Immer mehr Startups entdecken den Bereich der grünen Technologien und erneuerbaren Energien für sich. Sie begnügen sich nicht allein mit disruptiven Geschäftskonzepten in einem bestimmten Markt, sondern wollen mit ihrem Ansatz unsere Welt auch nachhaltig zum Besseren verändern. Ein solches Unternehmen ist die sonnen GmbH.
Die Erfolgsgeschichte dieses Startups begann in 2010 mit der ersten sonnenBatterie, welche gleichzeitig das erste lieferfähige Lithium-Ionen-Komplettsystem war. Der Vorteil: Die Batterie hat keine Memoryfunktion – d. h. sie behält auch bei nur teilweiser Beladung ihre vollumfängliche Akkuleistung. In den Folgejahren wurde das Batteriespeichersystem stetig weiterentwickelt und auch “Smart-Home”-tauglich. Jüngster Meilenstein war die sonnenCommunity 2015, durch die sich sonnen zum Energieversorger weiterentwickelte. In dieser dezentrale Energiegemeinschaft wird es Erzeugern und Verbrauchern von grünem Strom erstmals möglich, voneinander zu profitieren.
Bis heute hat die sonnen GmbH weltweit mehr als 20.000 sonnenBatterien installiert und ist damit Weltmarktführer für Batteriespeicher. Das Unternehmen beschäftigt an sieben Standorten weltweit über 400 Mitarbeiter und bereits mehr als 75.000 Menschen werden von der sonnenCommunity mit sauberer und bezahlbarer Energie versorgt.
Wie gelang binnen so kurzer Zeit diese rasante Entwicklung und wie profitieren die Kunden nun davon? Wir haben bei Gründer und CEO Christoph Ostermann nachgefragt.
Econeers: Hallo Herr Ostermann, vielen Dank, dass Sie sich für unsere Leser die Zeit genommen haben. 2010 gab es etliche Anbieter für Stromspeichersysteme noch gar nicht. Wie kam sonnen auf die Idee und was wollten Sie anders machen?
Christoph Ostermann: Das stimmt, 2010 hat kaum jemand daran gedacht, seinen eigenen Solarstrom auch selbst zu verbrauchen. Damals war die Einspeisevergütung noch recht hoch und die Strompreise deutlich niedriger als heute. Das damalige Renditemodell war die staatlich subventionierte Volleinspeisung. Kurz gesagt: Es gab keinen Markt für Stromspeicher. Das war auf der einen Seite gut, weil es keine Konkurrenz gab aber auf der anderen Seite schlecht, weil es keine Kunden gab. Wir waren aber überzeugt davon, dass es für viele Menschen interessanter ist, ihren selbst erzeugten Strom auch selbst zu nutzen. Langfristig war das auch logisch, da eine sinkende Einspeisevergütung absehbar war. Aber wir sind in der Anfangszeit von vielen Leuten für unsere Idee belächelt worden. Heute sind wir der weltweit größte Hersteller von Stromspeichern.
Econeers: War damals schon an die Schaffung einer sonnenCommunity zu denken?
Christoph Ostermann: In der Form wie heute sicher nicht, also als virtuelles Kraftwerk in dem unsere Mitglieder ihren Strom teilen oder über die sonnenFlat sogar kostenlosen Strom beziehen können. Diese Ideen sind erst durch eine genaue Analyse der Wünsche und des Verhaltens unserer sonnenBatterie-Kunden entstanden. Daraus haben wir ganz neue Produkte und Geschäftsmodelle entwickelt und leisten damit Pionierarbeit am Energiemarkt. Aber auch die heutige sonnenCommunity ist ohne unsere anfängliche Vision von unabhängiger, sauberer und bezahlbarer Energie, nicht denkbar.
Econeers: Seit dem Jahr 2015 gehört Herr Schröder, ehemaliger Deutschland-Chef von Tesla, zu Ihrem Führungsteam. Inwieweit hat das Unternehmen konkret von diesem personellen Zuwachs profitiert?
