Startups benötigen drei Dinge, um erfolgreich zu sein: Eine Idee, die zündet; ein Team, dass mit Leidenschaft für die Idee brennt – und Kapital, um die Idee umsetzen zu können. Das Biotech-Unternehmen oncgnostics geht dabei mit seiner aktuellen Finanzierungsrunde einen besonderen Weg: Nicht nur von der Crowd, sondern auch von der beteiligungsmanagement thüringen GmbH (bm|t) bekommt oncgnostics Unterstützung. Wie es zu diesem Co-Investment kam und wie die Venture-Capital-Gesellschaft bm|t arbeitet, haben wir die Investmentmanager Katrin Uschmann und Michael Thiele gefragt.
Seedmatch: Die Crowdfunding-Kampagne des Jenaer Biotech-Startups oncgnostics ist nur ein Teil der aktuellen Finanzierungsrunde des Unternehmens: Neben der Crowd steuert auch die bm|t Kapital bei. Wie kam es zu diesem Co-Investment?
Katrin Uschmann: Wir glauben an das Team, den Nutzen sowie das Potenzial des GynTect-Tests und sehen eine F&E-Pipeline, die prall gefüllt ist mit Ideen für weitere interessante Produkte im Bereich Krebsdiagnostik. Deshalb wollen wir das Unternehmen auch in dieser Runde finanzieren.
Mit einem unserer Frühphasenfonds sind wir bereits Gesellschafter der oncgnostics GmbH. Unsere Fondsregularien sehen vor, dass ein oder mehrere private Investoren gemeinsam mit uns investieren. Von oncgnostics kam die Idee, diese Investoren über ein Crowdfunding zu gewinnen. Es ist das erste direkte Co-Investment zwischen VC und Crowd bei Seedmatch.
Wir gehen in dieser Runde auch deshalb über die Crowd, um möglichst viele Menschen auf das Thema Gebärmutterhalskrebs aufmerksam zu machen. So soll betroffenen Frauen früh genug und schonend geholfen werden können, sodass es auch mit der Familienerweiterung trotz HPV-Infektion und Krebsdiagnose klappt.
Seedmatch: Viele VCs sehen Crowdfunding als ein rotes Tuch. Die bm|t offensichtlich nicht. Warum?
Michael Thiele: Die Klassifizierung als „rotes Tuch“ finden wir übertrieben. Aber es stimmt schon, dass Crowdfunding bei einigen VCs nicht so gern gesehen ist. Es ist immer sehr genau abzuwägen, welche Finanzierungsstruktur zu welchem Projekt passt.
In diesem Fall sehen wir, wie gesagt, neben der privaten Co-Finanzierung eben auch die Möglichkeit, das Produkt einem breiten Publikum vorzustellen. Wir erhoffen uns davon Mundpropaganda, sodass immer mehr Betroffene wissen, dass ihnen der GynTect-Test eine klare Antwort zum Gesundheitsstatus geben kann. Außerdem kann man hier mit einem Investitionsvolumen zwischen 500.000 Euro und 1 Million Euro eine Menge wichtiger klinischer Daten erzeugen.
Katrin Uschmann: Bei anderen Projekten, die wir als bm|t begleiten, geht es oft um größere Summen und Themen, die die breite Öffentlichkeit nicht so sehr interessieren. Eine unserer Beteiligungen aus dem Bereich Therapeutika-Entwicklung hat gerade 31 Millionen Euro von professionellen Investoren eingesammelt. Diese Summen sind viel zu hoch, als dass sie von einer Crowd kommen könnten.
Seedmatch: Die bm|t ist ein institutioneller Investor und repräsentiert das Land Thüringen als dessen Beteiligungsgesellschaft. Welche Aufgaben hat die bm|t konkret, welche Ziele verfolgt sie?
Katrin Uschmann: Die bm|t ist die Managementgesellschaft für Beteiligungsfonds, an denen vor allem der Freistaat Thüringen zu ganz unterschiedlichen Teilen beteiligt ist. So haben wir für frühe Unternehmensphasen Fonds mit einem sehr hohen Anteil öffentlicher Mittel (bis 100 %) und für spätere Entwicklungsphasen von Unternehmen Fonds, an denen der Freistaat maximal zu 50 % beteiligt ist.
