Ende Oktober 2020 lief die achte Staffel der Gründershow “Die Höhle der Löwen” aus. Aller Widrigkeiten zum Trotz pitchten insgesamt 40 Startups vor den Augen der bekannten Investoren. Was besonders auffiel: Der Aspekt der Nachhaltigkeit stand hoch im Kurs – und das nicht nur bei den Gründern. Besonders in den “Jung-Löwen” Nico Rosberg wurde viel Hoffnung gesetzt. Wir haben uns einmal genauer angeschaut, welche Gründer mit ihren nachhaltigen Produkten den Gang in die Höhle wagten und warum der Ex-Formel-1-Star die hohen Erwartungen dann doch nicht ganz erfüllt hat.
Gut gebrüllt, Löwe.
Carsten Maschmeyer, Georg Kofler, Judith Williams, Nils Glagau, Dagmer Wöhrl, Ralf Dümmel und Nico Rosberg waren die Investoren der achten Staffel von „Die Höhle der Löwen“. Letzterer bezeichnet sich selbst als Nachhaltigkeitsunternehmer und feierte 2020 sein Debüt als Löwe. Schon vor der Show betont der ehemalige Formel-1-Rennfahrer und Gründer des Greentech-Festivals, dass er großes Augenmerk auf Nachhaltigkeit lege, und knüpfte seine Teilnahme an der Sendung an die Bedingung, die Show stärker auf nachhaltige Startups auszurichten. Immerhin – drei Deals sicherte der neue Juror vor laufender Kamera zu. Am Ende kam allerdings nur ein Investment in Höhe von 250.000 Euro wirklich zustande. Gemeinsam mit Carsten Maschmeyer investierte Nico Rosberg in die Zukunftstechnologie FAUSST des Hamburger Unternehmens Hyconnect GmbH. Das hybride Verbindungselement vereinfacht den Einsatz von Leichtbauwerkstoffen und kann im Schiffbau, der Automobilindustrie sowie dem Flugzeugbau Anwendung finden. Zumindest dem Nachhaltigkeitsgedanken ist Rosberg damit treu geblieben, denn durch die Technologie wird das Materialgewicht reduziert, womit der Treibstoffverbrauch gesenkt und im Umkehrschluss CO2-Emissionen eingespart werden. Chancen, um in nachhaltige Startups zu investieren, gab es jedoch viele mehr – die Hälfte aller Gründer, die sich in diesem Jahr in die Höhle der Löwen wagten, trugen mit ihrem Produkt zu mehr Nachhaltigkeit bei.
“Die Höhle der Löwen“ im Zeichen der Nachhaltigkeit
Das Thema Nachhaltigkeit spielte in der achten Staffel der Gründershow eine besonders große Rolle. Insgesamt 20 Startups trugen mit ihren Produkten zu mehr Nachhaltigkeit bei, indem sie beispielsweise Treibhausgase einsparen, Müll reduzieren oder den Ressourcenverbrauch minimieren. Diese Entwicklung lässt sich nicht nur auf die Teilnahme-Bedingung des neuesten Jury-Mitgliedes zurückführen, sondern auch auf die allgemeine Branchenausrichtung. Laut des aktuellen Deutschen Startup Monitors setzen junge Unternehmen vermehrt auf Umwelt-, Klima- und Ressourcenschutz sowie auf gesellschaftliche Teilhabe. Bei 43 % aller im Rahmen der Studie befragten Unternehmen nimmt Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert ein. So auch bei den Startups aus der Sendung: Eine Mehrfachsteckdose für Elektroautos, ein wiederverwendbarer Schmutzsack für Kinder oder ein smarter Solar-Straßenbelag – nachhaltige Innovationen, die sowohl die Zuschauer als auch die Investoren begeisterten. Trotzdem kam nicht für alle Gründer ein Deal zustande. Wir haben uns drei Produkte einmal genauer angesehen.
