Unternehmer zu sein ist keine Tätigkeit, sondern ein Wesenszug und eine Lebensart. Was jemanden zum Entrepreneur macht, ist nicht, ein oder zwei Unternehmen gegründet zu haben. Es ist die starke innere Motivation, mit einer Sache eigenständig erfolgreich zu sein. Aber was genau macht jemanden zum erfolgreichen Unternehmer? Und: ist Unternehmer gleich Unternehmer?
Unzählige Untersuchungen wurden bereits durchgeführt, um die große Frage zu beantworten: “Was macht einen erfolgreichen Gründer aus?” Sind es bestimmte Persönlichkeitseigenschaften? Wenn ja: Welche Eigenschaften sind entscheidend, welche irrelevant? Sind sie angeboren oder kann man sie erlernen? Nature or nurture?
Die Antwort: es kommt darauf an.
Verschiedene Studien weisen darauf hin, dass bestimmte Eigenschaften bei erfolgreichen Unternehmern häufiger zu finden sind.
Entrepreneure leben für den Erfolg ihres Projektes. Ihre Motivation ist es, eine Vision zu verwirklichen und etwas auf die Beine zu stellen. Das nennt man auch Leistungsmotivation. Andere Motive wie Macht oder Geld spielen eine untergeordnete Rolle. Entrepreneure setzen sich hohe Ziele, die sie mit ganzem Einsatz und großer Ausdauer verfolgen. Dazu bringen sie auch die Fähigkeit mit, sich selber zu motivieren. Sie sehen stets „das große Ganze“ und behalten ihr Ziel im Auge: ihr Projekt zu verwirklichen.
Entrepreneure lieben Innovationen. Sie sind ständig auf der Suche nach Möglichkeiten, Dinge oder Prozesse zu optimieren. Sie haben viele Ideen, sind dabei kreativ, innovativ und unkonventionell und testen mit Begeisterung neue Wege.
- Entrepreneure mögen Wettbewerb. Konkurrenz spornt sie an. Der Vergleich mit den Mitbewerbern motiviert sie, sich schneller zu entwickeln und besser zu werden. Entrepreneure glauben an sich selbst. Sie haben ein großes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und sind fest davon überzeugt, dass sie ihre hohen Ziele erreichen können. Dieser Optimismus wird von manchen als Arroganz gewertet, aber Entrepreneure sind zu fokussiert und begeistert von ihren Projekten um sich darüber Gedanken zu machen. Wenn ihnen ein Fehler unterläuft, so lassen sie sich nicht davon entmutigen, sondern begreifen das als normales Vorkommnis und Möglichkeit der Verbesserung und korrigieren ihn.
Entrepreneure übernehmen gern Verantwortung. Ihnen ist es sehr wichtig, ihre Entscheidungen unabhängig treffen zu können, autonom zu handeln. Ihr eigener Chef zu sein und nicht nur Ausführende zu sein. Vorschriften empfinden sie als Einschränkung.
Entrepreneure haben viel Energie. Gerade der Beginn einer Selbstständigkeit ist sehr anstrengend – kein Urlaub und wenig Freizeit hinterlassen ihre Spuren. Erfolgreiche Unternehmer haben die Energie, körperliche Konstitution und Belastbarkeit für ein solches Leben.
Entrepreneure haben eine hohe Toleranz gegenüber Unsicherheit. Sie können gut mit dem Wissen umgehen, dass sie ihre Zukunft nicht sicher vorhersehen können. Sie sind aber davon überzeugt, sie mit ihrem Handeln beeinflussen können. Entgegen der landläufigen Meinung suchen Entrepreneure aber nicht aktiv das Risiko – sie sind nur besser als andere in der Lage, ein kalkuliertes Risiko einzugehen.
Entrepreneure können mit konstruktiver Kritik und Ablehnung umgehen. Innovative Unternehmer sind mit ihren Ideen Vordenker und hören oft: „Das geht nicht!“. Vielfach werden sie auch als Non-Konformisten wahrgenommen. Es geht ihnen aber nicht um Rebellion, sondern um Verbesserung. Konstruktive Kritik, die ihren Zielen dient, nehmen sie an. Konservative Kritik jedoch lehnen sie als Pessimismus ab und lassen sich dadurch nicht verunsichern. Außerdem wissen erfolgreiche Unternehmer, dass Schwierigkeiten, Ablehnung und Kritik jedem Game Changer begegnen und sie haben gelernt, damit umzugehen.
