60 Prozent aller Arbeitnehmer in Deutschland pendeln täglich zu ihrem Arbeitsplatz, legen dabei durchschnittlich 17 Kilometer pro Strecke zurück – und müssen aufgrund von Staus, verstopften Innenstädten, lästiger Parkplatzsuche oder unpünktlichen öffentlichen Verkehrsmitteln oft viel Zeit und Nerven investieren. Das möchte unser Startup SoFlow ändern: Mit seinen Elektromobilitäts-Produkten – vom Skateboard über den Tretroller bis hin zum E-Scooter – revolutioniert es die innerstädtische Mobilität, sorgt für mehr Flexibilität und Spaß beim Pendeln und hilft nebenbei auch noch, CO2-Emissionen durch den Individualverkehr zu reduzieren. Wir sprachen mit Gründer Manuel Hug darüber, wie das Unternehmen den 43-Milliarden-Dollar-Markt E-Mobilität erobern will, welche Rolle strategische Partnerschaften mit Großkonzernen dabei spielen und auf welche SoFlow-Produktneuheiten wir uns als nächstes freuen dürfen.
Seedmatch: Hallo Manuel, herzlich willkommen. Wie war dein Arbeitsweg heute? Sicherlich hat man in der kleinen Gemeinde Flawil, eurem Schweizer Hauptsitz, kaum Pendlerstress…
Manuel Hug: Pendlerstress ist in Flawil tatsächlich nicht angesagt. Da ich jedoch regelmäßig mit dem Zug von Zürich nach Flawil anreise, spare ich mir in Flawil jeweils den Fußweg von 15 Minuten vom Bahnhof zu unserem Hauptsitz und nutze stattdessen eines unserer E-Mobility-Produkte.
Seedmatch: Mit welchem der SoFlow-Produkte rollst du selbst am liebsten durch die Straßen?
Manuel Hug: Obwohl ich bis vor zwei Jahren kaum Skateboard gefahren bin bzw. ich nicht skaten konnte, nutze ich aktuell am liebsten unser LOU Elektro-Skateboard. Ich schätze die Flexibilität, den Alltagsnutzen und natürlich nicht zuletzt die gehörige Prise Fahrspaß.
Seedmatch: Kannst du unseren Lesern einen Überblick geben, was außerdem noch zu eurem Produkt-Portfolio gehört?
Manuel Hug: Unser Produkt-Portfolio reicht von Elektro-Tretrollern bis Elektro-Skateboards. Zurzeit arbeiten wir an einem kompakten, faltbaren Elektro-Tretroller. Bei uns findet jeder Kunde das richtige Produkt für seine Bedürfnisse. Aktuell führen wir in unserem Sortiment über 18 verschiedene Artikel im Bereich Elektro-Mobilität.
Seedmatch: Wird es erst einmal dabei bleiben oder bekommt die SoFlow-Produktfamilie bald weitere Mitglieder?
Manuel Hug: Wie bereits erwähnt arbeiten wir an einem neuen Elektro-Tretroller, welcher noch dieses Jahr für das Weihnachtsgeschäft für den Endkunden erhältlich sein wird. Desweiteren arbeiten wir stetig an Verbesserungen und neue Innovationen für unsere bestehenden Produkte, insbesondere für das LOU ElektroSkateboard.
Seedmatch: Auch andere Anbieter am Markt haben bereits Skateboards mit Elektro-Antrieb im Angebot. Was macht eure Produkte so besonders?
Manuel Hug: Das ist korrekt. Das LOU Elektro-Skateboard wurde im Gegensatz zu anderen E-Skateboards auf dem Markt für die tägliche Anwendung im Mobilitäts-Alltag konzipiert und entwickelt. Dies fängt beim leichten Eigengewicht des Boards an, geht über das Deck (die Standfläche), welche Kleider oder einen Rucksack nicht beschädigt, bis hin zu einer intelligenten On-/Off-Funktion sowie einer Smartphone-App, über die man die Fahreigenschaften des Boards auf die tägliche Stimmung individuell anpassen kann. Dazu erhältlich sind Accessoires wie der LOU Rucksack und farbige Decks, welche das LOU Board zum idealen Begleiter in der Großstadt machen. Das LOU Board ist für die tägliche Mobilität gemacht!
