Pyramics: "Wir revolutionieren eines der wichtigsten Marktsegmente unserer Gesellschaft"

Im Verschmelzen aller Vorteile der On- und Offline-Welt miteinander liegt ein wahrer Schatz für Innovationen und Umsatzwachstum. Ein scheinbar unüberwindbares Hemmnis für den stationären Handel waren fehlende Daten und Erkenntnisse zu seinen Besuchern und Käufern – mittlerweile ein Standard im E-Commerce, der zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil gereichte. Doch nun kann der Händler mit unserem Startup Pyramics diesen Nachteil überwinden. Dank einzigartiger Hard- und Softwaretechnologie lernt er endlich seine Kunden auch offline kennen. Vorab seiner Crowdfunding-Kampagne sprachen wir mit Co-Gründer und Geschäftsführer Thomas Fehn darüber, welche Mehrwerte für Kunden und Händler gleichermaßen entstehen und lernen nicht nur, dass Windeln und Bier am häufigsten zusammen eingekauft werden.

Seedmatch: Hallo Thomas, herzlich willkommen und vielen Dank, dass du dir vor dem Startschuss die Zeit für unser Interview genommen hast. Die Vorstellung, dass eine Kamera mich beim Einkauf ausliest, finde ich etwas unheimlich. Was passiert dabei genau?

Thomas Fehn: Ich würde nicht sagen, dass wir den Kunden “auslesen” möchten. Ganz im Gegenteil, es geht vielmehr darum, ihn besser kennenzulernen und individueller auf seine Bedürfnisse eingehen zu können.
Rein technisch erfasst unser Sensor kurzzeitig ein Bild, durchsucht dieses mithilfe einer Software nach Gesichtern und gibt eine Information zum ungefähren Alter und Geschlecht der Person wieder. Das Bild wird zu keinem Zeitpunkt gespeichert und nach der Verarbeitung sofort unwiederbringlich gelöscht.
Wir haben ganz bewusst unsere Entwicklung darauf ausgerichtet, die Erhebung von Daten wie z. B. Alter und Geschlecht zu 100 % zu anonymisieren und eben nicht in die Privatsphäre des Einzelnen einzudringen. Wir speichern kein Geburtsdatum, keine Adresse, versenden keine Werbemail und rufen den Kunden auch nicht an. Von daher sehe ich unser Produkt als eine echte Revolution im Bereich der Datenerhebung an.

Seedmatch: Wie reagieren die Verbraucher darauf, wenn sie erfahren, dass Kameras ihr Verhalten sowie soziodemographische Merkmale im Geschäft studieren?

Thomas Fehn: Im ersten Moment fühlen sich einige Kunden etwas “überwacht”, was ich auch voll und ganz nachvollziehen kann. An dieser Stelle ist es ganz wichtig, transparent zu sein, die Kunden entsprechend aufzuklären und zu informieren. Sobald man dem Kunden einmal erklärt hat, dass wir nur eine statistische Erhebung von Alters- und Geschlechterstrukturen durchführen und niemanden überwachen, haben wirklich die allermeisten Kunden absolut Verständnis dafür.

Seedmatch: Wenn ich richtig informiert bin, haben Händler schon früher versucht, an diese Daten heranzukommen. Nur gab es keine smarten Lösungen wie Pyramics. Wie ging man vor?

Thomas Fehn: Richtig, das Thema ist eigentlich mit der unglaublichste Punkt an unserem Business. Die Erhebung solcher Daten wird oft durch Marktforschungsinstitute durchgeführt, welche wiederum meistens Studenten in die Einkaufsläden stellen und Beobachtungen durchführen lassen. Es gibt auch sogenannte “Ghost-Shopper”, welche dem einzelnen Kunden folgen und jede seiner Aktivitäten beobachten und heimlich aufschreiben. Ganz abgesehen davon, dass das für die Kunden wirklich unangenehm ist, ist die Qualität der Erhebungen oft viel zu ungenau und durch den individuellen Schätzfehler eigentlich nicht zu gebrauchen.

Seedmatch: Die Vorteile für den Händler liegen klar auf der Hand. Er lernt auch seine stationären Kunden besser kennen. Welche Maßnahmen könnte er daraus ableiten?

