 Veranstalter*Innen und Künstler*Innen ermöglicht, fundierte Booking-Entscheidungen auf der Basis von lokalen Fan- und Streaming-Daten zu treffen: ausverkaufte Shows, einfach gemacht.
gigmit hilft dabei, mit den richtigen Leuten in Kontakt zu treten, um erfolgreiche Live-Musik-Events auf der ganzen Welt zu kreieren und zu spielen.
Seedmatch: Was hat sich seit der letzten Kampagne Anfang 2021 bei euch getan?
Marcus Fitzgerald: Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll: Wir haben die Nutzerzahl und die monatlichen Registrierungen verdreifacht, die Auftrittsmöglichkeiten sind um 500 % gewachsen und die Gagen der Künstler*Innen noch mehr. Wir haben unser USA-Geschäft gestartet, mit soliden Umsätzen. Außerdem haben wir die Kosten pro Nutzer*In um 300 % gesenkt und den Return on Ad Spend (ROAS) auf 500 % erhöht.
Inhaltlich haben wir die Zusammenarbeit mit Mega-Festivals ausgebaut: Wir bieten nun Slots auf Sziget, Rock am Ring, Iceland Airwaves, Summerstage, Sunset Beach Festival, Reeperbahn Festival und dem Mondo in New York.
Zusammenfassend ist unser Jahresumsatz in beiden Bereichen „gigmit PRO“ und „gigmit for Brands“ um 100 % gewachsen .
Seedmatch: Eine weitere Sache, die sich bei euch verändert hat: Einer eurer Unternehmenswerte ist die Gleichberechtigung, welchen ihr nun verstärkt auch in einem neuen Führungsteam zum Ausdruck bringt. Wie kam es zu dieser Entscheidung, die ihr auch bewusst nach außen transportiert, und was hat sich ggf. schon (positiv) verändert?
Marcus Fitzgerald: Generell haben wir stark an uns gearbeitet, und unsere Werte wie Offenheit und Transparenz oder Einfachheit und Effizienz, für die wir seit Tag 1 stehen, stärker öffentlich gemacht. gigmit ist Teamwork und so sind neben mir viele wichtige Köpfe bei gigmit. Da war es nun ein gutes Timing, auch unsere Entscheidungsträger im Team weiter voran zu stellen. Ich bin extrem froh, dass wir nun paritätisch aufgestellt sind im Führungsteam. Das geht im Einklang mit unseren Werten und übrigens geht es uns nicht nur um Gleichberechtigung beim Geschlecht, sondern auch bei der Bezahlung, Zugang und Chancen. All das haben wir uns auf die Fahne geschrieben und setzen das aktuell um.
Seedmatch: Als wir uns das letzte Mal sprachen, wart ihr noch mitten in der Bewältigung der Corona-Herausforderungen, die vor allem Live-Events tief getroffen haben. Ist inzwischen eine Normalisierung der Branche erkennbar oder sind die Auswirkungen der letzten Jahre noch stark spürbar?
Marcus Fitzgerald: Es gibt natürlich noch Spuren und sicher bietet die allgemeine Weltlage nicht gerade optimale Rahmenbedingungen. Was wir jedoch sehen, sind deutlich mehr Live-Events, deutlich mehr Offenheit für digitale Tools und Plattformen und Offenheit für Hilfestellung, wenn es darum geht, mit Fan-Daten den Club auch voll zu machen. Das ist alles Rückenwind für uns. Außerdem möchte ich mit Stolz sagen: Wir haben die schwerste Krise der Event-Industrie überstanden. Mit blauem Auge. Und jetzt volle Kraft voraus. Denn wir haben keine hohen Energiekosten, aktuell nur marginales bzw. kein Geschäft in Russland oder der Ukraine und damit steht unserem Wachstum trotz schlechter Wirtschaftslage nichts im Weg.
Seedmatch: Wer euren Businessplan bereits aufmerksam gelesen hat, dem ist vielleicht schon “Tinder for Gigs” ins Auge gesprungen. Was verbirgt sich hinter diesem derzeitigen Arbeitstitel?