Entrepreneure sind optimistisch und offen für Veränderungen. Wenn etwas nicht funktioniert, zögern Entrepreneure nicht, es zu ändern. Sie wissen, wie wichtig es ist, mit aktuellen Entwicklungen mitzuhalten, und das geht nur, wenn man sich an die Möglichkeiten und Gegebenheiten des Moments anpasst. Sie haben auch ein Gespür dafür, wenn Veränderung notwendig ist und haben einen Blick für Gelegenheiten.
Was sagen uns diese Erkenntnisse? Kann man jemandem beibringen, ein Vordenker zu sein? Kann man eine Vorlesung zu Unsicherheitstoleranz halten? Man möchte fast sagen: nein.
Wenn also Unternehmer geboren und nicht gemacht werden, warum bieten dann immer mehr Universitäten Kurse für Unternehmensgründung und -führung an? Die Antwort ist einfach: weil jedes Talent Training braucht, um sich voll entwickeln zu können.
Ein Kurs kann keine Entrepreneure erzeugen, aber er kann den Unternehmergeist, der vielleicht in vielen Studenten schlummert, herauszukitzeln und kultivieren. Neben den angeborenen Eigenschaften, die Unternehmertum begünstigen, gibt es viele wichtige unternehmerische Fähigkeiten, die gelernt werden können, zum Beispiel: die Fähigkeit, eine Vision zu bilden und zu kommunizieren, ein Team zu leiten und zu motivieren und Gelegenheiten zu erkennen. Darüber hinaus gibt es formelle und administrative (bspw. unternehmensrechtliche oder steuerliche) Anforderungen, die schlicht und einfach gelernt werden müssen: einen Businessplan zu schreiben, Elevator Pitches zu erstellen, die Unternehmensform bestimmen, Möglichkeiten der Finanzierung kennen, Finanzierungspläne aufzustellen, etc.
Ist jeder, der ein Unternehmen führt, ein Unternehmer?
Ich denke, nicht jeder, der ein Unternehmen führt, ist ein Entrepreneur. Er kann auch ein kluger Verwalter sein und wird als solcher auch gebraucht, um Ideen auszuarbeiten und langfristig voranzubringen. Ein Entrepreneur zeichnet sich durch diesen besonderen „Funken“ aus, den er in sich trägt, diese Abenteuerlust und Unruhe, etwas Neues zu erschließen. Das ist etwas, das man nicht lernen kann.
Erfolgreiche Entrepreneure müssen also geboren UND gemacht werden. Offenbar ist es eine Kombination, die zum Erfolg führt. Auf der einen Seite angeborene Persönlichkeitseigenschaften, die einen Menschen motivieren, selbstständig zu sein und proaktiv etwas leisten zu wollen. Auf der anderen Seite aber auch eine Reihe gelernter Fähigkeiten, die ihn befähigen, diese Anlagen effektiv umzusetzen. Ein Unternehmer muss heute fast die sprichwörtliche eierlegende Wollmilchsau sein. Er sollte ein Experte in seinem Fach sein und gleichzeitig am besten ein versierter Betriebswirt und Jurist. Er muss sehr kontaktfreudig und überzeugend sein, er sollte Menschen führen können aber auch alleine arbeiten, und vieles mehr.
Entrepreneure fallen nicht fertig vom Himmel. Wenn aber jemand die Anlagen und die Vision mitbringt, ist es wichtig, ihm zu helfen, sie umzusetzen. Denn wir sind wirtschaftlich auf diese Innovatoren angewiesen. Die Hilfe kann an ganz verschiedenen Stellen erfolgen. Seedmatch ermöglicht Entrepreneuren einen neuen Weg der Finanzierung ihres Startups: Crowdfunding. Viele Menschen können gemeinsam jungen Unternehmern helfen, innovative Unternehmenskonzepte umzusetzen und diese zu etablieren.
Unterstützen auch Sie bei Seedmatch innovative und engagierte Entrepreneure!
15. September 2010
Ein sehr gute Überblick. Es macht Mut, dass es weder die rein angeborenen noch die rein angelerneten Fähigkeiten sind, die Unternehmer auszeichnen. Die Aussage, dass ein Unternehmer aber fast eine „Eierlegende Wollmichsau“ sein muss, schreckt aber vermutlich ab, wer kann das schon von sich behaupten? Ist es nicht eher die Besinnung auf die eigenen Stärken, die man bei der Umsetzung einer Idee „leben“ bzw. bei der Ausreifung einer Geschäftsidee bereits einbeziehen sollte? Vieles kann man ja auch an Facleute outsourcen und sich als Entrepreneuer aus das Wesentliche, die Entwicklung einer Idee, die Umsetzung der Vision oder die Vermarktung von Produkten/Dienstleistungen fokussieren. An dieser Stelle könnte eine weiterführende Diskussion anknüpfen.
3. Mai 2011
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