Veekim: „Es gibt praktisch kein modernes Gerät oder Fahrzeug, das ohne Magnete auskommt”

Sie sind unscheinbar, versteckt verbaut und werden daher von uns in der Regel nicht bemerkt – ohne sie würde jedoch kein Elektroauto rollen, keine Anzeige am Armaturenbrett Auskunft darüber geben, wann wir eine Tankstelle aufsuchen sollten, und auch kein Smartphone vibrieren: Die Rede ist von Magneten. Unser neues Funding Veekim ist einer der führenden Anbieter von polymergebundenen Permanentmagneten und stellt diese in seinem eigenen Werk im niedersächsischen Hodenhagen her. Renommierte Hersteller von Sensoren und Elektromotoren sowie Zulieferer für die E-Mobilität, z. B. Siemens, Knorr Bremse, Valeo und Tyco Electronics, zählen bereits zu den Kunden des Unternehmens. Wir sprachen mit dem Gründer und Vorstand der Veekim AG, Dr. Peter Siegle, über die Besonderheiten der Veekim-Magnete, ihre Einsatzgebiete speziell im Automobilbereich, sowie über die Wachstumsziele des Unternehmens.

Seedmatch: Hallo Herr Dr. Siegle und herzlich willkommen zum Interview. Veekim ist seit 2013 auf dem Markt für Permanentmagnete und magnetische Baugruppen aktiv. Bereits in den Jahren zuvor konnten Sie wertvolle Erfahrungen sammeln. Was hat Sie dann zur Gründung der Veekim AG bewegt?

Dr. Peter Siegle: Durch meine vorherige Beratungstätigkeit in China bin ich auf den Markt der Permanentmagnete aufmerksam geworden. Schnell wurde mir bewusst, dass es sich hierbei um eine zukunftsweisende Branche mit hohen Wachstumsraten handelt.

Seedmatch: Wie gelang der Schritt hin zur eigenen Produktion?

Dr. Peter Siegle: Nach unseren ersten Verkäufen im Handelsgeschäft hatten wir die Nische der sogenannten „polymergebundenen Permanentmagnete” entdeckt – diese hat sich als besonders interessant herausgestellt. Es war aber schnell klar, dass wir solche anspruchsvollen Produkte nicht einfach aus Asien importieren können, sondern eine eigene Entwicklung und Produktion benötigt wird, um den jeweils spezifischen Anforderungen der Kunden gerecht zu werden. Bereits 2017 hat Veekim sich auch um größere Aufträge bei Konzernfirmen beworben und damit deren konkrete Anforderungen kennengelernt.

Seedmatch: Wie viele Mitarbeiter beschäftigt Veekim aktuell und wie wird sich die Zahl der Angestellten in den nächsten Jahren entwickeln?

Dr. Peter Siegle: Veekim beschäftigt derzeit 50 Mitarbeiter. Unsere angestrebten Umsatz- und Wachstumsziele können wir zum Teil mit unserem derzeitigen Mitarbeiterstamm erreichen. Um aber unsere Technologien weiter ausbauen zu können, ist geplant, im Forschungs- und Entwicklungsbereich weitere Ingenieure anzustellen.

Seedmatch: Können Sie für unsere Leserinnen und Leser noch einmal zusammenfassen, was Veekim einzigartig macht?

Dr. Peter Siegle: Veekim entwickelt polymergebundene Permanentmagnete und Verbundteile mit Magneten. Solche Komponenten sind Kernbestandteile für Elektroantriebe, die Sensorik sowie für die Automatisierung. Es gibt praktisch kein modernes Gerät oder Fahrzeug, das ohne Magnete auskommt. Uns zeichnen eine sehr hohe Wertschöpfungstiefe unserer Produkte sowie eine starke Kundenbindung aus.

Seedmatch: In wenigen Sätzen erklärt: Was genau sind polymergebundene Permanentmagnete und was ist ihr Vorteil?

