In Deutschland gibt es viele junge Unternehmen mit innovativen, wegweisenden Ideen, die uns begeistern und unseren Alltag verbessern können – doch damit sie Wirklichkeit werden, kommt es auch auf das nötige Kleingeld an. Die eigenen Ersparnisse sind häufig bereits früh aufgebraucht. Bis das Startup erste Umsätze erwirtschaftet, sind jedoch noch einige Hürden zu nehmen und Investments zu tätigen. Fast jedes Startup kommt daher über kurz oder lang an den Punkt, sich mit Fragen der Finanzierung zu beschäftigen. In diesem Beitrag geben wir einen Überblick über die acht wichtigsten Finanzierungsformen für Startups und möchten Gründerinnen und Gründer damit unterstützen, die passende Vorgehensweise für ihr Unternehmen zu finden und das nötige Kapital zu erhalten, damit sie ihre Ideen zum Fliegen bringen können.
1. Bankfinanzierungen
Ein Bankkredit ist der absolute Finanzierungsklassiker für Unternehmen. Der Kredit wird über einen genau definierten Zeitraum zu einem festgelegten Zinssatz abgetragen und bietet somit viel Planungssicherheit. Die Bank erhält weder Anteile noch Mitspracherechte. Allerdings sind viele Banken risikoscheu und gewähren nur jenen Unternehmen Kredite, deren Vorhaben bereits sehr weit vorangeschritten sind, die kurz davor stehen, Gewinn zu erwirtschaften und die Sicherheiten bieten können – das stellt viele Startups vor Schwierigkeiten.
Unternehmensphase | ab der späten Frühphase (1st Stage) |
Finanzierungsvolumen | 25.000 bis 300.000 Euro |
Aufwand | Mittel. Es müssen initial diverse Unterlagen und Nachweise vorgelegt werden, nach Kreditbewilligung entstehen jedoch keine Aufwände mehr. |
Voraussetzungen | Bewährtes Geschäftsmodell, solider Businessplan, gute Bonität sowie Bürgschaften oder andere private Sicherheiten |
Vorteile | Planungssicherheit, keine Abgabe von Stimmrechten, überschaubarer Aufwand |
Nachteile | Risikoaversion der Banken, Vorgaben für Kreditvergabe für Startups häufig schwer zu erfüllen |
2. Business Angels
Business Angels sind Privatpersonen, die ihr eigenes Vermögen in Startups investieren. Oft handelt es sich dabei um aktive oder ehemalige Unternehmer oder Manager. Anders als Venture-Capital-Gesellschaften entscheiden sie nicht vorrangig danach, welches Startup die schnellstmögliche Profitmaximierung verspricht, sondern auch nach persönlichen Interessen und Sympathie. Darum investieren sie in der Regel nicht nur Geld, sondern unterstützen junge Unternehmen auch mit ihrer Expertise und dem Zugang zu ihrem Netzwerk. Irgendwann wollen Business Angels jedoch natürlich auch mit Gewinn wieder aussteigen.
Unternehmensphase | ab der Frühphase (Startup Stage) |
Finanzierungsvolumen | 25.000 bis 1 Mio. Euro |
Aufwand | Hoch. Es ist viel Recherche und Netzwerkarbeit erforderlich, um einen passenden Business Angel zu finden. Ist er erst einmal an Bord, braucht es Zeit für den regelmäßigen Austausch, für Reportings etc. |
Voraussetzungen | Innovative Idee, die den Business Angel persönlich begeistert |
Vorteile | kein ausschließlicher Fokus auf Profitmaximierung, Zugang zu Netzwerk und Expertise, Risikoaffinität des Business Angels (er ist bereit, schon in einer frühen Phase vergleichsweise hohe Summen zu investieren) |
Nachteile | hoher Aufwand beim Finden und in der Betreuung des Business Angels |
3. Crowdfunding & Crowdinvesting
Beim Crowdfunding & Crowdinvesting stellen sich Startups auf Plattformen wie z. B. Seedmatch oder Econeers vor und viele Privatpersonen können bereits mit kleinen Beträgen in das Unternehmen und seine Idee investieren. Es kommt hier also darauf an, dass man in der Lage ist, die Crowd zu begeistern. Beim klassischen Crowdfunding erhalten die Unterstützer im Gegenzug das fertig entwickelte Produkt des Unternehmens oder andere Goodies. Crowdinvesting ist eine Unterform des Crowdfundings, bei der die Investoren eine Rendite erhalten, z. B. durch Zinszahlungen oder eine finanzielle Beteiligung an einem möglichen Exit. Crowdfunding & Crowdinvesting eignen sich insbesondere, wenn man keine Anteile abgeben will und wenn man die Finanzierung mit Öffentlichkeitswirkung & Marketing verbinden möchte.
