Das Team von Bonaverde hat in den vergangenen Wochen in China am ersten Prototypen gearbeitet und ist gerade frisch wieder zurück in Berlin. Im Gepäck: Ein neues Prototypendesign, das so demnächst in die Produktion gehen kann. Wir haben Patrick Bales, neuer Co-Founder & COO von Bonaverde, zum neuen Design befragt.
Seedmatch: Hallo Patrick, ihr habt gerade das finale Design Eurer Bonaverde Kaffeemaschine vorgestellt. Wie kam es dazu, dass das Design am Ende vom ursprünglichen Entwurf abweicht.
Patrick Bales: Mit dem heutigen Tag fällt uns wirklich ein großer Stein vom Herzen. Wir sind sehr stolz auf das neue Design der ersten serienmäßigen Generation und freuen uns, nun endlich auch unseren inzwischen über 3.200 Vorbestellern mitteilen zu können, wie ihre Kaffeemaschine aussehen wird. Nachdem klar war, dass das ursprüngliche Design technisch nicht umsetzbar ist, musste der Designprozess noch einmal komplett neu angestoßen werden. Der alte Vorschlag stammte noch aus einem Design-Wettbewerb auf der Plattform Jovoto, bei dem wir uns gemeinsam mit der Crowd für den Entwurf eines rumänischen Teams entschieden hatten. Mittlerweile wissen wir, dass dieser zwar schön war und nach wie vor ist, jedoch an einigen Punkten Mängel vorgewiesen hat – beispielsweise bei der Volumenberechnung und des Materialeinsatzes, sodass er in der Produktion schlicht nicht umzusetzen war. Probleme wie diese sind bei Crowdsourcing-Kampagnen im Bereich Industrial Product Design leider nicht immer auszuschließen.
Seedmatch: Mit dem neuen Design könnt ihr nun in die Produktion gehen. Wie habt ihr sichergestellt, dass das neue Design dieses Mal realisierbar ist?
Patrick Bales: Aufgrund der Erfahrungen aus der Crowdsourcing-Kampagne haben wir uns dazu entschieden, das neue Design nun von einem Experten anfertigen zu lassen und den Prozess vom Entwurf bis zur Umsetzung intern abzuwickeln. Dazu konnten wir den renommierten Industrial Product Designer Daniel von Waldthausen der Innovations- und Designagentur Gravity Europe gewinnen, der in diesem Bereich in den vergangenen Jahren zahlreiche Preise gewonnen hat und das Berliner Agenturbüro leitet. Man hat da sofort gemerkt, dass er eine ganz andere Vorgehensweise hat, als wir das von den vorherigen Designern gewöhnt waren. Daniel ist Vollprofi und genau einen solchen hat dieses Projekt jetzt auch gebraucht.
Seedmatch: Wie hat der Prozess dann konkret ausgesehen? Ihr wart vor Kurzem in China – was habt ihr dort gemacht?
Patrick Bales: Daniel hat zu erst einmal das Design entworfen und mit uns abgestimmt. Aus diesem Entwurf konnte unser holländischer Entwicklungspartner X-Pect Innovations um Henk J. Gigengack schließlich verschiedene Design-Vorschläge erstellen, von denen wir uns unseren Favoriten aussuchen konnten. An dieser Stelle sei gesagt, dass Henk vor einigen Jahren maßgeblich an der Entwicklung der bekannten Senseo-Kaffeemaschinen beteiligt war, sodass wir mit ihm einen weiteren absoluten Experten an Bord haben. Nach der Auswahl der Design-Zeichnung wurde unser chinesischer Hersteller Homezest, der neben Bonaverde auch für Philips und DeLonghi produziert, hinzugezogen. Homezest konnte schließlich mit der Produktion eines Prototypen beginnen, den wir uns dann vor Ort in China einmal genauer angeschaut haben. Zur Abnahme dieses Prototypen haben wir die amerikanische Berkeley Sourcing Group hinzugezogen, die auf technische Due Diligence spezialisiert ist und sich in den vergangenen Jahren auch im Kickstarter-Umfeld einen Namen gemacht hat. Neben der Abnahme des Prototyps konnten wir in China jedoch noch weitere Fortschritte in der Produktion erzielen. So wurden unter Anderem wichtige Entscheidungen hinsichtlich Timing, Packaging und Material-Lieferanten (Kaffeekanne, PCB, Granulat, etc.) getroffen.
Seedmatch: Du hast bereits erwähnt, dass du sehr stolz auf das neue Design bist. Was gefällt dir am besten an dem finalen Entwurf?
Patrick Bales: Es wurde ganz bewusst die Entscheidung getroffen, mit dem neuen Design neue Wege zu gehen. Das alte Design in einer veränderten, weniger schönen aber realisierbaren Form herzustellen, hätte niemanden glücklich gemacht. Anstelle dessen tritt nun ein eigenständiger, selbstbewusster Entwurf, der es mit dem alten optisch aufnehmen kann und uns dazu auch noch technisch ganz neue Möglichkeiten gibt. Ich finde, optisch ist Daniel mit diesem cleanen Design eine sehr ehrliche Balance zwischen Pragmatismus und Emotionalität gelungen. Das hier ist nicht „just another coffee machine“, das hier ist die weltweit erste Kaffeemaschine, die rösten, mahlen und brühen kann. Das ist Bonaverde – und nichts anderes. Mit dem alten Design hätten wir auch eine Espresso-Maschine verkaufen können. Dieses Design strahlt aber nun Individualität aus und verkörpert damit für mich das Rückgrat unserer Innovation.
Seedmatch: Das neue Design bietet euch auch technisch neue Möglichkeiten. Welche genau sind das?
Patrick Bales: Aus technischer Sicht gibt es eine Eigenschaft, die mit Sicherheit für Furore sorgen wird. Wir nennen dieses Feature liebevoll „Swipe & Brew“ und das bedeutet Folgendes: Anstelle von zahlreichen Knöpfen und Reglern, mit denen der Konsument die Röstung hätte einstellen können und müssen, wird unsere Maschine mit einem einfachen Chip gesteuert. Um das optimale Röstprofil einer bestimmten Bohnensorte festzulegen, muss man so also lediglich den mitgelieferten Chip an die Maschine halten („swipen“) und schon startet die Röstung. In Sachen User Experience bedeutet dies ein unheimlich bequemes Erlebnis, bei dem es dem Konsumenten denkbar einfach gemacht wird, diese eigentlich komplexe Maschine zu bedienen. Die Chips werden unterdessen von unseren Farmern höchstpersönlich mit dem für die jeweilige Bohnensorte optimalen Röstprofil programmiert.
Seedmatch: Wie geht es jetzt weiter?
Patrick Bales: Der Prototyp ist mittlerweile in Deutschland und wird von unseren Ingenieuren eingehend untersucht. Sobald dieser Vorgang abgeschlossen ist, geht die Maschine endlich in die Produktion!
Seedmatch: Vielen Dank für das Interview, Patrick – und viel Erfolg mit dem neuen Design!
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