Dr. Peter Siegle: Der konventionelle Permanentmagnet – auch Dauermagnet genannt – wird im Sinterverfahren aus Legierungen wie Eisen, Cobalt, Nickel oder bestimmten Ferriten hergestellt. Er hat und behält ein gleichbleibendes Magnetfeld, ohne dass man wie bei Elektromagneten elektrische Leistung aufwenden muss. Dauermagnete besitzen an ihrer Oberfläche je einen oder mehrere Nord- und Südpol(e). Bei einem polymergebundenen Permanentmagnet wird die eben genannte Legierung mit Kunststoffen gemischt und der Magnet wird nicht im Sinterverfahren, sondern im Spritzgießverfahren hergestellt. Damit kann man den Magnet in fast jeder geometrischen Form herstellen, z. B. als Ring, als Zahnrad oder auch als Flügelrad aus magnetischem Material. Dies bietet viele funktionale Vorteile für den Anwender. Bei einem gesinterten Magneten sind diese Geometrien zwar auch möglich, aber durch die sehr aufwändige Bearbeitung kaum wirtschaftlich.

Seedmatch: Für die Produktion arbeitet Veekim mit kompetenten Partnern aus China zusammen. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit und wie muss man sich das konkret vorstellen?

Dr. Peter Siegle: Unser Hauptpartner in China in der Stadt Ningbo ist mein Schwager. Er ist dort Geschäftsführer einer Magnetfabrik. Bei ihm beschaffen wir viele Magnetmaterialien und Komponenten. Die Firma ist sogar an einer Rohstoffmine für sogenannte Seltenerdmetalle beteiligt und bietet uns daher eine langfristige Rohstoffsicherheit. Die Zusammenarbeit läuft über zwei Mitarbeiter, die zu Veekim gehören und im Werk in Ningbo arbeiten. Diese zwei Mitarbeiter sind unser Sprachrohr nach China und übernehmen dort die Kommunikation.

Seedmatch: Welche Branchen interessieren sich für die Dauermagnete von Veekim? Zählen bereits bekannte Marken zu Ihren Kunden?

Dr. Peter Siegle: Grundsätzlich werden in nahezu jedem modernen Gerät oder Fahrzeug Dauermagnete benötigt – von Küchengeräten über Computer, Elektrowerkzeuge, Medizintechnik bis hin zur Energietechnik. Mit zunehmender Automatisierung steigen die Anwendungsfälle nahezu unbegrenzt. Veekim kann renommierte Kunden wie z. B. Siemens, Knorr Bremse, Valeo und Tyco Electronics vorweisen, d. h. namhafte Hersteller von Sensoren und Elektromotoren sowie Zulieferer für die E-Mobilität.

Seedmatch: Können Sie für Laien erklären, welche Funktion die Veekim-Magnete beispielsweise in Fahrzeugen übernehmen?

Dr. Peter Siegle: In Fahrzeugen werden die Magnete beispielsweise in den elektrischen Stellmotoren der Sitzverstellung eingebaut. Aber auch in den Pumpen- und Kühlsystemen bzw. in deren Antrieben können Veekims Magnetsysteme eingesetzt werden. Unsere kleinen Zahnräder werden in der Tachoanzeige eingebaut. Mit Schaum umhüllte Veekim-Magnete schwimmen auf der Tankflüssigkeit und dienen als Sensormagnet für die Tank-Füllstandsanzeige. In Getriebeölwannen werden unsere Magnete als Haftmagnete für Späne eingesetzt, sodass die Späne sich nicht weiter im System verteilen können. Die Anwendungsbereiche sind also sehr vielfältig. In einem Kleinwagen der Mittelklasse sind im Schnitt etwa 200 Magnete verbaut, in einer Limousine der höheren Klasse sind es bereits mehr als 500 Magnete, zum Beispiel wegen höherklassiger Zusatzausstattungen wie einer elektrischen Sitzverstellung. Aber nicht nur im Fahrzeug werden unsere Magnete eingesetzt. In Smartphones wird der Vibrationsalarm mit einem kleinen Elektromotor, angetrieben für den sich unsere Magnete eigenen.

Seedmatch: Veekim hat bereits viel erreicht. Warum haben Sie sich jetzt für eine Crowdinvesting-Kampagne entschieden?

Dr. Peter Siegle: Um Forschungs- und Entwicklungsprojekte und unsere Technologie noch schneller voranzutreiben und uns noch besser vom Wettbewerb abgrenzen zu können, entsteht ein hoher Kapitalbedarf. Dieser lässt sich optimal über das Crowdfunding decken. Um diesen flexibel darstellen zu können, ist das Crowdfunding unserer Ansicht nach ein sehr geeignetes Mittel.

Seedmatch: Beim Crowdinvesting denkt man zuerst an Startups. Warum meinen Sie, ist diese Finanzierungsform auch für mittelständische Unternehmen interessant?