Thomas Fehn: Man muss sich vorstellen, dass Unternehmen ihr Marketing, ihren Produkteinkauf und die Ladengestaltung an speziellen Kundengruppen, z. B. Männern, Frauen und diversen Altersgruppen, ausrichten. Und oft werden solche elementaren Entscheidungen von den Unternehmern aus dem Bauch heraus getroffen. Unser Sensor kann unter anderem die Frage beantworten, ob durch die Werbekampagne, welche speziell auf Frauen ausgerichtet war, auch wirklich mehr Frauen das Ladengeschäft betreten haben. Oder ob die kaufstärksten Kundengruppen eher Frauen oder Männer einer gewissen Altersgruppe sind und zu welcher Tageszeit oder an welchem Wochentag sich diese überwiegend im Geschäft aufhalten. Die Möglichkeiten gehen hier noch viel weiter und es kann fast jede Frage des Einzelhandels ganz konkret beantwortet werden.

Seedmatch: Im Bereich E-Commerce ist es längst gang und gäbe, dass das Userverhalten, individuelle Konsumpräferenzen und die meiner Peer-Group analysiert, gemessen und gezielt Angebote sowie Rabatte ausgesteuert werden, um mich zum Kauf zu animieren. Ich muss zugeben, dass auch ich das Eine oder Andere noch zusätzlich in meinen digitalen Warenkorb gelegt habe, nachdem ich noch einen „Schnapp des Tages“ angeboten bekam. Digital lässt sich das auch mit diversen Algorithmen in Bruchteilen einer Sekunde umsetzen. Aber kein Händler baut noch schnell an der Kasse eine personalisierte Sonderverkaufsfläche auf, wenn er mich am Ladeneingang erspäht, oder?

Thomas Fehn: Ehrlich gesagt finde ich diese individuell an mich adressierten Werbenachrichten im E-Commerce richtig nervig. Der Einzelhandel ist selten so ausgerichtet, dass er nur eine spezielle Kundengruppe ansprechen möchte. Mehr Werbung speziell für Frauen zu schalten, wenn auch mehr Frauen im Ladengeschäft sind, finde ich völlig legitim. Die Werbung und die Angebote sollen mich aber bitte nicht über Wochen hinweg verfolgen. Unsere Technologie soll die Privatsphäre des Einzelnen ja schließlich schützen und ihn nicht belästigen.

Seedmatch: Kannst du ein konkretes Beispiel nennen, wie ein Kunde sein Sortiment oder seine Marketingstrategie mit dem neuen Wissen angepasst hat und welche Erfolge es ihm brachte?

Thomas Fehn: Sehr gerne. Einer unserer Kunden, es handelt sich hierbei um eines der größten Sportgeschäfte Österreichs, hat durch unser System herausgefunden, dass vor allem vormittags und nachmittags Frauen den höchsten Umsatz an der Kasse erzielen. Das Interessante hierbei war jedoch, dass Frauen zu nur rund 37 % im Ladengeschäft vertreten waren und die Abschöpfungsrate von Besucher zu Käufer bei nur knapp 55 % lag. Die der Männer lag mit über 70 % deutlich höher.
Dies bedeutet konkret: Wenn Frauen in dem Sportgeschäft etwas kaufen, erzielen sie einen hohen Umsatz. Unserer Meinung nach werden die Frauen zwischen 20 und 40 Jahren nicht umfangreich genug beraten und die daraus resultierende Handlungsempfehlung war nun, dass die Mitarbeiter speziell Frauen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren ausführlicher beraten sollten.
Wir müssen jetzt noch auf die Endresultate warten, jedoch kann man nach dieser Verkaufsoptimierung schon ein signifikantes Wachstum erkennen.

Seedmatch: Aber nun bin ich ja als private Person und Konsument diejenige, die unter Beobachtung steht. Welche Vorteile bringt es mir, wenn der Händler bspw. meine Präferenzen für Wirtschaftssimulationsspiele für PCs oder herbe Biersorten bei meinem Feierabendeinkauf am Freitag kennt?

Thomas Fehn: Nur wenn der Einzelhändler seine Kunden kennt, kann er besser auf sie eingehen. Es gibt ja einer Studie zufolge das bekannte Beispiel, dass Windeln und Bier am häufigsten zusammen gekauft werden. Warum also nicht gekühltes Bier neben dem Windelregal platzieren? Es spart Zeit, erfreut den Kunden und bietet ihm einen kleinen Service während seines Einkaufs. Wir möchten gerne mehr solcher Erkenntnisse gewinnen und den Einzelhandel von Grund auf verändern.

Seedmatch: Welche Potenziale ließen sich im gesamten Marktumfeld dadurch heben, wenn jeder Einzelhändler in seinen Geschäften Pyramics einsetzen würde?