Marcus Fitzgerald: Die größte Plattform der elektronischen Musik, Resident Advisor, hat unseren internen Arbeitstitel bei einem Artikel über gigmit zur Überschrift gemacht. Da konnten wir uns nicht weiter zurückhalten: gigmit macht Matchmaking von Tag eins. Da kann man gut die Brücke bauen zum Dating. So ist es irgendwie auch zwischen Veranstalter*Innen und Künstler*Innen. Nun erarbeiten wir in App-Form einfache Darstellungen der jeweils anderen Seite, die man swipen kann zum Merken oder Löschen. Wie bei Tinder. Was wir damit im Kern verfolgen, ist auch unsere Mission: Einfach und mit Spaß Auftritte buchen.
Seedmatch: Für die kommenden Jahre peilt ihr ein deutliches Wachstum an. Wie wollt ihr das erreichen?
Marcus Fitzgerald: Es ist eine einfache Gleichung: Zuerst müssen wir aus der Situation heraus, dass unsere Umsätze in etwa unseren Kosten gleichen. Das ist natürlich auch schon eine Errungenschaft, doch brauchen wir ein deutlich größeres wiederkehrendes Basiseinkommen. Kein Problem mit Marketing und Community-Aufbau. Ist die Gewinnschwelle erreicht, können wir mehr und schnell re-investieren, um deutlich rasanter zu wachsen. Wir nutzen dafür übrigens ein Modell, welches sehr stark an unseren KPIs orientiert ist, die wir in der Vergangenheit erreicht haben bzw. in der Zukunft realistisch in der Lage sind zu verbessern.
Seedmatch: Wofür möchtet ihr das Kapital aus der dritten Runde einsetzen?
Marcus Fitzgerald: Ganz einfach: Marketing für den weiteren Community-Aufbau. Das bringt direkten Umsatz. Außerdem müssen wir schneller mit unserem Produkt vorankommen: Investment in weitere Entwicklungskapazitäten ist wichtig. Wir wollen schließlich das beste Produkt der Welt zum Buchen von Live-Auftritten haben. Da sind wir schon auf dem besten Weg.
Seedmatch: Warum sollten unsere Investoren (ein drittes Mal) in gigmit investieren?
Marcus Fitzgerald: Andere Unternehmen sammeln auch ohne Krisen zwei- bis dreistellige Millionen ein. Wir betreiben einen Marktplatz, der standesgemäß lange braucht, bis es der berühmte Selbstläufer wird. Seedmatch ist für uns Community und die richtige Form der Finanzierung. Dass wir mehr Geld brauchen, sehe ich nicht kritisch, denn ich weiß und sehe, wo wir damit landen können und das ist attraktiv für alle.
Seedmatch: Zum Schluss noch eine persönlichere Frage: Im April konntet ihr gigmits 10. Geburtstag feiern. Was war dein schönster gigmit-Moment?
Marcus Fitzgerald: Ich habe nicht die eine Lieblingsband und auch nicht den einen Lieblingsmoment. Das Sony-Investment hat mich bewegt. Bei Bits&Pretzels vor 3.500 Besucher*Innen auf der Bühne zu stehen und eine Gitarre zu zerschlagen, war besonders. Mein erster Trip zum größten Branchenevent, SXSW, in den USA ist auch ein Highlight und unsere Bootsfahrt durch Berlin mit Seedmatch-Investoren und meinem Team irgendwie auch. Und auch wenn das komisch klingt, aber manchmal laufe ich morgens ins Büro und denke mir: gigmit – das habe ich mit aufgebaut – das ist echt genial.
Seedmatch: Lieber Marcus, vielen Dank, dass du dir erneut die Zeit für das Interview genommen hast. Ich wünsche euch einen erfolgreichen Fundingstart!
Marcus Fitzgerald: Danke euch!
Warnhinweis: Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Der in Aussicht gestellte Ertrag ist nicht gewährleistet und kann auch niedriger ausfallen.
