Am Montagmorgen hat BluePatent bereits nach 24 Tagen 100.000 Euro einsammeln können und damit die möglichen 200% erreicht. BluePatent ist somit das dritte erfolgreich finanzierte Startup bei Seedmatch und das erste B2B-Unternehmen, dass dieses neue Finanzierungsmodell genutzt hat. Grund genug bei den Gründern von BluePatent nachzufragen, wie sie diesen Erfolg erlebt haben und was als Nächstes kommt.
Jens-Uwe Sauer von Seedmatch: Zur erfolgreichen Finanzierung mit aktuell 163 Investoren dürfen wir euch erst einmal ganz herzlich gratulieren! Ihr konntet in 24 Tagen – das ist weniger als der Hälfte der regulären Fundingzeit – die derzeit maximale Summe von 100.000 Euro einsammeln. Wie fühlt man sich, das Crowdfunding in Rekordzeit geschafft zu haben?
Petr Nemec von BluePatent: Wir hatten uns vor dem Beginn unseres Finanzierungsaufrufs alle möglichen Strategien zurecht gelegt, wie wir die Beteiligung erhöhen können. Von der spektakulären Dynamik unserer Crowdfunding-Runde wurden wir dann vollkommen überrascht. Wie sehen diesen Erfolg als Bestätigung dafür, dass unser Konzept auch für andere einleuchtend ist und Begeisterung hervorrufen kann. Das ist natürlich insbesondere für ein Crowdsourcing-Unternehmen eine zentrale Erkenntnis – schließlich sind wir darauf angewiesen, viele Menschen für unsere Idee zu gewinnen.
Jens-Uwe Sauer: Ihr seid das dritte Startup bei Seedmatch und das erste junge B2B-Unternehmen, welches über Crowdfunding finanziert wurde. Welche Erfahrung habt ihr dabei gesammelt?
Petr Nemec: Wir haben – über die reine Finanzierung hinaus – bei der Kommunikation über social media dazugelernt. Und die Interaktion mit den bereits eingestiegenen und potentiellen Investoren war für uns wie eine Art Due Diligence Prüfung im Web 2.0. Kritische Fragen führen immer dazu, dass man die eigene Strategie noch einmal auf den Prüfstand stellt. Aus der Auseinandersetzung mit der Seedmatch-Community haben wir auch einige Anregungen gezogen, die wir jetzt in unsere Strategie mit einfließen lassen wollen.
Jens-Uwe Sauer: Würdet ihr euch wieder mit Crowdfunding finanzieren? Wenn ja, aus welchen Gründen? Und würdet ihr es auch anderen Startups empfehlen, sich auf diesem Weg zu finanzieren?
Petr Nemec: Unbedingt – die Finanzierung über Crowdfunding war eine uneingeschränkt gute Entscheidung. Zum einen natürlich, weil es eine unkomplizierte Form der Einwerbung von Mitteln darstellt. Zudem sind wir ja mit deutlich mehr Geld herausgegangen, als wir erwartet hatten. Aber wichtiger als das ist für uns zu wissen, dass wir nun mindestens 163 Unterstützer haben, die unsere weitere Entwicklung begleiten werden und an unserem Unternehmenserfolg interessiert sind. Wir sehen unsere Mikroinvestoren auch als Ratgeber und Multiplikatoren – und hoffentlich auch den ein oder anderen als künftigen Rechercheur für BluePatent. Insofern würden wir diese Finanzierungsform auch anderen Unternehmen empfehlen – insbesondere natürlich solchen Start-ups, die auf Crowdsourcing oder den Aufbau einer Community setzen.
Jens-Uwe Sauer: Wir hatten noch keine Gelegenheit, über euer Produkt P4 zu besprechen. Könnt ihr es unseren Lesern noch einmal kurz erläutern?
Petr Nemec: Neben der Validitätsrecherche und der Verletzungsrecherche sehen wir auch ein großes Potenzial in der Bewertung von Technologien und Schutzrechten. Patent- und Technologiebewertungen spielen in vielen Bereichen und Fragestellungen eine zentrale Rolle – beispielsweise bei Management-Entscheidungen der IP-Abteilungen, im Vorfeld von Übernahmen oder dem Aufkauf eines Patentportfolios oder auch in Forschungseinrichtungen, in denen sich häufig die Frage stellt, ob sich eine Patentierung lohnt. Wir möchten hierfür eine Dienstleistung anbieten, die bei diesen Fragestellungen eine Experten-Crowd einbindet. Genaueres möchten wir derzeit noch nicht verraten.
Jens-Uwe Sauer: Ihr habt ja selbst eine stille Beteiligung an eurem Startup erworben. Was genau habt ihr damit vor?
Petr Nemec: Wir haben eine Beteiligung in Höhe von 250 Euro erworben. Diese Beteiligung verlosen wir unter allen bis zum 19.12.2011 registrierten Rechercheuren (zur Verlosung). Dies sehen wir als günstige und geschickte Maßnahme, um das Crowdbuilding voranzutreiben. Der Aufbau der Crowd läuft durch so eine Aktion zwar relativ ungerichtet – aber nicht jeder bei BluePatent registrierte User muss ein technischer Fachmann sein. Gerade bei Verletzungsrecherchen, also der Suche nach Plagiaten, kann wirklich jeder mitmachen.
Jens-Uwe Sauer: Für eure nächsten Schritte wünschen wir euch viel Erfolg!
Petr Nemec: Wir danken Seedmatch für die gute Zusammenarbeit und natürlich allen Mikroinvestoren für das große Vertrauen, das gute Feedback und die hilfreiche Auseinandersetzung mit unserer Idee. Wir haben durch die Crowdfunding-Runde großen Rückenwind bekommen und werden in den kommenden Monaten einiges bewegen können. Wir freuen uns schon darauf, unserer Investoren-Community die nächsten Fortschritte und Entscheidungen mitteilen zu können!
22. Januar 2014
Das ist ein interessanter Ansatz. Am Erfolg kann man erkennen, wie positiv dieses Modell aufgenommen wurde. Wie ging es denn danach weiter? Wo sind die angekündigten Berichte über den Fortschritt zu finden? Ich würde gerne mehr darüber erfahren und lesen, ob sich der erwartete Erfolg auch langfristig eingestellt hat und ob sich dieses Modell auch auf andere Bereiche und Branchen anwenden lässt.