Thomas Fehn: Jeder Standort eines Ladengeschäfts ist anders. Ob in der Stadt, auf dem Land, im Norden oder im Süden (mal nur auf Deutschland bezogen). Durch einen breiten Einsatz unseres Systems können Marketingmaßnahmen und Produkteinkäufe regional angepasst und gleichzeitig überprüft werden. Ich glaube, dass das für die meisten Ladenketten bereits einen enormen Mehrwert bietet. Das Interessante ist hierbei, dass die Effekte sich gegenseitig ergänzen. Der Einzelhändler spart Geld bei der Werbeausspielung, da Werbekanäle weggelassen werden können, die in der Vergangenheit nicht wirklich den Endkunden erreicht hatten. Des Weiteren erhöht der Einzelhändler seine Abverkäufe durch die richtig beworbenen Produkte und kann letztendlich, durch Optimierung seines Produktsortiments, neue Kundengruppen erschließen.

Seedmatch: Morgen startet deine Crowdfunding-Kampagne auf Seedmatch. Wie hilft das Kapital der Investoren, diese und andere Potenziale von Pyramics schneller zu heben? Was soll damit geschehen?

Thomas Fehn: Ich bin ehrlich gesagt schon total gespannt, wie viele der Investoren gemeinsam mit meinem Team und mir die Digitalisierung des Einzelhandels vorantreiben wollen. Wir haben bereits Probleme, die schon vorhandenen Anfragen unserer Kunden abzudecken und wollen zudem neue Aufträge generieren. Viele Kunden und Distributoren warten aktuell darauf, unser System ihren Kunden präsentieren zu können, was wir durch fehlendes Kapital nicht vorfinanzieren können. Zudem lösen einige Unternehmen bei uns aktuell keine Bestellungen aus, weil wir durch eine Just-in-time-Produktion eine Vorlaufzeit von 3 – 4 Monaten haben. Daher liegt der Schwerpunkt der Mittelverwendung im Aufbau eines Zentrallagers, im Ausbau des Sales-Teams und im Aufbau einer soliden Supportstruktur.

Seedmatch: Kurz und knapp: Warum lohnt sich ein Investment in Pyramics?

Thomas Fehn: Der E-Commerce besitzt durch seine vorhandenen Daten die Möglichkeit, viel effektiver agieren und individueller auf seine Kunden eingehen zu können. Wir bringen dieses unglaubliche Potential in den stationären Einzelhandel und revolutionieren damit eines der wichtigsten Marktsegmente unserer Gesellschaft.

Seedmatch: Vielen Dank für die Einblicke in einen sehr spannenden Markt. Wir wünschen dir für die Crowdfunding-Kampagne viel Erfolg.

Thomas Fehn: Vielen Dank für das nette Interview.

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Warnhinweis: Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen. 

5 Comments

  1. Joshua
    6. Juli 2018

    Hallo,

    ich komme selbst aus dem Digitalbereich und bin der Meinung, dass das Wissen über den Kunden und darauf basiertes, individuelles Marketing neben der Transparenz aus Kundensicht DER Treiber im eCommerce schlechthin ist.
    Zur Messung und Ableitung von KPI folgende zwei Fragen:
    – Wenn keine Fotos gespeichert werden (was ich gut finde und weniger Eintrittsbarrieren in den Handel mit sich bringt), wie wird verhindert, dass Personen doppelt erfasst werden?
    – Wie sollen Daten wie Alter und Geschlecht mit Umsatz verknüpft werden? Nur so bekommt man ja Infos über die „kaufstärksten Kundengruppen“. Kameras über den Kassen werden eher nicht die Rechnungssumme erfassen und eine Verknüpfung von Bildern zu dem Zahlungsprozess über die Kassenschnittstelle kann ich mir gerade nicht vorstellen. Lasst ihr zwei Datenreihen zeitlich parallel nebeneinander laufen oder wie soll das technisch funktionieren?

    Bin dabei, liebe Grüße und viel Erfolg!

    Antworten
  2. Joshua
    6. Juli 2018

    Hey,

    zwei kurze Fragen:
    – Wie sollen doppelte Aufnahmen von Personen vermieden werden, wenn einzelne Fotos nicht gespeichert werden?
    – Wie verknüpft ihr Zahlungsdaten mit Alter und Geschlecht? Anders könnt ihr ja keine Aussage zu „kaufstärksten Kundengruppen“ machen.

    Bin dabei und gespannt!

    Antworten
  3. Thomas Fehn
    9. Juli 2018

    Hallo Joshua,

    gerne möchte ich dir nachfolgend deine Fragen beantworten:

    – Wie sollen doppelte Aufnahmen von Personen vermieden werden, wenn einzelne Fotos nicht gespeichert werden?