Christoph Ostermann: Philipp Schröder war ja vor seinem Wechsel zu Tesla bereits bei sonnen und ist nach seiner sehr erfolgreichen Zeit als Geschäftsführer von Tesla in Deutschland wieder zu uns zurückgekommen. Seitdem hat sich das Unternehmen sehr stark verändert. Wir sind kein reiner Hersteller von Stromspeichern mehr, sondern ein neuer Energiedienstleister. sonnen ist heute eine internationale Marke und in kurzer Zeit auch deutlich bekannter geworden. Wir haben neue Niederlassungen in Berlin, Sydney, Bergamo und natürlich in den USA. Das Tempo des Unternehmens ist enorm, die Anzahl der Mitarbeiter hat sich in den letzten beiden Jahren auf über 400 verdreifacht. Wir haben 2017 gerade das höchste nominelle Umsatzwachstum der Unternehmensgeschichte verzeichnet. Dahinter steckt eine gewaltige Anstrengung des gesamten sonnen-Teams und Philipp Schröder hat sicher einen großen Anteil daran.
Econeers: Sonnen ist ein perfektes Beispiel für ein junges Startup, welches in den letzten Jahren eine große Entwicklung hingelegt hat und nun zu einem weltweit agierenden Unternehmen gewachsen ist. Neben den positiven Entwicklung mussten Sie sicher auch einige Rückschläge einstecken, an welche erinnern Sie sich noch konkret?
Christoph Ostermann: Die Anfangszeit war sicher am schwierigsten. Ich und mein Mitgründer Torsten Stiefenhofer haben die ersten Jahre aus eigener Tasche finanziert. Keine Bank wollte Geld für unsere Idee geben. In der Beziehung hat Deutschland sicher einen großen Nachteil gegenüber anderen Regionen auf der Welt. In so einer Phase gibt es natürlich immer wieder Situationen, bei denen alles auf Messers Schneide steht. Diese Phase haben wir mit sehr viel Arbeit und sicher auch etwas Glück überstanden. Heute sind wir in der glücklichen Position, dass wir uns über mangelndes Interesse von Investoren keine Gedanken mehr machen müssen.
Econeers: Mit Ihrer Unternehmensentwicklung sind Sie ein Vorzeige-Beispiel für die deutsche Startup-Szene. Haben Sie einen Tipp für andere Gründer, wie man so erfolgreich wird?
Christoph Ostermann: Den entscheidenden Tipp habe ich leider nicht. Natürlich muss man zu 100 Prozent von seiner Idee überzeugt sein, aber welcher Gründer ist das nicht? Speziell bei uns war und ist es nach wie vor wichtig, dass wir sehr schnell an einem schnell wachsenden Markt sind und uns damit auch gegen weitaus größere Wettbewerber durchsetzen können. Es gehört sicher auch immer Glück dazu, da man bestimmte Probleme nicht von vornherein kommen sieht. Das Team muss zusammenpassen und man muss natürlich mit Rückschlägen umgehen können und daraus lernen.
Econeers: Nun zu Ihrer neuesten Entwicklung, die sonnenCommunity. Auch ohne eigene PV-Anlage können beispielsweise Wohnungsmieter der Community beitreten. Wie kann das funktionieren?
Christoph Ostermann: Die Mitglieder der sonnenCommunity erzeugen häufig mehr Energie als sie selbst brauchen können. Dieser bilanzielle Überschuss genügt, damit wir auch Mitglieder innerhalb unseres virtuellen Kraftwerks versorgen können, die keine eigene PV-Anlage oder keinen eigenen Speicher haben. Wir entkoppeln damit die Nutzung eines Speichers von einer eigenen PV-Anlage. Langfristig werden damit Großstädte zu Speichern.
Econeers: Wie ist die Idee einer sonnenCommunity ganz genau entstanden?
Christoph Ostermann: Jede sonnenBatterie ist online. Der Kunde kann also immer sehen, wie viel Strom er gerade verbraucht, wie viel er mit seiner PV-Anlage produziert oder wie viel er davon speichert. Mit dem reinen Eigenverbrauch kann sich ein Haushalt in Deutschland zu rund 70 – 75 Prozent mit selbst erzeugtem Strom versorgen.