Unternehmensphase | ab der Frühphase (Crowdfunding ab der Startup Stage, Crowdinvesting ab der 1st Stage) |
Finanzierungsvolumen | 20.000 bis 200.000 Euro (Crowdfunding), 300.000 bis 6 Mio. Euro (Crowdinvesting) |
Aufwand | Mittel. In die Vorbereitung der Crowdfunding-Kampagne und der begleitenden Marketingmaßnahmen fließt einiges an Arbeit. Die Vertragsgestaltung und die Kommunikation mit den Investoren erfolgen jedoch gebündelt über die Crowdfunding-Plattformen. |
Voraussetzungen | Innovative Idee, die die Crowd begeistert, beim Crowdinvesting marktreifes Produkt und erste Umsätze |
Vorteile | keine Abgabe von Anteilen, keine Mitbestimmungsrechte für die Crowd, keine besonderen Sicherheiten erforderlich, starker Marketing-Effekt, Crowdinvestoren werden zu Multiplikatoren und Unterstützern des Unternehmens |
Nachteile | initial höherer Aufwand, Businessplan und Finanzkennzahlen des Unternehmens sind für registrierte Nutzer auf der Crowdfunding-Plattform einsehbar |
4. Eigenfinanzierung (Bootstrapping)
Viele erfolgreiche Gründer haben ihre Geschäftsidee ausschließlich oder überwiegend mit Eigenmitteln umgesetzt. Dafür hat sich der Begriff Bootstrapping etabliert. Diese Finanzierungsart ist am besten für Gründungen geeignet, die sich mit überschaubaren Mitteln umsetzen lassen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Man muss keine Kompromisse eingehen und ist angehalten, effizient zu wirtschaften. Allerdings geht man auch hohe private Risiken ein und verzichtet auf Netzwerke und Unterstützung der Geldgeber. Zudem wächst das Unternehmen häufig langsamer, was insbesondere in einem sehr dynamischen Wettbewerbsumfeld von Nachteil sein kann.
Unternehmensphase | in allen Unternehmensphasen |
Finanzierungsvolumen | in der Regel 5.000 bis 50.000 Euro |
Aufwand | sehr gering |
Voraussetzungen | ausreichend Eigenkapital muss vorhanden sein |
Vorteile | keine Abgabe von Anteilen, keine Kompromisse, effiziente Strukturen, schlanker Kostenapparat, gute Verhandlungsgrundlage für spätere Deals mit Investoren |
Nachteile | privates Risiko, begrenzte finanzielle Mittel, langsameres Wachstum und dadurch die Gefahr, von Wettbewerbern überholt zu werden, Verzicht auf Netzwerke und Unterstützung von Investoren |
5. Family & Friends
Wenn man sich keine professionellen Investoren ins Unternehmen holen möchte, die nötigen Mittel für die Finanzierung der eigenen Geschäftsidee jedoch auch nicht allein aufbringen kann, lohnt es, sich im eigenen Umfeld umzuschauen. Klassische Investmentformen für Family & Friends sind ein Kredit – häufig mit deutlich günstigeren Konditionen als bei professionellen Geldgebern – oder Beteiligungskapital. Wichtig: Wer Family & Friends ins Boot holt, sollte sie für mögliche Risiken sensibilisieren und unbedingt einen schriftlichen Vertrag aufsetzen, um später Unstimmigkeiten zu vermeiden.
Unternehmensphase | in allen Unternehmensphasen |
Finanzierungsvolumen | in der Regel 5.000 bis 50.000 Euro |
Aufwand | sehr gering |
Voraussetzungen | Personen in Familie oder Freundeskreis, die an die Idee glauben und über ausreichend finanzielle Mittel verfügen |
Vorteile | häufig keine Abgabe von Anteilen, weniger Kompromisse als mit professionellen Investoren, Finanzierung schnell umsetzbar, oft sehr günstige Konditionen |
Nachteile | privates Risiko für Family & Friends, häufig begrenzte finanzielle Mittel, langsameres Wachstum und dadurch die Gefahr, von Wettbewerbern überholt zu werden, Gefahr von Unstimmigkeiten in Familie und Freundeskreis |
6. Öffentliche Fördermittel
Mittlerweile gibt es für Startups vielfältige Möglichkeiten, auf öffentliche Fördermittel zurückzugreifen. Eine Form davon sind Förderkredite, z. B. von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) oder regionalen Förderbanken. Beantragt werden Förderkredite über die Hausbank. Da sie von öffentlichen Institutionen wie etwa Ministerien finanziert werden, sind die Konditionen jedoch meist deutlich günstiger als bei klassischen Bankkrediten. Neben den Förderkrediten, die in der Regel zurückgezahlt werden müssen, gibt es auch noch andere öffentliche Fördermittel wie z. B. das EXIST-Gründerstipendium. Es muss nicht zurückgezahlt werden, jedoch müssen Gründer während der Förderphase Seminare besuchen und innerhalb einer festgelegten Frist einen Businessplan vorlegen können.
