Eines der aktuellen Startups bei Seedmatch ist fraisr. Das Berliner Unternehmen verknüpft auf innovative Weise E-Commerce mit Fundraising. Denn fraisr ist nicht nur ein Internet-Marktplatz – mit einem selbst entwickelten Spenden-Plugin sorgt das Startup dafür, dass Online-Shops mit einem emotionalen Angebot mehr Umsatz machen. 50 Investoren haben bereits in fraisr investiert. Wir haben Lukas C. Fischer, einem der Gründer von fraisr, ein paar Fragen zum Funding und der Welt der Spenden im Allgemeinen gestellt.
Seedmatch: Lieber Lukas, wie kommt man auf dieses Geschäftsmodell?
Lukas C. Fischer: Mein Mitgründer Alex und ich haben beide bei Zum goldenen Hirschen gerarbeitet. Das ist kein Hotel in Bayern, sondern eine der größten Werbeagenturen in Deutschland. Und da haben wir viel mit E-Commerce-Konzepten zu tun gehabt, die helfen sollen, mehr zu verkaufen und die Conversion unserer Kunden zu verbessern. Bei unserer Recherche kamen wir dann auf das Thema sozialer Fussabdruck und das Bedürfnis, dass Kunden von Shops und Marken mehr soziales Engagement erwarten und dieses Engagement mit Käufen belohnen. Daraufhin haben wir angefangen, an einem Konzept zu arbeiten, was Gutes tun mit Konsum verbindet.
Seedmatch: Wie ist euer Team aufgestellt? Woher nehmt ihr die Expertise für euren Marktplatz und das Spenden-Plugin?
Lukas C. Fischer: Wir haben ein sehr kompetentes Entwicklerteam, das über das gesamte Tech-Know verfügt, um alle Innovationen inhouse abzuwickeln. Das Team ist sehr ambitioniert und eignet sich bei Bedarf auch in wenigen Tagen das Wissen an, was für eine neue Aufgabe gebraucht wird. Da sind wir sehr stolz drauf, denn es ist nicht selbstverständlich, mit einem sehr kleinen Team und überschaubaren Kosten die Entwicklungsgeschwindigkeit vorzulegen, die wir haben. Wir Gründer haben die Erfahrung und das Wissen für erfolgreiches Marketing, Vertrieb, Markenaufbau und Finanzen. Es war uns immer wichtig, nicht unnötig Kosten zu schaffen durch Personalüberhang, sondern lieber höchst effizient zu arbeiten. Daran halten wir auch weiter fest.
Seedmatch: Welche Erfolge kann fraisr bereits vorweisen?
Lukas C. Fischer: Die Datenmengen sind zwar noch klein, da vor allem unser Plugin erst seit ein paar Wochen im Markt ist – wir können aber jetzt schon qualitativ sagen: Spenden & Kaufen ist eine sehr gute Kombination und führt tatsächlich dazu, dass sowohl mehr verkauft wird als auch das der gewünschte Imagetransfer von Spendenorganisation auf den Händler stattfindet. Wir hören von unseren Verkäufern, die das Plugin einsetzen unter anderem auch, dass sie von ihren Kunden aktiv auf das Spendenengagement angesprochen werden und es tatsächlich die Kaufentscheidung positiv beeinflusst hat. Unser Plugin ist definitiv ein Conversion-Kicker.
Seedmatch: Der Markt für Spenden ist nicht ganz einfach: Am meisten wird gespendet, wenn Katastrophen in den Medien hohe Aufmerksamkeit generieren. Wie tretet ihr dieser Herausforderung entgegen – und warum ist fraisr besser als eine direkte Spende?
Lukas C. Fischer: fraisr ist einfach etwas ganz Neues und Anderes. Der Spendenmarkt in Deutschland ist völlig überaltert und stagniert seit Jahren. Der durchschnittliche Spender ist über 65 Jahre alt und spendet entweder monatlich über eine Fördermitgliedschaft oder wenn er einen Spendenbrief inklusive Überweisungsträger zu geschickt bekommt. Unsere Zielgruppe ist eine völlig andere. Wir adressieren zum einen diejenigen, die den Anspruch haben, Konsum mit sozialen Engagement zu verknüpfen – den so genannten aufgeklärten Konsumenten: gut gebildet, gut verdienend. Und zum anderen sprechen wir jüngere Käufer an, die sich zwar für die Themen der Spendenorganisationen interessieren, sich aber von den klassischen Spendenaufrufen nicht angesprochen fühlen. Beide Zielgruppen haben eins gemein: Egal, wieviel sie spenden oder nicht spenden – sie kaufen gerne und viel ein. Und hier kommen wir ins Spiel. Denn mit uns wird es sehr einfach, sich mit Shoppen zu engagieren.
