Obwohl der Frühling in diesem Jahr in vielen Regionen Deutschlands leider länger auf sich warten lässt als gewöhnlich, juckt es Hobbygärtnern schon in den Fingern. Bald ist es soweit: Endlich wieder in der Erde wühlen, Pflanzen beim Wachsen zusehen und am Ende hoffentlich eine ordentliche Ernte einfahren! Doch wer Gärtnern als spießiges Hobby ansieht, dem man allenfalls im Garten hinter dem Einfamilienhaus oder im Schrebergarten nachgeht, der irrt sich gewaltig. Auch immer mehr jüngere Leute und Stadtbewohner entdecken das Gärtnern für sich und schätzen die vielen Vorteile, die selbstangebaute Pflanzen bieten: Sie binden CO2, verbessern die Luftqualität und können sogar dazu beitragen, die Sommerhitze zu mildern. Außerdem sehen sie einfach schön aus, tun der Seele gut, und im Idealfall bilden sie leckere Früchte – gesund und in Bio-Qualität.
Kein Wunder, dass bereits über 8 Mio. Deutsche mehrmals pro Woche gärtnern und für ihr Hobby während der Saison monatlich bis zu 150 Euro ausgeben. Doch was macht man, wenn man in einer kleinen, dunklen Stadtwohnung lebt, in der man von einem Garten nur träumen kann und die – wenn überhaupt – lediglich über einen winzigen Balkon verfügt? Zum Glück gibt es im Urban-Gardening-Markt jede Menge findige Startups, die sich innovative Lösungen für alle Pflanzenbegeisterten ohne eigenen Garten überlegt haben. In diesem Beitrag stellen wir sie vor.
Intelligenter Gemüsegarten in der Wohnung
Gehen wir direkt einmal vom schlechtesten Fall aus: Die Wohnung verfügt über keinen Balkon oder Terrasse, ist vielleicht auch noch nach Norden ausgerichtet, und in die Häuserschluchten schafft es nur wenig Licht. In einem solchen Setting kann doch fast nichts wachsen, oder? Doch, sagt das Startup BerlinGreen. Es hat mit der GreenBox einen smarten Indoor-Garten im Format 40 x 21 x 34 cm entwickelt, in dem auf kleinem Raum Kräuter, Salate und Chilis angebaut werden können. Besondere Bedingungen braucht es dafür nicht, denn das intelligente System kümmert sich darum, dass die Pflanzen optimal mit Wasser, Licht und Nährstoffen versorgt werden. Ein grüner Daumen ist ebenfalls nicht erforderlich, da die GreenBox über eine App gesteuert wird, die Hobby-Gärtnern anzeigt, wann Wasser nachgefüllt werden muss und wann geerntet werden kann. Ganz nebenbei lernen Pflanzen-Newbies so auch noch jede Menge über ihre neuen grünen “Mitbewohner”. Das junge Unternehmen konnte bereits über 1.000 Boxen verkaufen. Zukünftig sollen auch größere Boxen und vertikale Indoor-Gärten zum Sortiment gehören.
Balkonkästen bepflanzen leicht gemacht
Wer zu den Glücklichen gehört, die immerhin einen mehr oder weniger großen Balkon ihr Eigen nennen, aber noch nicht so recht weiß, was er damit anfangen kann, der wird vielleicht beim Startup Blumixx fündig. „Die einfachste Balkonbepflanzung der Welt” – so wirbt das Unternehmen für seine Bags. Dabei handelt es sich um bereits fertig mit Erde und Pflanzen befüllte Blumenkasten-Einsätze, die ganz einfach in den vorhandenen Kästen platziert werden können. Der Besuch im Gartencenter, das lästige Schleppen und Hantieren mit Erde entfallen somit komplett. Die Bags gibt es in unterschiedlichen Varianten zu kaufen: mit Blumen, Kräutern, Gemüsepflanzen oder Erdbeeren befüllt, in verschiedenen Blütenfarben, für den sonnigen oder schattigen Balkon … einfacher war Balkongärtnern sicher noch nie.
Doch viele Balkongarten-Enthusiasten möchten es gar nicht möglichst einfach haben, sondern legen auf ihrem Balkon ähnlich viel Ehrgeiz an den Tag wie ein Gartenbesitzer – nur auf wesentlich kleinerer Fläche. Bei dem jungen Unternehmen DieStadtgärtner finden sie alles, was ihr grünes Herz begehrt. Begonnen hat das Startup vor einigen Jahren mit sogenannten Seedbombs (dt. Samenbombe oder Samenkugel). Dabei handelt es sich um aus Erde geformte handliche Kugeln, welche Pflanzensamen enthalten. Ursprünglich kommt dieser Trend aus dem Guerilla Gardening, also der inoffiziellen Begrünung brachliegender Flächen in der Stadt. Auf diesen lässt man die Seedbombs einfach im Vorbeigehen fallen – nach und nach kommen dann z. B. bienenfreundliche Wildblumen zum Vorschein. Das Geschäft mit den Seedbombs war so erfolgreich, dass sich DieStadtgärtner seitdem weiterentwickelt haben und nun von Pflanzensamen und Anzuchtsets über Stecklinge bis hin zu ausgewachsenen Pflanzen alles anbieten, was motivierte Einsteiger für ihr grünes Glück auf Balkonien brauchen.
Ein komplettes Ökosystem für den Balkon
Wer einmal auf den Geschmack von selbstangebautem Gemüse, Kräutern & Co. gekommen ist, gelangt jedoch mitunter schnell an den Punkt, an dem er mehr davon möchte – die knappe Grundfläche von Balkon oder Terrasse es aber nicht zulässt, noch mehr Töpfe und Pflanzgefäße aufzustellen. Hochbeete und Rankgerüste Marke Eigenbau sind eine Lösung, der vertikale Garten von Geco Gardens eine andere. Das Unternehmen bietet kleine, komplette Ökosysteme für das biologische Gärtnern in der Stadt an. Durch ihren modularen Aufbau und individuelle Anpassungsmöglichkeiten lässt sich damit der vorhandene Platz optimal ausnutzen. Zum System gehören ein Wassertank inkl. automatischer Bewässerung, ein Wurmkompost für die organische Düngung und sogar ein kleines Solarmodul – alles, was der ambitionierte Balkongärtner braucht.
Die Beispiele zeigen: Mit innovativen Ideen, viel Kreativität und etwas Einsatz ist auch auf kleiner Fläche und bei nicht ganz optimalen Bedingungen vieles möglich. Und gerade während der Corona-Pandemie, in der viele Menschen deutlich mehr Zeit zuhause verbringen als gewöhnlich, steigt das Interesse, sich mit Gemüseanbau, Kräuterzucht & Co. zu beschäftigen, noch einmal deutlich. Wer jetzt ebenfalls Lust auf sein Pflanzenglück in der Wohnung oder auf dem Balkon bekommen hat, dem wünschen wir allzeit einen grünen Daumen. In diesem Sinne: Let it grow!