Wie schon vier weitere Seedmatch-Startups auch, war flowkey am vergangenen Dienstag in der laufenden Staffel von „Die Höhle der Löwen“ zu sehen. Die fünfköpfige Jury machte sich selbst ein Bild von der App und probierte sie direkt im Studio aus. Von der Idee und Umsetzung zeigten sie sich schnell überzeugt, Gegenwind gab es dann allerdings aufgrund der hervorgerufenen Unternehmensbewertung. Zu einem Deal mit den Löwen kam es aus diesem Grund nicht. Stattdessen ergab sich außerhalb des Fernsehstudios eine spannende Kooperation für flowkey.
Ein Klavierlehrer auf dem iPad: Mit dieser Idee präsentierte sich flowkey vor ziemlich genau einem Jahr der Seedmatch-Crowd. Und die Idee schlug ein. In nur drei Tagen war das Fundingziel von 300.000 Euro erreicht. Mit 273 Investoren an Bord wurde die Geschäftsidee weiter ausgefeilt, eine neue Version der App entwickelt und der Vertrieb ausgebaut. Für immer mehr Nutzer ist die zuhörende E-Learning-Software eine gute Alternative zum klassischen und vergleichsweise teuren Klavierunterricht. Über das eingebaute Mikrofon erkennt flowkey die gespielten Noten und Akkorde, passt sich der Geschwindigkeit des Spielers an und gibt hilfreiches Feedback. Auf diese Weise können auch Kinder ganz einfach ihren Lieblingssong am Klavier oder Keyboard lernen und sich für Musik begeistern lassen.
Wir haben mit Jonas Gößling, einem der drei flowkey-Gründer, über den Auftritt, die Kritik der Löwen und die neue Kooperation gesprochen.
Seedmatch: Hallo Jonas, vorgestern konnten wir euch in der Höhle der Löwen sehen. Wie geht’s euch heute?
Jonas Gößling: Uns geht es fantastisch. Wir haben uns am Dienstag über einen riesigen Ansturm gefreut und hatten teilweise über 20.000 gleichzeitige Besucher auf der Webseite. Dank unserer guten Vorbereitung haben die Server aber gehalten.
Seedmatch: Wie hast du rückblickend den Auftritt vor den Löwen empfunden und was wurde davon am Ende in der Sendung tatsächlich gezeigt?
Jonas Gößling: Unseren Auftritt fand ich wirklich souverän und gut. Vor allem die anschließende Diskussion mit den Löwen empfand ich jedoch als wenig professionell, allerdings lag dies, zumindest aus meiner Sicht, nicht an uns. Im Endeffekt war der Zusammenschnitt aber gut und hat alles im richtigen Licht gezeigt.
Seedmatch: Wie zufrieden seid ihr mit der Ausstrahlung?
Jonas Gößling: Wir sind sehr zufrieden mit der Ausstrahlung. Unsere Bekanntheit wurde gesteigert und die Diskussion um unsere Bewertung hat denke ich keinen nennenswerten negativen Effekt gehabt.
Seedmatch: Ihr habt euch nicht aktiv beworben, sondern wurdet von der Redaktion angesprochen. Was waren die Gründe dafür, dass ihr euch für einen Auftritt zur Primetime entschieden habt?
Jonas Gößling: Sicherlich war dies die Chance, mehr als 2 Millionen Menschen von unserer Idee zu begeistern.
Seedmatch: Wie sind die Reaktionen auf euren Auftritt bisher? Besonders die Bewertung wurde von den Löwen kritisiert. Was sagt eure Crowd?
Jonas Gößling: An dieser Stelle sei der Hinweis gestattet, dass die Bewertungsvorstellungen der Löwen zum Teil unrealistisch niedrig und sehr unfair gegenüber den Gründern sind. Wenn ich gleich zu Beginn 30 % meines Unternehmens für 100.000 Euro abgebe, was bleibt dann noch für ein Spielraum für spätere Wachstumsfinanzierungen, die für einen internationalen Roll-out absolut unerlässlich sind? Top-Talente mit internationalen Ambitionen und skalierbaren Geschäftsmodellen findet man so nicht – und das ist ja eigentlich das erklärte Ziel. Nichtsdestotrotz sind wir mit unserer Bewertung eventuell zu hoch eingestiegen und haben den Gegenwind etwas unterschätzt.
Seedmatch: Wie hat sich der Marketingeffekt auf eure Marke ausgewirkt? Merkt ihr bereits ein steigendes Interesse an eurer App?
Jonas Gößling: Sicher. Kurzfristig sehen wir schon jetzt ein steigendes Interesse und haben viele Tausend neue Registrierungen erzielt. Interessant wird aber der langfristige Effekt und den kann man jetzt noch nicht abschätzen.
