„Ein schlankes Geschäftsmodell in einem Markt, der durch hohe Margen gekennzeichnet ist“ – Interview mit CLASSIQS

Wer auf der Suche ist nach antiken Schätzen und besonderen Einrichtungsgegenständen, der muss nicht mehr mühsam von Händler zu Händler ziehen. CLASSIQS bietet einen spezialisierten Online-Marktplatz für ausschließlich ausgewählte Händler von Kunst, Antiquitäten und Vintage-Design. Mitgründer Friedrich von Bernewitz erläutert im Interview, wie CLASSIQS geboren wurde und welche Vorteile es hat, als Startup Teil des Axel Springer Plug and Play Accelerator-Programms zu sein.

 

Seedmatch: Hallo Friedrich, Euer Funding für CLASSIQS startet diesen Donnerstag. Verrate uns doch kurz: Wenn Du für Dich selbst nach besonderen Antiquitäten Ausschau hältst, in welcher Epoche schaust Du Dich am liebsten um? Hast Du ein Lieblingsstück bei Dir zu Hause?Interview-Foto

Friedrich v. Bernewitz: Da habe ich mich nicht festgelegt, merke aber, dass Asiatika mich zunehmend interessieren. Festgelegt bin ich eher in der Formensprache, klare Linien und eine gewisse Strenge gefallen mir gut. Diese findet man in verschiedenen Epochen – im Biedermeier genauso wie im Industriedesign.

 

Seedmatch: Wie kam es initial zur Idee von CLASSIQS?

Friedrich v. Bernewitz: Karl v. Trott, Mitgründer und Kunst-Experte bei CLASSIQS, und ich sprachen über Barschränke, da verschiedene Freunde, die gerade umzogen, welche suchten. Ich hatte durch puren Zufall einen gefunden, wusste aber keine gute Antwort auf die Frage, wie man gezielt, ohne Gefahr zu laufen einer Kopie oder Fälschung aufzusitzen, alte Barschränke findet – so entstand CLASSIQS!

 

Seedmatch: Welche Epochen und Stile deckt ihr mit CLASSIQS ab?

Friedrich v. Bernewitz: Wir decken mittlerweile eine ziemlich große Bandbreite ab – von dem prähistorischen Asiatika aus der Shang-Dynastie (14.-11. Jh. vor Chr.) bis zu jüngerem Vintage-Design aus den 90er Jahren, wie beispielsweise von Konstantin Grcic – also knapp 3.000 Jahre Kunst und Design.

 

Seedmatch: Wer also auf der Suche nach einem besonderen Einrichtungsgegenstand ist, kann bei Euch fündig werden. Er kann aber auch eine Suche einrichten, falls er nicht das Gewünschte findet? Wie funktioniert diese Suche?

Friedrich v. Bernewitz: Ja – das kann er! Er trägt in zwei Freifelder einfach seine Gesuch-Beschreibung und Email-Adresse ein. Wir sehen diese Anfrage, sortieren die unseriösen aus und stellen sie dann unserem Händlernetzwerk zur Verfügung, die sehr gut Bescheid wissen, wo welche Objekte zu finden sind – das Ganze ist natürlich kostenlos.

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Seedmatch: Wie sah Dein eigener Weg in die Branche aus? Und was fasziniert Dich so daran?

Friedrich v. Bernewitz: Ich ärgerte mich über meine IKEA-Möbel, die kaum einen Umzug unbeschadet überstanden. Bei der Suche nach Alternativen stellte ich fest, dass bspw. ein schlichter Biedermeier Schrank nicht unbedingt teurer ist, als ein ähnlicher Schrank bei IKEA.

Die Faszination besteht für mich in der handwerklichen Kunstfertigkeit im Umgang mit verschiedensten Werkstoffen, die häufig in Antiquitäten und Design-Objekten zu finden sind.

 

Seedmatch: Ihr arbeitet bereits erfolgreich mit renommierten Händlern zusammen. Welche Voraussetzungen müssen Händler mitbringen, um auf eurer Plattform zugelassen zu werden?

Friedrich v. Bernewitz: Verbandszugehörigkeit ist ein Indikator, aber letztlich nur ein Hinweis. Wir kennen jeden Händler persönlich, waren bei ihm vor Ort im Geschäft und haben uns seine Objekte angeschaut. Karl v. Trott, mit seiner Ausbildung bei Sotheby’s und Dr. Melitta Jonas mit ihrem Team, die seit über 30 Jahren im Kunsthandel tätig ist, leisten hier richtig gute Arbeit!

 

Seedmatch: Ihr arbeitet preislich nicht mit einem Abo-Modell für Eure User, sondern mit einem Provisionsmodell. Welchen Vorteil hat dieses Modell für eure Umsätze?

Friedrich v. Bernewitz: Das hat den Vorteil, dass wir bei hohen Warenkörben an dem Verkauf direkt partizipieren. Unser durchschnittlicher Warenkorb liegt bei über 1.200 EUR – das Geschäftsmodell ist für uns schnell lukrativer und der einzelne Händler wird nicht belastet, wenn er nichts verkauft.

