BluePatent Teil 2: Plagiate bekämpfen mit der Crowd

Im zweiten Teil der kleinen Serie zu den Bereichen der Patentrecherche bei BluePatent erfahren Sie etwas über den – sicher bekanntesten – Bereich der Bekämpfung von Plagiaten.

Spätestens mit dem Aufruhr um „plagiierte“ Doktorarbeiten ist das Thema in aller Munde. Doch nicht erst seit diesen Ereignissen im Bereich Urheberrecht stellen Plagiate ein ernstes Problem dar. Gefälschte Produkte können zur Gefahr für die Sicherheit von Verbrauchern werden und für viele Unternehmen geht es bei der Bekämpfung von Produktpiraterie nicht nur um ihren Ruf, sondern auch um das wirtschaftliche Überleben.


Gefälschte Produkte: Gefahr für Verbraucher und Unternehmen

Ein Youtube-Video zeigt folgendes Szenario: Ein technischer Prüfstand, in dem zwei Motorsägen aufgehängt sind. Trotz leichter Unterschiede im Detail sind die Ähnlichkeiten der Geräte in Konstruktion und Design nicht zu übersehen. Am Griff jeder Motorsäge hängen Gewichte, die den Griff mit steigender Last langsam verbiegen. Während der Griff der einen Säge der Last standhält und elastisch in den Ausgangszustand zurück federt, verformt sich der Griff der anderen Säge, als wäre er aus Plastik. (Video ansehen)

Der Hintergrund dieses Testaufbaus: Der deutsche Werkzeughersteller Stihl hat seine Produkte hinsichtlich vorgeschriebener mechanischer Anforderungen mit chinesischen Plagiaten verglichen. Die Ergebnisse der verschiedenen Belastungstests, die bei Youtube zu sehen sind, dürften nicht nur Waldarbeiter erschrecken. „Die Qualität der gefälschten Produkte ist in aller Regel miserabel“, so das Fazit des Vorstandsvorsitzenden Dr. Rüdiger Stihl. Trotzdem können die Billigprodukte – meist aus dem fernen Asien – dem Konzern ernsthafte Konkurrenz machen.
Böser Zwilling: Hier wurde fast jedes Detail kopiert (Bildquelle)


Stihl steht beispielhaft für immer mehr Unternehmen, die weltweit unter Produkt- und Markenpiraterie leiden und durch solche Fälschungen teils massiven wirtschaftlichen Schaden erleiden. Bekannte Beispiele wie Sportbekleidung mit zum Verwechseln ähnlichen Markenzeichen, gefälschte Luxusartikel wie Uhren und Taschen oder Nachbauten des iPhone stellen dabei nur Spitze des Eisbergs dar. Denn neben Konsumgütern geraten auch Industrieprodukte immer mehr in den Fokus der Plagiatoren. Auf dem Markt zirkuliert alles: Ersatzteile für Autos, die unter falscher Marke angeboten werden, gefälschte Medikamente, abgekupferte Bauteile für Maschinenbauunternehmen. Dabei schrecken die Hersteller von Plagiaten in vielen Fällen nicht einmal davor zurück, auch Prüfsiegel wie das TÜV- oder das GS-Zeichen zu fälschen. Bei vielen Produkten mag es einfach ärgerlich sein, wenn sie schnell kaputt gehen, bei einer Kettensäge ist es in hohem Maße gefährlich. Beinahe regelmäßig erfahren wir leider in den Medien von schädlichem Kinderspielzeug. In den letzten Jahren gerieten u.a. Spielzeuge in die Schlagzeilen, die Formamid, Blei oder krebserregende Weichmacher enthielten. Alarmierend ist auch die Zunahme gefälschter Medikamente.

Die wirtschaftlichen Schäden sind enorm. Beispiel Deutschland: Hier sind nach Angaben des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) rund zwei Drittel der Hersteller von Investitionsgütern von dem Problem illegaler Kopien betroffen. Eine 2010 durchgeführte Umfrage unter den VDMA-Mitgliedern ergab, dass der Branche 2009 geschätzte 6,4 Mrd. Euro durch Produktpiraterie verlorengingen, rund acht Prozent mehr als noch 2008. Auch Markenpiraterie nimmt in der EU immer mehr zu. „Im vergangenen Jahr stellten die europäischen Zöllner Waren im Wert von geschätzt einer Milliarde Euro sicher“, meldete die Presseagentur DAPD kürzlich. Die Zahl sichergestellter Sendungen habe sich im Vergleich zu 2009 verdoppelt. (u.a. hier nachzulesen) Gefälscht wird fast alles und es geht um viel Geld: so hat bspw. die Wirtschaftswoche kürzlich eine „Hitliste“ der gefälschten Produktgruppen erstellt, an denen am meisten verdient wird. Der tatsächliche Schaden, der durch Produkt- und Markenpiraterie verursacht wird, ist schwer zu schätzen, denn die Dunkelziffer der nie entdeckten Plagiate dürfte hoch sein.

Zu den direkten Folgen wie Umsatzeinbußen und steigende Kosten für Schutzmaßnahmen gesellen sich mittelbare Folgen wie ein Absinken des Preisniveaus, Verlust des propiertären Know-how-Vorsprungs oder Imageverluste, die durch Produkte schlechter Qualität entstehen, wenn sie unter falschem Namen verkauft werden.