Seedmatch: Zu einem Deal mit den Löwen kam es nicht – was bedeutet das für euch?
Jonas Gößling: Die Aufzeichnung war bereits Ende Februar diesen Jahres. Seitdem ist unglaublich viel passiert bei uns. Wir haben die 50.000 Nutzer Marke geknackt und bewegen uns auf die 100.000 zu. Wir erwirtschaften mittlerweile schon gute Umsätze, haben eine weitere Finanzierung gesichert und den weltgrößten Instrumentehersteller Yamaha als Kooperationspartner gewonnen. Somit machen wir uns keine Sorgen.
Seedmatch: Frank Thelen war recht kritisch und hat angedeutet, er könne den Code für eure Software selbst in einer Stunde programmieren. Was sagt ihr dazu? Immerhin habt ihr eine Menge sweat, blood und vielleicht auch tears in flowkey gesteckt.
Jonas Gößling: Man muss das professionell sehen. Es ist eine Show und da gehören ein paar Sprüche dazu. Vielleicht wollte er uns aus der Reserve locken oder so. Ich mache mir da nicht so die Gedanken.
Seedmatch: Habt ihr die vergangenen Folgen gesehen? Was haltet ihr grundsätzlich von dem Format?
Jonas Gößling: Ich finde das Format gut, denn es erzeugt Aufmerksamkeit für das Thema Startups und weckt bestimmt bei vielen die Gründerlust. Das tut Deutschland gut.
Seedmatch: Ihr habt, wie schon eben erwähnt, kurz nach der Sendung einen Deal mit einem ganz großen Löwen der Musikindustrie bekanntgegeben. Wie kam es dazu und was bedeutet der Deal für euch?
Jonas Gößling: Wir haben schon in den vergangenen Monaten gut mit Yamaha zusammen gearbeitet und so war der Schritt zu einer offiziellen Kooperation nur logisch. Yamaha ist als führender Instrumentehersteller der ideale Partner für uns. Wir können über Yamaha unsere Zielgruppe erreichen und Yamaha durch flowkey neue Kunden finden. Somit ist die Kooperation ein enormer Win-Win für beide Unternehmen. Yamaha-Kunden erhalten ab sofort flowkey Premium kostenlos für drei Monate und zudem wird es flowkey Stationen zum Ausprobieren in Music Stores in ganz Deutschland, Österreich, Schweiz und Benelux geben. Da Yamaha ein weltweit agierender Konzern ist, kann diese Kooperation zudem langfristig ausgeweitet und vertieft werden. Somit bedeutet uns die Kooperation sehr viel.
Seedmatch: Daran anschließend auch gleich die Frage: Was gibt es sonst neues bei flowkey? Und: Was machen eure eigenen Löwen?
Jonas Gößling: Wir sind in gutem Kontakt mit unseren Investoren und erhalten positive Resonanz aus der Crowd. Ich hoffe sehr, dass die Seedmatch-Investoren mit unserem bisherigen Werdegang zufrieden sind – das ist mir wirklich sehr wichtig, denn ohne die Crowd wären wir nicht da, wo wir sind. Wir werden uns jetzt in den nächsten Monaten ordentlich ins Zeug legen und uns weiter auf die wichtige Arbeit am Produkt und Marketing konzentrieren.
22. Oktober 2015
Ich fand den Auftritt auch sehr gut, aber allgemein finde ich bei DHDL sind die Bewertungen recht niedrig (was zum Teil an den Geschäftsmodellen liegt) und die Anteile recht hoch, insb. in einer frühen Phase der Unternehmung.
Nicht zu verachten ist jedoch der Werbeeffekt und um den geht es wohl auch. Wer professionelle Investoren für einen größeren Betrag sucht, kann sich dort präsentieren, aber ich würde nicht alles auf den Abschluss setzen.
22. Oktober 2015
Die Unternehmensbewertungen sind generell ein Problem. Die Gründer überschätzen sich in der Regel fast immer.
Bin hier bei Seedmatch in über 15 Unternehmen investiert. Bei 4 Unternehmen haut die Bewertung inzwischen halbwegs hin. Ein Unternehmen hat diese übertroffen. Beim Rest lag diese viel zu hoch.
24. August 2016
Tatsächlich spielt das Thema Unternehmensbewertung nicht nur bei der TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“ eine große Rolle: auch hier, bei Seedmatch, ist es als Crowd-Investor vorteilhaft zu wissen, wie man ein Startup bewertet – und wozu.
Mehr Infos haben wir daher in diesem Blogbeitrag zusammengetragen.