    Wir haben an dieser Stelle einen Algorithmus entwickelt, welcher Doppelzählungen mit einer Genauigkeit von über 98% vermeidet. Dies haben wir in einem Eingangsbereich eines Ladengeschäftes mit über 200 Personen getestet.

    Dieser Algorithmus erstellt ein anonymisiertes Datum, welches mit einem weiteren anonymisierten Datum vergleichen werden kann. Handelt es sich um eine sehr ähnliche Datenstruktur, so ist es sich „sehr sicher“ die gleiche Person und die beiden Daten werden zusammengefasst. Eine Aufnahme des Bildes der Person wird hierbei nicht gespeichert.

    – Wie verknüpft ihr Zahlungsdaten mit Alter und Geschlecht? Anders könnt ihr ja keine Aussage zu „kaufstärksten Kundengruppen“ machen.

    Die Sensoren werden im Kassenbereich, mit Blick in Richtung des Kunden, installiert. Wir verknüpfen erst nachträglich den Zeitstempel der demographischen Kundeninformation, mit dem Zeitstempel des Kassenbons. Hierdurch erhalten wir eine Tabelle, in welcher der Kassenbon mit allen Artikeln und der Information zu Alter und Geschlecht aufgeführt ist.

    Ich hoffe ich konnte deine Fragen umfangreich genug beantworten.
    Bei weiteren Fragen, kannst du mich gerne auch per Telefon oder eMail direkt kontaktieren.

    Telefon: 030 / 208 4797 50
    eMail: info@pyramics.com

    Liebe Grüße,
    Thomas

    Antworten
    1. Torsten
      12. September 2018

      Dazu habe ich anschließende Fragen:
      Das Verknüpfen der Daten aus der Kasse und eurer Daten zur Person wird manuell vorgenommen? Kann man voraussetzen, dass Ladenbetreiber solche Analysen selber anfertigen? Gibt es Standards bei den Kassensystemen (kenne mich da nicht aus), um solche Auswertungen durch eine Schnittstelle automatisch zur Verfügung zu stellen?
      Wie wird dieses Thema bei den bisherigen Nutzern gelöst?

      Noch ein anderes Thema: Euer Vorsprung scheint ja in der selbstentwickelten Software zu liegen. Wie viele Entwickler sind damit beschäftigt? Wie gut ist das geistige Eigentum geschützt? Und was ist euer Szenario, falls ein oder zwei Entwickler abspringen?

      Ich finde euer Geschäft sehr spannend und überlege, zu investieren.

      Danke für Deine Antworten.

      Antworten
      1. Thomas Fehn
        13. September 2018

        Hallo Torsten,

        vielen Dank für deine sehr interessante Frage.

        Aktuell exportiert uns jeder Kunde seine Kassenbon Daten in einem eigenen Format, welche wir beim Einlesen lediglich etwas anpassen müssen. Die Zusammenführung der demographischen Daten und Kassenbon Daten erfolgt selbstverständlich automatisiert.

        Wir bauen aktuell eine Partnerschaft mit einem der weltweit führenden Hersteller für Kassenbon Drucker auf und können hierüber die Daten anschließend direkt aus dem Drucker (via Internet) in unsere Serverinfrastruktur integrieren.

        Aktuell sind mit der Entwicklung unserer Software drei Entwickler beschäftigt. Ich bin bereits auf der Suche nach weiteren kompetenten Softwareentwicklern, jedoch ist es äußerst schwer diese in Berlin von einem StartUp zu überzeugen. Ich bleibe jedoch weiter dran.

        Bei einem kleinen Team ist ehrlich gesagt jeder Mitarbeiter ein wichtiger Teil in einem Unternehmen. Wenn ein Mitarbeiter ausfällt, müssen die anderen die Arbeit des jeweiligen ausgleichen. Grundsätzlich macht hier jedoch jeder Mitarbeiter auch mal jede Arbeit. (Produktion von Sensoren, Testen der Software, Installation von Sensoren, usw.)

        Das Thema „Gesichtsanalyse“ ist im Allgemeinen leider nicht schützbar. Unser Vorteil liegt in unserer Vertriebsstruktur mit starken internationalen Partnern und dem zeitlichen Vorsprung anderen Unternehmen gegenüber.
        Unser System hat bald alle Zertifizierungen abgeschlossen und ist damit weltweit eines der ersten EU-DSGVO konformen Gesichtsanalyse-Sensoren.

        Ich hoffe ich konnte deine Fragen soweit alle beantworten und würde mich freuen, dich als Investor begrüßen zu dürfen.

        Liebe Grüße,
        Thomas Fehn

        Antworten

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