Anhand dieser Daten haben wir gesehen, dass es immer Nutzer gibt, die zu viel Strom erzeugen und solche die gerade zu wenig Strom haben. Dann haben wir uns überlegt, dass es doch eine super Idee wäre, wenn unsere Kunden diese Unterschiede untereinander ausgleichen könnten, statt wie bisher, die Differenz vom Versorger zu beziehen. Über dieses Stromsharing werden die Menschen zu 100 Prozent unabhängig von ihrem bisherigen Versorger.
Econeers: Sie bieten Speichersysteme inklusive aller Serviceleistungen an, aber als Hauseigentümer muss ich mich dennoch selbst um eine PV-Anlage auf dem Dach kümmern. Warum bietet sonnen nicht gleich das komplette Rundum-sorglos-Paket an?
Christoph Ostermann: Wir verkaufen unsere sonnenBatterie nicht direkt an den Endkunden, sondern an unsere Partner. Das sind zertifizierte Elektroinstallateure oder Solarteure in ganz Deutschland, häufig Familienunternehmen, die schon sehr lange am Markt sind. Der Hausbesitzer kann also ganz bequem mit uns Kontakt aufnehmen und der Installateur in seiner Nähe stellt mit ihm dann sein komplettes System aus PV-Anlage + Speicher zusammen. Der Endkunde hat damit auch später einen Ansprechpartner in seiner Umgebung.
Econeers: Können Sie uns kurz die verschiedenen Tarife und damit verbundenen Vorteile für den Stromverbraucher erläutern?
Christoph Ostermann: Wir haben mit einem Stromtarif begonnen, mittlerweile haben wir sie verfeinert und bieten maßgeschneiderter Tarife für verschiedene Kundengruppen an. Der wichtigste ist sicher unsere sonnenFlat. Damit wird der restliche Strom, den ein Community-Mitglied nicht selbst erzeugen kann, kostenlos. Man spart also bis zu 100 % seiner bisherigen Stromkosten. Im Gegenzug stellt der sonnenBatterie-Besitzer kurzzeitig seinen Speicher für die Netzstabilität zur Verfügung und hilft damit Schwankungen im Stromnetz auszugleichen. Hier gibt es verschiedene Tarife, die einen Verbrauch bis 8.000 kWh im Jahr abdecken. Das ist zum Beispiel für Wärmepumpen-Besitzer interessant, die sich zwar im Sommer mit eigenem Solarstrom versorgen können, aber im Winter einen großen Teil dazu kaufen müssten. Die Mitgliedschaft liegt bei 19,99 Euro im Monat bzw. 29,99 Euro bei unserem größten sonnenFlat-Tarif. Wir haben aber auch Tarife für Leute mit einer eigenen PV-Anlage und ohne Speicher. Oder für Leute ganze ohne PV-Anlage und Speicher. Sie alle können Mitglied der sonnenCommunity werden.
Econeers: Nach so viel positivem Input, zum Schluss mal Hand auf’s Herz: Gibt es auch Stromverbraucher, für welche sich der Beitritt zur sonnenCommunity finanziell nicht lohnt?
Christoph Ostermann: Wer etwas für eine neue und saubere Energieversorgung tun will, für den lohnt sich die sonnnenCommunity immer. Es ist aber nicht unser erklärtes Ziel, dass wir dabei gleichzeitig auch immer der günstigste Stromanbieter sein müssen, auch wenn wir das in bestimmten Segmenten wie etwa mit unserer sonnenFlat sicher sind. Natürlich muss man bei den meisten Tarifen erst einmal in eine eigene Solaranlage und eine sonnenBatterie investieren. Aber allein das lohnt sich ohnehin schon, mit unserer sonnenFlat wird es noch attraktiver. Aber jeder kann sich unsere Konditionen anschauen und mit anderen Stromtarifen vergleichen.
Econeers: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für uns genommen haben. Wir wünschen Ihnen natürlich weiterhin viel Erfolg bei der weiteren Entwicklung von sonnen und hoffen, noch viel von Ihnen zu hören.