Nachhaltige Produkte, die begeistern
Gleich zu Beginn der Show sorgte eine Gründerin für Aufsehen. Mit ihrer veganen Nagelfarbe sorgte Jennifer Baum-Minkus, die Gründerin von gitti, für einen regelrechten Bieterkrieg. Ihr Produkt basiert – anders als herkömmliche Nagelfarben – größtenteils auf Wasser und kommt ohne schädliche Inhaltsstoffe und Tierversuche aus. Auch wenn sich die Löwen-Angebote und Komplimente überschlugen, platzte der Deal nach der Sendung. Für die Gründerin aus Berlin kein Grund aufzugeben: Nach der Show machte sie sich selbst auf die Suche nach Investoren und sammelte insgesamt drei Millionen Euro über verschiedene Kapitalgeber ein.
Allerdings kamen – entgegen der allgemeinen Wahrnehmung – die Mehrheit der Deals, die während der Show zugesagt wurden, im Nachhinein auch tatsächlich zustande. So auch bei Yucona, der wiederverwendbaren Wasserfilterkartusche. Dank der Erfindung von Richard Birich und Inga Plochow können Verbraucher eine Menge Müll und gleichzeitig viel Geld einsparen. Denn auch wenn man mit dem Trinken von Leitungswasser und dem Verwenden einer Wasserkanne mit Filter dem Nachhaltigkeitsgedanken treu bleibt, müssen die Kartuschen in herkömmlichen Kannen regelmäßig ausgewechselt werden – Yucona schafft eine Alternative. Bei den Kartuschen des Berliner Startups muss lediglich das Filtermedium, was unter anderem aus Aktivkohle und Kokosnussschalen besteht, gewechselt werden. Ralf Dümmel war von der Idee begeistert und investierte 250.000 Euro.
Das Produkt von Sven Witthöft, Fabian Barthel und Tim Breker, den Gründer des Mehrweg-Dienstes Vytal, sagt dem Verpackungsmüll den Kampf an. Schätzungen zufolge entstehen allein durch Einweggeschirr und To-Go-Verpackungen 350.000 Tonnen Müll jährlich – das will Vytal mithilfe von “Bowlsharing” ändern. Das Konzept ist einfach: Vytal bringt seinen Partnern verschließbare Schüsseln aus dem wärmedämmenden Kunststoff Polypropylen, die mit einem QR-Code auf dem Deckel ausgestattet sind und per App dem Kunden direkt zugeordnet werden können. Pfand entsteht keiner. Wer die Bowl innerhalb von 14 Tagen nicht zurückbringt, erwirbt sie automatisch für einen Kaufpreis von 10 Euro. Georg Kofler war überzeugt und tätigte mit Vytal sein einziges Investment der Staffel.
Als Crowdinvestor selbst zum Löwen werden
62,5 % aller Pitches bekamen in der diesjährigen Staffel einen Deal. Für die Gründer geht es aber nicht allein um Geld und das Know-how der bekannten Investoren, sie profitieren ebenso stark von der medialen Aufmerksamkeit. Das berichtet auch das ehemalige Econeers-Funding koakult. Im Oktober 2015 wagten sich dessen Gründer Heiko Butz und Daniel Duarte vor die Löwen. Der koffeinhaltige Kakao koawach überzeugte die Jury sofort. Von Jochen Schweizer bekam das junge Startup während der Show ein Angebot – und sie sagten zu. Leider kam der Deal im Nachgang nicht zustande. Dennoch bereuen die Gründer nichts und Daniel Duarte betont: „Die Show hat unser Leben verändert. Bei uns gingen nach der Sendung 30.000 Bestellungen ein, die wir monatelang bearbeiteten und die uns den ersten Millionen-Umsatz bescherten.”
Fünf Jahre später präsentierte sich koawach der Econeers-Crowd. Ähnlich wie die TV-Löwen hatten die Investoren die Chance, das Unternehmen zu bewerten und die Gründer kennenzulernen. Ein Vorteil: Unsere Investoren konnten sich sicher sein, dass koakult den Econeers-Nachhaltigkeitskriterien entspricht und vorab einen sorgfältigen Auswahlprozess durchlaufen musste. 523 Investoren waren überzeugt und entschieden sich, selbst zum Löwen zu werden. Insgesamt investierten sie über 600.000 Euro in das nachhaltige Unternehmen aus Berlin.