Ein niedlicher Comic-Dinosaurier, der im Auftrag des Ölgiganten Exxon Mobil auf Twitter mit kindlich naiven Beiträgen für das umstrittene Fracking-Verfahren wirbt – geschickter Social-Media-Schachzug oder peinliche PR-Aktion? Diese Frage bewegt derzeit die Gemüter in dem sozialen Netzwerk.
Aber von vorne: Ende 2014 hatte der Naturschutzverband NABU Exxon-Mobil-Chef Gernot Kalkoffen mit seinem „Dinosaurier des Jahres 2014“ ausgezeichnet. In der Begründung heißt es: Kalkoffen „erhält den Negativpreis für seine Verharmlosung des umstrittenen Fracking-Verfahrens und als Repräsentant einer rückwärtsgewandten Energiepolitik.“
Doch anstatt auf die Kritik der Umweltschützer einzugehen, reagiert Exxon Mobil mit einer fragwürdigen Aktion im Netz. Kurzerhand wurde der mahnende Dino zum Konzernmaskottchen erklärt. Per Twitter konnten Namensvorschläge eingereicht werden – Nach einer, wie Exxon Mobil zugibt, undemokratischen Vorauswahl, machte „Frexxi“ bei den 400 Abstimmungsteilnehmern das Rennen.
Dazu schreibt Exxon Mobil auf seiner „Dialog“-Seite:
„‘Frexxi‘ steht für unser Unternehmen und unsere Überzeugung, dass Fracking nicht nur eine fast schon dinoalte Tradition hat, sondern auch eine aussichtsreiche Zukunft. Gerade auch in Deutschland.“
Das Ziel, das Exxon mit Unterstützung seines neuen „Mitarbeiters“ aus der Urzeit erreichen will, ist klar: Fracking wird als Zukunftstechnologie präsentiert, Gefahren als harmlose Nebenwirkungen heruntergespielt.
Und so unbedarft präsentiert sich „Frexxi“ der Twitter-Gemeinde:
So,ich wohne jetzt bei @ExxonMobil_ger. Eigentlich nette Leute hier. Muss doch gleich mal fragen, was das mit diesem #Fracking auf sich hat.
— Frexxi (@TherealFrexxi) 6. Februar 2015
Fracking gefährlich? Davon will „Frexxi“ gar nichts wissen:
Riecht und schmeckt nach nichts: Die neue #Fracking-Flüssigkeit für #Schiefergas. Fast nur Wasser. pic.twitter.com/qOSoRhAFOX
— Frexxi (@TherealFrexxi) 10. Februar 2015
Auch zahlreiche Fotos von „Frexxi“, der als kuschliger Plüschdino bei Exxon Mobil die schöne Fracking-Welt für sich entdeckt, tummeln sich auf Twitter.
Kurz mal umschauen, wer noch so da ist und dann schnell wieder zuhören. Gibt viel zu lernen hier. #Fracking #Erdgas pic.twitter.com/Ch3TY58htF — Frexxi (@TherealFrexxi) 12. Februar 2015
Dass die Aktion zur sachlichen Annäherung zwischen Exxon Mobil und den Fracking-Gegnern beitragen kann, ist eher unwahrscheinlich. Der Nabu zeigte sich empört und wehrte sich dagegen, dass sein Schmähpreis zu Gunsten der Risikotechnologie Fracking instrumentalisiert wird…
#Fracking nur halb so schlimm? Verniedlichung des Negativ-Preises „Dinosaurier“ zeigt: #Exxon will uns alle für dumm verkaufen! #fail — NABU e.V. (@NABU_de) 10. Februar 2015
…zumal manche Aussagen des Sauriers eine ideologische Verbindung zwischen Nabu und den Energiekonzern vermuten lassen:
…und ich werde kritisch-investigativ sein… Bin ja schließlich vom #NABU erzogen worden. #Erdgas #Fracking #Dino2014
— Frexxi (@TherealFrexxi) 10. Februar 2015
Auch Nordrhein-Westfalens Umweltminister Johannes Remmel meldete sich via Twitter zu Wort und bezeichnete die Exxon-Aktion als „PR-Desaster“. „Bei Kinderwerbung sollte der Spaß aufhören“ so der Grünen-Politiker.
.@ExxonMobil_GER Schönes Ablenkungsmanöver: Sie gehen , massivem Werbemitteleinsatz a Kinder los & behaupten, @NABU_de wäre involviert? -ma — Johannes Remmel (@Minister_Remmel) 10. Februar 2015
Obwohl der Social-Media-Gegenschlag von Exxon Mobil bereits von zahlreichen Medien (z.B. hier und hier) aufgegriffen wurde, hält sich der Erfolg der Kampagne gemessen an der Follower-Zahl von „Frexxi“ in Grenzen. Gerade einmal knapp 140 Twitter-Nutzer konnte der Fracking-Dino nach der ersten Woche vorweisen.
Exxon-Mobil ist der größte Anwender der Fracking-Methode in den USA und will das umstrittene Verfahren auch in Deutschland zur Erdgasförderung einsetzen. Das Unternehmen zählt zu den Klimaverschmutzern der Erde und hat bereits mehrere, schwere Umweltkatastrophen zu verantworten. Anfang 2014 war bekannt geworden, dass Exxon-Mobil-Präsident Rex Tillerson selbst gegen eine Fracking-Bohrung in der Nähe seines Wohnhauses in Texas geklagt hatte.
Ihnen gefällt dieser Artikel? Dann zeigen Sie es Ihren Freunden bei Facebook!