Weihnachten steht vor der Tür und es dürfte wohl auch dem Weihnachtsmann höchstpersönlich schon aufgefallen sein, dass einige Geschenke unter dem Weihnachtsbaum immer kleiner werden. Dennoch verlieren sie nicht an Wert – im Gegenteil. Was früher Socken, Küchengeräte und Co. waren, sind heute Gutscheine für Kino, Theater oder Restaurantbesuche. Umfragen zufolge zählen Gutscheine neben Geld zu den beliebtesten Geschenken – und immer häufiger handelt es sich dabei um Gutscheine für gemeinsame Erlebnisse statt für Materielles. Sei es ein Krimi-Dinner, bei dem man während des Menüs einen Mordfall löst, eine Wanderung in Begleitung von Alpakas, eine rasante Fahrt mit einem exklusiven Sportwagen oder eine romantische Nacht zu zweit im Iglu – das Angebot an Erlebnisgeschenken ist groß. Die Zunahme sogenannter Erlebniskäufe markiert das Zeitalter der Erlebnisökonomie, die sich über die vergangenen drei Jahrzehnte von der klassischen Produkt- und Dienstleistungsökonomie abgelöst hat. Der Begriff Erlebnisökonomie – auch bekannt als Experience Economy – ist allerdings nicht neu. Die Beschreibung wurde erstmals 1998 von den beiden amerikanischen Wissenschaftlern Joseph Pine und James Gilmore verwendet. Doch heute, im Zuge der Digitalisierung und des Wechsels der Generationen, eröffnen sich dieser Wirtschafts-Ära neue Möglichkeiten.
Wertewandel in der Gesellschaft
Im digitalen Zeitalter können wir uns so gut wie überall auf der Welt mit jedem vernetzen, sind ständig erreichbar und immer up to date. Wir Menschen sind geborene Selbstdarsteller, sagt Gerhard Schulze, Autor des Buches „Erlebnisgesellschaft“ – und genau das, nämlich uns selbst darzustellen, ist mit sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter und Instagram so einfach wie nie. Die engere Vernetzung im digitalen Zeitalter, aber auch der Wertewandel in der Gesellschaft führen dazu, dass Besitztum und Statussymbolen immer weniger Bedeutung zukommen. Betrachtet man die aktuellen Konsumgenerationen, ist ein Trend hin zu mehr Erlebnisorientierung zu beobachten. In einer Studie gab fast ein Fünftel der Befragten aus der Generation Z (zwischen 1998 und 2016 geboren) an, dass sie lieber Geld für Erfahrungen als für Produkte ausgeben. In einem Jahrzehnt wird die heutige Jugend weltweit bereits ein Drittel der Konsumenten ausmachen, was vor allem für Unternehmen und Wirtschaft ein wichtiges Signal ist, dieses Bedürfnis ihrer potenziellen Kunden nicht zu vernachlässigen. Um Verbraucher langfristig an ein Unternehmen zu binden und eine erfolgreiche Kundenbeziehung aufzubauen, ist es wichtig, sie immer wieder aufs Neue zu begeistern – und zwar nicht nur mit immer neuen Produkten, sondern mit bereichernden Erfahrungen. Wenngleich sich der Trend durch alle Wirtschaftsbereiche zieht, profitieren einige Branchen besonders von der gesellschaftlichen Entwicklung hin zu einer verstärkten Erlebnisorientierung.
Zeit verbringen statt Zeit einsparen
Mit dem Ziel, möglichst viele Eindrücke in kurzer Zeit zu sammeln, haben in der Vergangenheit viele von uns verlernt, wirklich abzuschalten und zu genießen. Der Begriff „Slow Travel“ beschreibt, wie sich der Fokus beim Reisen im Rahmen der Erlebnisgesellschaft verändert. Heutzutage geht es darum – wie es der Name schon verrät –, das Tempo zu drosseln und wirklich zu genießen, anstatt immer neue Sinneseindrücke zu erhalten. Anbieter von Erlebnisreisen profitieren von dieser Entwicklung und werben mit Schlagworten wie “authentisches Erlebnis”, “Weg vom Mainstream” oder “hautnah & aktiv”. Doch man muss nicht immer weit verreisen, um neue Erfahrungen zu machen. Oft reicht auch schon der Schritt vor die Haustür, um kleine Alltags-Abenteuer – sogenannte Mikroabenteuer – zu erleben. Auf diesen Trend ist auch die Tourismuswirtschaft aufmerksam geworden und so häufen sich Angebote wie “Übernachtungen im Freien”, “mit dem Kompass durch die Wildnis” oder “Floßbauen am See”.
Fest steht, Erlebnisse sind immer dann am schönsten, wenn man sie mit jemandem teilen kann – das ist auch im Sport der Fall. Seine Kräfte messen, im Team antreten und ein gemeinsames Ziel erreichen, das versprechen Laufveranstaltungen wie die XLETIX Challenge. Xletix wurde unter dem Namen KrassFit im Jahr 2014 erfolgreich über Seedmatch finanziert und bietet Extrem-Hindernisläufe an, die man im Team meistern muss. Um dem Körper etwas gutes zu tun und dem Alltag zu entfliehen, muss man sich allerdings nicht immer körperlich verausgaben. Wellness ist “in” – auf Instagram fand man im vergangenen Jahr Millionen Posts unter dem Hashtag #selfcare. Von diesem Trend profitieren Anbieter wie das im Jahr 2017 erfolgreich über Seedmatch finanzierte Unternehmen MyWellness (damals noch McWellness). Der Day-Spa-Anbieter sorgt mit seinen individuellen Wellness-Suiten, die Kunden für mehrere Stunden buchen können, für Diskretion und private Entspannung.
Sei es im Tourismus, der Freizeitindustrie oder im Wellnessbereich – in den kommenden Jahren werden wohl einige spannende Ideen den Markt erobern und mit besonderen Erlebnissen oder einzigartigen Erfahrungen die Kunden überzeugen. Und falls Sie noch das passende Weihnachtsgeschenk für Ihre Liebsten suchen, dann behalten Sie doch im Hinterkopf, dass Studien belegen, dass Erlebnisgeschenke glücklicher machen …