Seedmatch: Eure Zielgruppe seht ihr vor allem in Menschen, die ihren Arbeitsweg oder Teile davon – Stichwort erste und letzte Meile – auf euren flexiblen elektrischen Fortbewegungsmitteln zurücklegen. Positioniert SoFlow sich damit als Konkurrenz zu Auto, Bus und Bahn?
Manuel Hug: Nein, wir sehen uns als Ergänzung zu anderen Verkehrsmitteln. SoFlow-Produkte sind kombinierbar mit der Bahn, dem Bus und selbstverständlich auch mit einem PKW. Durch unsere Produkte lassen sich so manche Reisen flexibler und effizienter gestalten. Wenn wir mal das Beispiel des Fahrers eines Elektroautos nehmen: Die Ladestationen befinden sich meistens nicht in der unmittelbaren Nähe zum definitiven Ziel – ein SoFlow-Produkt im Kofferraum, welcher auch gleichzeitig als Ladestandort genutzt werden kann, erhöht den Reisekomfort und verkürzt die Reisezeit merklich. Das ist aber nur einer von vielen Use Cases.
Seedmatch: Knapp 60 Prozent aller Werktätigen in Deutschland pendeln zur Arbeit und legen dabei im Durchschnitt fast 17 Kilometer pro Strecke zurück. Lange Staus, verstopfte Innenstädte, Parkplatzmangel, unzuverlässige sowie verspätete öffentliche Verkehrsmittel machen ihnen dabei das Leben schwer. Studien zufolge empfinden viele Arbeitnehmer das Pendeln sogar als stressiger als ihren eigentlichen Job. Wie wollt ihr uns den Arbeitsweg angenehmer machen?
Manuel Hug: Kurz gesagt möchten wir die Flexibilität im täglichen Pendeln erhöhen. Der Kunde kann mittels unserer Produkte selbst entscheiden, wann er seine Strecke fährt. Fahrpläne und Dienstschluss sind für Fahrer von SoFlow-Produkten nicht mehr der Pulsgeber. Wie oft suchen Sie eine passende Parkmöglichkeit in der Nähe eines Ihrer Ziele beispielsweise in der Innenstadt? Durch einen Elektro-Tretroller, welchen Sie bequem im Kofferraum Ihres Autos platzieren, können Sie außerhalb der Innenstadt parken und sich die Zeit und das hochpreisige Parkticket in der Innenstadt sparen.
Seedmatch: Ihr arbeitet sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland bereits mit namhaften Partnern aus dem ÖPNV und der Automobilindustrie zusammen, um die Mobilität der Zukunft voranzubringen. Kannst du unseren Lesern mehr über diese Partnerschaften erzählen?
Manuel Hug: Leider darf ich aktuell noch nicht über die Interessantesten sprechen. Was ich aber sagen kann ist, dass wir mit der SBB (Schweizerische Bundesbahnen) in der Schweiz zeitnah unser Sharing-Modell testen werden und wir mit der Schweizerischen Post intern diverse Möglichkeiten prüfen, um die Effizienz intern zu steigern. Ich hoffe, dass ich im Verlaufe der Kampagne über weitere Projekte wie beispielsweise mit BMW berichten kann.
Seedmatch: Ist die Alltagsmobilität der hauptsächliche Use Case für SoFlow-Produkte? Oder sprecht ihr auch andere Zielgruppen – ich denke da etwa an den lifestyleorientierten Skater – an?
