Letzte Woche hat an dieser Stelle Michael Kraus von Cosmopol berichtet, wie man als Gründer das Crowdfunding bei Seedmatch erlebt. Natürlich wollten wir das auch von den Gründern von NeuroNation wissen, dem zweiten erfolgreich mit der Crowd finanzierten Startup Deutschlands. Wir haben Ilya Shabanov gefragt, wie die Stimmung bei NeuroNation ist und wie sich NeuroNation in den letzten Monaten weiterentwickelt hat.
Jens-Uwe Sauer von Seedmatch: Zur erfolgreichen Finanzierung mit 88 Investoren dürfen wir euch ganz herzlich gratulieren! Wie fühlt ihr euch jetzt nach dem erfolgreichen Abschluss der Finanzierung mit Crowdfunding?
Ilya Shabanov: Natürlich freuen wir uns über das Geld und den Zuspruch der vielen Investoren. Es kommt gerade rechtzeitig! Die Tatsache, dass es erst in der letzten Woche dazu kam, macht es eigentlich noch schöner. Wir finden es auch gut, dass wir nun einige Anregungen und Kritiker in „unseren Reihen“ haben, das wird uns helfen, stringenter und zielgerichteter zu arbeiten. NeuroNation ist in einem Markt angesiedelt, der noch nahezu unerschlossen ist und wir gehen damit teilweise ganz neue Wege, da ist es wirklich gut noch ein zweites Paar Augen zum drüber schauen zu haben, oder sogar 88 Paar weitere Augen!
Jens-Uwe Sauer: Wie nervenaufreibend ist es, wenn man erst in der letzten Woche den Erfolg einstreichen kann?
Ilya Shabanov: Ehrlich gesagt hatten wir die Hoffnung schon aufgegeben. Aber aus eigener Erfahrung wissen wir, dass wenn man alles fürs Schicksal tut, es auch etwas für einen tut, sei es auch zu einem späteren Zeitpunkt. Daher haben wir noch eine zweite E-Mail mit einem Aufruf an unsere Nutzer und Investoren verschickt. Zusammen mit einigen größeren Investments vermochte der Funke Hoffnung letzten Endes das Feuer anzuzünden und uns über die Fundingschwelle zu bringen.
Jens-Uwe Sauer: Ihr seid das zweite Startup, welches bei Seedmatch eine Finanzierung abschließen konnte. Welche Erfahrung habt ihr dabei gemacht? Würdet ihr es auch anderen Startups empfehlen, sich auf diesem Weg zu finanzieren?
Ilya Shabanov: Ja wir würden es natürlich weiter empfehlen. Ich denke, dass es für zukünftige Startups sogar noch einfacher wird. Schließlich haben sich die ersten Zweifel und Misstrauen durch NeuroNation und Cosmopol aufgelöst und damit einen auch den Weg für unsere Nachfolger geebnet. Allerdings sollte man sich im Klaren darüber sein, dass es auch Arbeit kostet oder Kontakte braucht. Wir hätten das Funding nicht geschafft, hätten wir nicht die Unterstützung unserer Community und Freunde, die wir davon überzeugen mussten.
Jens-Uwe Sauer: Eure Plattform hat sich in den letzten drei Monaten sehr stark weiterentwickelt. Welche neuen Features gibt es?
Ilya Shabanov: In den letzten Monaten sind wir von der virtuellen Währung weiter weggekommen, da diese für viele zu komplex war und konnten dadurch unseren Umsatz erheblich steigern. Es sind einige Übungen hinzugekommen und ein Algorithmus, der die Schwächen und Stärken visualisiert. Durch diesen haben wir auch unser Training effizienter gestaltet.
Wir konnten auch zwei neue, wichtige Kooperationen aufbauen. Zwei Professoren sind zu uns gestoßen: Prof. Niedeggen von der FU Berlin und Prof. Falkenstein von der TU Dortmund, die beide an neuen Übungen beratend beteiligt werden. Außerdem haben wir eine Software speziell für den therapeutischen Einsatz entwickelt. Diese baut auf den bestehenden Übungen auf, besitzt aber sitzungsübergreifende Einstellungen und weitere Auswertungsmöglichkeiten. Im Moment testet Prof. Falkenstein diese Software auf Wirksamkeit.
Jens-Uwe Sauer: Wie geht es weiter, was sind die nächsten Meilensteine bei eurer Produktentwicklung?
Ilya Shabanov: Die nächsten Meilensteine sind eine Umstellung auf Abonnements in den nächsten zwei Wochen. Danach wollen wir uns verstärkt dem Marketing widmen. Zudem läuft unsere Förderung an der Gründerwerkstatt der BEUTH Hochschule für Technik aus und wir werden uns schweren Herzens ein neues Büro suchen müssen.
Mittelfristig möchten wir auch Kurse anbieten, die auf Basis der o.g. Software ebenfalls sitzungsübergreifende Schwierigkeiten haben und noch stärker auf den Gesundheitsaspekt abzielen. Gemeinsam damit ist auch eine mobile App im Gespräch.
Jens-Uwe Sauer: Für eure nächsten Entwicklungsschritte wünschen wir euch viel Erfolg!
Ilya Shabanov: Wir euch ebenso. Crowdfunding hat Zukunft! Das sagt schon ein altes russisches Sprichwort: „Von jedem auf der Welt nur einen Faden – dem Nackten aber ein Hemd.“ (С миру по нитке – голому рубашка.)