Die bm|t hat deshalb viele verschiedene Ziele, die von der Unterstützung Thüringer Gründungsaktivitäten, über die Finanzierung der Markteinführung von innovativen Produkten und Technologien bis hin zur Sicherung von Expansionsfinanzierungen oder der Unternehmensnachfolge gerichtet sind, um den Wirtschaftsstandort Thüringen attraktiver und konkurrenzfähiger zu machen. Am Ende jedoch wird abgerechnet, denn wir müssen mit unseren Beteiligungen Geld verdienen, das wir dann wiederum für neue Investments einsetzen.
Seedmatch: Warum hat die bm|t bereits beim Series-A-Funding in oncgnostics investiert?
Michael Thiele: Die Seedfinanzierung haben der HTGF und die STIFT Thüringen übernommen. Wir sind gemeinsam mit der Sparkasse Jena und Anastasia Borghardt (ITAI GmbH) 2014 Gesellschafter und Finanzierungspartner des Unternehmens geworden. oncgnostics adressiert mit dem GynTect einen interessanten Markt und hat viele Ideen für weitere Produkte mit einem ebenso vielversprechenden Marktpotenzial. Wir sehen gute Chancen auf einen erfolgreichen Exit in den nächsten Jahren.
Seedmatch: Wie viel Kapital konnte über die bm|t bereits vermittelt werden und in welcher Form beteiligt die Gesellschaft sich an den Unternehmen?
Katrin Uschmann: Die bm|t führt aktuell acht Fonds mit einem Gesamtvolumen von rund 320 Millionen Euro, die sich an innovativen Unternehmen nahezu aller Branchen und in allen Phasen der Unternehmensentwicklung – sowohl in der Gründungs- als auch in der Wachstumsphase oder in Unternehmensnachfolgesituationen – beteiligen. Zusätzlich zu unserem Engagement konnten wir rund 150 Millionen Euro von anderen Investoren – darunter nationale und internationale VCs und Business Angels – für unsere Beteiligungen mit einwerben. Aktuell befinden sich 38 Unternehmen im Portfolio der bm|t.
Seedmatch: Welchen Fokus verfolgt die bm|t bei ihren Investmententscheidungen generell?
Michael Thiele: Wir investieren in alle Entwicklungsphasen der Unternehmen, hier gibt es keine Einschränkungen. Wir legen Wert auf Unternehmenskonzepte, die innovativ sind. Als öffentliche Beteiligungsgesellschaft ist für uns der Thüringen-Bezug wichtig. Und: Wir investieren in Teams. Dies ist besonders wichtig bei Startups. Ein gutes Team ist in der Lage, Fehlentwicklungen zu erkennen und zu kompensieren. Zudem bündelt ein Team unterschiedliche – aber zwingend erforderliche – Kompetenzen. Für die Erfüllung der VC-üblichen überdurchschnittlichen Renditeerwartungen sind allerdings die Marktgröße und die Alleinstellung der Lösung entscheidend.
Seedmatch: Für institutionelle Investoren wie auch für private oder Crowd-Investoren erscheint besonders die Aussicht auf den sogenannten „Exit-Erlös“ bei einem Investment als lukrative Renditechance. Gab es unter den Startups und Unternehmen im Portfolio der bm|t bereits Exits? Welche Chancen sehen Sie bei oncgnostics?
Michael Thiele: Wir gehen Beteiligungen auf Zeit ein und streben deshalb regelmäßig Exits an. 23 ausgewählte sind auf unserer Homepage dargestellt. Bevor wir 2014 in die oncgnostics investierten, haben wir uns natürlich angeschaut, welche Transaktionen zu welchen Konditionen es im Markt bisher gegeben hat. Lassen Sie es uns mal so sagen: wenn sich die oncgnostics plangemäß entwickelt, ist eine sehr attraktive Rendite – nicht nur für uns, sondern auch für die Gründer, die anderen Investoren und die Crowd – zu erwarten.
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