Unternehmensphase | in der Frühphase (Seed-, Startup- und 1st Stage) |
Finanzierungsvolumen | 50.000 bis 500.000 Euro |
Aufwand | mittel |
Voraussetzungen | je nach Förderprogramm müssen verschiedene Kriterien erfüllt und Fristen eingehalten werden |
Vorteile | keine Abgabe von Anteilen, günstigere Konditionen als bei klassischen Bankkrediten, speziell auf Startups zugeschnitten, häufig Zugang zu Netzwerken und Know-how für Gründer (z. B. Teilnahme an Gründerseminaren) |
Nachteile | Aufwand für die Recherche und das Beantragen geeigneter Fördermittel kann relativ hoch sein |
7. Inkubatoren & Acceleratoren
Inkubatoren setzen in der Frühphase an und unterstützen Startups vor allem mit Sachleistungen wie der Bereitstellung von Räumlichkeiten und IT-Infrastruktur, damit diese sich auf die Entwicklung ihrer Geschäftsidee konzentrieren können. Oft gehören auch Coachings und Mentoring, manchmal eine Anschubfinanzierung gegen Abgabe von Anteilen zum Programm. Träger sind häufig öffentliche Institutionen oder Universitäten. Acceleratoren verfolgen ein ähnliches Modell, jedoch werden sie häufig von Unternehmen oder Venture-Capital-Gesellschaften getragen und unterstützen Startups ab der Wachstumsphase. Hier liegt der Schwerpunkt nicht mehr auf dem Bereitstellen von Infrastruktur, sondern auf Mentoring und Know-how-Vermittlung sowie auf der Anschubfinanzierung gegen Abgabe von Unternehmensanteilen.
Unternehmensphase | in der Frühphase (Inkubatoren) bzw. Wachstumsphase (Acceleratoren) |
Finanzierungsvolumen | 25.000 bis 250.000 Euro (Inkubatoren) bzw. 25.000 bis 100.000 Euro (Acceleratoren) |
Aufwand | mittel |
Voraussetzungen | in der Regel müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden, um sich für die Aufnahme in einen Inkubator oder Accelerator bewerben zu können |
Vorteile | Unterstützung etwa durch Büro- und IT-Infrastruktur, Mentoring & Know-how-Vermittlung, Zugang zu Netzwerken aus anderen Startups, Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen |
Nachteile | Anschubfinanzierungen erfordern in der Regel die Abgabe von Firmenanteilen |
8. Venture Capital
Mit Venture Capital (VC), auch Risiko- oder Wagniskapital genannt, beteiligen sich Unternehmen über einen Fonds an einem Startup. Sie gewähren häufig große Summen von mehreren Hunderttausend bis zu mehreren Millionen Euro und ermöglichen dem Startup so ein extrem schnelles Wachstum. Für diese kräftige Finanzspritze erhalten sie jedoch Firmenanteile und in der Regel auch weitreichende Mitsprache-, Informations- und Kontrollrechte. Ihr Ziel ist ein Exit, d. h. sie möchten zu einem vorgegebenen Zeitpunkt mit deutlichem Gewinn wieder aus dem Unternehmen aussteigen.
Unternehmensphase | in der Wachstumsphase |
Finanzierungsvolumen | mehrere Hunderttausend bis mehrere Millionen Euro |
Aufwand | Hoch. Es ist viel Recherche und Netzwerkarbeit erforderlich, um einen passenden VC zu finden. Ist er erst einmal an Bord, braucht es Zeit für regelmäßige Reportings, Abstimmungen etc. |
Voraussetzungen | das junge Unternehmen muss den Marktstart bereits geschafft haben und vielversprechende wirtschaftliche Kennzahlen vorweisen können |
Vorteile | hohe Finanzierungssummen ermöglichen sehr schnelles Wachstum, Wettbewerber können so überholt oder auf Distanz gehalten werden, VCs bringen häufig Know-how und Kontakte ins Unternehmen ein |
Nachteile | Firmenanteile müssen abgegeben werden, VCs erhalten weitreichende Mitsprache-, Informations- und Kontrollrechte, viel Zeitaufwand für die Betreuung des VC, hoher Wachstumsdruck auf das Unternehmen, Unstimmigkeiten über den künftigen Kurs möglich |
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