Seedmatch: Wie oft wird euer Plugin bisher eingesetzt? Wie ist die Zufriedenheit der Shop-Betreiber? Machen diese mit fraisr mehr Umsatz?
Lukas C. Fischer: Wir sind aktuell mit dem Plugin in 16 Shops vertreten, u. a. im Online-Shop vom Basketballverein ALBA Berlin, bei der Porzellanmarke Kahla und beim Kamerahersteller Lomography. Wir bekommen sehr positive Rückmeldungen von den Shops, sowohl was die einfache Installation und die hohe Qualität des Plugins betrifft als auch was das Kundenfeedback und letztlich die Abverkäufe angeht. Und wir bei fraisr machen damit definitiv mehr Umsatz: Bereits jetzt ist das Verhältnis drei zu zwei beim Vergleich Marktplatz vs. Plugin und wir sind sicher, dass das Plugin mit weiterer Verbreitung den Marktplatzumsatz bald hinter sich lassen wird. Das Schöne ist einfach: Mit dem Plugin partizipieren wir am Umsatz mit Kunden, deren „Besorgung“ wir nicht erledigen mussten. Klartext: Wir haben mit dem Plugin vor allem Vertriebsaufwand, aber keine Kosten für die Trafficbesorgung.
Seedmatch: Was werdet ihr mit dem eingesammelten Kapital aus eurem Crowdfunding in Angriff nehmen?
Lukas C. Fischer: Wir wollen weitere Plugins für andere Shopssyteme entwickeln, um noch schneller zu wachsen und außerdem wollen wir zügig in anderen Ländern starten, da hier das Potential für fraisr noch größer ist als in Deutschland. Vor allem in angelsächsisch geprägten Ländern wie Großbritannien und den USA ist die Kultur des Spendens ausgeprägter und entsprechend die Affinität für ein Produkt wie fraisr sehr groß. Nach unserem Kenntnisstand gibt es kein vergleichbares Produkt weltweit.
Seedmatch: Wo wollt ihr mit fraisr noch hin? Was sind eure Zukunftspläne?
Lukas C. Fischer: Wir möchten grundsätzlich das Prinzip des Konsums mit dem Spenden verknüpfen. Wir haben im Internet angefangen, weil es hier einfacher ist, zu skalieren. Aber grundsätzlich ist fraisr auch für den regulären Offline-Handel interessant. Auch hier suchen Händler nach Möglichkeiten, sich zu differenzieren und die Kunden sind die selben wie online. Ich persönlich finde Hyperlocal-Ansätze sehr spannend und kann mir vorstellen, dass fraisr hier ab 2015 mitmischen könnte. Und ein fraisr-Regal im Supermarkt, wo die aktuellen Produkte mit Spende angeboten werden, fände ich auch super. Denn auch hier läuft nicht mehr alles nur über den Preis – das zeigt unter anderem der Bio-Boom.
Seedmatch: Was macht fraisr einzigartig, vor allem im Hinblick auf potenzielle Wettbewerber?
Lukas C. Fischer: Wir haben einen sehr guten Kundensupport und betreuen unsere Verkäufer auch intensiv nach dem erfolgreichen Abschluss. Das gleiche betrifft die Zusammenarbeit mit den Spendenorganisationen, mit denen wir uns in einem engen Austausch befinden. Das ist wichtig, um uns vor Mitbewerbern zu schützen, die früher oder später kommen werden. Hierfür ist es auch wichtig, zügig zu wachsen und zu internationalisieren. Denn als First Mover haben wir die große Chance, auch langfristig der wichtigste Player in diesem Markt zu sein. Diese Chance müssen wir nutzen!
Seedmatch: Und zum Schluss, warum sollte ein Crowdinvestor aktuell aus deiner Sicht in euch investieren?
Lukas C. Fischer: fraisr ist eine Innovation, die einem altbewährten Prinzip neuen Schwung verleiht. Handel funktioniert schon seit Jahrtausenden und mit fraisr addieren wir hier etwas dazu, was quasi jeder gut findet. Alle Beteiligten profitieren also davon: Der Käufer hat ein gutes Gefühl, der Verkäufer verkauft mehr, die Spendenorganisationen bekommen Zuwendungen, fraisr Provision und der Crowdinvestor eine lukrative Rendite.
Seedmatch: Vielen Dank für deine ausführlichen Antworten Lukas. Wir wünschen euch weiterhin viel Erfolg mit eurem Funding.