Manuel Hug: Unser Hauptfokus liegt auf dem Nutzen. Unsere Produkte machen mehr Spaß als eine U-Bahn-Fahrt und sind viel flexibler. Daher ist hier klar auch der Pendler im Fokus. Aus meiner Sicht ist ein Produkt, welches einen großen Nutzen bringt, die Effizienz steigert und Freude macht, eine Bereicherung für jeden Nutzer. Aber natürlich können unsere Produkte auch in der Freizeit für den Weg von A nach B verwendet werden. Die Vorteile sind überall die gleichen.
Seedmatch: Wie sieht es eigentlich mit den rechtlichen Rahmenbedingungen aus? Darf ich mit euren Elektro-Skateboards, -Rollern & Co. überhaupt auf der Straße fahren? Und brauche ich dafür einen Führerschein?
Manuel Hug: Aktuell wird in Deutschland eine Fahrzeugprüfung je Produkt vorgeschrieben. Die selbstbalancierenden Fahrzeuge können dabei nicht zugelassen werden. Bei den Tretrollern und E-Bikes respektive den E-Mopeds müssen Fahrzeugprüfungen nach der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) § 21 Betriebserlaubnis für Einzelfahrzeuge durchgeführt werden. Eine Zulassung für alle EU-Länder ist jedoch nur sehr schwierig möglich, da je nach Land verschiedene Regeln gelten. In Frankreich sind z. B. Fahrzeuge bis 6 km/h geregelt und dann wieder ab 25 km/h Für alle Fahrzeuge dazwischen gibt es keine Regelung, weshalb sich diese in einer Grauzone bewegen. In der Schweiz wiederum ist alles sehr einfach. Alle unsere Fahrzeuge haben automatisch die Straßenzulassung, wenn verschiedene Vorgaben wie z. B. Licht und Bremse vorne und hinten, Geschwindigkeitsregelung auf 20 km/h etc. erfüllt werden. In den USA ist es ähnlich wie in der Schweiz. Elektro-Skateboards sind dort in den allermeisten Staaten erlaubt. Auch bei den Elektro-Tretrollern ist ein großer Boom absehbar.
Die PLEV (Personal Light Electric Vehicle), eine europäische Arbeitsgruppe, arbeitet aktuell an der Problematik in der EU. Ziel ist es, eine neue Europäische Norm (EN) zu erarbeiten, um die Nutzung und Zulassung unserer Produkt einheitlich zu regeln. Der letzte Draft dieser Norm wird in diesem Sommer in die Vernehmlassung gegeben. Wenn dieser angenommen wird, geht die Norm weiter in die einzelnen Länder, um dort ratifiziert zu werden. Da in Deutschland das DIN Teil der Arbeitsgruppe ist und alle wichtigen Stellen bei der Erarbeitung bereits beteiligt waren, wird damit gerechnet, dass die Norm in Deutschland schnell verabschiedet wird. Auch Frankreich wartet z. B. sehnlichst auf die neue Regelung. Es wird erwartet, dass dies sodann einen neuen Schub für die bereits heutigen positiven Wachstumszahlen haben wird.
Seedmatch: Wie habt ihr Gründer euch kennengelernt und seid auf die Geschäftsidee mit SoFlow gekommen? Wart ihr früher im Skaterpark gemeinsam in der Halfpipe unterwegs?
Manuel Hug: Zi Fong kenne ich bereits mein Leben lang, wir haben als Kinder zusammen im Sandkasten gespielt und danach gemeinsam die Schulbank gedrückt. Auch nach der Schulzeit haben wir uns nicht aus den Augen verloren. Martin lernte ich vor vielen Jahren an meinem vergangenen Arbeitsplatz kennen. Als wir mit unserem eigenen Unternehmen gestartet sind, wusste ich, dass wir zu dritt ein ideales Team bilden, da jeder von uns ergänzende Stärken hat, was für das Unternehmen ein großer Vorteil ist.
Seedmatch: Ihr seid sehr international aufgestellt und habt Niederlassungen in der Schweiz, in China und den USA. Warum habt ihr euch für diese dezentrale Organisationsform entschieden und vor welche Herausforderungen stellt sie euch?