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Seedmatch: Seit 2013 seid ihr Teil des Axel Springer Plug and Play Accelerator-Programms. Axel Springer ist damit auch strategischer Partner von CLASSIQS. Was bedeutet das konkret für Euch?

Friedrich v. Bernewitz: Konkret hat uns das beispielsweise die Einbindung bei der WELT gebracht. So konnten wir gerade am Anfang Vertrauen auf der Käuferseite aufbauen und profitieren jetzt und künftig von der Reichweite – die WELT ist nach bild.de und spiegel.de das reichweitenstärkste Newsportal im deutschsprachigen Raum!

 

Seedmatch: Ihr habt nicht nur wichtige Investoren für Euch begeistern können – auch DvH Ventures ist bei Euch eingestiegen. Welche strategische Unterstützung bekommt ihr von dort?

Friedrich v. Bernewitz: Dieter v. Holtzbrinck Medien, die Muttergesellschaft von DvH Ventures, ist Eigentümerin von der Handelsblatt Verlagsgruppe, der ZEIT, des Tagesspiegels, der Weltkunst und von Kunst und Auktionen. Auf den guten Erfahrungen, die wir mit der WELT gemacht haben, bauen wir nun auf. Wir gewinnen so nun Reichweite in zielgruppenspezifischen Formaten – online wie offline – und können so gleichzeitig unsere Marke stärken. Wir freuen uns sehr über den Einstieg und sind gespannt auf das Weihnachtsgeschäft!

 

Seedmatch: Warum setzt ihr jetzt auf Crowdfunding? Ihr habt ja schon recht große Player an Bord.

Friedrich v. Bernewitz: Der große Vorteil von einem Crowdfunding ist ja, dass man nicht nur Kapital aufnimmt, sondern auch viel zielgruppenrelevante Reichweite gewinnt. Da nun, nachdem wir ein umfangreiches Angebot geschaffen haben, Reichweitengewinnung und Umsatzstärkung für uns im Fokus liegen, ist eine Crowdfunding-Kampagne zum jetzigen Zeitpunkt für uns optimal.

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Seedmatch: Was genau soll mit dem eingesammelten Geld passieren?

Friedrich v. Bernewitz: Wir wollen drei wesentliche Punkte angehen, abhängig von der erreichten Fundingsumme:

  • Wir wollen gezielt die Plattform weiter entwickeln – bspw. durch die Fertigentwicklung unserer Augmented-Reality-App, mit der man sich die Objekte virtuell Zuhause ansehen kann.
  • Wir wollen weitere Händler in Frankreich und den Beneluxstaaten gewinnen
  • Wir werden einen Interiordesigner-Bereich bei uns entwickeln, analog zum Händlerbereich, um so dieser immens wichtigen Zielgruppe – vor allem in den USA – einen guten Service bieten zu können.

 

Seedmatch: Gibt es Wettbewerber, die bereits auf die gleiche Idee gekommen sind? Wenn ja, was habt ihr ihnen voraus?

Friedrich v. Bernewitz: Eine auf gewerbliche Händler im deutschsprachigen Raum  spezialisierte Plattform gibt es nicht. Auctionata ist im deutschsprachigen Raum in einem ähnlichen Segment unterwegs, für spezialisierte Händler aber eher unattraktiv. In unserem Businessplan gehen wir ganz konkret darauf ein.

 

Seedmatch: Welches Potential bietet der Markt für euer Geschäftsmodell und damit auch euren Investoren?

Friedrich v. Bernewitz: Der Markt ist gekennzeichnet durch drei wesentliche spannende Merkmale:

  1. Die Größe – mit ca. 45 Mrd. Euro weltweit eine riesiger Markt
  2. Der Online-Anteil liegt im Moment bei ca 10% – das heißt salopp gesagt, der Kuchen ist noch nicht verteilt
  3. Der Online-Anteil wächst mit mehr als 25% p. a. – das heißt, der offline-online Shift, der in vielen anderen Industrien bereits weit fortgeschritten ist, beginnt hier gerade richtig Fahrt aufzunehmen

Das CLASSIQS-Geschäftsmodell ist durch folgende Eigenschaften gekennzeichnet:

  1. Provisionsbasiert – das heißt Partizipation an Verkäufen mit einem durchschnittlichen Warenkorb von mehr als 1.200 EUR
  2. Reine Vermittlung – das heißt keine Lagerhaltung mit dem impliziten gebundenen Umlaufvermögen

In Summe also ein schlankes Geschäftsmodell in einem Markt, dessen Online-Anteil stark wächst und der durch hohe Margen und Warenkörbe gekennzeichnet ist.

 

Seedmatch: Vielen Dank für das Interview, Friedrich. Wir wünschen euch viel Erfolg und einen tollen Fundingstart!

 

Entdecken Sie jetzt CLASSIQS!

 

1 Comment

  1. michael.bobrowski@freenet.de
    19. Februar 2015

    BoDimalismus? Eine vor 25 Jahren geborene Kunstform meldet sich zurück!
    Ein Thema, ein Gespräch, ein neues Stück Kunstrichtung wird geboren und weltweit vorgestellt!

    Antworten

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