Dr. Peter Siegle: Die Veekim AG besteht bereits seit einigen Jahren und es gelang uns auch bereits, einen guten Kundenstamm zu etablieren. Die Entscheidung, eine eigene Produktion aufzubauen, fiel allerdings erst im Jahr 2017. In den letzten Jahren konnten wir zwar ein Proof of Concept erreichen, haben aber definitiv den Charakter eines Startups. Sowohl in der Vergangenheit als auch in der Zukunft werden wir viele Investitionen über klassische Bankkredite tätigen, um aber auf den dynamischen Markt passend reagieren zu können, ist das Crowdinvesting eine sinnvolle Ergänzung.

Seedmatch: Was wollen Sie mit dem Kapital der Crowd erreichen?

Dr. Peter Siegle: Mit dem Fundingkapital möchten wir unsere Fertigungstiefe weiter ausbauen und uns unabhängiger von großen Lieferanten machen. So können wir flexibler auf Kundenanforderungen reagieren. Um dies verwirklichen zu können, ist die Anschaffung eines Compounders für die eigene Materialherstellung vorgesehen. Daran gekoppelt ist auch der Ausbau der eigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung mit hochqualifizierten Ingenieuren.

Seedmatch: Herr Dr. Siegle, können Sie abschließend für unsere Investoren noch einmal zusammenfassen, warum sich eine Investition in Veekim lohnt?

Dr. Peter Siegle: Ich bin fest davon überzeugt, dass wir mit der Veekim AG ein tolles, junges Unternehmen aufgebaut haben. Neben den finanziellen Anreizen ist unsere Vision, Teil einer innovativen Zukunft zu sein, meiner Meinung nach für jeden ein spannendes und lohnenswertes Vorhaben.

Seedmatch: Vielen Dank für das interessante Interview und viel Erfolg bei Ihrer Kampagne!

 

Warnhinweis: Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Der in Aussicht gestellte Ertrag ist nicht gewährleistet und kann auch niedriger ausfallen.

2 Comments

  1. Tobias Schmetzer
    12. November 2020

    Für viele Investoren sind Recyclingfähigkeit ein wichtiger Indikator für eine wirtschaftlich nachhaltige Anlage geworden.
    Die Dekomposition eines magnetischen Polymerenmaterials scheint auf’s erste nicht trivial zu sein. Inwiefern ist die ökologische Tragfähigkeit untersucht worden? Durch welche Maßnahmen, Eigenschaften oder Prozesse wird der Veekim AG im Rahmen des Produktlebenstykluses dem Kreislaufprinzip und seiner wirtschaftlich nachhaltigen sowie
    gesellschaftlichen Verantwortung gerecht?

    Antworten
    1. Veekim Team
      15. November 2020

      Hallo Herr Schmetzer,

      In unserer Produktion versuchen wir den Rohstoffkreislauf möglichst zu schließen, zum einen um umweltschonend zu handeln, aber natürlich auch um Kosten einzusparen. Der in der Produktion angefallene Ausschuss kunststoffgebundener Magnete wird in unserer Mühle zerkleinert. Dieses Material kann als Regranulat bei weiteren Produktionen dem Originalgebinde wieder beigemischt werden. Somit können wir in der Produktion ein nachhaltiges Handeln sicherstellen.

      Sie haben allerdings recht, bis lang gibt es noch keine Möglichkeit polymergebundene Magnete in ihre einzelnen Bestandteile zu zerlegen. Sprich, wenn das Produkt beim Endkunden ausgedient hat, gibt es aktuell noch kein industrielles Verfahren, durch welches sich die einzelnen Bestandteile der kunststoffgebundnene Magnete in einen Kreislauf zurückführen ließen.

      Wir sind sehr daran interessiert, eine nachhaltige Lösung für diese Problematik zu finden. Deshalb sind wir Teil eines Forschungs- und Entwicklungskonsortiums, welches sich mit der Entwicklung eben dieses Magnetrecyclings und somit auch der Schaffung nachhaltiger Lieferketten beschäftigt. Gemeinsam mit unseren Projektpartnern wollen wir im Rahmen des ERA-MIN Programms mit dem Projekt “Supply PBM” recycelte Magnete mit speziellen Verfahren wiederaufbereiten und in die Prozess- und Lieferkette zurückführen.

      In unserem Update Bereich haben wir hierzu weiterführende Informationen veröffentlicht.

      Antworten

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