Manuel Hug: Da wir ein schnelles Wachstum anstreben und die Endkonsumenten und deren Bedürfnisse in unterschiedlichen Regionen der Welt verschieden sind, ist diese Organisation ideal. Dazu kommt, dass wir bei einem internationalen Vertrieb mehrere After-Sales-Stationen benötigen, welche möglichst nahe beim Konsumenten sind. Die verschiedenen Zeitzonen USA, Europa und China waren am Anfang der täglichen Zusammenarbeit sicherlich eine Herausforderung. Dank digitaler Tools, mit welchen wir alle arbeiten, funktioniert dies inzwischen reibungslos.
Seedmatch: In welchen Ländern kann ich eure Produkte aktuell kaufen? Und wo finde ich sie überhaupt – im Sportfachgeschäft, im Elektronikmarkt… oder ganz woanders?
Manuel Hug: Aktuell verkaufen wir unsere Produkte über unsere eigenen Online Stores auf der ganzen Welt. Vor kurzem durften wir sogar eine Bestellung nach Bora Bora, einer Insel in Französisch-Polynesien, liefern. Nebst unseren eigenen Online Shops setzen wir stark auf eine langfristige Zusammenarbeit mit Retailern und deren physischen Stores. In der Schweiz sind wir seit Beginn bei großen und namhaften Retailern vertreten sowie neu auch in Stores in den USA. Unser Business Development Team nimmt nun auch den europäischen Markt, insbesondere Deutschland und Österreich, ins Visier.
Seedmatch: Mit den finanziellen Mitteln, die ihr über das Crowdfunding einsammelt, wollt ihr in die Produktentwicklung, den Ausbau eures Teams sowie in Marketingmaßnahmen zur Bekanntheitssteigerung investieren. Welche Projekte sind konkret geplant und wie sollen sie sich auf euren Geschäftserfolg auswirken?
Manuel Hug: Innovative alltagstaugliche E-Mobility Produkte zu entwickeln und zu vertreiben ist unser Geschäftsmodell und wird sich nach einer erfolgreichen Produktlancierung umgehend auf den Erfolg von SoFlow auswirken. Wir werden dieses Jahr eine Scooter-Linie auf den Markt bringen, welche durch ihre neue Antriebsart einen neuen Standard in unserer Branche setzen wird. Verbesserungen und neue Features werden das LOU Board noch besser machen, damit es auch in den nächsten Jahren das beste E-Skateboard für den Mobilitätsanspruch bleibt. Dazu kommen noch 1 – 2 Überraschungen, welche ich hier und heute noch nicht verraten will (lacht).
Seedmatch: Kannst du unseren Lesern kurz und knapp erläutern, warum es sich lohnt, in SoFlow zu investieren? Was macht euch und euer Geschäftskonzept besonders?
Manuel Hug: Als junges Unternehmen sind wir in einem starken Wachstumsmarkt tätig. Wir sind überzeugt, dass E-Mobilität in den kommenden Jahren aufgrund des ökologischen Umdenkens der Menschen einen immer wichtigeren Stellenwert in deren Leben bekommt. Unser breites Produkt-Portfolio deckt die verschiedenen Bedürfnisse der Endkonsumenten ab und durch unser internationales Team, gemischt mit jungen Querdenkern und erfahrenen Fachleuten, sind wir stets am Puls der Zeit, um neue Innovationen zu einem angemessenen Preis zu entwickeln.
Seedmatch: Vielen Dank für das tolle Interview und die spannenden Einblicke. Ich drücke euch die Daumen, dass eure Kampagne bei Seedmatch weiterhin so gut “rollt” und der Investment-“Flow” nie abreißt.
Manuel Hug: Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Zeit und hoffe natürlich, dass unsere Visionen und unser Unternehmen weiterhin großen Anklang finden.
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