Wie können Unternehmen Produktpiraterie bekämpfen und wie hilft BluePatent?

Viele geschädigte Unternehmen versuchen, die Vermarktung von Plagiaten zu stören. Sie suchen beispielsweise auf Messen nach Plagiaten und lassen diese beschlagnahmen. Die bereits erwähnte Umfrage des VDMA ergab, dass 53 % der Firmen bereits Plagiate auf Messen entdeckt hatten. Manche Unternehmen beschäftigen auch Detektive und Rechtsanwälte in den Herstellerländern, aus denen die Plagiate stammen. Diese durchsuchen vor Ort die lokalen Märkte und versuchen, Vertriebswege für den Export in die geschützten Märkte aufzudecken. Dies ist auch Teil der Verteidigungsstrategie des Werkzeugherstellers Stihl, wie die Wirtschaftswoche beschreibt: Stihl gebe allein für Detektive und Anwälte in China pro Jahr „einen sechsstelligen Betrag“ aus. Dies kann sich bei weitem nicht jedes Unternehmen leisten. Insgesamt beliefen sich bei Stihl die Kosten auf das Drei- bis Dreieinhalbfachen des zugesprochenen Schadensersatzes. Die Bekämpfung der Fälschungen ist also sehr teuer.

BluePatent greift das Bedürfnis der betroffenen Unternehmen auf und bietet einen günstigen Weg, um Unternehmen bei der Entdeckung von Produktplagiaten zu helfen. Zentral ist dabei das Crowdsourcing-Prinzip: Unternehmen können über die Crowdsourcing-Plattform bluepatent.com Rechercheaufrufe zu den Produkten starten, von denen sie wissen oder befürchten, dass diese kopiert und in geschützten Märkten vertrieben werden. Die Crowd macht sich dann auf die Suche nach Beweisen dafür, dass Plagiate des jeweiligen Produkts in Umlauf gebracht werden.

Mögliche Dokumente sind neben den Produkten selbst beispielsweise Kaufbelege, Produktkataloge oder Dokumentationen von Messen. Mit solchen Belegen können Unternehmen vor Gericht darlegen, wer auf welchem Weg Produktfälschungen in Umlauf bringt, und den Vertrieb der Produkte in geschützten Märkten ggf. unterbinden. Als Rechercheur mitmachen kann hier jeder. Die Recherchen setzen kein tiefer reichendes technisches Wissen voraus. In dem Rechercheaufruf wird zudem sehr detailliert und verständlich beschrieben, was der Gegenstand der Recherche ist. Aktuell sucht BluePatent nach Kopien einer Bremsscheibe, die mit einer so genannten Powernut ausgestattet ist. (Zum Rechercheaufruf >>)


Crowdsourcing: Viele Köpfe für schnellere und bessere Ergebnisse

Dass Crowdsourcing ein gangbares Prinzip für die Jagd nach Plagiaten ist, zeigt das aktuelle Beispiel Guttenplag: In dieser kollaborativen Dokumentation arbeiteten Plagiatsjäger nach dem Crowdsourcing-Prinzip gemeinsam daran, um plagiierte Stellen in der Dissertation des ehemaligen Wirtschafts- und Verteidigungsministers Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg zu identifizieren. Dass sie damit Erfolg hatten, ist bekannt: Insgesamt hat Guttenplag nach Auskunft der Webseite (Stand Nov. 2011) bis heute 1218 Plagiatsfragmente aus 135 Quellen ausfindig gemacht. Ähnliche Projekte zur Untersuchung weiterer akademischer Arbeiten sind längst gestartet.

BluePatent ist das erste Unternehmen, das dieses Prinzip konsequent im Bereich der Produkt- und Markenpiraterie umsetzt. Durch das Crowdsourcing-Prinzip kann eine besonders kostengünstige und effiziente Suche nach Plagiaten realisiert werden. Von zentraler Bedeutung ist dabei auch das von BluePatent entwickelte, differenzierte Prämienmodell: Unternehmen zahlen nur eine geringe Gebühr für das Einstellen eines Rechercheaufrufs. Weitere Kosten werden erst bei Abrufen der Einreichungen fällig, die von den Rechercheuren getätigt werden. Die Rückläufer aus den Recherchen werden zuerst durch die Schutzrechtsexperten von BluePatent geprüft und den Unternehmen dann zum Kauf angeboten. Die Unternehmen gehen so ein geringes Kostenrisiko ein und können dennoch mit einer hohen Aufklärungsquote rechnen. Erfolgreiche Plagiatsjäger können beim Verkauf ihrer Rechercheergebnisse mit attraktiven, zuvor mit den Unternehmen ausgehandelten Prämien rechnen.

 

Aktuell haben Sie auf der Plattform Seedmatch die Möglichkeit, sich mit einem Investment an BluePatent zu beteiligen. Mehr erfahren >>

 

1 Comment

  1. PatrWink
    26. Juli 2017

    Es ist schon dreist, wie manche Unternehmen die Produkte der Konkurrenz einfach kopieren. Vor allem junge Unternehmen können sich da ja kaum gegen wehren, da ihnen einfach die Mittel fehlen.
    Ich denke es ist eine gute Sache, wenn man mit Hilfe einer Patentrecherche versucht, Plagiate im Keim zu ersticken.

    Patrick

    Antworten

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